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Mein 17jähriger - ich weiß nicht weiter

Thema: Mein 17jähriger - ich weiß nicht weiter

Mein Sohn steht vor dem Abitur. Kluger Junge, aber mit einigen "Besonderheiten". Er ist computerspielsüchtig - anders kann man es kaum bezeichnen. Vor ein paar Minuten habe ich ihm das Internet abgeschaltet (endlich mal die Drohung wahrgemacht). Jetzt ist er supersauer. Logischerweise. Liegt jetzt beleidigt in Klamotten im Bett. Zweitens: er war ein fröhlicher Junge, seit Homeschooling ist er das nicht mehr, damals ging auch dieser übermäßige Medienkonsum los. Er war schon immer einer, der handverlesene Freunde hatte. Aktuell hat er gar keine. Außer einem Mädchen in seiner Jahrgangsstufe, die psychische Probleme hat. Er ist ihr "Abtreter", kümmert sich um sie, saugt alle ihre Probleme in sich auf. Sie zocken gemeinsam. Das Mädchen wird wahrscheinlich demnächst die Schule abbrechen. Ich habe eine riesige Angst, dass er damit nicht klarkommt und ebenfalls die Schule abbricht. Er hat keine Lust auf irgendwas, geht nur auf dem Schulweg raus. Sonst gar nicht mehr. Bewegung findet nicht statt, Rücken ist krumm, der Rest spindeldürr. Ich habe bereits mit seiner Tutorin gesprochen und mit der Beratungslehrerin in der Schule. Liebe Menschen, aber von dprt ist keine Unterstützung zu erwarten. Suchtberatung: ab 18 und es muss von ihm ausgehen. Mein Mann und mein Sohn finden auch keine gemeinsame Basis mehr. Es gibt außer ab und zu Schule einfach nichts mehr, was man zum Gesprächstthema machen könnte. Kommt man auf die Sorgen, die wir haben, zu sprechen - egal wie vorsichtig oder direkt - blockt das Kind ab. Wir kommen nicht weiter. Was macht man da bloß? Hoffen, dass sich alles von alleine findet, wenn er hoffentlich einen Schulabschluss gemacht hat? Einen Studienwunsch hat er. Trotzdem lebe ich in der ständigen Sorge, dass er aufgibt - so wenig Lust wie er auf alles im Leben hat. Wie haben es in den letzten Jahren so oft durch - er sagt, dass er irgendwas (tun) möchte, dann überlegt er es sich plötzlich anders und rein gar nichts kann ihn davon überzeugen, dass er anders handeln muss. Das stößt die Menschen in seinem Umkreis vor den Kopf, nicht nur uns Eltern.

von _zweizahn_ am 07.09.2023, 22:56



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

In meinem weiteren Umfeld gibt es mehrere Jugendliche, die Depressionen entwickelt hsben. Könnte evtl. auch auf Deinen Sohn zutreffen. Meine Tochter, 23 Jahre, sagte: Irgendwie sind wir die Generation der psychisch Kranken: Zu viel Medienkonsum, zu wenig echte Kontakte, viel Druck in der Schule und dann noch Corona... Ich weiß aus dem Abijahrgang meines Sohnes, 2022, gesichert 5 Jugendliche, die ich psychischee Behandlung sind und Probleme im Studium haben. Guck mal, ob es bei Euch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Depressiven gibt. Den Sohn zum Psychiater schleppen wird sicher nicht möglich sein, sofern Ihr überhaupt zeitnah einen Termin bekommt. Alles Gute

von KKM am 08.09.2023, 05:52



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Ich hab keinen wertvollen Rat für Dich. Schwierig zu beurteilen. Ich empfinde spontan bei dem was Du beschreibst noch nicht dass das eine Depression ist und ob das schon süchtig ist finde ich auch schwer zu beurteilen. Wir als Eltern neigen ja gerne, gerade wenn es noch keine Pläne vom Kind gibt, dazu die Situation eher pessimistisch zu betrachten und gleich den Weltuntergang zu sehen. Manchmal haben junge Leute eine anderen Lebensentwurf als wir. Gerade fällt mir auch vermehrt auf, dass sie noch oft sehr unsicher sind. Sie hadern etwas. Ich kenne einige junge Menschen die keinen Plan haben und wenn, dieser nicht in Stein gemeißelt ist. Der Plan schwimmt, kann auch komplett umgeworfen werden. Und das ist so ganz anders als ich in der selben Situation war. Man sollte daher nicht vergleichen. Du kannst in dem Alter deines Kindes eh nur noch Hafen sein. Steuern muss das Boot das Kind selbst. Meine haben neben dem Computer zocken oder Netflix schauen auch noch Hobbys. Da sind sie sehr aktiv dabei. Deshalb toleriere ich die „Computersucht“. Außerdem gehen sie pünktlich in die Schule und erledigen ihren sonstigen Kram recht zuverlässig. Die Noten sind okay, es gibt keinen Ärger, sie rauchen, kiffen oder hängen nicht sinnlos den ganzen Tag herum, haben grundsätzlich Pläne und erledigen das Tagwerk. Meine persönliche Meinung ist, dass die jungen Abiturienten nicht gut von Schule auf das Leben vorbereitet werden. Die können Faust bis ins kleinste Detail analysieren sind aber unfähig sich vorzustellen wie es weiter geht. Woran auch immer das liegt. Was will ich - für viele junge Abiturienten hier sehr sehr schwer. Das ist sicherlich nicht allgemein gültig, aber mir fällt es auf. Versuch im Gespräch zu blieben. Ansonsten entwickeln die sich auch weiter. Er ist erst 17.

von Caot am 08.09.2023, 07:49



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Hallo, ich würde zu einer Erziehungsberatung gehen, nur mit deinem Mann. Dort arbeiten Kinder- und Jugendpsychologen, die wirklich guten Rat geben können. Kostenlose Erziehungsberatung bieten Caritas, Diakonie und weitere Sozialdienste oder örtliche Initiativen an. Als zweites muss ich sagen, ich würde das Internet streng rationieren, auch wenn das Konflikt bedeutet. Ein Freund von meinem Sohn (17) hat auch zu viel gesuchtet. Seine Eltern haben dann das WLAN abgestellt, es wird nur noch zwischen 18 und 20 Uhr angestellt. Trotz Protest funktioniert das erstaunlich gut. Wenn ihr das WLAN selbst braucht, dann würde ich die PC-Zeiten bei deinem Sohn per Familiensicherung einschränken, das kann man ja problemlos programmieren. Klar, ein 17jähriger geht da auf die Barrikaden. Aber Computersucht verhindert wirklich alles. Sie killt die Eigeninitiative, die Interessen, die Hobbys, sie macht alles kaputt. Sie macht schlapp, lustlos, desinteressiert, depressiv. Der Teen erlebt keine sog. Selbstwirksamkeit mehr, hat kaum echte Erfolgserlebnisse in der echten Welt. Er lebt nur noch in seiner fiktiven Welt, die gar nicht existiert, und verliert das Interesse an der Wirklichkeit. Denn das richtige Leben ist anstrengender als das bunte Scheinleben der Avatare im PC-Spiel. Und das ist gefährlich. Wie gesagt, ich würde das beste Vorgehen auch mit Fachleuten besprechen. Denn ich denke, du sorgst dich völlig zu Recht, und ihr braucht jetzt Hilfe. Man kann als Eltern nicht alles allein lösen, schon gar nicht in diesem Alter der Teens. Zusehen und Sich-Sorgen reicht jetzt nicht mehr. Noch ist er nicht 18, noch könnt ihr etwas eingreifen und ja, auch nochmal neue Regeln aufstellen. Damit das Ganze nicht eskaliert, würde ich das beratend begleiten lassen. Ruhig heute noch anrufen und einen Termin ausmachen. LG

von Mijou am 08.09.2023, 08:34



Antwort auf Beitrag von Mijou

... und auch alarmierend! Ich denke du hast recht. Ich finde auch, solange er erst 17 ist, hat man als Eltern noch eine Chance (und eigentlich auch die Pflicht) noch darauf einzuwirken. Sich Hilfe und Rat holen ist eine gute Idee! Was mich interessiert, ist das mit dem WLAN abschalten, bzw. einschränken. Wie genau? Nachmittags, abends...? Wann und für wie lange Zugang lassen oder nicht? Also dass sie für die Schule (die Aufgaben, für die man Internet braucht) online sein können und sonst nicht...? Zu welchen Zeiten am besten...? Ich überlege nämlich, ob es bei unserem 17jährigen auch angebracht wäre... weiß aber nicht so recht, wie wir das am besten machen. Be ihm ist es zwar bisher nicht extrem (bisher???), aber einen Hang, zuviel am PC und Handy zu sein, hat er auch. Abi/Matura steht in knapp 2 Jahren an, er ist da auch recht ehrgeizig. wg. des Studienziels.... aber in letzter Zeit sehe ich Anzeichen von Lustlosigkeit, sich nicht aufraffen können zu Aktivitäten, die er eigentlich gern macht... etc.

von MM am 08.09.2023, 11:52



Antwort auf Beitrag von MM

….. und unreflektiert wenn wir Erwachsene das Internet abschalten, aber Jede:r muss selber für seine Familie entscheiden wie weit er da gehen möchte. Im Fall des Ursprungthreades empfinde ich Sucht hier nicht passend. Mein Abiturient ging tagsüber bis zum frühen Abend in die Schule. So lange hier die Noten stimmen, bin ich jetzt wer, der Sucht unterstellt? Nur weil das Kind bis in die Puppen zockt? Vielleicht äußert sich die Ausgangsposterin dahin gehend noch einmal deutlicher.

von Caot am 08.09.2023, 12:02



Antwort auf Beitrag von MM

Ich glaube in dem Alter das als neue Regel einzuführen ist zu spät. Bei uns ging das Wlan für Kids immer 22 Uhr aus - 6 Uhr an, in den Ferien und in besonderen Lagen erweitern wir auch mal. Allerdings lag bis 14 das Mobiltelefon auch ab 20 Uhr bei uns in der Küche...

von Lena_1922 am 08.09.2023, 12:54



Antwort auf Beitrag von Lena_1922

Danke... Hm zu spät... kann sein...? Wir wollten eigentlich nicht unnötig autoritär sein bei diesem Thema, sehr vieles hat bei unseren Söhnen immer einfach per Absprache geklappt, da sie recht vernünftig sind. Sie hatten immer genug andere Aktivitäten und Ziele, in der Schule klappte alles super. Aber irgendwie denke ich jetzt, dass man vielleicht dieses Suchtpotential unterschätzt...? Denn dann ist ja nicht mehr mit "vernünftiger Absprache" zu regeln, wenn es wirklich eine Sucht wird und ausser Kontrolle gerät (im Extremfall)...? Ich meine, wenn ein Teen, sagen wir als Beispiel, Probleme mit Übergewicht und einen Hang zum faulen Abhängen und "Essen aus Gewohnheit/Trost" hätte, würde man wohl auch nicht Schokolade u.ä. überall in der Wohnung offen rumliegen haben., sondern sich vllt, bemühen, dass der Zugang nicht ganz so leicht und anstrengungsfrei ist...? Und aufgrund dieser Reglementierung müsste sich der Teen halt irgendwie damit "auseinandersetzen", ob es ihm das wert ist - "Gehe ich jetzt extra in den Laden und kauf mir Chips oder Süßkram (Anstrengung und Kosten) oder hab ich dazu nun doch keinen Bock!? Hm vielleicht muss ich jetzt eigentlich doch gar nichts essen...? Oder halt notfalls den Apfel aus der Obstschale hier, auch wenns nervt..." So auch mit dem WLAN... Dass sie sich bewusst einteilen müssten, was sie wann im Internet machen. "Wie nutze ich die zugeteilten Stunden? Ist es mir wert, wenn ich mehr will, dafür extra Datenvolumen zu kaufen, oder ist das doch Blödsinn...? Ist eine Überlegung jetzt... was meint ihr??

von MM am 08.09.2023, 13:31



Antwort auf Beitrag von Mijou

“Als zweites muss ich sagen, ich würde das Internet streng rationieren“ Bei einem 17 jährigen? Und mit 18 ist dann alles in Ordnung? Das halte ich für unwahrscheinlich,. Die Beziehungsebene wird aber sehr wahrscheinlich leiden und dann ist der Zugang zum 18 jährigen Kind versperrt.

von Maca am 08.09.2023, 13:52



Antwort auf Beitrag von Caot

Erstmal lieben Dank für all das, was ihr geschrieben habt . Warum ich denke, dass es Suchtverhalten ist: Er war die ganzen Sommerferien zu Hause (außer 2xBowling, 1xKlettern, 1x Abendessen auswärts) und hat vom Aufstehen - um den Mittag herum - bis morgens zum Hellwerden gezockt. Er kommt aus der Schule heim. Fix was essen, Computer an, nebenbei Hausaufgaben machen. Nach 22 Uhr stehe ich da und drängle zum Ausschalten. Gemeinsames Abendessen genau 5 min. Zwischendurch nur am Handy - Korrespondenz mit der Mitschülerin. Wir hatten Anfangs auf dem Handy die Screentime-App, die er sich schnell (mit 14) wieder gelöscht hat. PC und aktuelles Handy wurden vom Jugendweihegeld gekauft - sind also sein Eigentum. Was total blöd ist: der Wohnungsanschluss fürs Internet befindet sich nach einem Umbau in seinem Zimmer. Er ist erst später dort hineingezogen. Eine Verlegung geht nicht. Heißt, er sitzt an der Quelle. Wor haben so ein WLAN-Verstärkungsdings, da kann ich seinen PC zeitweise sperren, aber die Kabelbox bekomme ich nicht so geschaltet, dass sie für ihn zeitweise gesperrt ist. Gestern Abend wars eine Verzweiflungshandlung. Musste einfach sein. Schulische Leistungen sind bisher weitgehend ok. Von 15 bis 6 Notenpunkten. Zweierdurchschnitt aktuell. Das passt schon. In Mathe hat er im Leistungskurs nur etwas den Anschluss verloren. Es gibt Tage, da denke ich auch, dass er eine depressive Neigung hat, dann gehts wieder. Ich werde daher alles, was ihr geschrieben habt, durchdenken. Was ich als wichtigstes mitnehme (und auch schon lange so lebe, d.h. wir): versuchen, im Gespräch zu bleiben. Dosiert einmischen. Unterstützen, wenn gewünscht.

von _zweizahn_ am 08.09.2023, 16:19



Antwort auf Beitrag von Maca

... dass man da vorsichtig sein müsste bei solchen Maßnahmen. Also sie nicht verhängen wie eine Strafmaßnahme, sondern nach Gespräch mit ihm, bei dem ihr versucht rauszufinden ob das helfen könnte (oder was anderes)... Damit die Beziehung eben nicht blockiert wird. Ist natürlich trotzdem eine Gratwanderung... Alles Gute!

von MM am 09.09.2023, 00:33



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

…… die jungen Männer die ich kenne, einschließlich meines eigenen Sohnes, zocken „von früh bis spät“. Aber so lange wie der Rest passt bin ich jetzt wie befugt da das Internet abzustellen, weil? Das ist Trotz. Und wird mit Trotz „jetzt erst recht“ quittiert. Jugendliche sind Jugendliche und nicht wie wir. Möchtest Du auf Augenhöhe bei deinem Kind bleiben und eine vernünftige Eltern-Kind-Beziehung weiterhin erleben, solltest Du deine Erwartungen und Vorstellungen nicht mit brachialer sinnloser „Gewalt“ auf dein Kind übertragen. Alle die jungen Männer die hier bis in die Puppen zocken haben Abitur und sind schon oder begeben sich gerade auf den Weg in die richtige Richtung.

von Caot am 09.09.2023, 09:05



Antwort auf Beitrag von Caot

... wie Caot schreibt. Aber eben auch nicht unbedingt in jedem Fall. Ich würde sagen, es kommt auf verschiedene Faktoren an... Z.B. ob man noch normal mit ihnen reden kann, wenn es notwendig ist. Oder was passiert, wenn sie ein paar Tage ohne Wlan sind... Unsere zB im Sommerhaus bei der Oma, wo sie ihr im Garten helfen (Rasenmähen, Holzhacken und was so anfällt). Wenn solche Sachen kein Problem sind und sie Schule und alles schaffen, ist es womöglich wirklich noch "normal" im heutigen Sinn... Ich hab zB unserem ein eMail mit ein paar meiner Gedanken(und Sorgen) dazu plus ein paar Infos und Links aus dem Internet geschickt, und wir haben dann abends, als es sich nach dem Abendessen ergab, in der Küche darüber und noch andere Themen, die ihn beschäftigen, geredet. Das hat, denke ich, weitergeholfen. Man bleibt so im Gespräch.... Und dann braucht man u.U.auch keine Maßnahmen. Aber wenn Kommunikation gar nicht möglich wäre, abgeblockt würde, bestünde m.E. mehr Grund zur Sorge - und dann eben wohl auch für Maßnahmen wie WLAN nur "von bis"...

von MM am 09.09.2023, 10:15



Antwort auf Beitrag von MM

Wir hatten sie jetzt bis 17 und haben sie wegen guter Führung vor 2 Wochen gelockert, mal sehen, was das bringt. Das jetzt einzuführen ist wahrscheinlich schwer - genauso wie Alternativen zu erarbeiten. Ist beim essen ähnlich - wenn ein Kind keine Chips mehr essen soll, braucht es eine Alternative. Wenn er nicht mit zocken soll, was dann ? Welche Sozialkontakte gibt es ? Bei uns gehen die Jungs ins Fitness Studio - das kostet natürlich, aber sie sind 3 Abende unterwegs und beim Sport - dann kann man auch zocken - wenn die Balance stimmt. Im Zweifel könnt ihr einen technischen Defekt am Wlan vortäuschen und das Gerät für 1-2 Wochen "einschicken" ?

von Lena_1922 am 11.09.2023, 09:06



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Schau mal bei https://www.mediensuchthilfe.info/ ob du da etwas passendes für dich findest. Kids brauchen Alternativen - allerdings kann man sie mit 13-15 noch besser "steuern" - mit 17 ist das meist schwer.... Sport, Reisen; Studienplatz - gibt es Dinge an denen er Interesse hat ? Oder kann man sein Interesse lenken ? Coding-Camps/e-sports?

von Lena_1922 am 08.09.2023, 09:57



Antwort auf Beitrag von Lena_1922

Was sind Coding-Camps? Er lässt sich nicht in seinen Interessen lenken - ist schon lange so. Sein jüngerer Bruder lässt sich da ganz anders erziehen. Deshalb glaube ich auch, dass es Charaktersache ist.

von _zweizahn_ am 08.09.2023, 16:22



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Könnt ihr Alternativen anbieten, die er noch annimmt? Gemeinsam kochen, backen, Skat oder was immer spielen, ins Kino gehen, Fahrradtour, ne Runde durch den Wald drehen und dabei über Gott und all den Mist in der Welt quatschen….. Mit meinem 17 jährigen geht das noch. Wir locken ihn frotzelnd raus, wenn es uns zu viel wird und er lässt sich darauf ein, wenn keine Vorwürfe kommen. Mit einem „wir genießen deine Gesellschaft und es wird dir guttun“, erreichen wir ihn tatsächlich meist. Doppelkopf spielen, wenn die große Schwester auch mitmacht, geht z.b. immer. Solche Aktivitäten werden eure Probleme nicht lösen, sie könnten aber notwendig sein, um den Kontakt zu ihm nicht gänzlich zu verlieren. Und als Mitglied einer Sippe, in der depressive Krankheitsbilder in verschiedenen Ausprägungen schon immer Teil unserer DNA waren, kann ich dir versichern, dass laaaange Herbstspaziergänge, das “nierdrigschwelligste Therapeutikum“ darstellen.

von Maca am 08.09.2023, 14:12



Antwort auf Beitrag von Maca

Er liebt Herbst und trübes Wetter, aber nicht spazierengehen...danke trotzdem für die Tipps. Ach Mensch, Spieleabende wären soooo schön. Hatten wir mit ihm lange nicht. Er bekommt von uns ab und zu (nicht zu viel, sonst nervt es auch) zu hören, dass wir es schön finden, wenn er mal bisschen länger bei uns ist. Bald geht die Basketballsaison los und ich hoffe sehr, dass er immer mit bei den Heimspielen dabei ist. Das ist zumindest eine Leidenschaft, die alle in der Familie teilen.

von _zweizahn_ am 08.09.2023, 16:25



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Wir haben das so gemacht: Kind gefragt, ob sie Karten spielen will. Sie antwortet nö, klingt öde und geht in ihr Zimmer. Mann und ich setzen uns zum Spielen hin, hören Musik, haben eine nette Zeit: irgendwann kam sie neugierig aus ihrem Loch gekrochen, inzwischen fragt sie, ob wir/ich spielen wollen. Es ist eine mögliche gemeinsame Aktivität geworden. Wichtig ist, irgendwie im Gespräch zu bleiben. Das Unglücklichsein, den Reifeprozess, vielleicht den Beginn einer Metamorphose, können wir nicht beschleunigen.

von Pamo am 10.09.2023, 08:22



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Ich wollte noch etwas dazu sagen, dass einige hier strengere Maßnahmen übergriffig finden. Oder das suchtartige Verhalten irgendwie normal finden. Man muss ja zuerst mal ehrlich etwas sagen: Wenn ein Siebzehnjähriger schon eine verkrümmte Wirbelsäule hat vom vielen Gaming, dann gibt es definitiv ein Problem und auch ein suchtähnliches Verhalten. Bei einem schon Siebzehnjährigen hat man eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: Man resigniert. Was natürlich schiefgehen kann. Die Schule kann abgebrochen werden oder der Teen kommt anschließend nicht im Leben an, hat keine Routine im Umgang mit anderen Menschen und daher Angst davor, ins Leben zu gehen, hängt jahrelang daheim herum, sucht sich keinen Ausbildungsplatz, das Studium wird abgebrochen, weil zu anstrengend usw. Alles im Bekanntenkreis schon mehrfach gesehen. Die zweite Möglichkeit ist in meinen Augen: ein großer Knall, ein elterliches Machtwort, ein Drastisches: So geht es nicht weiter, und ein ganz neues Vorgehen, auch wenn der Teen protestiert. Es muss daheim gar nicht immer Heiteitei und Harmonie pur geben. Auch ein älterer Teen ist kein Erwachsener. Er darf auch mal richtig unbequem vor Augen geführt kriegen, was er insgeheim längst weiß: dass es Mist ist, dass er nur noch vor dem PC hängt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das sehr wohl richtig sein kann. Als ich 18 war, gab es noch kein Gaming. Aber es gab ein ähnliches Problem bei mir, das mit Antriebslosigkeit und Chillen zu tun hatte. Und mein Vater, der sich sonst eher heraushielt aus dem Alltag und der Erziehung, hat zum ersten Mal sehr ruhig, sehr klar und in einem völlig ungewohnten Tonfall gesagt: „Nein. Auf gar keinen Fall wird das so gemacht.“ Das war alles. Ich muss sagen, ich war total perplex. Und mir war sonnenklar, dass er zum einen recht hatte (auch wenn ich natürlich sofort rumgemotzt habe). Und dass es zum anderen für mich hier keine Alternative gab. Und ich muss sagen, rückblickend war das sehr gut für mich. Was ich damit sagen will: So ein Machtwort kann nötig, richtig und sehr eindrücklich sein. Vor allem, wenn es ein Elternteil ausspricht, der nicht schon oft gemeckert hat (wie meist wir Mütter). Ich würde daher mit deinem Partner einmal zu zweit überlegen, was jetzt euer Ziel ist (z. B. Limitierung PC-Konsum auf 2 Stunden maximal, zu festen Uhrzeiten; Übernahme von Verantwortung durch euren Sohn in Sachen Schule und Lernen). Und dann eine Familienrunde machen, wo (optimalerweise dein Partner) ihm das mitteilt. Ohne viel Labern, ruhig, sachlich, knackig und sehr klar. Ja, dein Sohn wird vielleicht moppern, meckern, wegrennen oder laut werden, er wird nichts einsehen, euch nicht verstehen. Aber insgeheim versteht er sehr wohl. Und eine solche Situation zeigt ihm, dass ihr Eltern euch für ihn interessiert. Dass er euch wichtig ist, dass es euch nicht egal ist, wenn er vor dem PC vereinsamt. Bei der Umsetzung der Vorgaben, die ja seinem Schutz dienen, darf dein Sohn natürlich mitreden. Zum Beispiel, wann die Computerzeit jeweils sein soll (aber dann festlegen, nicht jeden Tag ändern, sonst weicht es auf). LG

von Lillimax am 09.09.2023, 11:18



Antwort auf Beitrag von Lillimax

Was denkst Du ändert sich? Hättest Du ein brav einsehendes Kind? Oder eher eines was „so, jetzt erst recht“ handelt? Ist die Wirbelsäule vom zocken krumm? Ist sie das überhaupt? Eventuell hilft es mal nachzulesen wie Sucht denn konkret definiert wird. Wie bitte kann etwas Sucht sein, wenn das Kind von früh bis späten Nachmittag in der Schule lernt? Nur weil es in den Ferien 6 Wochen zockt? Himmel Herrgott! Eventuell vertrauen wir mal auf die jahrelang angelegte Erziehungskompetenz und geben den jungen Leuten den Freiraum den sie benötigen. Auch wenn der uns nicht passend erscheint. Viel wichtiger als mit der Faust auf den Tisch zu schlagen, wäre im Gespräch zu bleiben. Und das erreiche ich definitiv nicht, wenn ich das Internet abstelle.

von Caot am 09.09.2023, 11:35



Antwort auf Beitrag von Caot

Ich bin bei Lillimax. Jugendliche, auch in dem Alter brauchen, vor allem wenn es so krass in die falsche Richtung läuft auch mal ansagen und klare Linien. Ich lasse meinen Teenagern viel Freiheiten, solange Leitlinien nicht überschritten werden. 6 Wochen quasi ununterbrochen Zocken geht gar nicht. Ich finde das total unnormal und würde da als Mutter nicht zuschauen. Du willst im Gespräch bleiben? Wie denn, wenn er ununterbrochen in den PC starrt? Ich hätte zb einen Urlaub gemacht. Tapetenwechsel, Erlebnisse zusammen als Familie. „ Eventuell vertrauen wir mal auf die jahrelang angelegte Erziehungskompetenz“ Kann man machen - falls es sowas je gab….

von Tonic2108 am 09.09.2023, 23:35



Antwort auf Beitrag von Caot

... man kann miteinander reden, zeigen dass man sich Sorgen macht, fragen wie der Teen die Situation empfindet und wie er sich eine Lösung vorstellt... und dabei aber auch klarmachen, dass man ggf. auch Maßnahmen ergreift, die ihm zwar nicht gefallen, aber letztendlich helfen können... Ja es ist ein Balanceakt, aber kann klappen. Auf jeden Fall weiß er dann, das man sich interessiert und sorgt - aber auch dass er mitreden kann und dass, wenn er etwas Gescheites vorschlägt, womöglich gar keine elterlichen Maßnahmen nötig sind...

von MM am 10.09.2023, 00:43



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Der ist 17! Meine rennen da schreiend weg, sei denn es wäre der Städtetrip nach NY.

von Caot am 10.09.2023, 08:25



Antwort auf Beitrag von Lillimax

Ja, das kann bei manchen Teens funktionieren, sofern das Instrument noch nicht durch Nörgeln verbrannt wurde und sofern ein realistischer Plan vorliegt, wie es ab sofort anders läuft.

von Pamo am 10.09.2023, 08:35



Antwort auf Beitrag von Caot

Dann hast du vielleicht was falsch gemacht. Unsere gehen immer noch gern mit uns in den Urlaub. Zwar auch allein mit Freunden aber 1-2 Wochen mit uns ist immer drin. Wenn wir mit einer befreundeten Familie gehen, kommt sogar deren 19jähriger noch mit.

von Tonic2108 am 10.09.2023, 10:02



Antwort auf Beitrag von MM

Das Thema "im Gespräch bleiben" ist ein ganz wichtiges für uns. Ob wir was falsch gemacht haben, wenn unser 17jähriger nicht mehr mit uns in den Urlaub fahren will...keine Ahnung. Ich kann aber durchaus verstehen, wenn er zu Hause bleiben will. Sowohl mein Mann als auch ich haben einen Job, der teilweise bzw komplett im Homeoffice stattfindet. Wenn unser Großer aus der Schule kommt, ist also immer jemand da. Hätte mich früher auch genervt. Ich fand die Zeit alleine zu Hause, auch wenn es nur 2 Stunden waren, so toll. Es gab einig Ideen, die ich für uns sehr hilfreich finde. Vielen Dank dafür!

von _zweizahn_ am 10.09.2023, 10:17



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Ich bin 'nur' mädchenmutter von zwei bereits erwachsenen und ich kann nur sagen, dass inet abschalten zu gar nichts führt! Auch gemeinsamer urlaub oder nicht sehe ich weder als versagen noch als besonderen verdienst in der erziehungsarbeit. Oberste prämisse wäre für mich die schule und die ziele, das würde ich nicht durch maßnahmen kurz vor knapp (vor 18!) gefährden.

von Sue_Ellen am 10.09.2023, 13:03



Antwort auf Beitrag von Sue_Ellen

Also ich würde definitiv nicht zuschauen, wie er quasi 6 Wochen am Stück vordem PC hockt. Mit 17 die Erziehung beginnen ist natürlich schwer. Er wird ja auch schon vorher in jüngeren Jahren gezockt haben. Da hätte man schon begrenzen müssen. Ich finde echt erschreckend, dass offenbar viele das für normal halten.

von Tonic2108 am 10.09.2023, 14:54



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Was ist schon normal??? Ich kann zockerei null nachvollziehen, aber es ist wie es ist und jetzt gehts darum, den jungen mann in der spur zu halten. ICH würde fürchten, dass er irgendwo anders mit internet hingeht, zu dem mädchen zb, wenn ihm zuhause das internet abgestellt wird. Man kann niemanden zwingen, zu nichts. Wenn bis dato das verhältnis zu den oldies ok war, lässt das ja hoffen. So unerzogen scheint er nicht zu sein, deswegen würde ich vertrauen, anstatt den rumpelstilz zu spielen.

von Sue_Ellen am 10.09.2023, 17:32



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Ich finde es erschreckend, dass manche meinen, elterliches Versagen wäre in der Regel schuld an Verhaltensweisen und den meisten Problemen Jugendlicher. Und noch schlimmer, dass es bei ihnen durch ihre bessere Erziehung nie dazu gekommen wäre. Das Erwachsenwerden erscheint mir heutzutage immer schwieriger, mit den Verlockungen des Internets und des Zockens, und mir scheint auch, dass die Isolation während Corona bei vielen ihre Spuren hinterlassen hat. Dazu die wirklich große Anfälligkeit für psychische Erkrankungen und Depressionen. Es ist nicht leicht. Mein Sohn hat phasenweise auch viel gezockt, vielleicht nicht ganz so viel wie zweizahns Sohn, aber in den Sommerferien, wenn alle Kumpels weg waren, war es schon heftig. Allerdings war unser „Zwang“ immer, Sport zu machen. So habe ich ihn dann in den Ferien auf längere alleinige Radtouren gescheucht, dazu Krafttraining daheim, also körperlich fit war er immer. Wir haben auch nichts begrenzt. Außerdem ist die PC-Internet-Sucht bei Jungs meistens noch intensiver als bei Mädchen, weil die Zockerei kaum Pausen erlaubt. Ganz schwierig, da die Balance zu finden. Hast du einen Sohn, Tonic? Bei Mädchen ist es meist etwas gemäßigter, wobei ich mir da bei den sozialen Medien, TikTok usw. auch nicht mehr so sicher bin. Auch was Familienurlaub angeht, wollte mein Sohn mit fast 18 nicht mehr mit, dafür war dann wieder die 19-jährige Schwester mit dabei. Auch das halte ich für normal und keinen Erziehungsfehler. Liebe zweizahn, ich kann deine Sorgen verstehen. Hilfe bei einer Beratungsstelle zu suchen, ist sicher gut. Zu selbst Sport treiben, gerade wenn du meinst, seine Wirbelsäule wäre nicht in Ordnung, lässt sich dein Sohn nicht mehr bringen? Vielleicht würde ihn ein Orthopäde davon überzeugen, wenn schon etwas nicht stimmt? Mein Sohn, der teilweise Dauerzocker und Schulminimalist, ist übrigens schon lange nicht mehr PC-süchtig und fleißig im Studium. Und der hätte es als großer Teen sicher auch geschafft, ohne unser Wissen irgendwie online zu sein oder mit Discs zu zocken. Alles Gute!

von Tai am 10.09.2023, 18:39



Antwort auf Beitrag von Tai

Allerdings war unser „Zwang“ immer, Sport zu machen. So habe ich ihn dann in den Ferien auf längere alleinige Radtouren gescheucht, dazu Krafttraining daheim, also körperlich fit war er immer. Also geht es doch, du hast auch nicht einfach zugeschaut. Das meinte ich.

von Tonic2108 am 10.09.2023, 22:48



Antwort auf Beitrag von Pamo

Meine Damen, könnte ich niemals zu etwas zwingen. Wenn die etwas nicht wollen…keine Chance. Betrifft bei der großen zur Zeit auch der Sport. Jetzt ist sie 18….Aber, solange es in der schule gut läuft. Das letzte Jahr läuft…Schule und Bett…LG

von Maxikid am 11.09.2023, 06:29



Antwort auf Beitrag von Caot

Das mit der krummen Wirbelsäule steht im Ausgangsposting. Und dass ein „Machtwort“ sehr wohl helfen kann, weiß auch ich selbst aus eigener Erfahrung. Meine Eltern haben es nämlich auch ausgesprochen, als es mal bei mir in eine falsche Richtung ging. Wenn das Verhältnis zu den Eltern nicht total zerrüttet, sondern so weit in Ordnung ist, dann beeindruckt so etwas einen Teen sehr wohl. Es geht hier also - ähnlich wie bei Lillymax - nichts um Theoretisieren, sondern um eigene Erfahrungen. Ich denke, Erziehung muss flexibel sein. Es gibt sicher Teens, bei denen Reden und Ermahnen reicht. Bei vielen - gerade bei Gaming-Addicts - aber hilft Labern-labern-labern eben nicht nicht. Es geht dabei nicht darum, alles autoritär zu regen. Meine eigenen Eltern haben mich z. B. so gut wie immer machen lassen, sie waren die nachgiebige Sorte, nicht die strenge. Ich durfte fast alles. Aber eben nur fast. Ich glaube, in so einer Familie wird ein „Machtwort“ vom Teen gehört und ja, auch richtig verstanden. Es gibt viele Möglichkeiten für Eltern, auf eine schwierige Situation zu reagieren. Und ob die Reaktion richtig ist oder nicht, hängt vom Teen, von der Sache, um die es geht, und auch von dem Vertrauen in der Familie ab. Wenn man miese Eltern hat, wird ein Machtwort verpuffen und null ändern, da hast du Recht. Wenn aber die Basis stimmt, dann wird ein strenges „Bis hier und nicht weiter“ auch etwas verändern. Zumindest ist das meine Erfahrung und offenbar auch die von anderen. Weißt du, es gibt hier kein Richtig und Falsch oder nur einen perfekten Weg. Wichtig ist, dass Liebe und Vertrauen da sind, dann wird auch eine klare Grenze nicht als Ablehnung empfunden. Ich selbst habe mich jedenfalls damals nicht abgelehnt oder zu wenig respektiert gefühlt. Ich habe zwar aufbegehrt, aber ich habe irgendwie auch gewusst, dass meine Eltern Recht hatten. LG

von Astrid am 11.09.2023, 07:43



Antwort auf Beitrag von Maxikid

Ich wurde vielleicht falsch verstanden. Ich meine mit dem Machtwort nicht, dass man einen Teen zu etwas „zwingen“ kann. Sondern meine eigene Erfahrung war, dass ich durch die glasklare, ungewohnt strenge Ansage meines Vaters von selbst nicht so weitermachen konnte, wie bisher. Es war eher eine psychologische Veränderung. Ich kann es schlecht erklären. Aber wenn Eltern gemeinschaftlich ganz klar sagen: „Nein. So wird es nicht weitergehen!“, dann bewirkt das etwas. Sofern es noch eine einigermaßen funktionierende Beziehung gibt, natürlich. Denn den Teens ist es überhaupt nicht egal, was ihre Eltern von ihnen halten, auch wenn sie so cool tun. Der Unterschied ist einfach der: Worauf Teens NICHT reagieren, ist ständiges Ermahnen. „Musst du so viel am Rechner hocken? Jetzt hörst du mal auf! Geh mal an die frische Luft oder zum Sport. Du hast schon stundenlang gezockt“, laber-laber-laber. Das geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Ein Machtwort ist etwas anderes: Es ist ein absolutes Stoppschild ohne lange Erklärungen, ohne Diskussion und ohne den Versuch, den Teen zu überzeugen. Sondern es steht für sich. Und ja, es funktioniert nur ein Mal. Es ist nichts für den Alltag oder für die üblichen Probleme, die dürfen ruhig per Diskussion geklärt werden. Sondern es ist für den absoluten Notfall. Und ein Teen, der kein Leben mehr außerhalb des PC-Spiels hat, IST ein Notfall. Ich kenne übrigens auch andere Beispiele, bei denen es funktioniert hat. Die Tochter von Freunden war in schlechte Gesellschaft geraten und hat die Nächte dort durchgesoffen, durchgekifft und Schlimmeres. Der Vater (sonst sehr lieb, geduldig, fürsorglich) ist dann zu diesen Freunden gefahren und hat einen Auftritt hingelegt: Er ist da rein und hat gesagt: „Damit ist es zu Ende. Wir gehen. Jetzt!“ Und obwohl die Tochter schon 18 und wirklich selbstbewusst war, ist sie mitgekommen. Eben WEIL der Vater so etwas noch nie zuvor gemacht hat. Er hat hinterher selbst gesagt: „So was funktioniert nur ein Mal.“ Aber es hat funktioniert. LG

von Lillimax am 11.09.2023, 08:01



Antwort auf Beitrag von Astrid

Die Mutter schrieb die Wirbelsäule ist krumm. Ist sie das? War sie beim Orthopäden? Was ist der Grund dafür. Zocken? Was, die letzten 17 Jahre? Oder neigt, wie ich ja durchaus auch, zum dramatisieren der tatsächlichen Lage? Wir sehen das Kind zocken und denken, das ist der Weltuntergang. Oder ist das eine Situation dramatisierend, weil wir denken, Mensch Kind mach doch Sport. Mach bitte doch etwas Sinnvolles! Oh Kind, kein Fernsehen bitte - meine Eltern zogen den Stecker. DAS war die Ansage meiner Eltern. Ich sollte dich etwas Vernünftiges tun. Ähnlich, gell nur halt 40 Jahre her. Was tat ich? Ich ging zum glotzen zur Omma. So lange wie ein Teenager seinem Tagwerk, hier die Schule, vernünftig nachgeht, so lange wie er früh am Morgen aufsteht, die Noten stimmen und er nicht müffelnd, antriebslos, sich um nichts kümmernd und den Joint rauchend in seinem Zimmer sitzt - werde zumindest ich einen Teufel tun und den Stecker ziehen.

von Caot am 11.09.2023, 08:55



Antwort auf Beitrag von Lillimax

... und ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Tochter ihrem Vater im Nachhinein dankbar ist, sie da rausgeholt zu haben. Obwohl sie ja eigentlich freiwillig dort war... aber das ist manchmal kompliziert. Die mutige Aktion des Vaters hat ihr gezeigt, wie es aussieht, wenn jemandem wirklich an ihr liegt! Dass er eben nicht einfach zusieht, wie sie in immer weiter in den Abgrund sinkt... Aber du hast recht, das funktioniert, wenn überhaupt, nur 1 Mal, eben weil es so authentisch ist - und dadurch überzeugend sogar für einen formal schon erwachsenen Teen.

von MM am 11.09.2023, 10:48



Antwort auf Beitrag von Lillimax

Du hast das gut erklärt, ich stimme dir absolut zu.

von Pamo am 11.09.2023, 13:43



Antwort auf Beitrag von Tai

Mit dem Sport-Zwang hätte ich bei meinem Jüngeren noch eine stärkere Blockade und Trotz-Reaktion ausgelöst als mit dem Abschalten des Internets! Sport war und ist gar nicht sein Ding und ich verstehe auch nicht, warum viele immer meinen, dass Jugendliche unbedingt sportlich sein müssen? Es gibt Menschen, die daran überhaupt keinen Spaß haben und dann sollte man das auch akzeptieren. Dafür ging meiner voll in der Musik auf, er spielte schon ab der 7. Klasse im Schulorchester mit und hat jetzt mit 22 auch eine eigene Band. Ja, er hatte mit 16/17 auch mal eine Phase, wo er nur gezockt hat und selbst die Instrumente nur noch halblebig interessant waren – aber gerade bei Abiturienten finde ich das nicht so schlimm. Bei Realschülern schrillen da bei mir eher die Alarmglocken, denn die verbauen sich dann ihr Abschlusszeugnis damit, weil diese Pubertätsphasen halt meistens in der 9. und 10. Klasse in Erscheinung treten…

von DaXXes am 23.09.2023, 04:23



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Schwierige Kiste. Meiner hatte letztes Jahr mit 16 , nach dieser elenden Coronazeit, auch ein ordentliches Motivationsproblem. Grundsätzlich solltest du aber ein paar Dinge trennen: sein krummer Rücken kommt nicht vom Zocken, sondern von zu wenig Sport. Wenn er die ganze Zeit lesen würde, wäre das auch nicht besser. Rede mit ihm, mach einen Arzttermin aus, etc. Ich würde ihm das Zocken nicht verbieten, sondern ein gewisses Maß an Aktivität einfordern, dass er wahlweise alleine oder mit euch abzuleisten hat. Da sollte sich auch dein Mann mal Gedanken machen. Die Sache mit dem Mädchen ist sicher nicht so ohne. Wenn er sehr empathisch ist und sich nicht gut abgrenzt, kann das auch für ihn ein Problem werden. Sprich viel mit ihm darüber und interessiere dich dafür.

von Shanalou am 11.09.2023, 08:13



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

mal ein Hinweis - falls der noch nicht kam: ein KJP könnte helfen. Und da euer Kind och 17 ist, entscheidet ihr, ob dort ein Termin gemacht wird oder nicht (im Gegensatz zur Suchtberatung). Der könnte auch helfen erst mal zu entscheiden, ob hier schon eine Sucht vorliegt oder eine depressive Phase/Depression. Ja, einen 17-jährigen kann man zu vielem nicht mehr "zwingen", aber ich denke, zum mitkommen werdet ihr ihn wohl überreden können? Selbst wenn er sagt "ich komme zwar mit, rede aber nicht mit dem" - ein KJP ist solche Dinge gewöhnt und idR finden die schon einen Weg, sich ein Bild zu machen. Ansonsten denke ich nämlich auch, dass es mit 17 irgendwie zu spät ist, Internet plötzlich zu reglementieren.Ich bezweifle, dass dies euer Verhältnis besser machen wird oder den gewünschten Effekt haben wird.

von suityourself am 11.09.2023, 12:30



Antwort auf Beitrag von suityourself

….. ein bisschen muss ich nämlich lächeln, ob der naiven Annahme des Überreden Könnens. Da hört der 17-Jährige nicht auf die Suchtgefahr-Ernahnungen seiner Mutter, lässt sich beim zocken nicht aus der Ruhe bringen - das nur mit Hilfe von Zwang durch das Ziehen des Steckers und Du vertraust auf die Überredungskünste für einen Psychiater? Respekt! ProForma: wenn sie es schafft, schnell sein. So ein KJP hat eine sehr lange Wartezeit.

von Caot am 11.09.2023, 14:34



Antwort auf Beitrag von Caot

ich stelle mir das auch gerade vor, wie man einen ziemlich ausgewachsenen jungen mann irgendwo hinschleift....

von Sue_Ellen am 11.09.2023, 15:17



Antwort auf Beitrag von Sue_Ellen

... aber wäre evtl. einen Versuch wert...? Ich denke aber auch, er sagt nein, will nicht hin - und dann kann man sich auf den Kopf stellen... Aber worüber ich nach der ganzen Diskussion hier nachdenke: Ist es nicht vllt. so, dass, eben weil man so große, fast erwachsene "Kinder" nicht mehr zu irgendetwas bewegen/überreden/"zwingen" kann, man dann lieber sagt, das würde sowieso keinen Sinn machen bzw. es wäre eh nicht nötig oder produktiv, etwas zu tun... einfach um die eigene Machtlosigkeit ein bisschen besser akzeptieren zu können...?

von MM am 11.09.2023, 15:30



Antwort auf Beitrag von MM

Nochmals Danke für die vielen Ideen. Glaubt nicht, dass wir nicht schon einiges davon versucht hätten. Sport (Fußball) ist leider mehr oder weniger erledigt gewesen, als er Morbus Schlatter bekam. Danach spielte er eine Weile Tischtennis, was sich aber aus logistischen Gründen wieder erledigt hat. Bisschen Muskeltraining ohne Geräte hat er zu Hause gemacht, aber aktuell "kein Bock". Sein Papa neigt zu einem runden Rücken, vielleicht ist auch ein Teil daher vererbt. Aber, wenn er bisschen was tun würde, könnte sich das Ganze verbessern. Auch die Physio hat ihm das schon gesagt, aber "Turnen" ist ihm zu blöd. Fitnessstudio mag er nicht...jaja, die Liste ist lang. Nur nörgeln will ich nicht, weil dann macht er dicht. Ansagen nützen nichts - wie früher schon geschrieben: er kann sehr gut auf Durchzug stellen. Das ist ihm angeboren. War schon immer so. Aktuell sehe ich zum Glück, dass er sich um die Schule bemüht. Bisher waren seine Leistungen gut, mit ein paar wenigen Ausreisern nach oben und unten. Er hat sich sogar für einen zusätzlichen Matheferienkurs eingetragen. Wir bleiben optinistisch.

von _zweizahn_ am 11.09.2023, 16:48



Antwort auf Beitrag von _zweizahn_

Letztendlich ist es sein Körper. Er muss sich damit irgendwann rumschlagen. Das muss man akzeptieren lernen. Wenn die Schule funktioniert und er sich sogar zu einem Matheferienkurs eingetragen hat, dann passt es doch.

von Shanalou am 11.09.2023, 17:11



Antwort auf Beitrag von MM

… dass manche so von euch offensichtlich wenig bis gar keinen Einfluss auf eure Teenager haben. Und zudem wird sich Sorgen gemacht, das es die Beziehung belastet, wenn es mal eine ordentliche Ansage beziehungsweise eine Maßnahme gibt. Komisch, ich würde mir darüber zum Beispiel keine Sorgen machen. Unsere Beziehung ist so gefestigt, da würde es zwar Stress geben aber es würde sicherlich nicht dazu führen, dass sich die Beziehung zwischen mir und meinem Kind dauerhaft verschlechtert.

von Tonic2108 am 11.09.2023, 17:22



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Tonic, das ist hier ähnlich... Es kracht schonmal, man gerät aneinander... aber weil die Basis irgendwie stimmt, wird nichts Grundlegendes dadurch erschüttert. Wobei es immer auch ein Balanceakt ist, man will ja auch nicht den Elefanten im Porzellanladen geben...;-)) Aber halt auch nicht auf Zehenspitze schleichen, damit nur ja nix und niemand getriggert wird... Zu den Internetzeiten - ich finde es in der Praxis schwierig, damit es andrerseits nicht hinderlich ist beim Erledigen von Dingen für die Schule... Vielleicht wenn sein WLAN-Zugang jeden Tag nachmittags (wo er nix anderes hat,zeitlich) 2 Stunden aus ist, wäre das eine Motivation, doch mal rauszugehen, Sport zu machen....? Oder zumindest halt was anderes... Wenn es sonst irgendwo Öffnungszeiten o.ä.gibt, muss man sich ja auch danach einrichten und macht nicht Remmidemmi vor dem Laden oder der Bibliothek, die grad Mittagspause hat... Dann hat das halt euer WLAN auch mal...? ;-) Hm nur eine Idee grad, auch für uns hier...

von MM am 11.09.2023, 17:47



Antwort auf Beitrag von MM

Egal ob sinnlos oder nicht, meine Ansprache muss man ertragen. Im privaten wie im geschäftlichen. Wobei ich im privaten der Meinung bin, dass man bis 17 den Weg aufgezeigt haben sollte was passiert wenn. Das so ein junger Mensch im Prinzip gelernt hat reflektiert zu denken. Erstaunlicherweise kenne ich ganz viele tolle junge Menschen, obwohl die Eltern (einschließlich ich) um ihre träge Brut jammern.

von Caot am 12.09.2023, 07:00



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

ich hatte eine ganz wunderbar gefestigte beziehung zu meiner mama und trotzdem haben gewisse maßnahmen/ansagen ihrerseits dazu geführt, dass sich die beziehung verschlechtert hat. manchmal sehen sogar erwachsene kinder nicht ein, dass die eltern das beste für sie wollen und verschlechtern die beziehung. ich würde der basis vertrauen, die ich gelegt habe, das riet ich auch einer freundin, deren kind richtig abdriftete. sehe ich bei der ap nicht.

von Sue_Ellen am 12.09.2023, 10:41



Antwort auf Beitrag von Tonic2108

Um auf eine Beziehung, trotz Widrigkeiten, absolut vertrauen zu können, muss man psychisch stabil und “gesund“ sein.

von Maca am 12.09.2023, 12:41



Antwort auf Beitrag von Maca

wer? der teenie oder der elter?

von Sue_Ellen am 12.09.2023, 17:34



Antwort auf Beitrag von Caot

Lass mal die Schilddrüse untersuchen. Ist vielleicht ??? der Auslöser. Aber... ohne Gewähr

von ak am 16.09.2023, 19:55