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Keine Freunde

Thema: Keine Freunde

Hallo zusammen, mir liegt was auf dem Herzen, bei dem ich keinen Lösungsansatz habe. Vielleicht hat ja hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir ein bisschen Mut machen… Unsere jüngere Tochter (wird in ein paar Tagen 15) hat keine Freunde im Alltag. Also nicht „nur wenige“ oder „nicht so viele“, sondern buchstäblich KEINE. Ihre ehemalige beste Freundin aus der Grundschule zog vor ein paar Jahren mehrere hundert Kilometer weit weg, seither wird gechattet und etwa 1-2x im Jahr sehen sie sich. Das ist dann immer wunderbar, aber eben viel zu selten. Sie hat mit ADHS und einem leichten Tourette-Syndrom sicherlich erschwerte Bedingungen, „beliebt“ zu sein, außerdem interessiert sie sich nicht für die typischen Mädchenthemen wie Schminken, Klamotten, Jungs, etc. Stattdessen sind ihre Interessensgebiete eher speziell, z.B. griechische Mythologie, Geschichte allgemein, Spiritualität, klassische Musik, usw. Mannschaftssport macht sie keinen mehr nach Mobbingerfahrung und Gezicke in der Mädchenmannschaft. Sie engagiert sich in der Tourettegesellschaft (virtuell), im Jugendgemeinderat und spielt in der Theater-AG. Aber nirgends kann sie engere Kontakte knüpfen, die über ein paar gewechselte Sätze hinausgehen: „Die haben alle schon ihre Freunde. Da geht keiner hin, um neue Freunde zu finden!“ Sie hat viele Ablehnungserfahrungen gemacht und merkt selbst, dass sie teilweise recht „anhänglich“ werden kann, wenn sie jemanden nett findet. Das kam bisher nicht so gut an… Gerade war hier Dorffest, alle Klassenkameradinnen mit Freundinnen dort - nur sie ganz allein (oder mit uns Eltern). Das hat sie tief getroffen, weil sie natürlich auch gerne irgendwo dazugehören will. Mich macht das auch unheimlich traurig, weil sie es so sehr verdient hätte, eine Freundin zu haben, mit der sie das ganze Freud und Leid der Teeniezeit teilen kann. Deshalb meine Frage: Hat jemand vielleicht eine Idee, was wir (sie!) noch versuchen könnten? Durchhalten und hoffen, dass nächstes Jahr mit der Ausbildung die Wende kommt? Die Klassengemeinschaft ist derzeit leider ziemlich mies, da besteht nicht viel Aussicht auf Besserung… Habt Ihr bei Eurem Kind evtl. ähnliche Erfahrungen gemacht? Bin über jeden kleinen Hoffnungsschimmer dankbar :o) LG daide

von daide am 17.09.2023, 23:00



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Meiner ältesten ging es ähnlich nur dass sie mehrere Freundinnen verloren hat durch Wegzug,eine kam ins Heim aber eben weit weg... Sie hat ihre Freundinnen im Internet gefunden eben über ihre speziellen Interessen die aber im.persönlichen Umfeld niemand geteilt hat,sie ist auch absolut untypisch Mädchen Wir haben persönliche Kontakte ermöglicht wo es eben räumlich ging,haben sie zuerst hingebracht um zu sehen dass da wirklich eine gleichaltrige wartet aber bisher haben wir da glück gehabt Es hat aber auch gedauert bis sie sich was richtig festes aufgebaut hat, inzwischen sind sie ein clübchen von 5 Mädels,treffen mit allen finden dann immer hier statt weil alle anderen Eltern so viele nicht sahen wollen,meist bleiben sie ein ganzes Wochenende weil es zum Teil über 2 Stunden Anfahrt hat,aber das ist mir egal ich kenne das von Zuhause auch nicht anders als dass die türen immer offen stehen

Mitglied inaktiv - 18.09.2023, 03:08



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Vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Sie ist bis jetzt nicht in speziellen Foren o.ä. unterwegs, wo sie jemanden kennenlernen könnte. Ich fand das bisher zwar ganz beruhigend, denn - wie Du schreibst - man weiß ja doch nicht, wer da am anderen Ende der Tastatur sitzt… Aber letzten Endes wäre es schon einen Versuch Wert. Ich rede mal mit ihr drüber. Ich finde es toll, wie Ihr Eure Tochter da unterstützt. Das ist so wertvoll! Wir sind auch bereit, sie in jeder Hinsicht zu unterstützen und ihr zu helfen. Sie hat z.B. die Idee, einen Blog zu schreiben, um ihre Gedanken zu allem möglichen mitzuteilen. Es hapert noch am Umsetzen, aber letztlich wäre das ja sowas ähnliches wie bei Euch, nur dass man sich quasi „finden“ lässt. Danke Dir & alles Gute für Eure Tochter!

von daide am 18.09.2023, 07:54



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Im Endeffekt ist es heutzutage ja auch fast egal wo Freunde sind,meine hat auch Freundinnen in Ungarn und in der Ukraine gefunden,klar ist das immer noch was anderes als eine reale Freundschaft,aber dank Programmen mit denen man auch miteinander reden kann ist es ja gut möglich sich zumindest zu unterhalten Zu Corona gab es dann auch Ideen wie gemeinsame Videoabende,Film gestreamt und dabei gequatscht und was geknabbert Je nachdem was sie macht muss sie natürlich auch mit Hate klarkommen,bei uns ist oberstes Gebot immer gewesen Keine Bilder einstellen und noch wichtiger unsere Adresse nicht rausgeben,die ersten Kontakte gab es telefonisch und dann eben die realen Treffen in Begleitung,die anderen Eltern haben das aber auch so gemacht Bei meiner hab ich auch das Gefühl dass sie eben nicht so weit ist wie andere,wo andere den ersten Freund hatten hat sie noch ihre Puppe gehabt...,das ist ja weiter nicht schlimm, eigentlich war ich in dem Alter wo es sich so auseinander gelebt hat eher wie neuen Tochter,sie sind heute einfach vielfach früher raus aus den kindlichen Phasen. Ich drücke euch die Daumen dass sie irgendwie den Seelenverwandten findet den sie verdient

Mitglied inaktiv - 18.09.2023, 13:18



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Ja, wir würden schon genau darauf achten, dass gewisse Spielregeln eingehalten werden. Sie schreibt u.a. Gedichte auf Deutsch und Englisch und würde die gerne veröffentlichen. Natürlich am liebsten als Buch (ja, selbstsicher ist sie ;o)), aber vielleicht tut‘s eben auch erstmal ein Blog. Ich glaube, mit „guter“ Kritik kann sie umgehen, Resilienz hat sie über die Jahre gelernt. Wie es mit derberen Nachrichten (Hate) aussieht, weiß ich nicht, da müssten wir definitiv ein Auge drauf haben. Nicht, dass der Schuss nach hinten losgeht… Ganz lieben Dank für Deine guten Wünsche!!!

von daide am 18.09.2023, 22:48



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Bei meiner wurde es besser, als in der Klasse die strikte Trennung Jungs Mädchen aufhörte. Schon in der Grundschule waren die besten Freunde Jungs - und jetzt ist sie mit der Jungs Clique unterwegs.

von kirshinka am 18.09.2023, 07:03



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Ja, das kommt bei uns dazu: Sie ist auf einer Mädchenschule (zwar auf einem Gelände mit einer gemischten Schule, aber das bringt ja innerhalb der Klasse nichts) und das Gezicke und Getue der Mädels ist teilweise wirklich schwer zu ertragen. Daher war ich sehr froh, als sie in den Jugendgemeinderat gewählt wurde und auch in ihrem Sport ein paar Jungs dazukamen. Das entspannt die Lage schon sehr. Aber Freundschaften haben sich halt bisher noch keine ergeben… Vielen Dank für Deine Antwort!

von daide am 18.09.2023, 08:00



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Hier ähnlich. Sie fand außerhalb der Schule Freunde, über ganz D verstreut, nämlich über ein gemeinsames Interesse. Einfach mal so nach dem Unterricht treffen ist da natürlich raus. Man fährt in den Ferien gemeinsam ins Camp, besucht sich gelegentlich am WE gegenseitig. Bei all denen, die nicht die Schmink-Insta-Jungs-Klamotten-Schiene teilen, scheint das Finden von Freundinnen schwer zu sein. So ein Schulklassenverband ist gruselig. Mit der Oberstufe und der Auflösung des Klassenverbandes wurde es besser. Nicht gut, schon gar nicht toll, aber besser. Noch 6 Monate bis zum Abi und dann wird das Ende der Schulzeit gefeiert. Juhu!

von Pamo am 18.09.2023, 14:58



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Meine Große hatte während der GS Zeit auch nie eine Freundin in der Schule, nur eine aus der KiGa Zeit. Diese war auch anders, als andere Kinder. Aber der 5. Klasse änderte es sich.....aber es sind alles Mädels, 6 Stück die zwar sich täglich in der Schule sehen, teilweise auch noch in der selben Klasse waren, aber so treffen in der Freizeit oder mal Kino, Part ist nicht. Auch haben alle keinen Freund, sind sehr häuslich, trinken keinen Alkohol. Jedes Mädel ist komplett anders, Gemeinsamkeiten haben sie auf dem ersten Blick gar nicht, aber eine feste Gruppe halt. Ein Mädel, waren immer seit der Vorschule in einer Klasse oder in der Parallklasse, wohnt um Eck, ganz anders als meine Tochter, genau das Gegenteil. Der Kontakt besteht aber immer noch, und meine Tochter ist jetzt sogar zur großen 18 jährigen Party eingeladen und auch noch zur Familienfeier, 2 Tage später. Ja, ich mache mir auch oft Gedanken, da meine Tochter für ihr Alter viel zu viel zu hause ist. Ab und an mal etwas mehr Unternehmen fände ich gut, aber....sie ist wie sie ist. Zwingen kann ich sie ja zu nichts. Ich habe halt auch keine typischen Teen-Mädels, mit großer Clique. LG maxikid

von Maxikid am 18.09.2023, 15:17



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Ja, womöglich sollte sie sich nicht so sehr auf Freundschaften „vor der Haustür“ einschießen. Sie sieht das halt bei ihrer Schwester: super Freundeskreis, teilweise seit dem Kindergarten, gemeinsame Wochenend-Aktivitäten, kurze Treffen zwischendurch, inzwischen auch Urlaube. Aber eigentlich geht’s ja auch um den Austausch, sich verstanden fühlen, gleiche Interessen. Sie soll mal schauen, ob sie ein passendes Forum für sich findet… Hier ist auch Party, wenn die Schule vorbei ist. So eine Gruppendynamik fangen leider die besten Lehrer nicht auf. Ich nehme an, dass das dann in der Berufsschule wesentlich besser wird, allein schon wegen gleicher Berufswahl und ähnlicher Interessen. Vielen Dank für Deine Erfahrungen! LG daide

von daide am 18.09.2023, 22:11



Antwort auf Beitrag von Maxikid

Ich kann Deine Bedenken gut verstehen, ist halt nicht das, was man in dem Alter erwartet. Aber immerhin haben sie einen engen Kontakt untereinander, d.h. das soziale Netz funktioniert. Ich denke, solange es dann für die Teenies ok ist und sie zufrieden sind, ist doch alles im grünen Bereich. Anders sieht es natürlich aus, wenn sie nur noch am PC o.ä. hängen und dadurch Freundschaften leiden. Aber danach sieht es ja bei Euch nicht aus. Danke Dir & liebe Grüße daide

von daide am 18.09.2023, 22:19



Antwort auf Beitrag von daide

Hier ist es ähnlich nur männlich. Stelle gerade ein Fotobuch zum 18.Geburtstag zusammen aus seinen Kindertagen und staune wie viele Freunde er früher hatte! Seit der 8.Klasse alles anders, weil die Interessen sich einfach nicht mehr gedeckt haben. Er hat mit social media gar nichts am Hut, zockt nicht, trinkt und raucht nicht, hört völlig andere Musik. Gleichaltrige sind ihm einfach irgendwie zu doof, sagt er. Tolle Kontakte hat er in seinem Lanzeitpraktikum geknüpft, wo er jetzt auch die Ausbildung angefangen hat, das tut ihm richtig gut. Sie machen auch regelmäßig nach Feierabend was zusammen (eigentlich nur er und sein Chef, der andere ist bereits im Ruhestand, aber sehr oft da). Außerdem hat er sich dieses Jahr einen Schrebergarten gepachtet und geht da voll drin auf. Mit den Leuten hat er sich auch gut angefreundet, aber Gleichaltrige Freunde fehlen ihm glaube ich schon... Ich dachte, evtl. findet sich etwas ih der Berufsschule, aber leider auch nur Gespräche über Saufen, wann sie endlich zur Bundeswehr können (Ausbildung nur als Übergangslösung, bis das Alter passt) zocken... Ich selbst hatte als Teenie auch nicht viele Freunde, mein Freund (mittlerweile Ehemann) ist um einiges älter als ich. Könnte mit gleichaltrigen irgendwie auch nichts anfangen

von angelok82 am 18.09.2023, 15:25



Antwort auf Beitrag von angelok82

Ich hatte auch nie Freunde. Ist wohl bei uns auch vererbt wurden. Mein Mann ist da komplett das Gegenteil. Meine Tochter, wird durch das Eigenprödelige, doch auch irgendwie zu "alt im Kopf". Wie ein verbitterter alter Mensch. LG maxikid

von Maxikid am 18.09.2023, 15:28



Antwort auf Beitrag von angelok82

Oh, das klingt, als könnten sich meine Tochter und Dein Sohn gut verstehen :o) Sie findet ihre Mitschülerinnen zum größten Teil kindisch, zickig, oberflächlich, teilweise schlichtweg dumm. Natürlich ist das keine gute Basis für Freundschaften und ganz sicher schießt sie bei der einen oder anderen deutlich über das Ziel hinaus, hat zu hohe Ansprüche und wirkt arrogant. Andererseits - und da gebe ich ihr Recht - will sie sich auch nicht verstellen müssen, nur um gemocht zu werden. Sie ist, wie sie ist und wird hoffentlich noch jemanden finden, der ähnlich tickt. Mit Erwachsenen kommt sie im Übrigen hervorragend klar, die bewundern ihre Selbstreflexion, ihre Fähigkeit, sich auszudrücken und ihr umfassendes Wissen in speziellen Bereichen. Die gleichaltrigen Mädels rollen da halt nur mit den Augen. Ich danke Dir für Deine Antwort! LG daide

von daide am 18.09.2023, 22:34



Antwort auf Beitrag von daide

Ich denke nicht, dass es lediglich am fehlen derer liegt. Lese ich mal alles von dem was Du Stück für Stück geschrieben hast, drängt sich mir der Verdacht auf, dass es durchaus an den Umständen liegt. Ich kenne nicht ein Mädchen, hier aus dem Freundeskreis meiner Tochter, was da das angenommene Klischee erfüllt. Alle Mädchen sind unterschiedlich. Meine Teentochter nimmt die unterschiedlichen Interessen der Mädchen so mit, wie sie gebraucht werden. Mit der Einen halt zum quatschen, mit der Anderen zum jobben und wieder mit einer Anderen zum Konzert. Eine Weitere für den Urlaub usw …… Natürlich kann es einfach nicht passen. Betraf auch meine damals Zehnjährige. Die Chemie stimmte nicht in ihrem Klassenverbund. Das haben wir zwei Jahre beobachtet und zogen dann die Reißleine. Manchmal bedarf es der Radikalität und dem einsehen, hier geht es nicht. Rückblickend hätten wir das gleich im ersten Jahr tun sollen. Denn nun blühte mein Kind auf. Es liegt also nicht an typischen fehlenden Mädchenattributen sondern an vielen Dingen. Lese ich bei Dir ADHS, Tourette, Anhänglichkeit und Mädchenschule usw sind das eventuell viele ausschlaggebende Dinge, die etwas Passendes zu finden, erschweren. Hat dein Kind denn außerhalb der Schule keine Möglichkeiten etwas zu tun wo sie positive Verstärker findet? Warum lasst Ihr sie da wo sie sich quält? Ja, vielleicht ergeben sich mit der Berufsausbildung neue Freundschaften. Ich zumindest hab keinerlei Kontakt mehr zu meinem Schuljahrgang. Gute Freunde sind die, die ich später im Erwachsenenalter gefunden habe. Es ist also alles im Fluss.

von Caot am 19.09.2023, 08:16



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... mit den "typischen Mädchenthemen"... Da gibts ja nicht nur quasi schwarz oder weiß... Manche fahren total auf Schminken und Insta ab, und haben nix anderes im Kopf - OK mit denen befreundet zu sein wäre wohl eh Quatsch... aber es gibt vielleicht auch welche, die das zwar nicht ganz ablehnen, aber doch andere Interessen haben, die im Vordergrund stehen und über die man sich unterhalten kann, bzw. entsprechende Aktivitäten betreiben (verschiedene Sportarten, oder Musik oder was Kreatives...). Ich finde auch, dass sich Freunde meist je nach gemeinsamen Interessen zusammenfinden, bei gemeinsamen Hobbies. Bzw. man macht verschiedene Dinge mit jeweils verschiedenen Freundinnen... was weiss ich, die eine ist gut zum Quatschen über "GOtt und die Welt". mit der anderen kann man super Inliner fahren oder ins Schwimmbad gehen... die Dritte geht gern shoppen, was man zwar vllt. nicht toll findet, aber wenn man schon was Neues braucht, kann sie gut beraten, wo es was Cooles und nicht zu Teures gibt, und dann macht es mehr Spaß... Wobei, wenn der KLassenverband wirklich total Sch... ist, womöglich Schikane droht oder schon läuft und das Kind Angst hat hinzugehen, dann würde ich da als Elternteil auch eingreifen und mit der Klassenlehrerin bzw. Schule kommunizieren.

von MM am 19.09.2023, 14:38



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Ihr habt natürlich Recht: Das Ausgangsposting hat nicht weit genug gegriffen, die Thematik ist sicher wesentlich komplexer. Vor allem durch ihre Krankheiten und die dadurch vorhandenen "Besonderheiten", die sich nun mal nicht wegdiskutieren oder verstecken lassen. Gerade hier ist dann aber auch die Gruppendynamik nicht zu unterschätzen. Es gab wirklich schlimme Situationen, die uns natürlich in die Schule und zu Klassenlehrerin, Fachlehrern und der Rektorin geführt haben. Die Schule bzw. die Lehrer stehen offen hinter ihr, das macht es aber innerhalb der Klasse nicht leichter für sie. Da gilt man dann schnell mal als Schleimer, Lehrer-Liebling und ähnliches... Die Klassenlehrerin und die Rektorin arbeiten an der Empathie-Fähigkeit der Klasse und die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Caot, Du fragst, warum wir sie da lassen, wo sie sich quält. Natürlich haben wir ihr alle Optionen angeboten: Klasse wiederholen (sie hatte viele Fehlzeiten, außerdem wäre sie so raus aus der Klassen"gemeinschaft"), Schule wechseln (es gibt leider keine Parallelklasse, in die sie gehen könnte), Schule nach der 9. Klasse mit einem sehr ordentlichen Hauptschulabschluss beenden, etc. pp. Das alles wollte sie nicht, aus nachvollziehbaren Gründen. Sich in neue Gemeinschaften einzufügen wäre das weitaus größere Problem für sie gewesen. Ihren Platz finden, allen erklären, was mit ihr los ist, Kontakte knüpfen - all das kostet sie wesentlich mehr Kraft, als jetzt dieses eine Schuljahr im gewohnten Umfeld noch zu Ende zu bringen. Ich weiß, das ist schwer nachvollziehbar, wenn man die Umstände nicht kennt und es liegt nah zu denken: "Dann kann's ja so schlimm nicht sein!", aber so einfach ist es leider nicht. Ich kenne Freundschaften im Teenager-Alter von mir früher auch eher so, wie Ihr es beschreibt: Mit der einen kann man gut feiern, mit der anderen tiefsinnige Gespräche führen, den dritten kennt man aus dem Sportverein, usw. Im Umfeld beider Töchter ist es aber tatsächlich so, dass es irgendwie "die eine Freundin für alles" gibt. Unsere große Tochter geht mit ihrer gesamten Clique sowohl ins Kino als auch auf ne Party, sie quatschen zusammen und machen Spieleabende. Da gibt's diese Unterschiede gefühlt einfach nicht. Und so ist es bei der Kleinen eben auch. Ich nehme an, daher hat sie auch dieses Bild, wie Freundschaft "zu sein hat". Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es jetzt: Unsere ältere Tochter nimmt ihre Schwester jetzt mal mit in den Jugendtreff hier im Ort. Da war sie bisher immer alleine (also mit ihrem Freundeskreis und wechselnden Jugendlichen, die mal vorbeischauen und dann vielleicht alle paar Wochen mal kommen oder eben auch wieder wegbleiben) und ich hätte das von mir aus nicht vorgeschlagen, weil das eben ein Platz war, den die Große exklusiv für sich hatte, ohne die kleine Schwester. Aber da nun der Vorschlag von ihr kam und die Kleine vor Freude Tränen in den Augen hatte, machen wir den Versuch sehr gerne. Und wer weiß: Vielleicht trifft sie da ja jemanden, zu dem sie einen Draht hat (und umgekehrt). LG daide

von daide am 19.09.2023, 23:56



Antwort auf Beitrag von daide

Danke für die ergänzenden Informationen und Überlegungen. Das mit dem Jugendtreff klingt nicht schlecht, finde ich... Probieren schadet ja nicht. :-) Ich verstehe nur nicht, warum du es nicht vorgeschlagen hast? Was heißt hier "exklusiv für die Große"? Das sehe ich nicht so. Ein Jugendclub ist offen für alle, die in die Altersgruppe passen und ich würde nicht einsehen, dass mein Kind da irgendeine Exklusivität beansprucht. Wenn ich das Gefühl hätte, dass es meinem einen Kind helfen würde, würde ich es vorschlagen, da müsste das andere Kind halt damit klarkommen. Exklusivität kann sie mit ihren Freundinnen haben, wenn sie verabredet sind. Aber ein Jugendtreff ist für alle. Ansonsten, ich verstehe dass es schwieriger wäre, wenn sie sich jetzt noch in einen neuen Klassenverband einfügen müsste und dass es wahrscheinlich besser ist, das noch irgendwie durchzuhalten. Die Frage ist, ob es durchzuhalten ist, also nicht zu krasse Sachen da ablaufen, ihr gegenüber? Sprich doch mal in Ruhe mit ihr, wie sie das sieht und empfindet... ( Ich bin übrigens etwas gestolpert über das "allen erklären, was mit ihr los ist" (bei der Option, wenn sie in eine neue Klasse käme). Ich finde nicht, dass sie das müsste. Wenn sich jemand interessiert, man sich näherkommt, dann ja. Aber generell und im Vorhinein? Da verpasst man sich doch völlig unnötig irgendein Eitkett... oder? ) Das mit den Freundschaften - also was ich so mitbekomme, gibt es auch heute noch die verschiedenen Freundschaftsmodelle. Also "eine für alles", oder unterschiedliche für verschiedene Aktivitäten... Ich denke das wird es in irgendeiner Form immer geben, aber unterschiedlich ausgeprägt. Menschen und ihre KOntakte sind halt unterschiedlich. Auch "damals" zu meiner Zeit gab es in manchen KLassen mehr "Cliquenwirtschaft" (wo man evtl. ein Problem hatte, nicht dazu zu gehören) und in anderen wiederum mehr individuelle Freundschaften, und auch mehr eher nachdenkliche Schüler/innen, die nicht nur auf Schminken und Partys aus sind... Ich finde ihr könntet mal drüber reden, dass weil Menschen verschieden sind, suchen und finden sie auch verschiedene Formen von Freundschaft. Was für die Schwester richtig ist, muss für sie nicht das Richtige sein. Sich mit anderen zu vergleichen, bringt oft nichts. Maßstab sollte sein, dass man selbst zufrieden ist. Man muss nicht unbedingt in irgendwelchen Cliquen sein (ich fand das zB doof und auch heute gibt es Jugendliche die das so empfinden), es reicht wenn man in der Schule mit allen halbwegs gut auskommt, niemand einen schikaniert usw. So ähnlich wie später am Arbeitsplatz, da ist man ja auch nicht unbedingt mit der ganzen Abteilung befreundet. Vielleicht sogar mit keinem der Kollegen/Kolleginnen. Sondern man hat normalen, höflich-freundlichen kollegialen Kontakt. Und die Freunde und Freundinnen hat man dann in der Freizeit, bei Hobbies, gemeinsamen Unternehmungen. Das wäre viellleicht der Punkt für deine Tochter. Dass sie Hobbies hat und bei diesen auch Freunde/Freundinnen findet - mit denen sie sich womöglich auch sonst versteht...? Rede doch mal mit ihr darüber, was sie sich da vorstellen könnte... Alles Gute!

von MM am 20.09.2023, 10:15



Antwort auf Beitrag von MM

Hallo nochmal, oh, wir reden ununterbrochen :o) Den Jugendtreff hatte ich ihr vor etwa einem Jahr mal als Option vorgeschlagen. Da hat sie das kategorisch abgelehnt. Insofern: Sie weiß ja, dass es das gibt und ist sonst recht gut darin, ihre Wünsche und Vorstellungen zu äußern. Aber sie kam - sagt sie - jetzt akut einfach gar nicht auf die Idee, dort hinzugehen. Ja, das sagt sich so leicht, dass das andere Kind damit klarkommen muss. Würde ich im Normalfall auch so sehen. Allerdings bringen die Krankheitsbilder und die damit verbundenen psychischen Probleme einige Belastungen auch für die große Schwester mit sich. Und so war es für uns nur folgerichtig, dass sie auch was hat, wo sie eben mal keine Rücksicht nehmen muss und abschalten kann (zumal der harte Kern, quasi die Gründungsmitglieder, aus ihrem engsten Freundeskreis besteht). Natürlich ist der Treff per Definition eine offene Runde, zu der jeder dazukommen kann, wenn er möchte. So war das mit der "Exklusivität" auch nicht gemeint. Ja, es ist auszuhalten. Das signalisiert uns unsere Tochter und im Zweifel weiß sie, wo sie sich Hilfe holen kann. Wir sind bisher mit der offensiven Herangehensweise sehr gut gefahren. Sich in eine fremde Gruppe (Klasse, Sportmannschaft, etc.) zu setzen und ohne Vorwarnung zu ticcen ist definitiv keine gute Idee. Da landet schnell mal eine Hand auf jemand anderem und ein Räuspern im falschen Moment kann klingen, als würde man sich über jemanden oder etwas lustig machen. Ganz nett ist auch ein Kopfschütteln, nachdem z.B. jemand auf die Frage der Lehrerin geantwortet hat. Das Etikett hat man dann in genau diesem Moment, im Zweifel nach den ersten 3 Minuten. Ich finde es ganz wunderbar, wie viele Gedanken Du Dir machst! Und danke für die guten Wünsche! Ich werde sicherlich in einiger Zeit mal berichten, ob bzw. wie sich Kontakte ergeben haben. Liebe Grüße daide

von daide am 20.09.2023, 13:37



Antwort auf Beitrag von daide

... dass das mit der direkten "Vorwarnung" besser ist, wenn man neu irgendwo hinkommt... Ich weiß ja auch nicht, wie ausgeprägt es ist mit den Tics (du schriebst anfangs "leichtes Tourette Syndrom"...), das wisst ihr natürlich selbst am besten, wie man damit umgeht. War nicht "besserwisserisch" gemeint... Dass ihr viel miteinander redet, ist super! Wenn man weiß, dass man zu Hause verstanden und aufgefangen wird, kann man vieles aushalten - bzw. man kann gemeinsam überlegen, was zu tun wäre, um es eben nicht "aushalten" zu müssen, wenn es zuviel wird. Man ist nicht alleine damit! Wenn man ein gutes Zuhause hat, dann ist irgendeine Clique nicht das Zentrum des Universums. ;-) Klar ist es gut, Freunde zu finden, das widerspricht sich ja nicht - aber man hat dann auch einen Maßstab dessen, was eine gute Beziehung, also auch eine Freundschaft, ausmacht - Vertrauen, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit, über alles sprechen können... (Spaß haben natürlich auch ) Solch eine Freundin findet sie bestimmt auch mit der Zeit! Vielleicht kommt diese Zeit wirklich erst mit der neuen Lebensphase der Ausbildung - dort und/oder bei Freizeitaktivitäten!

von MM am 20.09.2023, 13:52



Antwort auf Beitrag von daide

Such mal im Internet nach "beste Freundin gesucht". Da kommen verschiedene Seiten, wo man sich anmelden kann. Vielleicht ist in eurer Region ja jemand mit ähnlichen Interessen. Ich drücke deiner Tochter die Daumen, dass sie bald jemanden findet!

von Jesse123 am 24.09.2023, 08:36



Antwort auf Beitrag von Jesse123

Das ist ein toller Tipp, vielen Dank!!! Guck ich mir gleich mal an…

von daide am 24.09.2023, 22:59