Patchwork - Familien

Patchwork - Familien

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von schroeder123 am 29.05.2019, 15:52 Uhr

Neuer Freund kritisiert Tochter

Hallo, ich habe zwei Kinder, eine Tochter (12) und einen Sohn (15). Ich lebe getrennt von meinem Mann und die Kinder wohnen mehr bei ihm als bei mir. Ich bin ausgezogen. Ich versuche aber, sie öfter zu sehen, nur kommen sie nicht so gerne zu mir (hatte ich schon mal in einem Beitrag beschrieben). Jetzt ist es so, dass mein neuer Freund, der selbst keine Kinder hat, immer öfter versucht, meine Kinder zu erziehen, vor allem meine 12-Jährige, die gerade nicht einfach ist. Das kommt gar nicht gut bei ihr an. Oft macht mein Freund das auch, wenn ich nicht im Zimmer bin. Und wenn ich dann reinkomme, merke ich, das was nicht stimmt, das schlechte Stimmung herrscht. Wenn ich frage, was los ist, sagt keiner von beiden was. Schwierig. Natürlich gibt es auch Eifersüchteleien zwischen beiden. Ich möchte gerne beiden gerecht werden. Irgendwie verstehe ich ja auch, dass mein Freund Mitspracherecht haben will, weil er dazugehören will und weil meine Tochter machmal wirklich sehr zickig sein kann. Und ich verstehe auch meine Tochter, wenn sie sich denkt, dass mein neuer Freund ihr mal gar nichts zu sagen hat. Aber ehrlich gesagt befinde ich mich in einer Zwickmühle. Ich finde dann beide übertrieben und hätte gerne, dass sich alle gut verstehen. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Wenn ich meinem Freund sage, dass die Erziehung meiner Kinder meine Sache ist, dann hau ich ihm die Tür vor der Nase zu. Wenn ich meiner Tochter sage, dass auch mein neuer Freund ein Recht dazu hat, sie zu kritisieren, kann es sein, dass sie gar nicht mehr zu mir kommen will.

 
14 Antworten:

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von kravallie am 29.05.2019, 16:32 Uhr

ICH würde dem freund ganz klar sagen, dass er sich aus der Erziehung rauszuhalten hat.
du riskierst in der tat, dass sie gar nicht mehr zu dir kommt.
für mich stehen und standen meine Kinder immer vor einem mann.
ihr könnt Probleme und/oder erziehungsfragen ja miteinander klären, aber aktiver bestimmer und botschaftenübermittler bist du.
so habe ich das mit meinem kind1 und mann2 gehalten, hat ganz gut geklappt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von Strudelteigteilchen am 29.05.2019, 16:58 Uhr

Zitat:
"Wenn ich meinem Freund sage, dass die Erziehung meiner Kinder meine Sache ist, dann hau ich ihm die Tür vor der Nase zu."

Wenn es schon "die Tür vor der Nase zuhauen" ist, wenn Du ihm freundlich sagst, daß die Erziehung Deiner Kinder Deine Sache ist, dann stimmt was nicht. Wovor hast Du Angst? Daß er beleidigt ist? Tja, dann ist das eben so. Daß er Dich verläßt? Wegen sowas? Dann ist er es nicht wert.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von pauline-maus am 29.05.2019, 21:40 Uhr

Ich glaube ,bei eurer Konstellation , würde ich mein Kind allein treffen . da es die besuche der kinder ja eher selten zu sein scheinen , ist das doch möglich.
Würden sie bei dir wohnen , müsste man das wieder anders haendeln .

Meine These : mein Kind erziehe ich selber ,erwarte aber Respekt und Akzeptanz meinem Partner gegeueber. Freundschaftliche Basis ist er wünschenswert aber was nicht geht ,kann man nicht mit Macht herbeiführen.
Daher würde ich ,wenn beide nicht kompatibel wären getrennt vom Partner wohnen

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von Susanne.75 am 30.05.2019, 9:57 Uhr

Dein Freund ist DEIN Freund! Nicht ihr Freund, nicht ihr Vater, nicht ihr Erziehungsberechtigter. Sie muss ihn nichtmal mögen, auch wenn es für euch leichter wäre.

Treff dich mit deinem Freund, wenn deine Tochter nicht da ist. Oder er besucht euch nur zum Essen oder ihr geht mal ins Kino oder so.

Er darf den ganz normalen Respekt und Höflichkeit wie jeder andere Mensch in deinem Umfeld erwarten, sollte sich aber auch nicht mehr Rechte rausnehmen, als jeder andere Mensch, denn die hat er nicht. Er hat eine Beziehung mit dir, sie hat schließlich nicht mit gewählt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von Meeresschildkröte am 30.05.2019, 10:02 Uhr

Sehe ich auch so.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von desireekk am 30.05.2019, 16:31 Uhr

Hallo,

ich lebe auch im Patchwork mit Teenagern. ich 2 , er 2

Gerade seine Große hat und hatte massive Schwierigkeiten mit mir.
Du glaubst gar nicht, wie oft ich mir auf die Zunge beißen muss und innerlich fast explodiere. Aber es ist sein "Kind" und da muss ER ran. (Leider tut er es oft halt leider nicht).

Dein Freund ist DEIN Partner. Den Kindern gefällt das vermutlich derzeit nicht so wirklich. Muss ihnen auch nicht, sie haben sich das ja nicht ausgesucht. Aber er soll sich die erste Zeit /und ja, das kann locker mindestens ein Jahr sein!) komplett raushalten.
Über die Zeit werden sie sich gewöhnen, wenn man es langsam angehen lässt.
Ich stecke ja in den Schuhen deines Partners, aber auch ich sage: DEIN Kind, DEINE Erziehung. Das mag er blöd finden, aber da muss er durch.
Wobei ja schon gesagt wurde dass das nichts damit zu tun hat dass man respektvoll miteinander umgeht.

Ich würde versuchen sie so weit wie möglich auseinander zu halten. OHNE das den Kindern so zu sagen.

LG

D

Und als kleine Anmerkung:
Gerade Mädels können ekelhaft sein, unterschätze die "Hinterfotzigkeit" Deiner Tochter nicht. Mein Mann ist z. B. völlig blind und taub gegenüber den ständigen kleinen Spitzen die seine Tochter abgibt.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von spiky73 am 30.05.2019, 18:13 Uhr

Ich sehe das anders als meine Vorschreiberinnen.

Gerade Strudelteigteilchen hat doch immer das Sprichwort "It takes a village to raise a child" hier angeführt. Und wenn eigentlich jeder, der gerade intensiv mit meinem Kind zusammen ist, auch erzieherisch auf es einwirkt - das ergibt sich doch irgendwie automatisch - weshalb darf das mein Partner nicht? Verwirkt er dieses Recht in dem Moment, in dem er mit mir eine Beziehung eingeht?

Kurz ein Wort zur vorliegenden Situation der AP: dazu kann ich eigentlich direkt nichts sagen, weil auch die AP sich sehr vage hält. Weil sie zwar weiß, dass Kritik stattfindet, aber offenbar weder Kind noch Partner sich ihr gegenüber äußern und sie selbst deshalb keine Basics liefern kann.
Aber erfahrungsgemäß muss ich sagen, wenn mein Kind mir gegenüber in so einer Situation nichts erwähnen würde (oder später, wenn wir alleine sind), dann müsste ich davon ausgehen, dass meine Tochter genau weiß, dass sie selbst nicht ganz unschuldig an der Situation bzw die Kritik an ihr nicht ganz unberechtigt war...

Andererseits: mit 12 oder 15 sollte die Erziehung eines Kindes eigentlich im großen und ganzen abgeschlossen sein. Das Kind sollte in dem Alter schon ganz genau wissen, was es darf und was nicht, ansonsten ist doch eigentlich Hopfen und Malz verloren.

Ich mache mir keine Illusion darüber, dass mein Mann und ich nicht zusammen wären, wenn vor allem zwischen meinen beiden Kindern und ihm das Verhältnis nicht stimmen würde.. Ich weiß, dass er meine Kinder schätzt und auch überwiegend mit ihrem Verhalten d'accord geht. Und wenn nicht, dann darf er auch etwas dazu sagen. Und bisher war alles, was er angemerkt und/oder kritisiert hat auch völlig korrekt und angemessen.
Beispiele gefällig? Meist geht es um Kind2, Kind1 ist auch altersmäßig ja schon außen vor.

Also, Mann hat schon seit 20 Jahren einen chronischen Tinnitus.. Kind2 hat - auch zu meinem Leidwesen - die Angewohnheit, sich oft mit (ich nenn es mal so) hochfrequenten Lautäußerungen bemerkbar zu machen. Keine Ahnung, was das Kind dann reitet, sie quietscht halt manchmal herum. Das tut mir ja schon in den Ohren weh, ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das bei meinem Mann ist.
Und natürlich hat er dann jedes Recht der Welt, meinem Kind zu sagen, sie möge mit dem Gequieke aufhören. Es geschieht weder auf unfreundliche Weise, noch ist er im Unrecht. Und wenn ich IHM dann den Rücken stärke, falle ich dem Kind ja nicht automatisch in seinen Rücken, da auch ich ja dem Kind immer wieder sage und auch früher schon gesagt habe, sie soll mal ein wenig ruhiger sein und an ihr Umfeld denken... Irgendwann wird das Früchte tragen. Hoffentlich. :-D

Oder: Kind2 hat sich ein Aquarium gewünscht. Mein Mann hat eines besorgt, es liegt in seinem Wagen. Aber seine Bedingung war, dass Kind2 ihr Zimmer aufräumt. Es muss ja auch Platz für das Aquarium geschaffen werden. So lange sie aber nicht aufräumt, so lange gibt es halt keinen Fischtank in ihrem Zimmer. Das darf mein Mann schon entscheiden. Wird ja irgendwann auch das Gemeinschaftsprojekt der beiden.

Das sind ja jetzt keine grundlegenden Erziehungsfragen, finde ich zumindest. Meine Kinder habe ich ganz gut hinbekommen, die kann ich unbesorgt auch verleihen.
Ich weiß aber auch, dass meine Eltern ihren Anteil daran haben, schließlich haben beide Kinder viel Zeit dort verbracht. Ebenso hatten beide Kinder engagierte Erzieherinnen in der Kita und Lehrkräfte an der Schule, die auch ihren erzieherischen Beitrag geleistet haben.
Und daher sehe ich es gelassen und räume wie gesagt meinem Mann auch das Recht ein, auf die Kinder einzuwirken. Schließlich lebt und verbringt man ja auch Zeit miteinander und weshalb sollte man da nicht auch aufeinander einwirken oder voneinander lernen?

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

So "einfach" ist es aber auch nicht....

Antwort von desireekk am 30.05.2019, 19:44 Uhr

Weißt Du Spiky,

Was ich jetzt schreibe ist losgelöst davon ob ich mit Dir d'accord gehe oder nicht:
… der Unterschied ist: ob deine Kinder es prickelnd finden oder nicht, sie MÜSSEN mit ihm klarkommen/mit ihm leben. Sie haben keine Ausweichmöglichkeit zum Vater zu ziehen/gehen, weil es den bei Euch nicht gibt. Zudem leben sie ja schon immer mit Dir, keine (traumatische) Trennung (kurz) zuvor.

Bei der AP ist das nicht so.
Das muss durchaus auch betrachtet werden.
Die Kinder haben die Option eben nicht mehr zur Mutter zu gehen, sie leben ja sowieso beim Papa.
Und ja, das verändert die Situation durchaus.

Ich hab ja hier beides, ich kann beide Seiten sehen und muss mit beiden Seiten leben (meine können NICHT weg. seine können durchaus ans andere Ende des Dorfes ausweichen).

Natürlich ist es durchaus eine Frage WIE er mit ihr umspringt, aber mir dünkt, das Mädel ist noch mit Trennung und Einfinden in die neue Situation beschäftigt, dann noch hier Kritik vom "Neuen" einstecken zu müssen (war er der Trennungsgrund?... ich vergaß...)… das ist evtl. heftig für das Mädel gerade?

Versteh mich nicht falsch, ich mache durchaus Ansagen an die Tochter meines Mannes.... Aber das ging Jahre, bevor ich das halbwegs konfliktfrei machen konnte. Vorher gab es ggf. schon Tränen wenn ich (definitiv freundlich und fröhlich) darauf hinwies, dass das eigene Glas bitte vor dem Zubettgehen in die Spülmaschine (und nein NICHT oben drauf...) gestellt wird.
Was glaubst Du was da los ist, wenn plötzlich das Mädel tränenüberströmt die Treppe ins Schlafzimmer hochkommt...
Was ich damit sagen will: es ist nicht einfach und leider Gottes nicht mit einer festen Regel zu lösen...

Aber dafür sind wir ja da, um miteinander diskutieren und verschiedene Meinungen und Sichtweise auszutauschen

LG

D

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: So "einfach" ist es aber auch nicht....

Antwort von pauline-maus am 30.05.2019, 21:29 Uhr

Ich glaube ,wichtig ist auch das alter der bonus Kinder.
Ab 15 kann man schon erwarten ,DSS sie wissen was zwischenmenschlicher Respekt bedeutet und wollen ja auch schon als vollwertig und erwachsen angesehen werden.
Daher finde ich , graetschen sie da rein, darf der Partner durchaus etwas sagen, weniger als Erziehungsauftrag , sondern eher als kontra ,wie wir es auch mit anderen Erwachsenen tun würden
Bei kleineren Kindern ist es schwierig, da kann ja nicht jeder neue Freund am Erziehungsstil der Mutter rumbasteln.
Daher bleib diese Aufgabe bei der Mutter, da dort Beständigkeit ist...sollten Unklarheiten sein, müssen die erwachsenen das klären und die Mutter kommuniziert das dann mit dem Kind
ABER reine Theorie , da ich das selber nicht lebe;)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: So "einfach" ist es aber auch nicht....

Antwort von spiky73 am 31.05.2019, 2:25 Uhr

Huhu Desiree,

Natürlich haben wir hier alle unterschiedliche Konstellationen und unter Umständen ist das wie Äpfel mit Birnen vergleichen.

Vermutlich ziehen bei der AP die Eltern auch nicht unbedingt an einem Strang, das kommt dann noch erschwerend dazu. Aber das Kind hat dann eben noch die Möglichkeit, nicht mehr hinzugehen, obwohl das vielleicht auch nur die zweitbeste Lösung ist.

In deinem Fall - wir wissen ja, wie dramatic die Amis gerne sind - hätte ich dem Vater von Anfang an Feuer unter dem Hintern gemacht. Ich bin ja relativ gelassen und duldsam, aber wenn mir etwas quer steckt, dann vertrete ich meine Meinung durchaus in typischer Fischmanier. Und wenn mir mal der Kragen platzt und ich laut werde, dann weiß mein Umfeld, dass dann die Hütte brennt... Deine Geschichte verfolge ich ja schon eine Weile ;-) und ich bin mir fast sicher, dass ICH keinen so langen Atem gehabt hätte wie du, ich wäre schon längst wieder in Good Old Germany - mit meinen Kindern und ohne den Mann (aber du kennst meine Geschichte ja auch und kannst dir vielleicht denken, wieso und weshalb..).

Im Grunde genommen habe ich das, was ich vorher geschrieben hatte, auch eher allgemein gemeint.
Nachdem ich das geschrieben hatte, habe ich in meinem News-Feed eine Meldung gehabt, da ging es um eine junge Lehrerin aus Bayern (?), die einen 12jährigen Schüler wegen mehrfach nicht gemachter Hausaufgaben gerügt hatte. Der wiederum rief daraufhin seine Mutter an, die in Begleitung eines Mannes kam, die Lehrerin verbal und körperlich attackierte, und ihr Begleiter hat die Lehrerin auch mehrmals geohrfeigt.
Solche Vorkommnisse sind mittlerweile die Regel. Erinnere dich - hätte in unserer Jugend ein Lehrer etwas zu uns gesagt, hätten wir zuhause auch noch einen Einlauf bekommen, der sich gewaschen hat. Heute rennen die besorgten Helikoptereltern in die Schule und greifen die Lehrer an. Die Meldung beschreibt ja keine Ausnahme, sondern eher den Lehreralltag heute. Gut, physische Gewalt ist dann doch eher die Ausnahme, aber Lehrer sehen sich immer häufiger Verbalattacken aufgebrachter Eltern ausgesetzt. Und das weiß ich auch von einer Bekannten meines Bruders, die sagte, dass man im Schuldienst heute wirklich ein dickes Fell haben sollte...

Aber solche Vorkommnisse sind ähnlich symptomatisch wie dieses "meinem Kind habe nur ich was zu sagen" innerhalb der Beziehung.

Alles in allem habe ich, haben wir, in der Beziehung vielleicht einfach nur riesengroßes Glück gehabt, nicht zuletzt weil Mann und ich uns von der Art her ziemlich ähnlich sind und wir normalerweise auch an einem Strang ziehen...
Und vielleicht sind meine beiden auch so unkompliziert, weil eben nie ein Vater da war.
Trotzdem bleibe ich auch bei meiner Theorie, dass in dem Alter der Tochter (12) die eigentliche Erziehungsarbeit im Großen und Ganzen schon abgeschlossen ist/sein sollte, weil da ja auch die Freunde langsam wichtiger werden als die peinlichen Eltern.. :-)) Da sollte der Grundstein gelegt sein, weil: was Hänschen nicht lernt...

Aber ich bin jetzt leer geschrieben und melde mich bei dir lieber per Email... :-)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: So "einfach" ist es aber auch nicht....

Antwort von Strudelteigteilchen am 31.05.2019, 10:29 Uhr

Zitat:
"Solche Vorkommnisse sind mittlerweile die Regel."

Die Regel? Oh, bitte!

Anonsten:
Definiere "Erziehung". Der von Dir zitierte Spruch benutzt ganz explizit das Verb "to raise" und nicht "to educate". Und genau das ist der springende Punkt.

Natürlich darf und SOLL die nette Dame im Bus etwas sagen, wenn mein Kind mit den dreckigen Schuhen gegen ihre helle Hose tritt. Allerdings hat sie keine Strafen und/oder pädagogische Maßnahmen anzudrohen oder gar durchzuführen.

Mein Lebensgefährte darf sagen: "Ich möchte nicht, daß Du meine Hosen bei 60 Grad wäschst, dann gehen sie nämlich kaputt!" Aber er hat keinerlei Recht zu sagen: "Das korrekte Sortieren von Wäsche ist ab sofort Deine Aufgabe, und wenn Du das nicht tust kürze ich Dein Taschengeld!"

Meine Kinder wachsen in einer Gesellschaft auf, sie werden zu einem Teil derselben, und daher sollen sie frühzeitig die Regeln und die Funktionsweise dieser Gesellschft, dieses "Dorfes" kennenlernen. Ich bin dankbar, wenn mir die anderen Mitglieder des "Dorfes" dabei helfen. Aber es gibt Grenzen, und auch wenn meine Kinder von einer Gemeinschaft auf(!)gezogen werden - für die Er(!)ziehung bin ICH zuständig. Ich autorisiere meine Eltern, ErzieherInnen im Kiga, Lehrer, Sporttrainer, mir dabei zu helfen, wenn mir das angemessen oder sinnvoll erscheint, aber sie sind und bleiben Helfer. Und ein Kerl, der mein Leben teilt, erwirbt damit keinesfalls automatisch eine Miterzieherlizenz. Die muß er sich schon erarbeiten.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von lilly1211 am 31.05.2019, 18:37 Uhr

Ich finde du musst deinem freund ganz klar sagen dass er nichts an deiner Tochter zu erziehen hat. Sonst riskierst du dass sie nicht mehr kommt.

Mein Freund ist noch nie auf die Idee gekommen - ich hätte da aber auch null Spielraum. Das Kind steht ganz klar an oberster stelle.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Er darf sich abgrenzen, aber nicht erziehen!

Antwort von Banu28 am 01.06.2019, 14:34 Uhr

Huhu,

Du wünschst Dir Harmonie, hoffst aber, dass die von selbst kommt und Du nichts dafür tun musst. Du musst jetzt lernen, klarer Stellung zu beziehen. Bei Deiner Wischiwaschi-Haltung weiß bei Euch zu Hause keiner, woran er ist.

Zuerst mal: Nein, Du schlägst Deinem Freund nicht die Tür vor der Nase zu, wenn Du Dich abgrenzt. Es muss sonnenklar sein, dass DU für die Erziehung Deiner Tochter zuständig bist, und außerdem natürlich der leibliche Vater. NICHT aber Dein Freund. Auch wenn er das gern will, steht ihm das nicht zu.

Sage ihm: Er darf zwar nicht erziehen, maßregeln, schimpfen oder Konsequenzen verhängen. Was er aber darf: Er darf als gleichberechtigter Mitbewohner von Deiner Tochter ein faires, rücksichtsvolles Verhalten erwarten. Und es ihr auch sagen, wenn sie das vermissen lässt. Wenn sie also konkret IHM blöd kommt, darf er sich dagegen verwehren. Er darf sich aber nicht in Dinge einmischen, die SIE betreffen. Für solche Dinge bist Du zuständig.

Du musst dies deutlich vermitteln. Wenn Du aus Angst vor Konflikten bei Deiner passiven Haltung bleibst, verursacht das Unfrieden. Und es vertreibt Dein Kind, denn Deine Tochter hat einen Anspruch darauf, dass Du für sie eintrittst. Und dass nicht ein fremder Mann, zu dem sie keine echte Beziehung hat, sie maßregeln will. Niemand würde sich das gefallen lassen - das hättest Du auch selbst als junges Mädchen sicher nicht haben wollen.

Frage Dich vielleicht ehrlich, ob Du Dich in Deinen früheren Beziehungen auch schon schlecht abgrenzen und wenig für Deine Ansichten und Bedürfnisse eintreten konntest. So dass Deine Partner immer übergriffiger wurden und Dich wenig respektiert haben. Muss nicht so sein - könnte aber so sein. Dann ist die jetzige Situation die Chance für Dich, Durchsetzung und einen klaren Standpunkt zu lernen.

Deine Tochter kommt an erster Stelle! Sie ist wichtiger als Dein neuer Freund. Es ist Deine Aufgabe als Mutter, Deinem Freund hier eine klare Linie aufzuzeigen, die er nicht überschreiten darf. Wenn Du das aus Angst vor ihm nicht kannst, oder wenn er das nicht akzeptiert, sondern aggressiv wird, dann ist er nicht der Richtige. Ziehe deutliche Grenzen und erlaube keine Übertretung.

Mach‘ das auf freundliche Weise, aber glasklar und konsequent. Du musst das jetzt wirklich schaffen. Sonst rutschst Du zum einen wieder in eine ungute Beziehung mit ungleicher Verteilung der Kräfte. Und Du verlierst vielleicht Deine Tochter, denn sie wird Dir die Sache unter Umständen viele Jahre nachtragen!

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Neuer Freund kritisiert Tochter

Antwort von nils am 03.06.2019, 12:43 Uhr

Ich kann dir nur sagen wie es bei uns ist.
Meine Kinder leben mit uns im gemeinsamen Haushalt. Da darf mein Mann sehr wohl auch mal sagen macht doch mal leiser oder so.
Aber was ich nicht mag, wenn er z.B. an der Großen rummäkelt, dass sie ihre Haare blöd trägt oder dass sie nicht so viel Süßes essen soll.
Es gibt Dinge, da bitte ich ihn einfach, dass er sich raushält (weil meine Kinder da auf Aussagen von ihm viel sensibler reagieren als wenn ich ihnen das sage) - was dann auch so ist.

Seine Tochter sehen wir selten, da sie nicht bei uns wohnt.
Da halte ich mich beispielsweise total raus. Er ist der Vater und sie kommt wegen ihm. Und wenn er ihr 4 Nutella-Semmeln essen lässt, dann ist es eben so. Bei meinen Kids hätte ich da schon Maßnahmen ergriffen.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge im Forum Patchwork-Familien
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.