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Am Abend reicht die MUMI nicht mehr!?

Thema: Am Abend reicht die MUMI nicht mehr!?

Hallo Ihr Lieben, mein Sohn ist jetzt 7 Wochen alt. Am Anfang hat das Stillen super geklappt. Es klappt auch immernoch gut außer am Abend. Ich vermute, die Milch reicht nicht bis am Abend. Hört sich blöd an, ich weiß. Ich Stille nach Bedarf und nicht nach einem Stillplan. Umso näher es Richtung Abend geht, desto mehr möchte er trinken. Er saugt und saugt und es kommt einfach keine Milch mehr. Ich habe versucht anhand der Pumpe Milch abzupumpen-nichts, es kommt keine Milch. Auch beim ausstreichen nicht. Nachts schläft er teilweise 4 bis 5 Stunden durch ich bin komplett nass und und morgens beim ersten stillen sind meine Brüste total voll und die trinkt er auch ordentlich "leer". Jetzt meine Fragen an Euch: Hat auch jemand das Problem? Kann es wirklich sein, dass die Milch am Abend weniger wird? Ich habe ihm eben die Flasche mit PRE Nahrung gegeben. Bin total traurig darüber :( Wäre schön, wenn mir jemand helfen könnte. Jenny

von JennyCarini am 13.02.2020, 19:44



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das ist ganz normal, das nennt sich clusterfeeding. das kind nuckelt und trintk abends vermehrt, a) um tagesreize zu verarbeiten und b) damit sich die milchmenge auf dauer steigert. das pumpen sagt über die milchmenge gar nichts aus -sille einfach weiter nach bedarf, füttere am besten nicht zu, dein kind bekommt schon, was es braucht. auch sagt eine weiche, vermeintlich leere brust gar nichts aus. nach einiger zeit hat sich eure stillbeziehung eingependelt, da kommen harte, pralle brüste eh nur noch dann vor, wenn du mal außerplanmäßig lange nicht gestillt hast. die brust ist keine milchpackung und auch keine flasche - wenn das kind den milchspendereflex auslöst, kommt immer milch. will es nur nuckeln....tja, dann bist du ein lebendiger beruhigungssauger -und abends ist das bei so kleinen ganz normal LG

von muddelkuddel am 13.02.2020, 19:57



Antwort auf Beitrag von muddelkuddel

Vielen Dank, für die Antwort. :) Bin jetzt etwas beruhigt. Aber ist es dann normal, dass er saugt und es kommt nichts und dann zieht er die Brustwarze mit seinem Mund und fängt an zu weinen. Sorry, ich sollte mir vielleicht wirklich nicht so einen Kopf machen aber man denkt dann, er hat Hunger und es kommt nichts. LG

von JennyCarini am 13.02.2020, 20:10



Antwort auf Beitrag von JennyCarini

Hallo JennyCarini, Du musst Dir die Brust wie eine andere Körperdrüse, z.B. Schweißdrüse vorstellen. Sie produziert dann, wenn auch Milch gebraucht wird. Das Kind saugt, entsprechende Hormone (v.a. Oxytozin, das "Glückshormon") werden bei der Mutter ins Blut gegeben, die Brustdrüsen fangen mit der Arbeit an. Weil sich am Anfang noch ein wenig Milch in den Milchgängen angesammelt hat, bekommt das Baby zunächst auch etwas Milch, aber dann muss es warten, bis der Milchspendereflex (MSR) ausgelöst wird, durch den die Milch dann dem Kind zur Verfügung gestellt wird. Der MSR wird bei jedem Stillvorgang mehrmals ausgelöst. In der Zeit dazwischen muss das Kind geduldig weiter saugen. Das ist natürlich manchmal frustrierend. Milch ist "das leckerste, was es gibt, besser sogar als Brausepulver und Schokolade", sagte meine lange stillende Tochter. Stell Dir vor, Du bist gerade dabei, ein winziges Stück Schokolade zu knabbern, und dann stellst Du fest, dass die Schublade mit der Schoko plötzlich zugegangen ist. Da soll man nicht frustriert sein. Nun musst du schön vor der Schublade sitzen bleiben und weiter geduldig vorsichtig daran ziehen, bis sie nach einer Weile wieder ein Stück Schoki freigibt. So geht es dem Baby. Hinzu kommt, dass abends auch Mama oft schon etwas "durch" ist, weniger Geduld hat und vielleicht auch etwas genervt von der ewigen Stillerei ist. Die Entschleunigung, die Du in dieser ersten Zeit mit dem Baby erlebst, will echt gelernt sein. Stress und Ärger aber hemmen den Milchspendereflex (nicht unbedingt die Milchproduktion), so dass Dein Kind es dann noch schwerer hat, an die Milch zu kommen. Ihr nervt Euch also gewissermaßen auch ein bisschen beide gegenseitig an. Dazu kommt bei unerfahrenen Stillmüttern auch die ewige Sorge, ob genügend Milch da ist. Diese Sorge macht auch Stress, und schon wird möglicherweise wieder der MSR verzögert. Es ist ein Teufelskreis. Was kann man tun? Sich klar machen, dass die Milch genug ist, wenn das Baby ausreichend wächst und zunimmt (Uen, Hebammenmeinung), rosige Haut hat, in den wachen Zeiten auch aufmerksam und aktiv ist (entsprechend dem, was so ein kleines Baby schon kann) und genügend ausscheidet, also wenigstens 6 nasse Windeln, später können es auch mal weniger sein, in den ersten paar Wochen, die bei Euch vorbei sind, auch täglich Stuhlgang. Später kann es bis zu 2 Wochen dauern, dass Stuhlgang abgesetzt wird, in einigen Fällen sogar noch länger. Sich klar machen, dass das Baby auch stillt, weil sein Tag anstrengend war und es sich schlicht gut anfühlt und Rückversicherung gibt, wenn Baby an der Brust ist. Nicht immer bedeutet das Hunger. Verstehen, dass die Mama hier am besten der Ruhepol, der Fels in der Brandung ist, die einfach da ist, auch mal nur trägt, nach Bedarf anlegt, Zuversicht schenkt und geduldig bleibt. Ggf. das Kind auch mal dem Papa, der Oma, dem Opa, der Tante usw. übergeben, um selbst etwas Luft zu holen. Das ist unheimlich anstrengend, auch nervlich. Wissen, dass diese Zeit vorbei geht, wirklich! Sehr viele Eltern haben sie erlebt, überlebt, und es hat geklappt. Das, was Du erlebst, ist ganz normal. Aber nicht alle erleben es so bzw. vergessen auch viel wieder, und die haben dann gut reden. Man kommt sich total hilflos und unfähig vor. Das bist Du aber nicht, nur etwas unerfahren und ein bisschen zu ängstlich. So schnell verhungert ein bisher gut gedeihendes Kind nicht. ;-) Die Brust gibt der Pumpe ungern Milch. Will heißen, Dein Kind holt Unmengen raus, während beim Pumpen fast nichts kommt. Auch das ist für viele Mütter normal. Ich habe zu den besten Stillzeiten, als ich ein schön properes, fünfmonatiges Baby hatte, nach einer Stunde Wechselpumpen mit einer guten Pumpe gerade mal 40 ml herausgeholt. Und das war, als ich das absolute Maximum pumpte. Es war total frustrierend, und so habe ich es dann auch gelassen. Mein Kind zeigte ja, dass alles gut war, eine Versuchsflasche warf sie uns eh um die Ohren. Pumpen will auch gelernt sein. Falls Du das wirklich möchtest (nötig ist es nicht), lass es Dir von der Hebamme ausführlich erklären. Gegen Babys Frust kann Wechselstillen helfen. Auch hier ein Tipp meiner Langzeitstilltochter: Meine Frage an die ca. Vierjährige): "Warum wechselst du eigentlich immer wieder die Seite?" Antwort: "Mama, wenn ich anfange, kommt zuerst richtig schön Milch. Aber dann kommt irgendwann nichts mehr, und ich muss ewig schlürfen, bis wieder was kommt. Dann wechsele ich die Seite, und da kommt dann wieder richtig schön leckere Milch. So mach ich einfach weiter, dann kommt immer was." Sie hat beschrieben, wie Wechselstillen geht. Also einfach die Seite wechseln, wenn nichts mehr kommt. :-) Ein letzter Hinweis: Mit 7 Wochen wachen die Babys richtig auf und kommen ganz in der Welt draußen an. Außerdem passiert gewaltig was im Hirn und mit dem Körper. Es sind große Entwicklungssprünge, die in dieser Zeit passieren, und die Kinder brauchen aufgrund des vermehrten Wachstums in Schüben auch mehr Milch. Die Brust lernt das nur, wenn die Babys entsprechend oft und effektiv stillen. Also muss frau in dieser Zeit aus zwei Gründen häufiger anlegen, insbesondere am Ende eines aufregenden Tages: einmal, weil es so aufregend ist, die Kinder verunsichert, sehr angeregt, sehr müde oder auch einfach kaputt sind, und einmal, weil die Babys die Milchproduktion ankurbeln müssen, so dass die Brust nach normalerweise maximal 72 Stunden gelernt hat, dass sie nun mehr Milch als vorher herstellen muss. Das klappt übrigens die ganze Stillzeit lang, auch bei älteren Kindern noch. Die Brust richtet sich nach dem Bedarf. Wenn nun zugefüttert wird, kann die Brust den erhöhten Bedarf nicht feststellen, und bald hat frau dann wirklich und tatsächlich "zu wenig Milch". Bis auf wenige, seltene Ausnahmen haben Frauen, die nach Bedarf ihr Kind stillen, immer genügend Milch bzw. ihre Brüste erhöhen die Produktion nach Bedarf. Falls Du trotz allem noch beunruhigt bist, kann ich Dir wärmstens empfehlen, mal zu einem Stillcafé zu gehen oder eine Stillberaterin zu Euch zu bitten und Dich zu beraten. Die Stillberaterinnen der LaLecheLiga und des AfS-Stillen (kannst du googlen) machen das kostenlos, die Profis vom BDL (IBCLC-Stillberaterinnen) kosten was, allerdings nur den Bruchteil von dem, was künstliche Milch kosten würde, wenn das Stillen nicht klappt. ;-) Mir hat das damals sehr geholfen. Ich wünsche Euch gemütliches Kuscheln! Genieße die Zeit, sie kommt nie wieder! Ganz viele herzliche Grüße Sileick

von Schniesenase am 13.02.2020, 21:57



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Amen!!!

von junimami0906 am 14.02.2020, 20:48



Antwort auf Beitrag von Schniesenase

Hallo Schniesenase, ich danke dir so sehr für diese ausführliche Antwort. Ich habe gestern Abend meine Hebamme gesprochen. Sie meinte, ich sollte am Abend zufüttern. Das habe ich auch heute wieder gemacht, als er angefangen hat zu schreien. 20ml hat er getrunken und dann wieder geweint. Wahrscheinlich liegt es wohl doch nicht an meiner Mumi. Ich denke, du hast recht, er ist einfach Überreizt und/oder macht gerade einen Entwicklungsschub durch. Aber vielleicht wende ich mich trotzdem mal an eine Stillberaterin. Also, nochmal vielen Dank für die tolle Erklärung. Viele liebe Grüße Jenny

von JennyCarini am 15.02.2020, 18:13



Antwort auf Beitrag von JennyCarini

Hallo JennyCarini, ich freue mich, wenn Dir meine langen Zeilen helfen. Dein Zufütterungsversuch hat gezeigt, dass es wohl nicht Hunger ist, weshalb Dein Baby so aufgeregt ist. Ich habe das auch erlebt, und ich verstehe, dass es sehr belastend ist. Immer sucht man nach etwas, das abgestellt werden muss, damit das Kind zufrieden ist. Manchmal hilft es, wenn man das Kind sein Geschäft in ein kleines Töpfchen verrichten lässt. Es gibt tatsächlich Babys, die ein Problem mit dem Windelgeschäft haben. Vielleicht ist Deines so eins. Das machst Du, indem Du darauf achtest, ob das Kind angestrengt schaut und drückt, und dann nimmst Du gleich die Windel ab und hältst ein Töpfchen unter. Bisweilen hilft diese Maßnahme, so abwegig sie erst einmal erscheinen mag. Ansonsten kann ich nur bestätigen, dass es "Leiden" gibt, die durch besondere Sensibilität und Reizoffenheit (das war bei unserem Kind wohl die Ursache), besonders aktives Erforschen der Welt um das Baby herum, besonders große Aktivitäten am Tag usw. entstehen, nämlich, weil diese Erlebnisse und Erfahrungen verarbeitet werden wollen. Ich habe mal ein Beispiel gelesen, das diese Situation für uns greifbarer macht: Im Kopf des Babys verändert sich schubweise so viel, dass es vergleichbar mit folgender Situation ist: Du gehst im Bett schlafen und wachst auf dem Mars in praller Sonne wieder auf. Als Du ins Bett gingst, wusstest Du noch, wie Deine Welt sich anfühlt, anhört, anriecht und anschmeckt. Als Du aufwachst, ist alles anders, nichts ist mehr wie es war, als Du schlafen gegangen bist. Weil das Gehirn sich rasant entwickelt und sich darum die Art der Verarbeitung und auch die Wahrnehmung selbst so sehr verändert. Die Brust und Deine Nähe, falls der Papa dem Kind auch immer schon sehr vertraut war, auch dessen Nähe, Geruch usw. sind die verlässlichen Anker für das Kind. Darum ist es sinnvoll, das Baby in dieser anstrengenden Zeit viel im Tuch zu tragen, nicht allein abzulegen, sondern immer bei sich zu haben. Das hilft ihm, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Der Geschmack der Muttermilch, das Saugen an der Brust, all das sind Wahrnehmungen, die gleich geblieben sind und darum Sicherheit geben. Deswegen darf und soll gern auch weiter nach Bedarf gestillt werden. Unabhängig davon darf das Baby lernen, dass nichts geschieht, wenn es loslässt und schläft, dass Mama oder Papa mit ihrem Geruch, ihren Körpergeräuschen, ggf. mit der Muttermilch und der Möglichkeit zu saugen, immer da sind, körperlich spürbar, das Baby also schlafen kann, loslassen kann. Es ist gut, wenn Du in dieser Zeit nicht versuchst, das Baby zu weniger nächtlichem Stillen oder allein Einschlafen oder solchen Dingen zu erziehen. Was es benötigt, ist ganz viel Nähe, ruhige Nähe. Was ich damals noch nicht wusste, war, wie wichtig es ist, den Fokus auch vom Kind zu nehmen, denn dieser Fokus übt unbewusst Druck auf das Baby aus. Kling merkwürdig, aber die Mäuse haben sehr feine Antennen. Das ist ähnlich wie bei Hunden: Wenn Frauchen oder Herrchen besorgt sind, glaubt der Hund, es sei etwas Schlimmes geschehen. Also Kind kommt ins Tuch, Du kannst Deinen Aufgaben nachgehen. Ich habe mit dem Tuch sogar Betten bezogen und gestaubsaugt. Für uns war es die Rettung. Mir hat geholfen, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, wenn es ganz dramatisch war mit dem Geschrei: "Ja, Kind, ich weiß, es ist gerade schwer für dich, ich verstehe dich, ich bleibe bei dir, ich begleite dich, und ich weiß, dass es alles wieder gut wird. Es wird vergehen. Es geht vorbei. Es wird alles wieder gut." Und dann achtest Du nur noch auf Deinen Atem, egal, was Dein Kind macht und wie sehr es schreit. Mit dieser Methode hat mein Kind mit ca. 6/7 Monaten gelernt, neben mir mittags einzuschlafen, ohne zu stillen (wobei es verrückt wurde, weil sein Motor sich einfach nicht abstellen ließ, sie schlief mit stillen eben auch nicht mehr ein). Am ersten Tag dauerte es 12 Minuten Geschrei, am zweiten schon weniger, am dritten noch weniger, ab dem vierten Tag waren es noch 2-3 Minuten, und bald schlief sie einfach ein, wenn ich gestillt, mich zu ihr gelegt und erklärt hatte, dass wir nun schlafen und sie sicher und beschützt ist und loslassen kann. Also hab Geduld und sei der Fels in der Brandung! Es wird vergehen. Es geht vorbei, es wird alles gut. :-) Viele Grüße Sileick PS: Die Stillberaterin ist super. Das gibt viel Rückversicherung für Dich.

von Schniesenase am 15.02.2020, 22:57



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Hallo Schniesenase, bin ich froh, nochmal was von dir zu hören. Ich muss das Tuch umbedingt ausprobieren. Ich bin mittlerweile am verzweifeln. Tagsüber schläft er kaum. Selbst im Kinderwagen nicht. Ich versuche alles. Wirklich alles. Heute Abend hat er wieder 3 Stunden geschrien. Er schreit jeden Abend. Mindestens 1 Stunde. Er tut mir so unfassbar leid. Ich kaufe morgen sofort ein Tuch und probiere es damit. Teilweise hole ich ihn nachts in unser Bett weil er selbst nachts sehr unruhig schläft :( Wahnsinn, dass du dir so viel Mühe gibst um mir zu helfen. Vielen, vielen Dank :) Ganz liebe Grüße Jenny

von JennyCarini am 19.02.2020, 21:42



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Hallo JennyCarini, ich weiß, wie ich mich damals gefühlt habe und bin überzeugt, dass wir Frauen einander helfen sollten. Wir haben keine oder unpassende Vorbilder, wenig Hilfe und kaum eine Vorstellung, wie unsere Babys ticken. Denke immer wieder daran: So lange Dein Baby bei Dir ist, wird es keinen Schaden nehmen. So lange das Baby die Eltern fühlbar, wahrnehmbar bei sich hat, darf es schreien (manche sagen "erzählen" und meinen das ganz ernst). Es kann sich ja nicht anders äußern. Lass Dein Kind erzählen, halte es, versuche nicht, das Schreien abzustellen, sondern nimm Dein Kind, lass es wissen, dass Du da bist und ihm zuhörst. Es ist dieses "Kind, ich weiß nicht genau, was Dein Problem ist, aber ich bin da, und ich helfe dir hindurch. Ich habe Verständnis dafür, dass es so schwer für dich ist, und ich weiß, das ändert sich, und alles wird gut." Es wird im Leben Deines Kindes immer wieder mal Zeiten geben, die schwierig sind, in denen Du ihm das Leid nicht abnehmen kannst, aber Du kannst es begleiten, halten, trösten, ihm Halt geben. Dein Kind und Du, Ihr gewinnt ganz viel, wenn Du das leben kannst in solchen Momenten. Hast Du Dein Kind mal bei einer Osteopathin oder einem Osteopathen vorgestellt? Gibt es möglicherweise Blockaden, die gelöst werden könnten? Wie war die Geburt? Zum Tuch: Mein Kind hat anfangs wie am Spieß geschrien, wenn ich sie hineinsteckte. Am Anfang war ich da sehr unsicher. Eine Trageberatung hat mir geholfen. Es hat nicht lange gedauert, bis sie im Tuch auch gut schlafen konnte und viel Zeit gerne darin verbrachte. Leichter geht es, wenn Du nicht in die Verzweifelung des Kindes einsteigst. Vielleicht kannst Du Dich mal an eine Schreibabyberatung wenden? Bei uns gab es mehrere Menschen, die das machten, meine Hebamme, eine Sozialpädagogin, die auch unsere Trageberaterin war... Das war Gold wert! Auch im Tuch schrie mein Kind bisweilen noch, besonders wenn sie müde war. Das Runterfahren war unendlich schwer für sie. Aber sie lernte, dass es geht, dass nichts passiert und dass sie gut aufgehoben war. Sie hat manchmal 3 Stunden im Tuch geschlafen, während ich die halbe Stadt durchquerte, im Park herumwanderte, aufs Klo ging, mir was zu essen machte usw. Was mir noch einfällt: In der eigenen Hilflosigkeit versucht man alles mögliche, und oft ist das genau der falsche Weg. Versuche eine Sache längere Zeit, ändere nichts, Dein Kind kommt nicht zur Ruhe, umso wichtiger ist es, dass Du zur Ruhe kommst. Wenn Du dann so verzweifelt bist, gib Dein Kind Deinem Mann. Lass ihn das aushalten. Dem Kind passiert dabei gar nichts. Es wird getragen (mein Mann trug auch im Tuch). Es bekommt später eine ruhigere, ausgeruhtere und entspanntere Mama zurück, und der Papa ist ihm auch vertraut und bekannt. Mein Mann hat unser Kind abends nach dem Stillen ins Bett genommen (Beistellbett war ans Bett eingehakt), sich daneben gelegt, seinen "Kopf leer gemacht", wie er sagt, das Händchen gehalten und ihr wirklich beigebracht, wie sie schlafen konnte. Es hat anfangs eine Stunde Geschrei bedeutet, und ich lag im Nebenzimmer und weinte mit. Aber bei mir hätte sie auch geschrien, stillen hat in dieser Zeit nicht geholfen. Durch ihn konnte sie schlafen. Unsere Schreibabyberatungshebamme hat das damals so empfohlen. Es hat uns sehr schnell viel ruhigere Nächte gebracht. Mein Mann brachte sie mir, wenn sie aufwachte, zum Stillen. Das war so eine Weile ein Gewandere, aber wir waren ausgeschlafener als so manche andere Jungeltern. Zum Thema Tuch: Ich hatte ein elastisches Tuch von MAM. Das ist neu ziemlich teuer, aber sehr weich und leicht, und es war mehr als ein Jahr meine zweite Haut. Ich kann es sehr empfehlen. Falls Du eine Trageberatung in Anspruch nehmen kannst, kann sie Dir alles wunderbar zeigen. Man kann das (elastische im Gegensatz zum gewebten) Tuch vorbinden und das Kind dann quasi hineinsetzen, alles zurechtziehen, und dann ist es schön kuschelig bei Dir. Schön fest binden ist wichtig. Ich habe später mal mit einer Bekannten Tuchtausch gemacht und das Mobywrap probiert, aber das fand ich sehr sperrig, und es gab viel mehr nach als mein Tuch.Du findest diverse gebraucht für nicht so viel Geld bei EbKlaz. Achte darauf, dass es das weiche ist, nicht das mit Hanf. Meines war nach Jahren intensiven Gebrauchs noch perfekt und trägt gerade das vierte Baby klaglos durch die Gegend. Zum Schlafen: Ich weiß, dass überall gewarnt wird, nicht mit dem Baby zu schlafen. Schau Dir bitte mal bei Dr. Renz-Polster (Kinderarzt und Anthropologe - also nicht Anthroposoph ;-)) die Internetseite an und lies, was er zum sicheren Babyschlaf schreibt. Unser Kind hätte kaum gut geschlafen, wenn es nicht immer an unserer Seite gewesen wäre, und das geht auch sicher. Tut das, was geht, versucht nichts zu erziehen und lasst Euch keine klugen RatSchläge geben, die Euch das Leben schwer machen, denn davon bekommt man mit Baby unendlich viele, und die helfen einem nicht weiter, weil sie nicht zu EUCH und EUREM Kind passen. Schaut, was sich richtig anfühlt, und das macht Ihr. Also die Tante, die meint, man würde dem Baby angewöhnen, nie allein schlafen zu können oder die Oma, die Stillabstände propagiert, weil das Baby sonst ein Tyrann wird, oder die Bekannte, die gehört hat, dass getragene Babys nicht so gut laufen lernen. Das ist alles kompletter Unsinn, Frauen wurden aber früher so falsch beraten. Es gibt noch viel mehr Unsinn, manches davon kannst Du auch bei Dr. Renz-Polster lesen. Die Seite von Regine Gresens (Hamburger IBCLC Stillberaterin) kann ich Dir auch empfehlen, gerade was das Stillen anbetrifft. Sie hat auch Berichte von Vätern. Das wäre möglicherweise für Deinen Partner interessant. Zum Schluss kann ich Dir nur versichern, wie Du Deinem Kind, dass es vorbei geht! Dein Kind wird weniger schreien. Und wenn Du Dich auf dieses Kind einschwingst, kann es Dir unheimlich viel beibringen und Dich komplett verzaubern. Das WIRD passieren!. :-) Das erlebe ich so oft mit meinem zauberhaften Kind. In der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres hatten wir ein super schlafendes Kind, das nachts stillte und abends ganz friedlich einschlief, mit Papa oder Mama neben sich. Sie war aufgeweckt, sehr outgoing, sehr wach und sehr selbstbewusst, und sie hat sich prima entwickelt. Mit eineinhalb Jahren konnten wir ihr ohne nennenswerte Probleme das nächtliche Stillen abgewöhnen. Sie braucht viel Nähe, immer noch, viel Ruhe zum Verarbeiten und eine Mama, die einerseits ruhiger Fels in der Brandung ist und andererseits manchmal auch Löwin und das Kind gegen Ansprüche der Umwelt schützt, die es nicht erfüllen kann, weil es eben sehr aufnahmefähig ist und ungleich mehr verarbeiten muss als viele andere Kinder. Euer Kind ist nicht unser Kind. Und nicht alles, was bei uns funktionierte, wird auch bei Euch passen. Ihr werdet Eure eigenen Wege ausprobieren müssen. Aber ganz sicher wird sich auch Euer Kind wunderbar entwickeln und Euch bald verzaubern. Hab Zuversicht! Ihr schafft das, und Ihr seid beileibe nicht die Einzigen. Du kannst gern auch per PN schreiben, wenn Du mal wieder einen kuscheligen Rückversicherer brauchst! :-) Alles Liebe und Gute! Sileick

von Schniesenase am 19.02.2020, 23:27



Antwort auf Beitrag von Schniesenase

Schniesenase :) Du bist echt so super lieb und nimmst dir so viel Zeit und deine Tipps sind echt gut und dein Zuspruch tut gut. Ich bin mittlerweile am Ende meiner Kräfte. Mein Mann kommt nachhause, der kleine ist schon kräftig am schreien. Wenn er dann irgendwann eingeschlafen ist, versuchen wir noch schnell was zu essen und legen uns dann auch zu ihm. Er schläft in einer Wiege direkt an meinem Bett. Manchmal hole ich ihn nachts zu mir weil er so drückt und dann helfe ich ihm beim ablassen der Winde im Schlaf und dann bleiben wir zusammen bis zum Morgen liegen. Jetzt ist ja bald Wochenende. Da werde ich mir die Internetseite mal anschauen. Da habe ich mehr Zeit. Aber da freue ich mich schon drauf. Ich würde mich gerne per PN bei dir melden. Ich weiß garnicht wie das funktioniert. Ist das dieser Brief am Ende eines Posts? Ganz, ganz liebe Grüße Jenny

von JennyCarini am 20.02.2020, 20:04



Antwort auf Beitrag von JennyCarini

Hallo JennyCarini, für eine PN musst Du Dich einloggen und in Deiner persönlichen Übersicht eine Nachricht an Schniesenase schicken. Nicht vergessen, sie auch in's Postfach zu legen. ;-) Man muss zweimal bestätigen. Vielleicht kannst Du auch schauen, ob Dein Postfach offen ist, d.h. ob Du auch Nachrichten empfangen kannst. Manche sperren ihr Postfach, weil sie keine PNs haben möchten. Meins war aber von Anfang an verfügbar. Übrigens sind wir abwechselnd mit dem Kind im Tuch um den Tisch gewandert, während einer von uns aß. Das klappte ganz gut. Und nein: Das muss das Baby nicht sein Leben lang haben, es geht vorbei, ganz von allein. ;-) Könnt Ihr Euch ein Beistellbett besorgen? Das wird seitlich am Bett befestigt, hat ein sicheres Gitter, und Du kannst Dein Baby einfach zu Dir holen und zurücklegen. Wenn du dann so neben dem Kind liegst, hat es Körperkontakt. Für manche Kinder ist die Wiege nicht gut, weil sie sich allein fühlen und dann Panik bekommen, so lange sie Mama oder Papa nicht spüren können. Mein Kind hätte in einer Wiege die halbe Nacht geschrien, das würde ich so unterschreiben. Ansonsten drück' Dein Kind Deinem Mann in die Hand und lass ihn mit dem Kind einen Spaziergang machen, auch mit Wagen, so lange Ihr noch kein Tuch habt. Es ist unheimlich anstrengend und enervierend, wenn frau so lange ganz allein mit dem Baby sein muss, erst recht, wenn es so viel schreit. Das kommt einer Folter gleich. Oder Du lässt Deinen Mann mit dem Baby zu Hause und gehst eine Runde in den Park. Was immer Dir mal Entspannung bringt. Er kann das Baby auch im Auto um den Block fahren, wenn es hilft. Ganz egal, macht, was Dir auch Entlastung bringt! Ich habe mich so tatsächlich einfach mal hingelegt und einen Nap gemacht, wenn mein Mann die Kleine ins Tuch stopfte und für eine halbe bis eine Stunde draußen unterwegs war. Kind hatte einen entspannten Papa (Arbeit ist ganz was anderes), die beiden kommen in Kontakt, was total nützlich ist, und Du kannst runterfahren, Bad nehmen, Buch lesen, was auch immer. Liebe Grüße Sileick

von Schniesenase am 20.02.2020, 22:02