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Stieftochter zu uns oder nicht

Thema: Stieftochter zu uns oder nicht

Liebe Community, Ich hoffe ich finde hier Hilfe und Zuspruch. Es geht um meine Stieftochter (5) Jahre alt. Ich habe mit meinem Mann noch zwei gemeinsame Kinder (1 und 2 Jahre alt). Meine Stieftochter kam bisher alle 14 Tage zu uns und es war jedes Mal eine Herausforderung. So war es bereits Bevor wir eigene Kinder im Haushalt hatten und seitdem ist es nicht besser. Der Umgang mit meiner Stieftochter war immer schwierig und sie hat viele Probleme. Sie ist durch die Trennung der Eltern und viele andere Umstände psychisch sehr belastet. Ich bin stets bemüht gewesen auf alle ihre Bedürfnisse einzugehen und habe immer gesehen wie schwer alles für sie ist. Sie hat große soziale Schwierigkeiten, sie verweigert es zu spielen, spielt allgemein selten und wenig und schon gar nicht mit anderen Kindern, sie verweigert essen auch wenn sie sagt sie sei hungrig und die letzte Mahlzeit stunden zurück liegt, sie steht stundenlang am selben Fleck, verstummt, erstarrt, wenn man versucht sie zu nehmen oder hinzusetzen bricht sie in Panik aus, einnässen und Bettnässen und nächtliches Stundenlanges wachbleiben/neben dem Bett stehen o sitzen oder einfach im Raum stehen. Es wurde immer schlimmer. Sie war auch schon bei einer Therapie welche irgendwann aber als "Abgeschlossen" galt. Mein Mann und ich sahen uns oft genug der Sache nicht gewachsen, zumal hier auch noch zwei weitere sehr kleine Kinder leben die berücksichtigt werden müssen. Wir wollten jedoch nie aufgeben, sagten uns jedes Wochenende diesmal würde es besser werden. Ich bin mit vielen Erziehungsansätzen der Mutter überhaupt nicht einverstanden und setzte sowas bei uns zu Hause mit meinen Kindern nicht um. Sie ist der Meinung man müsste bei meiner stieftochter hart erziehen und ihren Willen brechen. Ihr Verhalten wird als manipulativ und berechnet gewertet, ich jedoch sehe dies alles als Symptome für viel mehr. Wir sind in guten Kontakt mit dem Jugendamt und wünschen uns so sehr Hilfe, möchten gerne Hand in Hand mit der Mutter daran arbeiten. Mein Mann arbeitet sehr viel, auch an Wochenenden und unter der Woche sieht er unsere Kinder oft gar nicht. Nun möchte er dass seine Tochter zu uns zieht. Und ich muss ehrlich sagen dass ich mich der Aufgabe überhaupt nicht gewachsen fühle. Meine beiden Jungs fordern bereits sehr viel von mir uns ich beginne bald meine Ausbildung. Was meine Stieftochter angeht wird sie sehr viel Zuwendung und Betreuung und sicherlich auch wieder eine Therapie brauchen. Ich habe das Gefühl ich werde dies alles im Alltag gar nicht leisten können. Und doch wünsche ich mir natürlich genau das auch für Sie und weiß dass sie hier in einem liebevollen zu Hause wäre. Nun empfinde ich natürlich den Druck dass das wohl meiner Stieftochter allein von mir abhängig ist. Die Mutter ist in vielerlei Hinsicht sehr uneinsichtig und mein Mann würde leider auch nicht kürzer treten können bei der Arbeit um hier auszuhelfen. Aber ich zweifle doch immer wieder sehr daran dass ich eine Mutter ersetzten kann die es Ja eigentlich schon gibt und die auch das Potential hätte noch den richtigen Weg mit ihrer Tochter zu gehen. Nun fängt die Situation immer mehr an unsere Beziehung zu belasten... Und ich fange natürlich auch an an mir selbst zu zweifeln. Wenn es um meine eigenen Kinder gehen würde, wäre es keine Frage meine Ausbildung aufzuschieben oder etwas anderes zu tun, aber so einfach ist das alles irgendwie nicht.

von Ivanani am 13.02.2022, 21:26



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Hallo, Das arme Kind. Es hört sich an, als ob sie schon viel zu viel erlebt hat.... Ich finde es toll, dass du dir Gedanken machst, wie ihr das Kind unterstützen könnt. Ich lese aber raus, dass das hauptsächlich deine Aufgabe wäre. Du überlegst sogar, ob du die Ausbildung verschieben würdest. Ich finde, das muss mehr in der Verantwortung des Vaters liegen. Es ist sein Kind. Er macht weiter wie bisher und du kümmerst dich um sein Kind. Warum kann er beruflich nicht kürzer treten? Von Frauen wird das ja auch erwartet. Wenn es finanzielle Gründe haben sollte: statt Unterhalt zu zahlen, müsste er ja dann was bekommen. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, die Tochter mal in einem SPZ vorzustellen oder in der KJP. Ihr Verhalten liest sich gar nicht gut. LG luvi

von luvi am 13.02.2022, 23:46



Antwort auf Beitrag von Ivanani

Ich habe mich in „alle meine Stiefkinder“ (in 2 Beziehungen) voll reingehängt. Organisatorisch, finanziell, emotional. Aber: In eurem Fall muss der Vater ran! Das Kind hat echte Probleme, da muss ER beruflich zurückstecken. Und Erziehungsberatung mit der Mutter durchlaufen. Dazu SPZ/KJP. Du übernimmst derweil eure gemeinsamen beiden, das ist dein Beitrag. Dem Kind muss geholfen werden, aber durch die Eltern und deren aktives Mitwirken, nicht durch Delegation. Dazu kommst deine Ausbildung. Du hast beruflich die letzten Jahre zurückgesteckt. Jetzt ist er dran. So ist das in gleichberechtigten Beziehungen. Alles Gute, ich drück dich und hoffe dem Kind kann geholfen werden. LG D

von desireekk am 14.02.2022, 03:08



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Hallo, ich kann Deine Bedenken gut verstehen. Es steht außer Frage, dass dem Mädchen dringend geholfen werden muss. Aber das ist in 1. Linie die Aufgabe Deines Mannes. Du kannst ihn unterstützen, aber Du kannst nicht die Hauptlast tragen. Klar würdest Du für Deine Kinder Deine Ausbildung verschieben, aber das sind deine Kinder. Deine Stieftochter ist die Tochter Deines Mannes und seiner Ex-Frau. Was würde passieren, wenn Eure Beziehung scheitert (auch wenn Du darüber nicht nachdenken magst)? Du hättest Dein berufliches Fortkommen zugunsten seiner Tochter hinten angestellt. Meinst Du das wird Dir dann in irgendeiner Form vergütet? Mal davon abgesehen, dass bei vielen Therapien ein leibliches Elternteil benötigt wird. Ich kann den Vater gut verstehen, dass er die Not seiner Tochter sieht und Änderungen möchte, aber ihr solltet Euch zusammensetzen und besprechen, wer hier was übernehmen kann. Was bedeutet das für Dich, was für Euch als Familie? Wenn er beruflich zurückschraubt, wird Euch ein Teil des Familieneinkommens fehlen. Kann und wird die Mutter den Kindesunterhalt zahlen? Mach Dich frei von dem Druck, dass das Glück seiner Stieftochter von Dir abhängig ist. Ist es nicht! So eine Änderung könnt Ihr nur gemeinsam bewältigen und es muss wirklich klar sein, wer welchen Part übernimmt.

von Zwerg1511 am 14.02.2022, 14:43



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Der Vater des Mädchens muss sich einbringen und sich um das Kind kümmern. Insofern ist es toll, dass er möchte, dass sie zu euch zieht. Doch kann er auch leisten, was nötig ist? Oder ist er ganztags arbeiten und in Wirklichkeit wärst du die Person, die sich hauptsächlich kümmert? Ist das Ganze wirklich durchdacht? Bitte grenze dich ab, damit eure Beziehung nicht daran kaputt geht. Plant das detailliert durch bevor ihr das Kind zu euch holt.

von Pamo am 14.02.2022, 15:58



Antwort auf Beitrag von Ivanani

Hallo, ich kann Dich total gut verstehen. Du bist sehr empathisch, musst zugleich aber auch an Dich denken. Das bringt Dich ein bissl in einen Gewissenskonflikt. Vorab muss man natürlich sagen, dass es ja überhaupt nicht sicher ist, dass die leibliche Mutter dem Plan Deines Mannes zustimmen wird, oder? Vielleicht sind Deine Sorgen ja überflüssig, weil sie gar nicht daran denkt, ihre Tochter sozusagen abzugeben. Nun aber zum eigentlichen Thema. Es klingt durch, dass Du das Mädchen nicht wirklich gern aufnehmen möchtest. Das ist nicht verwerflich, sondern natürlich. Vor allem Deine anstehende Ausbildung wird tatsächlich gefährdet sein, wenn Du für drei Kinder sorgen musst, von denen eines psychisch auffällig und dadurch besonders zeit- und energiefordernd ist. Letztlich bist Du zudem nicht die Mutter, und auch das ist keineswegs egal. Es ist nicht Dein Kind, Du bist nicht grenzenlos und automatisch für das Mädchen zuständig, zumal Dein Mann wenig Zeit für seine Tochter haben und daher das Meist an Dir hängenbleiben wird. Andererseits weißt Du, dass es für die Entwicklung des Mädchens vermutlich gut sein wird, wenn sie bei Euch lebt. Und Du willst das Beste für sie, auch das hört man sehr stark durch. Ich glaube, zwischen Ja und Nein gibt es eine dritte Lösung, und auf der würde ich bestehen. Ich würde Deinem Mann sagen, dass Du seine Tochter ausschließlich unter der Bedingung aufnimmst, dass Ihr Euch eine Kinderfrau zulegt. Ich kenne mehrere Familien, die eine haben. Das kostet nicht die Welt (eine Freundin von mir ist alleinerziehende Lehrerin mit zwei Kindern und leistet sich auch halbtags eine Kinderfrau). Kinderfrauen sind oft junge Polinnen, sehr lieb, die gut mit Kindern können. Natürlich gibt es auch andere, z. B. Frauen, deren eigene Kinder schon groß sind etc. Oft kommen sie nur den halben Tag, kümmern sich morgens um die Kinder, machen ihnen Mittagessen und gehen dann. Bei Schulkindern kommen sie mittags, kochen das Essen, betreuen die Hausaufgaben und gehen, wenn ein Elternteil heimkommt. Auf Wunsch putzen sie auch und helfen im Haushalt, das kann man vereinbaren. Man muss da individuelle Lösungen finden von den Betreuungszeiten her. Wenn Ihr Euch das nicht leisten wollt oder könnt, würde ich ehrlich gesagt ablehnen. Das Kind ist wichtig, aber Deine Ausbildung und Dein Wunsch, Dich nicht zu überfordern, sind noch wichtiger. Manchmal gibt es im Leben keine wirklich völlig zufriedenstellende Lösung. Sondern man muss es aushalten, dass jede der beiden Möglichkeiten unvollkommen bleibt. Das ist manchmal schmerzhaft, aber nicht anders möglich. LG

von Bonnie am 16.02.2022, 09:00