Geschrieben von Anna-Fine am 21.10.2020, 19:41 Uhr |
Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Da es ja immer wieder Fragen dazu und dann lauter gutgemeinte Antworten über wenig aussagekräftige Einzelfälle gibt:
Eine Metaanalyse zum Thema "Heben (im Beruf)" wurde im Frühjahr 2020 veröffentlicht:
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0002937819311433
Fazit: Berufliches Heben 11kg (niedriger wurde offenbar nicht berechnet) erhöht die Risiken von Fehlgeburt und Präeklampsie. Dabei haben Frauen, die entsprechend schwer heben, eine über 30-fach höhere Chance für die genannten Folgen als Frauen, die nicht so heben.
Wird am Tag zusammengerechnet 100kg gehoben, erhöhen sich das Risiko von Frühgeburt (23fache Chance) und niedrigem Geburtsgewicht (79fache Chance).
In der Zusammenfassung der Studie steht nichts dazu, wie lange und regelmäßig die Lasten getragen wurden - keine Ahnung, wie das in der Metaanalyse oder den zugrundeliegenden Einzelstudien eingerechnet wurde. Privates Heben wurde auch nicht berücksichtigt (ob ich aber ein 12kg-Kind privat oder an der Arbeit hochheben... dürfte egal sein :-)).
Ich hoffe, jeder Leser hat genug Ahnung von Statistik, um zu verstehen: Natürlich (!) gibt es viele Ausnahmen und viele Fälle von gesunden Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft schwer gehoben haben. Auch bedeutet das nichts für einmaliges Heben. Dennoch ist wiederholtes (berufliches) Heben *in der Menge der Fälle* offenbar ungünstiger.
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Manoen0511, 25. SSW am 21.10.2020, 19:57 Uhr
Ich find das Thema auch ziemlich interessant.
Wenn meine Oma und ich über solche Dinge in der Schwangerschaft reden, heißt es auch sehr oft „früher habe ich noch 2 Körbe voller Kohle Kilometer weit geschleppt und mir ist nie was passiert, ich habe auf dem Feld mitgearbeitet und und und.“
Finde es immer wieder erstaunlich wie die Meinungen auch auseinander gehen, ich denke es kommt auch nicht nur auf das Gewicht an sondern auch wie vorbelastet man selber ist, welche Erkrankungen in der Familie sind etc.
Danke für den Beitrag.
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Sunshine_bebe am 21.10.2020, 20:16 Uhr
Oh was, das ist aber krass. Ich hebe locker 40kg beruflich.
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Inarya, 40. SSW am 21.10.2020, 20:48 Uhr
Ich denke, dass es auch davon abhängt, was man vorher gewohnt war. Ich habe vor der Schwangerschaft Krafttraining betrieben und auch in der Schwangerschaft weitergeführt (mit Zusatzgewicht - welches ich zwar reduziert habe, aber bis 30kg waren es trotzdem in den ersten 7 Monaten) - alles mit Rücksprache mit meiner Gynäkologin natürlich, die ihr okay gegeben hat...ich hatte auch eine komplikationsfreie Schwangerschaft
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Mützipütz, 10. SSW am 21.10.2020, 21:06 Uhr
Steht nicht im Mutterschutzgesetz was von bis zu 5 Kilo und selten am Tag 10Kilo?
Ich halte mich an die 5 Kilo.
Packe mir meine eigene Einkaufstüte und tragen auf Arbeit hat sich nun durch ein BV erledigt.
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Alice_15 am 22.10.2020, 4:51 Uhr
Interessante Studie. Man kann aber sein 11kg Kleinkind, das nicht laufen kann und im Laufe der Schwangerschaft noch zunimmt, nicht einfach irgendwo sitzen lassen. Ich musste den Großen immer wieder heben. Manchmal musste ich ihn tragen, was ich auf weite Strecken zumindest versucht habe zu vermeiden.
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Ac92, 31. SSW am 22.10.2020, 9:50 Uhr
Diesen Luxus hat man wirklich nur, wenn man eben kein Kleinkind zu Hause hat. Man kann zwar weitestgehend versuchen das Kind zu viel wie möglich selber zu mobilisieren, aber es gibt trotzdem zahlreiche Situationen wo das Kind einfach gehoben werden muss. Hochstuhl, Treppe runter etc in meiner ersten Schwangerschaft habe ich mich auch drams gehalten nie was schweres zu heben, nun sind das einfach Dinge die getan werden müssen
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Cassy, 23. SSW am 22.10.2020, 10:34 Uhr
Mir geht es auch so... habe mich in der erster SS weitestgehend daran gehalten, aber mit Kleinkind ist das einfach nicht möglich! In meinem Bekanntenkreis gab es aber gar keinen Fall, wo es in der 2. SS erstmals Präeklamsie oder eine Frühgeburt gab - eher das Gegenteil war der Fall, dass eben solche Komplikationen nicht mehr auftraten. Ich denke man muss da den Kontext sehen, dass zB in Berufen wo schwer gehoben wird die körperliche Belastung insgesamt größer ist oder zusätzlich im Schichtdienst gearbeitet wird usw.
Re: Heben in der Schwangerschaft - wissenschaftliche Daten
Antwort von Anna-Fine am 22.10.2020, 21:44 Uhr
Danke für Eure Antworten!
So sehr hier im Forum immer gern die eigenen (oder uns bekannte) Beispiele kundgetan werden: Wie gesagt, hier geht's um wissenschaftliche Daten. Die werden nicht anders, wenn jemand abweichende Einzelfälle berichtet. [Wenn jemand einfach seiner Verwunderung Ausdruck verleihen möchte - klar, warum nicht. Ändert nur halt nichts. ;-)]
Und wir können zwar raten, was die Ursache dieser Daten ist oder ob vielleicht Gewöhnung ein Faktor ist oder nicht usw. usw. - aber das ist dann eben Herumraten und nicht mehr wissenschaftlich. :-)
Wer mehr wissen will: Den kompletten Text der Studie kann man ja kaufen... und v.a. ist es eine Metaanalyse, sie rechnet also mehrere vorangegangene Studien zusammen. Und auch die kann man (vermutlich auch gegen Geld) wiederum lesen. Vielleicht stehen da irgendwie die wirklichen Ursachen drin...
Oder wir halten es aus, daß es solche Daten gibt, auch wenn wir nicht die Details verstehen... und versuchen uns soweit daran zu halten, wie's geht (z.B. das Geschwisterkind eben nicht ganz so oft hochheben) und wie wir überhaupt wollen... mehr können wir eh nicht machen. :-)
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