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Freund vom Sohn scheint Depressionen zu haben

Thema: Freund vom Sohn scheint Depressionen zu haben

Hallo! Der Freund (14) von meinem Sohn (15) scheint depressiv zu sein oder zu werden. Er erzählt immer öfter, dass er traurig ist, liegt in den Ferien fast den ganzen Tag im Bett rum und ist von meinem Sohn nur sehr schwer zu motivieren mal was zu unternehmen. (Ist Corona bedingt natürlich auch momentan echt schwierig). Leider hat der Junge kein gutes Verhältnis zu seinen Eltern, die sehr leistungsorientiert sind und schon immer z. B. bei schlechten Noten mit extremen Druck und hohen Strafen (z. B. monatelangen Handyverbot bei einer 5 in einer Englischarbeit) reagiert haben. Ehrlich gesagt kenne ich die Eltern auch und kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass sie besonders einfühlsam reagieren würden wenn sie von den Problemen ihres Sohnes hören würden. Er hat wohl vor Jahren, angeblich aus Spaß, bei seiner Mutter schon einmal angedeutet, dass er Depressionen habe. Die Reaktion seiner Mutter sei wohl gewesen, dass sie im Internet gelesen hat, dass depressive Menschen ihr Zimmer nicht aufräumen. Ihre Lösung war daher, dass er jetzt immer sein Zimmer aufräumen soll, das würde helfen... Hört sich fast witzig an, ist aber natürlich eher tragisch. Heute hat er meinem Sohn, als sie über eventuelle Berufe gesprochen haben, gesagt, dass er sich auch vorstellen könne, sich mit 22 Jahren umzubringen. Meinen Sohn belastet das natürlich sehr, da sein Freund ihm das Versprechen abgenommen hat, es mir nicht zu erzählen. Ich habe zwar angeboten mit der Mutter des Freundes zu sprechen, aber das möchte mein Sohn nicht, da es dann deutlich wird, dass er sein Versprechen nicht gehalten hat. Er hat Angst, dass sein Freund ihm dann solche Dinge gar nicht mehr erzählt und noch mehr leidet, weil er dann mit niemandem mehr über seinen Kummer spricht(er hat keine anderen engen Freunde, denen er das so wie meinem Sohn erzählen würde). Natürlich hat mein Sohn seinen Freund mittlerweile auch schon häufig gesagt, dass er sich wirklich Sorgen macht und ihn dazu überreden möchte sich Hilfe zu holen. Das lehnt der Freund aber leider strikt ab. Leider weiß ich momentan auch gar nicht mit der Situation umzugehen. Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht aus und möchte natürlich keine falschen Ratschläge geben. Wir haben heute aber mal die Nummer gegen Kummer herausgesucht in der Hoffnung, dass dort Menschen mit Erfahrung in solchen Dingen haben. Da wird er morgen mal anrufen. Trotzdem auch hier schon einmal die Frage: Hat schon mal jemand so eine Situation gehabt? Wie seid ihr damit umgegangen bzw. was würdet ihr raten? Uns belastet die Situation inzwischen doch sehr...

von banffgirl am 15.01.2021, 22:24



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Gut, dass es Menschen wie euch gibt, die sich Gedanken darum machen. Das ist eh ein schwieriges Alter und das muss man auch ernst nehmen. Ich habe / hatte diesbezüglich auch Probleme mit einem meiner Kinder, das dann auch stationär deswegen behandelt wurde. Aber wir konnten offen darüber sprechen. Evtl. kann man einen Familientherapeuten ansprechen oder Telefonseelsorge. Natürlich muss der Junge auch bereit sein, sich einer Therapie zu stellen. Vielleicht kann dein Sohn ihn davon überzeugen, erstmal alleine zum Arzt zu gehen oder mit deinem Sohn zusammen, mit 14 sind Kinder durchaus in der Lage, auch alleine zum Arzt zu gehen. Wir haben sehr häufig Kinder in dem Alter in unserer Praxis, meist natürlich aus anderen Gründen, die ohne Eltern kommen, das klappt auch gut. Er muss seine Eltern ja nicht unbedingt darüber informieren und kann andere Gründe vorschieben. Ich denke aber, dass sollte auf jeden Fall abgeklärt werden, sollte sich der Verdacht bestätigen und die Eltern sich dagegen stellen, müsste schlimmstenfalls eine Betreuung eingerichtet werden, aber meistens kommt es nicht soweit und die Eltern lenken ein. Ich wünsche euch, dass ihr eine Lösung findet und finde es gut, dass ihr euch auch Gedanken macht.

von mutti6 am 16.01.2021, 08:05



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Entscheidend ist ja jetzt, ob der Freund Anstöße Deines Sohnes überhaupt aufgreifen und umsetzen kann. Die „Nummer gegen Kummer“ muss er ja selbst anrufen, und ob er das wirklich tut, ist nicht sicher. Es kann auch sein, dass er das nur sagt, damit Dein Sohn Ruhe gibt. Es ist aber grundsätzlich eine sehr gute Idee, hoffentlich macht er das auch. Eine weitere, einfache Möglichkeit ist, dass er zu einem Hausarzt geht und ihm das Ganze erzählt. Auch der kann weitere Dinge vermitteln bzw. als erste Hilfe etwas verschreiben. Beim Hausarzt könnte der Freund auch sagen, dass er möchte, dass der Arzt seine Eltern anspricht und alle zusammen bei einem weiteren Termin die richtige Hilfe besprechen. All das sind zwar niederschwellige Angebote, aber trotzdem ist es in diesem Alter für einen Teen sehr schwer, sich zu outen bei fremden Leuten. Ich hätte das in diesem Alter kaum gekonnt. Der erste Schritt ist ja, dass der Freund überhaupt erkennt, dass er eine Depression hat. Dass er Selbstmord-Fantasien hat, heißt noch lange nicht, dass er auch die Einsicht hat, dass hier etwas nicht stimmt, dies nicht normal, irgendwie cool oder „gothic“-düster ist, sondern dass eine Krankheit dahintersteckt. Dein Sohn könnte seinen Einfluss auf den Freund nutzen, um zu erreichen, dass die Hilfesuche auch wirklich klappt. Er könnte z. B. mit zum Hausarzt gehen (und dort vor der Tür warten, wg. Corona darf ja nur einer rein). Aber dann ist der Weg dorthin zumindest schon etwas einfacher. Ich muss aber noch etwas sagen: In allerletzter Konsequenz bist trotzdem Du gefragt. In dem Moment, wo Du so etwas erfährst und weißt, dass das Ganze schiefgehen kann, darfst Du Dich nicht mehr heraushalten. Du bist in der Geschichte die einzige Erwachsene, die davon weiß. Und das Leben und die Sicherheit des Freundes sind wichtiger, als ein Geheimnis oder ein Schweigeversprechen Deines Sohnes – glasklar! Denn wenn der Junge sich irgendwann etwas antut, dann bist Du die einzige reife Person, die von dieser Gefahr wusste, und die nicht gehandelt hat. Das heißt, wenn sich hier nichts tut, der Freund sich nicht zügig Hilfe suchen kann (nachweislich, nicht nur in Worten), dann musst Du natürlich (!) mit den Eltern sprechen. Auch wenn das unangenehm ist. Wo es um einen gefährdeten Jugendlichen geht und irgendwann eine Katastrophe droht, darf man sich nicht mehr heraushalten oder ein (falsches und schlechtes) Geheimnis wahren. Damit könntest Du selbst sicher auch kaum leben, von daher sollte man da nichts versäumen. LG

von Jorinde17 am 16.01.2021, 10:03



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Mal als andere Idee, die dich etwas aus der Schusslinie nehmen würde. Jede Schule hat Schulsozialarbeiter, die auch jetzt im Lockdown arbeiten. Vielleicht könnte dein Sohn mit ihnen Kontakt aufnehmen (ich gehe jetzt mal davon aus, dass sie dieselbe Schule besuchen) und das Ganze schildern. Die können das dann besser einschätzen und Ratschläge geben. Da diese Leute den Schülern bekannt sind ist die Hemmschwelle auch viel niedriger mit ihnen zu sprechen. Ich habe vor dem Lockdown für leider mehrere meiner Schüler den Kontakt herstellen müssen. (die Zeiten scheinen solche Tendenzen zu Depression sehr zu fördern). Eine meiner Schülerinnen wurde sogar direkt an einen Kinderpsychologen weiterverwiesen, weil es nicht abschätzbar war, ob sie die Ferien alleine schafft. Vielleicht wäre das auch ein Weg zumindest mal selbst etwas Hilfe zu bekommen, wie man helfen kann.

von Ally79 am 16.01.2021, 11:01



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Hallo Am besten wäre wenn dein Sohn den Freund dazu bringt dass du es wissen darfst, vielleicht kann er ihm erklären das du ihm bestimmt helfen würdest aber eben nur nach Absprache mit ihm? Meine Tochter hat das bei ihrer Freundin so eingefädelt,irgendwann kam sie dann zu mir und erzählte mir was Zuhause los war(hier ging es nicht um Depressionen sondern den Zustand in der Familie,die wurden bereits vom Jugendamt betreut,die Eltern waren aber bei allen Gesprächen dabei und haben heile Welt gespielt) Wir haben dann gemeinsam überlegt wie wir vorgehen wollen,letzten Endes hat das JA die Kinder da raus geholt,aber es geht ihnen wesentlich besser Der Sozialarbeiter an der Schule wäre ein Ansprechpartner Wenn er sich traut der Kinderarzt-und der ist verpflichtet nicht wegzuschauen,wenn der Junge sich anvertraut und der Kinderarzt Behandlung für notwendig erachtet und ihn für gefährdet hält haben die Eltern zwei Möglichkeiten+dem Jungen endlich Hilfe zukommen zu lassen oder sie werden gemeldet und verlieren das Recht über medizinische Versorgung zu entscheiden Wichtig ist dass es bei ihm selber ankommt,meine Große ist schon länger depressiv,uns gegenüber hat sie es mit Zickigkeit verschleiert,nur ihre Freundin wusste das,sie hat ihr irgendwann den Marsch geblasen und sie hat sich uns anvertraut,und das obwohl wir eigentlich ein gutes Verhältnis haben,und sie wissen eigentlich dass sie mit allem zu uns kommen dürfen. Wieviel schwerer wird es dann erst diesem Jungen fallen der erstmal selber akzeptieren muss was mit ihm los ist,und er dann niemanden hat der ihn erst nimmt

Mitglied inaktiv - 17.01.2021, 11:42



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Ich hätte auch die Idee, dass vielleicht dein Sohn den Weg über die Schule geht...? Über Vertrauenslehrer oder einen anderen Lehrer, der guten Kontakt zu den Kids hat oder so... denn es ist ja auch eine Last, die dein Sohn da hat - so gut es auch ist, dass der Freund sich mitteilt.. Lehrer unterliegen ja auch bis zu einem bestimmten Grad der Schweigepflicht und manche Schulen haben auch extra Sozialarbeiter, die sich kümmern.

von -nela- am 17.01.2021, 22:14



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Der Sohn einer Freundin hat in diesem Alter seinen Freund verloren. Er ist von einer Brücke gesprungen und es hat Tage gebraucht ihn zu finden. Vorher hatte er seinen Freund per WA angeschrieben, der war aber auf dem Heimweg vom Urlaub. Insofern: Nichts ist schlimmer als nichts zu tun!!!!!!!! Ich würde den Rat der Klassenleitung suchen. Trini

von Trini am 20.01.2021, 11:14



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für eure Mühen und Antworten! Ihr habt ähnliche Gedanken wie ich. Klassenlehrer gibt es bei uns in der 10. Klasse (Oberstufe bei G8) nicht mehr, Vertrauenslehrer bzw. Sozialarbeiter der Schule ist den beiden leider mehr oder weniger nur vom Sehen bekannt. Mein Sohn hat das Gefühl, dass es MOMENTAN auch wieder etwas besser bei seinem Freund ist (Homeschooling hat gestartet, und sie haben wirklich viel zu tun) hat sich aber vorgenommen, dass er - sobald das Thema wieder aufkommt - massiver ansprechen wird, dass er möchte, dass der Freund sich Hilfe holt und dann auch am Ball bleiben wird. Er hat sich jetzt eine Telefonnummer von einer Beratungsstelle herausgesucht und wird ihm dann anbieten, ihn dorthin zu begleiten, oder auch zum Arzt. Außerdem ist mein Sohn inzwischen auch gar nicht mehr abgeneigt, dass ich - sollte das alles nicht fruchten - auf längere Sicht mit der Mutter spreche.

von banffgirl am 21.01.2021, 13:20



Antwort auf Beitrag von banffgirl

Ich hab ja so meine Zweifel, ob Aufräumen gegen Depressionen hilft... aber regelmäßiger Sport hilft vielen. Wäre das evtl. eine (zusätzlich)Hilfsmassnahme? Gemeinsamer Sport (laufen gehe, ok, was anderes geht grad nicht wirklich...) LG

von zweizwerge am 27.01.2021, 11:57