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Trennung Reaktion des Kindes

Thema: Trennung Reaktion des Kindes

Hallo, Vielleicht kennt sich einer von euch mit der Reaktion von Kindern auf eine Trennung aus. Unser Sohn hat einen Freund aus der Nachbarschaft mit dem seit zwei Jahren regelmäßig spielt. Der Junge ist 7 Jahre alt (ein gutes Jahr älter als unser Sohn) und schon immer ein sehr aktives Kind. Leider haben sich seine Eltern Ende letzten Jahres getrennt, worauf er nun offensichtlich mit seinem Verhalten reagiert. Er hält sich kaum noch an Regeln oder Verbote. So holt er sich z. B. den Gartenschlauch und spritz damit die anderen Kinder nass oder er schießt mit dem Fußball absichtlich nach Scheiben. Räume ich Einkäufe aus dem Wagen, klettert er in den Kofferraum... Schimpfen mein Mann oder ich dann nach der dritten Ermahnung, schaut er uns nur verständnislos an. Unser Sohn möchte inzwischen schon gar nicht mehr so gern, dass der Junge zu uns zum spielen kommt. Ein anderer Vater erzählte uns bereits, dass er den Jungen nicht mehr zu seinen Kindern zum Spielen kommen lässt, weil er ihnen einfach zu anstrengend ist. Dadurch sucht er nun aber um so mehr Anschluss - unter anderem eben bei uns. Vielleicht habt ihr Tipps, wie man am besten als Erwachsener reagiert? Ich habe das Gefühl, dass er mit dem Verhalten einfach Aufmerksamkeit zu bekommen versucht. Die Eltern sind momentan sehr mit sich selbst beschäftigt. Die Mutter hat einen neuen Partner und ist häufig bei ihm. Der Vater tut sich mit der Trennung und der neuen Situation schwer. Momentan wohnen sie noch im gemeinsamen Haus, weil die Finanzen noch nicht geklärt sind.

von LilaLaune123 am 21.05.2021, 16:28



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

Das ist total schwierig. Ich finde es ja schon bei eigenen Kinder schwer diesen "Teufelskreis" zu durchbrechen - negative Aufmerksamkeit "ignorieren" (aber wenn dabei was zu Bruch geht, geht das ja eigentlich kaum) und stattdessen positive geben um eben zu erreichen, dass er sich die negative nicht holen "muss". Tja, jetzt ist es ja nicht mal Euer Kind... Zunächst mal finde ich, solltet ihr euch fragen, wieviel Kraft, Zeit, Verantwortung ihr da investieren wollt und könnt - euerm Sohn zuliebe, der sonst evtl. einen Spielkamaraden verliert. Und dann je nach Situation - was man halt so macht, wenn die Kinder Blödsinn machen - Alternativen vorschlagen (z. B. mit dem Schlauch stattdessen Zielspritzen oder Blumen gießen, falls das vertretbar ist), Konsequenzen spüren lassen (z. B. wenn etwas kaputt geht muss er mit helfen, ERsatz zu besorgen, sich entschuldigen usw.) oder ein kleines Spiel einbauen, auch wenns grad nicht "geplant" war (Kofferraum zu und kurz einen Spass draus machen, dass er drin ist, dann wieder auf und kurz Faxen machen...und dann aber : so jetzt ist es gut, komm hilf mir den Einkauf reintragen...) Aber wie gesagt - es ist ja nicht euer Kind, da finde ich das alles schon schwierig, mit dem eigenen kann man ja viel eher mal eine Entscheidung treffen, wie man die Situation regelt...

von Kacenka am 22.05.2021, 10:54



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

ehemalige freunde( ein paar) von mir haben haben beide depressionen mit teils schweren phasen , mal zusammen ,mal jeder für sich . deren tochter , beste freundin meiner tochter geht seit dem kiga hier ein und aus und auch andersrum. dieses mdchen leidet schon immer ,weil ihre eltern leiden und ab dem teenager alter ist es für sie besonders schlimm . auch weil die eltern nicht mit ihr darber reden ( aus scham ) mir tun und taten alle leid. mit den eltern hatte ich tolle zeiten aber nur wenn es ihnen gut ging . an schlechten tagen oder gar wochen waren sie nicht ansprechbar, was ich auch so akzeptiert habe. letztes jahr ging es der tochter richtig schlecht und sie weinte viel bei uns , so dass ich ihr anbot , dass ich immer ein offenes ohr habe , wenn sonst keiner da ist.. das hat sie daheim erzählt ,was normal ist und die eltern waren extrem sauer auf mich , weil ich mich eingemischt habe und auch zwischen den kinder war lange funkstille. daher rate ich dir , dich nicht einzumischen , weil es niemandem etwas bringen wird

Mitglied inaktiv - 22.05.2021, 12:47



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genau. und das macht ja gerade die Situation so schwierig, weil man schwer einschätzen kann, was von den Eltern des Jungen schon ein Einmischung gewertet wird - wegschicken? ihn mit dem Sohn spielen lassen - aber dann die Grenzen im Haushalt schon aufzeigen? was anderes kommt ja kaum in Frage...

von Kacenka am 22.05.2021, 15:28



Antwort auf Beitrag von Kacenka

Im Nachgang kann ich es sogar verstehen , da ja ein Defizit aufgezeigt wird um das die Familie selber weiß. Und Scham ist eines der schlimmsten Gefühle ueberhaupt

Mitglied inaktiv - 22.05.2021, 22:10



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

Ich bin keine Kinderpsychologin, aber ich vermute mal, dass der Junge sich so auffällig verhält, weil er zuhause nicht mehr die notwendige Aufmerksamkeit bekommt. Du schreibst ja "Die Eltern sind momentan sehr mit sich selbst beschäftigt." Wahrscheinlich fühlt sich der Junge einfach nicht mehr richtig wahrgenommen und oft streben Kinder dann auch durch negatives Verhalten nach mehr Aufmerksamkeit von anderen. Die Frage ist nur, wie du am besten reagieren kannst. Schwierige Situation. Wenn dein Sohn nicht mehr so viel Lust hat mit dem Jungen zu spielen, sollte dein Sohn auch nicht deutlich mehr Zeit mit dem Jungen verbringen als er möchte. Da muss man Grenzen setzen. Aber was hilft dem Jungen am besten? Ein Gespräch mit den Eltern könnte gut sein, aber ist halt schwierig sowas. Kommt ja auch auf euer Verhältnis zueinander an und ob man grundsätzlich gut mit den Eltern reden kann. Ich würde an deiner Stelle auch deinem Sohn erklären, dass es sein Freund gerade sehr schwer zu Hause hat und er deswegen ein bisschen nachsichtig sein muss, beziehungsweise ihm nicht alles übel nehmen sollte.

von Schneewittchen123 am 22.05.2021, 16:03



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

Ich finde, er ist alt genug zum Reden. Und ihr kennt ihn schon lang. Ich würde meinen Sohn wegschicken und ein paar Minuten in Ruhe mit ihm reden. 'In letzter Zeit hast Du Dich hier echt nicht gut an Regeln gehalten, die wir haben, damit wir alle gut miteinander auskommen. Du bist z.B. einfach in meinen Kofferraum geklettert und obwohl ich Dir mehrfach gesagt habe, dass Du raus sollst, bist Du sitzen geblieben. Ich kenne Dich so nicht und ich mache mir echt Sorgen um Dich. Geht es Dir gut?" Vielleicht öffnet er sich ein bisschen. Damit sein Verhalten besser wird, muss er sich angenommen fühlen. Je stärker er im Umfeld abgelehnt wird, desto schwieriger wird es. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite müsst ihr sehr kobsequent auf sein schlechtes Verhalten reagieren und korrigieren. Das ist anstrengend. Aber so lange es einigermaßen machbar ist und ihr den Kontakt nicht komplett abstellen wollt, würde ich die Zeit investieren.

von emilie.d. am 22.05.2021, 22:08



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

mit dem Jungen reden etc - ändert aber leider nichts am eigentlichen Problem bzw. ändert etwas dort, wo sich etwas ändern müsste: bei den Eltern. Wenn sein Verhalten tatsächlich eine Reaktion auf seine familiäre Situation ist, er dort zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, muss sich da etwas ändern. Es ist sicher schön für den Jungen zu merken, dass andere sich auch kümmern - was er aber eigentlich braucht sind Eltern, die sich um seine Gefühle kümmern / diese berücksichtigen. Ich würde also vorschlagen, dass man (Scham hin oder her) mit den Eltern des Jungen spricht und sie darüber informiert, dass ihr Kind anscheinend leidet/sich verändert hat. Natürlich ist das ein sensibles Thema und benötigt Fingerspitzengefühl - aber tatsächlich wird es dem Jungen nicht helfen, wenn er sich bei euch dann doch an Regeln hält um weiter kommen zu dürfen - zu Hause aber alles beim Alten bleibt. Oder ihr irgendwann sagt, das alles Reden ja nicht genutzt hat und er nicht mehr kommen darf. Ein 7-jähriger ist nicht in der Lage, seine Gefühle schon so reflektiert mitzuteilen. Und Kinder sind äußerst loyal: er wird kaum auf ein nettes Gespräch hin sagen "ja weißt du, zu Hause hat gerade keiner Zeit für mich. Meiner Mutter geht es ja selber nicht so gut. Ich fühle mich deswegen ganz schlecht und deswegen mache ich wohl öfter mal solche Dinge". Mit 7 wird das Ganze für ihn etwas sein, dass er GAR NICHT bergreifen kann. Das ist seine unumstößliche Welt, die da durch die Trennung plötzlich kaputt geht. Etwas, was in seiner Vorstellung bisher sicher niemals als eine mögliche Variante seines Lebens Platz hatte. IdR hoffen Kinder ja noch sehr lange, dass die Eltern doch wieder zusammen kommen - gerade, weil sie mit 7 eben genau gar keine Fähigkeit/Erfahrung haben, was solche Situationen angeht. Lieget der Auslöser also tatsächlich darin, dass sich zu Hause nicht ausreichend um sein Seelenleben gekümmert wird, wird ein nettes Gespräch mit ihm höchstens die Oberfläche wieder etwas kitten - wirklich verbessert hat sich dadurch aber für ihn nichts. Denn ehrlich gesagt, geht es doch bei dem Gespräch nur darum, dass er sich bitte ordentlich verhalten soll oder nicht mehr kommen darf. Also fasst euch ein herz und sprecht mit den Eltern und nicht nur mit dem Jungen.

von cube am 24.05.2021, 13:30



Antwort auf Beitrag von LilaLaune123

Vielen Dank für eure Antworten und Tipps. Das stimmt natürlich. Am besten wäre es wirklich, wenn sich die Situation im Elternhaus ändert. Allerdings ist unser Verhältnis zu den Eltern nicht mehr so eng, wie es einmal war. Besonders die Mutter hat alle Kontakte weitgehend abgebrochen. Diese Woche war der Vater des Jungen bei uns, weil sein Sohn Zuhause erzählte hatte, dass er etwas bei uns beschädigt hatte. (Auch wieder eine Situation, in der er sich nicht an die Regeln gehalten hatte.) Sein Vater kam zwei Tage später zu uns und bot an den Schaden zu regulieren. Mein Mann sagte ihm, dass das nicht nötig sei, da wir den Schaden schon selbst reparieren konnten, lud ihn aber auf ein Getränk ein. Dabei redeten die beiden dann eine ganze Weile - natürlich auch über die Kinder. Aus seiner Sicht ist die Mutter Schuld an der ganzen Sache, da sie so häufig bei ihrem neuen Partner ist und ihn so oft mit allem alleine lässt: Haushalt, Kind, Gartenarbeit usw. Er selbst arbeitet Vollzeit. Zusätzlich noch die ungünstige Situation wegen Corona mit Homeschooling usw. Sie hatten zwischenzeitlich wohl feste Zeiten vereinbart, an denen sich die Mutter kümmern wollte (jedes zweite Wochenende usw.). Wobei es dann an diesen Wochenenden ständig zu Streit zwischen den beiden gekommen war. Also wohl auch eine ziemlich schwierige Situation, so lange noch alle im gemeinsamen Haus wohnen. Eigentlich mag ich den Jungen sehr gern und mir tut es einfach leid ihn nach Hause zu schicken, wo er dann allein vor dem Haus der Eltern spielt. Wir haben jetzt erst einmal für uns entschieden, dass wir ihn nur noch zum spielen kommen lassen, wenn wir beide Zuhause sind und einer von uns sich nur mit unserem Sohn und seinem Freund beschäftigen kann, während der andere sich um den kleinen Bruder kümmert.

von LilaLaune123 am 26.05.2021, 22:32