Schwanger mit 35 plus

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Fruchtwasseruntersuchung & Co.

Thema: Fruchtwasseruntersuchung & Co.

Hallo zusammen, weiter unten wurde ich einiges zur pränatalen Diagnostik gefragt. Werde nun "hier oben" antworten, damit mein Posting auch noch gelesen wird - komme leider erst jetzt zum Antworten. Ich habe einen Sohn von 3,5 Jahren, der eine schwere Mehrfachbehinderung hat. Er hat eine Hirnschädigung unbekannter Ursache. Mein zweiter Sohn ist jetzt vier Monate alt und entwickelt sich bislang unauffällig. Eine Fruchtwasseruntersuchung (FU) haben wir bei beiden Kindern nicht machen lassen. Beim 1. Kind war ich 31, mein zweiten 35 Jahre alt. Im Rahmen der FU kann man nur wenige Behinderungen erkennen: Down Syndrom, Spina Bifida und einige "wilde" Stoffwechselerkrankungen sowie Chromosomenanomalien. Unbekannte Gendefekte, Autismus, Entwicklungsstörungen oder -verzögerungen sowie Hirnschädigungen kann man nicht sehen. Das Risiko, das Kind bei einer FU zu verlieren, beträgt ca. 0,5 %, bei einer Chorionzottenbiopsie ist es höher, weil im Rahmen dieser Untersuchung am Mutterkuchen "herumgezupft" wird und es dann schon mal eher zu einem Abgang kommen kann. Wir haben uns beim zweiten Kind zu einem Feinscreen entschieden, bei dem sich zumindest Hirnschädigungen besser erkennen lassen als bei den herkömmlichen Geräten des Frauenarztes. Ansonsten hatten wir einfach "Mut zum Risiko"... Schließlich kann auch ein gesundes Baby später durch Unfall, Krankheit etc. behindert werden. Mit den moderen Geräten, die jetzt "auf dem Markt" sind, hätte man die Hirnschädigung unseres älteren Sohnes vielleicht gesehen, aber das ist auch nicht sicher. Man hätte uns aber wahrscheinlich eh nicht sagen können, was diese Schädigung für unseren Sohn bedeutet, wie er sich entwickeln wird, usw. Man muss wissen, ob man mit einem behinderten Kind leben kann oder nicht. Wobei "behindert" auch ein weites Feld ist: ein Kind mit Down Syndrom (DS) ist z.B. in meinen Augen nicht schwer behindert, sondern hat in der heutigen Zeit gute Möglichkeiten, ein einigermaßen selbstbestimmtes Leben zu führen. Mein Sohn ist weitaus schwerer behindert als ein Kind mit DS. Schwanger zu sein bedeutet auch immer, ein gewisses Risiko einzugehen und sich auf die "Unwägbarkeiten" menschlichen Lebens einzulassen. Dazu muss man einfach bereit sein, um hinterher nicht das ganz große Drama zu erleben, wenn das Kind doch nicht so ist, wie man es sich gewünscht hat. Schließlich hat man nur begrenzten Einfluss darauf, wie das Kind sein wird. Leider ist das Thema "Behinderung" immer noch ein Tabuthema in der Schwangerschaft. Dabei sollte man trotz aller Vorfreude auf das Baby doch mal 5 Minuten darüber nachdenken, was wäre wenn... Schließlich kann JEDE Frau Mutter eines behinderten Kindes werden - ob nun mit oder ohne Pränataldiagnostik. Gute Geburten und gesunde Kinder wünscht euch Sabse

Mitglied inaktiv - 15.07.2005, 23:47



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Hallo, man braucht Sabses Ausführungen eigentlich nichts hinzuzufügen. Es ist tatsächlich so, dass die meisten Behinderten nicht von Geburt an behindert sind, sondern diese Behinderung im Laufe ihres Lebens erworben haben (Krankheit, Unfall). Wenn man also keinen behinderten Sohn oder Tochter haben möchte, darf man eigentlich keine Kinder bekommen. Auch finde ich es schrecklich, ein Kind in der 22. Woche, wenn es schon richtig groß ist, zu töten und "wegzuwerfen", nur weil es nicht vollkommen ist. So lange dauert es nämlich meist, bis das Testergebnis der FWU da ist. Ein Kind ist ja immer ein Geschenk, Umtausch ausgeschlossen. Schlimm ist auch, dass die meisten Ärzte suggerieren, man könne durch die Vorsorge (Triple Test, Ersttrimester-Screening) und die Fruchtwasseruntersuchung eine Behinderung vermeiden. Manche drängen die Frau sogar dazu mit den Worten: "Sie wollen doch sicher kein behindertes Kind haben, oder?" So, als könnten diese Tests eine Behinderung vermeiden, was natürlich Unsinn ist. Ich selbst (bin 39) habe dieses Mal nur einen Fein-Ultraschall machen lassen. Weil hier auch manche Erkrankungen festgestellt werden können, die man nach der Geburt gut behandeln kann (Herzklappenfehler etc.), so dass auf ein schlechtes Ergebnis nicht gleich eine Abtreibung folgen muss. Liebe Grüße, Bonnie

Mitglied inaktiv - 16.07.2005, 09:53



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Hallo, ich habe die Postings bzgl. FU und DS aufmerksam gelesen und kann dem nur eines hinzufügen. Warum denken die meisten, wenn man eine FU machen lässt und sich herausstellt, dass das Kind ein DS hat, man auch gleich abtreiben möchte? Vielleicht ist es ja auch so, dass man nur schon mal mit dem Ergebnis konfrontiert werden möchte. So kann man sich nämlich 5 Monate intensiv damit auseinander setzten, sich informieren und wie weiter unten schon einmal aufgeführt, die Umwelt auch darauf vorbereiten. Eine Bekannte von mir hat auch einen Jungen mit DS bekommen. Nackenfaltenmessung war i.O., 3-D Ultraschall auch unauffällig und dann, kurz nach der Geburt dieses Ergebnis. Meine Bekannte sagte, sie und auch ihr Mann waren geschockt, was ich ihr überhaupt nicht verübeln kann. Sie hat 2 Wochen gebraucht, um sich damit auseinanderzusetzten und ihren Jungen richtig anzunehmen. Auch das klingt sehr plausiebel. Ich habe auch eine FU machen lassen. Bei meiner ersten Tochter und jetzt auch. Denn ich möchte nicht das gleiche durchmachen. Lieber weiss ich, worauf wir uns einlassen werden/müssen, als dieser Schock. Klar kann auch unter der Geburt etwas passieren, aber da bin ich mal ganz optimistisch. (c: Natürlich, kann auch später ein Unfall geschehen wegwerfen, oder aufgeben würde ich mein Kind auf keinen Fall, egal was kommt. Trotzdem verurteile ich auch niemanden, der sagt, nein, ich kann nicht mit einem behinderten Kind leben, da die Verantwortung oder Belastung zu groß für mich wäre. Viele Grüße firlefanz

Mitglied inaktiv - 16.07.2005, 17:51



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....ich lese auch immer wieder dieses: wozu eine FU? Ich bekomme mein Kind auch,wenn es behindert sein sollte. Die Mamis,die eine FU machen lassen,aber vielleicht auch. Ich denke,es ist eine Möglichkeit,damit umzugehen.Jede von uns möchte natürlich ein gesundes Kind bekommen,das ist selbstverständlich.Aber es besteht halt immer und bei jeder Frau die Möglichkeit,dass es nicht so kommen kann und ich z.Bsp. gehöre zu denen,die es gerne wissen würden,um sich auf die Situation einstellen zu können,sich innerlich ein bisschen damit auseinanderzusetzen. Ich hatte die ganzen Postings gelesen und stimme vielen zu,aber was mich so stört ist,dass immer vorrausgesetzt wird: du machst eine FU,also wirst du bei Feststellung einer Behinderung automatisch abtreiben. Ich denke,so leicht macht es sich keine Frau und das hat auch überhaupt nichts mit "ein Kind auszusuchen" zu tun. Ich weiss nicht,wie ich reagieren würde,aber egal wie,ich denke,man sollte die Entscheidung eines Menschen immer aktzeptieren,denn leicht macht man sich das bestimmt nicht. Ich wünsche allen eine wunderschöne Kugelzeit,eine traumhafte Geburt und vor allem gesunde Kinder. LG Jessy

Mitglied inaktiv - 16.07.2005, 18:28



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Hallo, du hättest Recht, wenn die FU ungefährlich wäre. Aber das Risiko liegt ja bei ca. 1%, daß das Kind stirbt. Wenn man nicht abtreiben will, ist es einfach mehr als sinnlos, sein Kind diesem Risiko auszusetzen, oder würdest du dein geborenes Kind einem Todesrisiko 1: 100 aussetzen, nur um dir ein paar Monate Ungewißheit zu ersparen? Ich weiß übrigens, von was ich spreche bez. der quälenden Gedanken, die man sicht macht, wenn der Arzt einen Verdacht geäußert hat. Außerdem muß man sich immer bewußt sein: Nur weil bei der FU nichts gefunden wird, heißt das noch lange nicht, daß das Kind gesund ist! LG Andrea

Mitglied inaktiv - 17.07.2005, 11:52



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Hallo, Ich habe 3 Kids und bekomme das 4. Mein 2 Kind ist krank geboren, es gab viele Ärzte die ihr keine Chance geben wollten. Man vermutet einen Defekt im 16 Chromosom. Sie ist heute 11 Jahre hat viele Therapien hinter sich und geht aufs Gymnasium. Die Humangenetikerin die wir von Meinem Arzt beim letzten Kind empfohlen bekommen haben fragte mich nach Aufnahme der Fakten ob das leben meiner Tochter lebenswert ist, fragte mich mein Arzt auch. Ich habe dieses mit Ja beantwortet und wir kontrollierten nur meine Gene. Mein Sohn kam am 15.07.04 gesund zur Welt. Man stellte im 4 Monat auf der einen Seite zwar zuviel Gehirnflüssigkeit fest aber er entwickelt sich prächtig. Jetzt bin ich wieder schwanger, wir haben uns für dieses Kind entschieden. Wenn man solche Untersuchungen machen lässt sollte man sich vorher im klaren sein was man möchte. Denn nicht jede behinderung verdient ein Todesurteil. Ich kann meinen Vorschreiberinnen nur recht geben. Man sollte allerdings dann auch sich über seine Aufgabe bewusst sein und dazu stehen. Liebe Grüsse Simone

Mitglied inaktiv - 17.07.2005, 18:46



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Hallo Firlefanz, klar hast Du recht. Es ist aber leider Fakt, dass mehr als 95 Prozent der Frauen mit Down-Diagnose abtreiben lassen. Natürlich bedeutet diese Diagnose normalerweise nicht, dass man dies automatisch tut, die Wirklichkeit ist aber so. Ich selbst würde ein Down-Kind nie abtreiben, wenn es nur irgend lebensfähig wäre, weshalb ich auch das Risiko einer Fehlgeburt durch die Punktion lieber nicht eingegangen bin, denn wozu?

Mitglied inaktiv - 18.07.2005, 10:11



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..ich habe auch bei keiner ss eine fu machen lassen, aus denen von dir genannten gründen. die geburt meines sohnes verlief kompliziert, er musste intubiert werden, lag 10 tage auf einer mangel- und stressgeborenen-station. sein eeg war auffällig (wegen des sauerstoffmangels unter der geburt), wir haben ein jahr lang mit dem gedanken gelebt, dass sich eine epilepsie entwickeln könnte. wir sind dankbar, dass es nicht so ist - wissen aber, dass unsere liebe zu nick im falle eines falles nicht geringer wäre, er ebenso unser sonnenschein und unser ein und alles wäre. die allermeisten behinderungen entstehen unter bzw. nach der geburt, durch unfälle, infektionskrankheiten etc. wer eine fu machen lassen möchte, weil er sich dann sicherer fühlt, sollte das tun - ich halte es aber von medizinerseite aus für mehr als bedenklich, ein bild zu vermitteln, als sei das leben derart kontrollierbar, als sei ein gesundes kind sowas wie ein grundrecht. lg, gesa mit nick

Mitglied inaktiv - 16.07.2005, 22:37



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hallo, kann mich Andrea70 nur anschliessen. Eine FU birgt ein erhebliches Risiko für das Baby, auch wenn es von den Ärzten gerne heruntergespielt wird. Warum seinem Baby dieses Risiko zumuten, wenn das Ergebnis sowieso ohne Konsequenzen bleibt? Ein Abgang bzw. eine Behinderung, die erst durch die FU entstanden ist, sind gar nicht so selten, wie man glaubt. Die Entscheidung muß jeder für sich selbst treffen, aber auch diesen Aspekt (oder gerade diesen Aspekt) muß man sich vorher gut überlegen. LG, Tina

Mitglied inaktiv - 17.07.2005, 19:09



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Auf der Website http://www.regenbogenzeiten.de sind u.a. ausführliche Texte zum Thema Pränataldiagnostik zusammengestellt. Eingegangen wird unter anderem auf die gängigsten möglichen Untersuchungen (Was wird gemacht? Was sind die Vorteile, wo liegen Risiken?), die Untersuchungszeitpunkte sowie auf die Erkennbarkeit verschiedener Formen von Behinderung und Fehlbildungen. Die Texte sind auch für medizinische Laien gut verständlich; schwierige Begriffe werden z.B. erläutert. Die Texte sind Sachinfos, die allgemeine Informationen bieten, nach denen man selbst entscheiden kann, was für einen persönlich sinnvoll und langfristig tragfähig erscheint. Liebe Grüße Sabine Hier die Hauptthemen auf http://www.regenbogenzeiten.de in der Rubrik "Pränataldiagnostik": - Pränataldiagnostik allgemein - Messung der Nackentransparenz (NT-Screening / Nackenfaltenmessung) - Double-Test - First-Trimester-Screening (Erst-Trimester-Screening) - Triple-Test (MoM-Test) - (Farb-) Doppler-Ultraschall ((Farb-) Doppler-Sonographie) - sonografische Feindiagnostik (Feinultraschall / Organscreening) - 3D-Ultraschall und 4D-Ultraschall (Live-3D-Ultraschall) - Chorionzottenbiopsie - Amniozentese (Amniocentese / AC / Fruchtwasserpunktion / Fruchtwasseruntersuchung) - Cordozentese (Nabelschnurpunktion) - pränataler Schnelltest (FisH-Test) - Schwangerschaftsabbruch nach der 16. SSW, Umgang mit Geschwisterkindern

Mitglied inaktiv - 07.08.2005, 09:27