Patchwork - Familien

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Geschrieben von 02Fruehling am 26.06.2020, 14:29 Uhr

Nie glücklich?

Mir hat vor ein paar Tagen ein guter Freund gesagt, dass Patchwork nie wirklich von Anfang an gut geht. Er kenne keine einzige Familie, bei der es von Anfang an geklappt habe. Es geht dem einen immer um sein Kind oder seine Kinder, dem anderen genauso. Ist das vielleicht so, weil ich den jeweiligen Familien eh schon der Wurm drin ist oder war - und das sich auf die nächste Familie auswirkt? Klar kann man wohl dran arbeiten. Aber das ist sicher nervenaufreibende Arbeit über ne lange Zeit. Und was mich vor allem interessieren würde: Die Erwachsenen der Patchworkfamilien, die ich kenne, sagen, dass sie glücklich sind. Aber sind es die Kinder auch??? Wie ist das bei euch?

 
11 Antworten:

Re: Nie glücklich?

Antwort von Maroulein am 26.06.2020, 20:53 Uhr

Ich kenne es nur aus dem Bekanntenkreis,und irgendwie läuft es da bei allen nicht Prima

Die eine erzählt sehr gern dass der Ex schon immer ein Riesenarsch war(was sie selber auch nicht Grad schlau dastehen lässt,immerhin hat es für 12 Jahre und drei Kinder gereicht),die Kinder bräuchten allesamt Therapie,als der älteste mit 16 zum Vater zog stellte sie den Kontakt zum Sohn ein

Bei einer anderen zog ebenfalls der älteste zum Vater,die 14 Jährige muss sich das Zimmer mit dem Nachzügler teilen und die Mutter findet es total normal dass sie sich die Nächte übernimmt,sie hat inzwischen auch die Nase voll von dem neuen und dem Baby,aber der Vater hat keinen Platz für beide Großen

Die nächste hat ihren Mann mit beiden Kindern verlassen,den Umgang nicht stattfinden lassen,den Kindern lauter Mist über den Vater erzählt,sie hatten wahnsinnige Angst vor ihm-bis der neue Mann kam,da hat sie die Kinder dann schreiend Wochenweise beim Vater abgeladen um Zeit für den neuen zu haben

Also ich kenne irgendwie niemanden wo das gut funktioniert

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Re: Nie glücklich?

Antwort von kravallie am 27.06.2020, 8:55 Uhr

ich habe minimalpatchwork gelebt, d.h. kind1 ae bekommen, dann kinderlosen mann geheiratet und kind2 bekommen.
es gab keinen kv1, das half immens und ich war 16 jahre in dieser konstellation zufrieden. in der pubertären phase von kind1 gab es schon immer mal wieder knatsch, aber ich habe mich ganz klar positionieren können. dass die ehe gescheitert ist, hat nichts mit patchwork zu tun.
heute sind die kinder 25 und 16, ich glaube, es wäre paradoxerweise schwieriger, aber ich habe eh nicht vor mit jemandem zu leben.

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Kommt drauf an, welche Erwartungen man hat...

Antwort von Jorinde17 am 27.06.2020, 10:47 Uhr

Dass es nur selten wirklich gut funktioniert, liegt sicher nicht daran, dass bei den Familien schon vorher der Wurm drin war. Sondern daran, dass Patchwork zwar heute gängig, aber eben doch nicht der „natürliche“ Fall ist.

Ich denke, die Psyche von Kindern ist von je her darauf ausgelegt, bei Mama und Papa zu leben und inh. dieser stabilen Kernfamilie groß zu werden. Auch Trennungskinder wollen in der Regel keine neue Stiefmama oder Stiefpapa haben. Sondern sie wünschen sich bis zuletzt, dass ihre „richtigen“ Mama und Papa wieder zusammenkommen.

Und die Psyche von Eltern wiederum ist darauf ausgelegt, vor allem die eigenen Kinder zu lieben. Von außen neu hinzukommende Stiefkinder liebt man in der Regel eben nicht ganz so sehr, egal wieviel Mühe man sich gibt. Deshalb macht man - bewusst oder unbewusst - einen Unterschied zwischen den eigenen und den Patchworkkindern.

Ich glaube, dass hier die Natur der Psyche und die modernen Familienformen aufeinanderprallen. Die Psyche funktioniert bei klein und groß nach sehr alten Regeln. Die Neuzeit, in der die Familien zerbrechen, man Geschwister, Halbgeschwister, Stiefgeschwister, echte und Patchwork-Großeltern, richtige und Stiefeltern hat, ist nicht vorgesehen.

Das heißt nicht, dass sich niemand trennen sollte, der unglücklich ist. Es ist keine Bewertung, die Zeit ist eben so, wie sie ist. Erwachsene wünschen sich (zu Recht) vom Leben, einen Partner zu finden, mit dem sie glücklich sind, und nötigenfalls hier eben auch mal wechseln zu dürfen. Aber das heißt eben nicht, dass dies auch dem Bedürfnis von Kindern entspricht. Oder dass man sich selbst oder den Partner zwingen kann, Stiefkinder genauso sehr zu lieben, wie die eigenen. Es entstehen hier Risse und Brüche, die man nicht komplett zukitten kann.

Ich denke, Patchwork funktioniert am besten, wenn man

a) nicht die Erwartung einer perfekten, heilen Familie pflegt. Sondern bereit ist, das Provisorium, das Chaotische, das Unvollkommene, den Konflikt, die ständige Gratwanderung als Normalzustand zu akzeptieren.

b) den Kindern erlaubt, die neuen Geschwister, den neuen Stiefelternteil nicht lieben zu müssen.

c) sich selbst erlaubt, das Stiefkind nicht so tief zu lieben wie das eigene Kind, denn so ist die Wirklichkeit.

b) feste Regeln aufstellt dazu, welche Kompetenzen der Partner jeweils bei den Stiefkindern hat. Wo sollte er sich raushalten? Was hat er zu sagen, was nicht? Und sich dann jeweils klar daran hält (was gerade Männern oft leider schwer fällt).

LG

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Die Heransgehensweise ist schon grundfalsch...

Antwort von desireekk am 27.06.2020, 22:10 Uhr

Hallo,

dieses "immer Friede, Freude, Eierkuchen" gibt es weder in Rama-Familien (sonst gäbe es ja nicht so viele Scheidungen!) noch bei Patchwork-Familien.

Bei Rama ist es halt so, dass sich erst Mal nur 2, meist junge Personen, einigen müssen. Und diese "einheitliche Linie" an die gemeinsamen Kinder weitergeben. Ohne weitere Ansprüch von außen… und wenn "Außen" dazukommt… man möge doch bitte mal all die Posts hier über Omas und Schwiegermütter lesen… da kracht es doch auch schon.

So und jetzt versucht man 2 Erwachsene mit viel Lebenserfahrung und gewachsenen -Ansichten zusammenzuspannen… dazu kommen hier naturgemäß stärkere Einflüsse von außen, weil meist die ehemaligen Partner auch noch beeinflussen.

Das verlangt viele Gespräche, bietet mehr Konfliktpotential, etc.
Beisiel: Familie will zusammen in den Urlaub fahren. Normalerweise einigen sich Mama und Papa zu welchem Datum man fährt (die AGs lass ich jetzt mal weg).
Bei Patchwork muss man sich nicht nur intern einigen, sondern das auch noch abchecken mit beiden anderen Expartnern, etc.

Oder gewachsene "Familienrituale": bei mir gab es so gut wie nie Cola, Fanta & Co.
Bei meinem jetzigen Ehemann stand das ganz normal jeden Tag auf dem Tisch.
… und nun?

Meine Kinder konnten raus wie si wollten (nach Hausaufgaben und Instrument üben). Bei ihm nur, wenn genau geklärt war wann wohin wie lange, und meistens mit einem Erwachsenen der aufpasst…
… und nun?

Nun muss eben jeweils eine neue Linie gefunden werden, das muss nicht nur intern, sondern eben auch noch ggf. mit dem anderen Elternteil angesprochen werden.

Viele Köche in dem Brei…

ABER: Gespräche und Diskussionen müssen ja nicht immer SCHLECHT sein!
Mich hat das Patchwork auch sehr bereichert, ich bin NICHT mehr so festgefahren in dem was ICH als richtig erachte.
Man wächst nochmal ganz anders daran.

Zudem spielt auch noch mit hinein, wie alt die Kinder sind.

Fazit: wenn man friktionslose Rama-Familie erwartet nachdem man gerade die eigentliche Ramafamilie geschrottet hat... dann wird man eben genau das Gefühl des Ausgangsposts erfahren und es negativ sehen.

Gruß

D

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Re: Nie glücklich?

Antwort von Hase67 am 28.06.2020, 11:27 Uhr

Wir haben auch eine Patchworkkonstellation, wobei meine Tochter inzwischen ausgezogen ist. Schwierig ist dabei (sowohl rückblickend für mich als auch jetzt noch für meinen Sohn) die Situation, dass meine Tochter zu ihrem Vater ein sehr gutes und enges Verhältnis hatte, mein Sohn und meine Tochter ein Herz und eine Seele sind und ich mich mit beiden auch gut verstehe, mein Mann aber (einerseits, weil er schlichtweg zeitlich schon immer sehr wenig präsent war und sich beruflich um ein Vielfaches mehr engagiert hat als familiär, andererseits aber auch wegen seiner sehr traditionellen Ansichten in Bezug auf die Rolle von Eltern und Familie) immer "the odd one out" war und es in gewisser Hinsicht immer noch ist. Da seine Bereitschaft, uns gemeinsam Beratungshilfe zu suchen oder auch seine eigenen Verhaltensweisen zu überdenken, schon immer gegen Null tendierte, ist unser Patchworkmodell immer wacklig und konfliktbeladen gewesen, ich habe bei etlichen Vermittlungsversuchen auch einiges an Federn gelassen. Irgendwann habe ich gelernt, es so zu akzeptieren wie es ist. Inzwischen sind auch die Kinder alt und argumentationsstark genug, um sich selbst mit ihm auseinanderzusetzen. Deshalb darf er die Konflikte, die größtenteils er generiert (durch einen poltrigen Tonfall und negative Zuschreibungen, die er sich aber andersherum verbittet) jetzt selber austragen. Dadurch hat sich eine Menge zum Besseren gewandelt, schlichtweg aufgrund der Tatsache, dass er ohne mich als Puffer dazwischen deutlicher merkt, dass er auf die Art nichts erreicht. Und weil ihm Anerkennung letztendlich doch auch wichtig ist, gibt er sich mehr Mühe.

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Re: Nie glücklich?

Antwort von pauline-maus am 28.06.2020, 22:22 Uhr

Naja perfekt ist nichts im leben ,auch nicht bei original Familien.
Glück mache ich nicht fest daran , dass alle und alles in meinem Leben und das drumherum kompatibel sind, sondern dass ich mit den einzelnen Personen und Situationen gut zusammenpasse.
Das paradoxe der Wahrscheinlichkeitsrechnung greift bei Familienbildung wohl am besten;) grins.

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Re: Nie glücklich?

Antwort von tonib am 30.06.2020, 13:11 Uhr

Kann ich nicht bestätigen. Zu den Kindern meines Mannes habe ich ein gutes Verhältnis, die Kinder untereinander (seine und unsere) sind ein Herz und eine Seele. Nur mein Mann ist schwierig (die Beschreibung vom Hasenmann trifft es ganz gut).

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Re: Nie glücklich?

Antwort von Hase67 am 30.06.2020, 15:30 Uhr

Du hast mal irgendwann etwas von "50er-Jahre-Erziehungsstil" geschrieben (hier oder in einem anderen Sub). Da habe ich auch vor dem Rechner gesessen und zustimmend genickt, weil mir das bekannt vorkam.

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Re: Nie glücklich?

Antwort von MoneSi am 01.07.2020, 3:12 Uhr

Nie glücklich stimmt nicht, irgendwann schon auf Dauer und während man zusammenwächst ist man auch zeitweise glücklich. Es ist halt viel Kampf und Kompromiss und auch viel Fehleinschätzung gegeben. Der scheinbare Irrtum, dass grds. alle Familien ähnlich ticken, hier aber die neue Familie wohl anders ist, schafft einen zunächst.,Da kann in der Tat Limo und Cola auf dem Tisch, wie oben beschrieben, ein Problem werden. Auf lange Sicht wächst die Erkenntnis, dass Familien tatsächlich ähnlich ticken und die eigenen Kinder sich irgendwann wie die älteren Kinder des Partners verhalten. Es heißt doch immer, dass man das lieben wird, wo man viel investiert und gegeben hat. Wir haben alle gekämpft, Groß und Klein. Wir passen aufeinander auf. Perfekt ist es vielleicht nicht. Ich mache mir oft Sorgen, gerade um „die Großen“, die jetzt selber Kinder bekommen. Glücklich, denke ich, sind wir alle und auch bemüht darum, dass es allen gut geht und jeder glücklich ist.

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Re: Nie glücklich?

Antwort von Sarah1982asw am 10.07.2020, 10:37 Uhr

Ich war nie so wirklich glücklich in der Konstellation Patchwork, mein Ex Mann hatte 2 Kinder aus erster Ehe, und danach eine kurze Beziehung auch, mir fehlte die Zeit des Kennenlernens, gemeinsame Unternehmungen, das kann bei anderen besser laufen, vielleicht lag es an uns wahrscheinlich sogar.

Nach 10 Jahren "Ersatz Babysitter" und gleich Hausfrau, habe ich für mich entschieden kein Mann mit Kindern. Ich habe einen 5 jährigen und jetzt einen Freund, wir sehen uns wenn das Kind beim Vater ist, da er weit weg wohnt geht es eh nur so, und das passt. Kennen lernen, gemeinsame Erwachsene Paarzeit.

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Re: Nie glücklich?

Antwort von cereza am 18.08.2020, 17:10 Uhr

Ich hatte bis vor kurzem Patchwork, zwei unserer Kinder gleichalt, das hat wunderbar funktioniert. Nur zwischen ihm und mir nicht ausreichend.

Jetzt (klar, in unserem Alter haben fast alle Kinder) wieder Patchwork- ich hoffe es bleibt so, wie bisher: sehr harmonisch, meine Kinder mögen ihn, seine mich, zwischen unseren liegt genug Altersunterschied, dass es nicht wirklich konfliktgeladen sein oder werden kann, sie sind in unterschiedlichen Lebensphasen. (16,10,6,4)

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