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Elterliches Versagen oder meine Schuld?

Thema: Elterliches Versagen oder meine Schuld?

hey, ich bin mittlerweile 18 und will das alles einfach endlich loswerden. ich weiß nicht, wie ich darüber denken und damit umgehen soll. vielleicht hat jemand von euch mit sowas erfahrung, ich denke doch eltern sind da die besten ansprechpartner. :) es ist so, seit ich klein bin, bin ich immer schon “anders” gewesen. habe immer sehr schnell aggressiv reagiert (heute weiß ich, dass es war, weil meine gefühle sonst ignoriert/nicht wahrgenommen wurden) ich hatte freunde im kindergarten, allerdings sind wir umgezogen, als ich 4 war. heißt also neuer kindergarten. dort lief es nicht so gut, die erzieher wollte immer, dass ich zur ergotherapie gehe. und da fing es an, dass meine eltern öfters von den ganzen erziehern angesprochen wurden, auf mein komisches verhalten. ich war eben oft sehr zurückgezogen und habe unangemessen reagiert, war sehr schüchtern. natürlich wird da bei einem kleinen kind erst mal geschaut, wie es zuhause aussieht. das gefiel meinen eltern nicht, dass jetzt wegen MEINES fehlverhaltens ihre elterlichen kompetenzen angezweifelt werden. so zog sich das durch die grundschule, ich wurde gemobbt (ich war sehr groß und frühreif..), hatte keine freunde, es wurde immer schlimmer mit mir und ich begann mit 8 mich selbst zu verletzen. meine lehrerin rief ständig bei meinen eltern an, sie wollte dass ich zur therapie gehe. da die lehrerin sehr eigenartig war, kinder und eltern untereinander aufhetzte und generell absolut ungeeignet für die grundschule war, war das laut meinen eltern natürlich schwachsinn. ständig bekam ich ärger, wieso verhalte ich mich zuhause normal aber sobald ich draussen oder in der schule bin wie “ein armes mäuschen, dass zuhause geschlagen wird”?? ich würde mein problem zu dem meiner eltern machen, und das mit absicht. ich wolle sie ärgern. und wenn ich “an mir rumschlitze”, dann kann ich doch damit rechnen, dass die anderen mich komisch finden? in der gesamtschule war es dann ähnlich. dort hatte ich freunde gefunden, schlecht ging es mir immer noch. oft wollte lehrer mit mir reden, aber ich konnte das nicht. ich bin verstummt. damit habe ich heute noch probleme.. auch dort wollte meine klassenlehrerin, dass ich unbedingt eine therapie mache. da sie dass meinen eltern sagte, ich sprach ja nicht mit ihr, bekam ich auch die ganze gesamtschulzeit ärger. meine eltern machten mir immer deutlich, dass das problem bei den lehrern liegt, und dass ich sie wohl “befeure” indem ich mich so verhalte. mit 11/12 begann ich alkohol zu trinken und zu rauchen, immer alleine in meinem zimmer. das bekamen meine eltern so 1-2 jahre später mit, sie meinten nur wieso ich so eine scheisse mache und stichelten hier und da mal. mit 13 fand ich in dem zimmer meiner verstorbenen oma morphium ampullen. ich spritze mir sie hin und wieder, meine eltern fanden spritze und leere ampulle, ich schlief neben einem eimer kotze. das selbe wieder. wieso mache ich so eine scheisse? aber egal. ich wurde alkoholabhängig, mit 16 erlitt ich eine psychose und kam in eine geschlossene klinik, wo ich einen entzug machte. es war seitdem immer wieder häuprig, aber besser. ich trinke mittlerweile selten. doch nun fange ich an, an dem bild, was meine eltern mir mein leben lang vermittelt haben, zu zweifeln. das klingt jetzt vielleicht komisch, alles, was ich geschrieben habe, schreit ja förmlich schlechte eltern, aber rede ich mir das nur ein? übertreibe ich? es beschäftigt mich sehr. bis heute habe ich starke selbstzweifel und probleme damit, situationen einzuschätzen. meiner schwester, jetzt 10, wird es wohl ähnlich ergehen.. ausserdem haben meine eltern eine ständige on-off-beziehung, 3 mal ist mein vater ausgezogen, die trennungen unzählbar.. ich will jetzt nicht noch mehr details nennen, damit es ein bisschen neutral bleibt.. entschuldigt meine groß- und kleinschreibung :o

von momobeep am 18.08.2023, 13:14



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Hey, zuerst möchte ich dir sagen, dass deine Aussagen über deine Kindheit/Jugend sehr traurig klingen. Trotzdem, Du und nur Du hast es in der Hand, etwas zu ändern. Je nachdem, ob Du in einer Ausbildung oder ausbildungssuchend bist, versuche ein selbständiges Leben zu beginnen. Dazu solltest du dir einen guten Therapeuten suchen (unterstützend) - aber dabei nicht vergessen, dass nicht er dein Leben ändern kann, sondern nur du selber. Mach eine Ausbildung (wenn du nicht schon dabei bist bzw. sie mit 18 beendet hast) und bilde dich weiter. "Andere" Leute, d.h. außerhalb deines bisherigen Umfeldes (die dich nicht auf deine Vergangenheit reduzieren), lernst du am Besten in der Firma, im Sportverein oder auch der VHS kennen - oder vielleicht bist du ja musikalisch und magst in einen Chor gehen - das muss nicht im eigenen Wohnviertel sein, wenn du davor Angst hast. Es gibt viele Möglichkeiten für dich. Hab keine Angst - sondern versuche, dich Schritt für Schritt von deiner Vergangenheit zu lösen und eine neue Welt zu erkunden. Das heißt übrigens nicht, dass du (momentan) komplett mit deiner Familie brechen sollst (ich gehe davon aus, dass du noch zuhause wohnst) ! Vielleicht ändert sich euer Verhältnis, wenn du zeigst, was in dir steckt und du bist in dem Moment ein gutes Vorbild für deine Schwester. Viel Glück und melde dich ruhig mal wieder!

von KerstinWi am 18.08.2023, 14:40



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Das ist oft eine Fehlannahme, weil man dann quasi einen "Sündenbock" hat, auf den man alle Probleme schieben kann. Klar KANN es Schuldige /Verantwortliche für eine entstandene Situation geben, aber oft ist es auch so, dass einfach viele ungünstige Faktoren zusammmen kommen im Leben eines Menschen. Z.B. unfähige/wenig empathische Lehrer/innen... Eltern die überfordert sind oder andere Probleme haben... fehlende andere Bezugsperonen.... Umzüge und erwzungene Neuanfäange woanders..... + dass man vllt. nicht gelernt hat zu kommunizieren und Dinge konstruktiv zu klären, und dann zuErsatz"Lösungen" wie Drogen gegriffen hat .... usw. Die wenigsten Menschen auf der Welt haben ideale Lebensunstände! ABER alles kann sich zu. Besseren wenden, wenn man will und wenn man Verantwortung dafür übernimmt. Es kommt immer darauf an, was man draus macht. Das liegtvan dir - du bist jetzt erwachsen und somit verantwortlich für dein Leben. Allerdings nicht allein!! Aufgrund der Drogen und Alkohol plus die selbstzerstörerischen Tendenzen, was ja eine psychische Störung ist, brauchst du bestimmt therapeutische Hilfe. Aber auch da hast DU die Verantwortung - DU willst gesund werden und suchst dir jemanden, der dir dabei hilft. Also, such dir eine gute Therapeuten oder eine entsprechende Anlaufstelle. So, dass es für dich passt und dir hilft, dein Leben auf die Reihe zu bekommen. Aber DU hast das Steuer in der Hand. Des Weiteren - Schule, Ausbildung : schau dass du eine Ausbildung hast. Idealerweise etwas, was dir liegt und was du gern machst. Aber auch was anderes kann in Zukunft nützlich sein, falls du schon eine Ausbildung begonne hast, mach sie fertig. Du musst nicht für alle Zeiten in diesem Beruf arbeiten, aber hast dann zumindest schon mal etwas. Hol dir Hilfe und Rat wo es geht. Freunde,Lehrer, Beratungsstelle, Kirche... was es bei euch gibt und dir hilft. (Ich denke auch deine Eltern helfen, wenn sie können und wenn sie wissen, wie. Wenn sie sehen ,dass du es schaffen willst und weisst was du willst.) Alles Gute!!!

von MM am 19.08.2023, 11:18



Antwort auf Beitrag von momobeep

Huhu, weißt du, wenn man jung ist, denkt man immer, es geht einem besser, wenn man die „Schuldfrage“ geklärt hat. Zwar stimmt es: Deine Eltern haben falsch reagiert, und sie haben dir die Hilfe, die du dringend gebraucht hättest als Kind, nicht gegeben. ABER: Dieses Wissen nützt dir nicht so viel, wie du vielleicht glaubst. Denn die Vergangenheit existiert nicht mehr, sie ist vorbei. Das einzige, was du ändern kannst, ist die Gegenwart. Du kannst seelisch heilen. Dafür brauchst du jetzt eine gute Psychotherapie. Auch bei der sollte es nicht um die Schuldfrage gehen, sondern darum, wie du JETZT im Leben Fuß fassen kannst. Lass dir helfen! Allein kommt man aus dem Sumpf, in dem man steckt, nicht heraus, dafür braucht es die Hand von jemandem, der auf festem Boden steht. Du kannst Stabilität finden, und du kannst eine gute, zufriedene und glückliche Zukunft haben. Aber von nichts kommt nichts, du wirst auch etwas dafür tun müssen. Eine Therapie kann dich dabei begleiten, einen Schulabschluss zu machen und eine Ausbildungsstelle zu finden, die dir Freude macht. Längerfristig wäre es sicher gut, z.B. in einer betreuten Wohngruppe für junge Leute zu wohnen und nicht mehr zu Hause. Frage den oder die TherapeutIn nach so einer Möglichkeit. Nach Ende der Ausbildung hast du einen guten Beruf und genug Geld, um dir eine Wohnung zu nehmen. Es ist, wie eine Vorrednerin sagte: Du musst nicht den Kontakt zu deinen Eltern abbrechen, aber etwas Distanz wäre sicher heilsam. Ich selbst bin mit 20 von zu Hause ausgezogen, und schon nach wenigen Monaten ging es mir sehr, sehr viel besser. Es ist schon wichtig, dass der negative Einfluss der Eltern aufhört. Trau dich, selbst bei einer Praxis für Psychotherapie anzurufen, oder bitte deinen Hausarzt, das für dich zu tun. Da ist nichts dabei, eine Gesprächstherapie ist entspannt und schön. Man kann sich alles von der Seele reden und bekommt gute Impulse und Ideen. Sehr viele Menschen nutzen diese Möglichkeit. Und weißt du, das Tolle ist: Je früher man sich helfen lässt, desto schneller die seelische Heilung. Je länger man wartet, desto mehr werden die Probleme chronisch, und man wird sie immer schwerer wieder los. In deinem Alter ist das Gehirn noch sehr plastisch, das heißt, es lernt schnell um. Und es kann neue, heilsame Verhaltensweisen rasch lernen und umsetzen und alte, schlechte Muster leicht aufgeben. LG und alles Liebe für dich!

von Astrid am 19.08.2023, 10:39



Antwort auf Beitrag von momobeep

Deine Beschreibung hätte die meiner Kindheit sein können. Ich habe viel emotionale und körperliche Gewalt erfahren. Drogen und Alkohol konnte ich immer wiederstehen, aber ich kann verstehen, warum du das getan hast. Zu deiner Frage: Mir ging es erst dann gut, als ich nicht „den Schuldigen“ gesehen habe. Was war, war. Aber ich wollte dann MEIN Leben leben. Ich war dafür verantwortlich, was passiert (nicht, was passiert ist, sondern was kommt). Ab diesem Moment habe ich alles in die Hand genommen, mich zuerst emotional von meiner Familie gelöst und später allerdings auch komplett. Versuche, deine Perspektive zu wechseln und dich als verantwortlich für deine ZUKUNFT zu sehen. Nicht für die Vergangenheit, aber die ist ohnehin vorbei. Helfen kann dir dabei eine Gesprächstherapie, ich hab das aber erst viele Jahre später gemacht. Als ich mich damit beschäftigen WOLLTE. Zuerst war mir mein Leben wichtiger :-) Ich drücke dir alle Daumen, du kannst es schaffen - du musst dich aber darauf fokussieren.

von EinTraumWirdWahr am 19.08.2023, 17:41



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Der Satz ist hart aber wahr. Mein Mann hat seine Mutter mit 15 verloren, 10 Jahre später an die gleiche scheiße seine Schwester. Auch sein Bruder und er haben diese Krankheit, sie hatten einfach Glück das die Ärzte wussten mit welcher selten Krankheit sie es zu tun hatten. Mein Schwiegervater hat sehr schnell wieder geheiratet, einen Drachen. Zudem hat er meinen Mann bedroht, geschlagen und gut 10000 Euro unterschlagen. Meine Kindheit ist geprägt von einer Mutter die alleinerziehend war und nicht in der Lage war ihr Kind zu lieben, zudem bin ich missbraucht worden und 9 Jahre in der Schule gemobbt worden Mein Mann ist mit 18 sofort ausgezogen, hat kein Abi gemacht sondern ne Ausbildung zum intensivpfleger, er hatte sein Leben immer im Griff Ich habe etwas länger gebraucht bin sehr jung Mutter geworden, falscher Mann und etwas gestrudelt. Abbruch ich habe die Kurve bekommen, weil ihrgennt wann bist du für dich verantwortlich Ich habe zu teilen meiner Familie keinen Kontakt mehr, zu dem Rest nur oberflächlich ( meine Mutter und Oma) ,mein Mann hat noch Kontakt zu seinen beiden Brüdern und oberflächlich zu seinem Vater, damit leben wir sehr gut Du musst lernen das nur du es bist der dich glücklich machen kann

von misses-cat am 19.08.2023, 21:44



Antwort auf Beitrag von momobeep

Deine Schuld ist das sicherlich nicht. Also, natürlich hat man ab einem gewissen Alter die Wahl, wie man sich verhält, aber Teenager sind eben noch keine reflektierten Erwachsenen, und bei Dir fing es ja schon mit 8 an, total schief zu gehen. Ich kenne nur Jugendliche, die sich ritzen oder das gemacht haben. Im Grundschulalter finde ich das noch heftiger. Da hätten Deine Eltern mit Dir sofort bei einem Kinderpsychiater oder ähnlichen Leuten vorstellig werden müssen. Egal, wie diese Lehrerin war, es wäre die Aufgabe Deiner Eltern gewesen, sich zu kümmern. Es hätte ja auch die Möglichkeit gegeben, die Klasse oder die Schule zu wechseln, wenn das mit der Lehrerin wirklich die Ursache oder ein Teil des Problems gewesen wäre. Mal ehrlich, ich dachte, dass solche Probleme professionelle Hilfe erfordern, hätte sich seit meiner Generation herum gesprochen. Ich kenne die Sprüche Deiner Eltern aus der Generation meiner Eltern, also Deiner Großeltern. Hat bei Dir schonmal jemand an ADHS gedacht? Dazu passt nämlich vieles, was Du beschreibst, von der Impulsivität einerseits, sich emotional total zurück ziehen, weil man sich immer unverstanden fühlt, andererseits. Das Gefühl, irgendwie ein Alien zu sein, deswegen nicht zu den anderen zu passen, gemobbt zu werden, Schwierigkeiten zu haben, Freunde zu finden... Es sind nicht alle ADHSler hyperaktiv. Es gibt auch eine verträumte Variante, bzw. wenig hyperaktive ADHSler. Die beiden letzten Varianten werden auch heute noch oft übersehen. Neben der Impulsivität und der Hyperaktivität bzw. Träumerei gehören zu ADHS noch Konzentrationsprobleme. Wenn bei einem ADHS-Kind ein Elternhaus dazu kommt, das kaum Halt bietet und das sich nicht wirklich für die Probleme des Kindes interessiert, obwohl bei Dir offenbar von kleinauf gesagt wurde, dass mal jemand untersuchen sollte, was mit Dir los ist, ist es kein Wunder, dass das so eskaliert ist. Alkohol, Drogen und Nikotin sind Substanzen, mit denen viele unerkannte ADHSler versuchen, sich in den Griff zu bekommen. (Ich habe letztes gelesen, dass es Schätzungen gibt, dass ca. 50% aller Alkoholiker ADHS haben.) Dazu muss ich sagen, dass ich nur interessierter Laie und keine Expertin für ADHS bin ( und selbst wenn, sind Ferndiagnosen Unsinn). Es kann auch sein, dass das Problem bei Dir in einem Trauma liegt, das passiert ist, als Du ganz klein warst (z.B. Vernachlässigung durch Deine Eltern), oder Du hast eine andere Störung als ADHS. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass es nicht daran liegt, dass Du es einfach nur total verbockt hast. Dagegen sprechen die ganzen Aussagen von Pädagogen seit Du im Kindergartenalter warst. ADHS würde ich an Deiner Stelle auf jeden Fall testen lassen, falls das noch nicht passiert ist. Wenn Du das hast und das bleibt weiter unbehandelt, rutscht Du wahrscheinlich wieder ab, weil der Wille, ab jetzt ohne den Mist zu leben, dann nicht reicht.

von kea2 am 22.08.2023, 09:00