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Nervlich am Ende langsam

Thema: Nervlich am Ende langsam

Hallo, muss mir jetzt Mal was von der Seele schreiben. Ich habe eine wunderbare Tochter (16). Bis auf Trotzphasen im Kleinkindalter und dem normalen pubertären Verhalten wäre sie perfekt. Leider leidet sie seit dem Ende des homeshoolings an extremen Drucksituationen in der Schule. Panikattacken bei Leistungsnachweisen. Ritzen kam drei Mal vor was bemerkt wurde. Die Schule wollte das so nicht akzeptieren. Konnte mir Müh und Not noch erreichen, dass sie wenigstens mit Schulbegleitung noch dort hin darf. Wechseln wollte sie nicht, da sie sehr eng mit den Leuten in der Klasse ist. In psychologischer Behandlung ist sie seit Beginn der Probleme. Und laut Psychologin auch nicht besonders auffällig. Jetzt kam es, dass sich eine Lehrerin wohl zu sehr verantwortlich für sie fühlte. Schrieb ihr in E-Mails, sie wäre immer für sie da, sie könne ihr alles erzählen...... Dieser Lehrerin wurde es aber dann zuviel und sie brach den Kontakt rigoros ab. Was für meine Tochter ein herber Schlag war. Das war im Oktober. Trotzdem merkten alle Beteiligten, dass sich ihr Zustand anhand ihres Verhaltens besserte. Seit zwei Wochen ging es ihr nach Aussage der Schule dort wieder schlechter, was von der Schule so interpretiert wird, weil sie bei einer Panikattacke eben von dieser Lehrerin betreut wurde. Kann natürlich auch sein weil dort gerade die letzten Schulaufgaben (Abschlussjahr) geschrieben werden. Und weil dieser Zustand so nicht mehr tragbar wäre, wurde sie suspendiert. Die psychische Belastungen für diese Lehrerin wäre zuviel, da diese ja in ständiger Erwartung wäre, meine Tochter könnte sich was antun. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Warum versucht eine Lehrerin Therapeutin zu spielen und zieht sich dann so einfach aus der Affäre? Warum werde ich erst darüber informiert wenn die k....schon am dampfen ist. Warum verwies sie nicht sofort an die Schulpsychologin anstatt zu versuchen "ein stabiles innerschulisches Verhältnis" über Wochen aufzubauen, so wie es in der Stellungnahme zur Suspendierung heißt, aber dies dann plötzlich abbrach? Was an sich nicht nötig war. Lehrer sollen unterrichten und nicht therapieren. Und vor allem, das wird meiner Tochter jetzt zum Verhängnis, dass sie sich jemanden anvertraut hat, der psychisch nicht in der Lage dazu ist. Sie hat sich nie etwas zu schulden kommen lassen. Ausser dass sie Panikattacken hatte... Und dass wäre nix besonderes laut ihrer Schulbegleitung. Im Gegenteil, sie wäre die "unproblematische" Ich habe einfach das Gefühl, so etwas wird an dieser Schule nicht geduldet. Auch da die Schulleitung für keinen zu einem Gespräch zur Verfügung steht. Egal wer anruft. Ich, ihre Psychologin, das Jugendamt, oder der Auftraggeber der SB. Die Schulleitung ist nicht zu erreichen. *Tief durchatmen* Danke fürs lesen :)

von jessykeh1984 am 18.12.2022, 21:44



Antwort auf Beitrag von jessykeh1984

Du hattest ja im Rechtsforum gefragt, wie du weiter vorgehen sollst. Hast du denn einen Anwalt eingeschaltet/befragt und Widerspruch gegen die Maßnahme eingelegt? Denn egal, was wir hier alle jetzt dazu schreiben werden - rechtlich kann dir bei einer solchen Situation keiner wirklich helfen. Und wenn das alles so schief läuft u/o in deinen Augen nicht gerechtfertigt ist, wäre es ja jetzt erst mal enorm wichtig, die rechtliche Seite in Angriff zu nehmen. Sonst ist deine Tochter aus der Schule raus und kann möglicherweise ihren Abschluss nicht machen.

von cube am 19.12.2022, 09:00



Antwort auf Beitrag von jessykeh1984

Hallo, Angststörungen kommen in der Pubertät häufig vor. Ein Grund für eine Entlassung von der Schule sind sie nicht. Lege im ersten Schritt unbedingt jetzt Widerspruch gegen die Suspendierung ein, und zwar per Einschreiben mit Unterschrift an die Schulleitung. Das geht auch formlos. Ein, zwei Sätze reichen: „Hiermit lege ich gegen die am soundosovielten Dezember ausgesprochene Suspendierung meiner Tochter XY Widerspruch ein“. Denn die Widerspruchsfrist läuft sonst ab. Dann gewinnst Du Zeit und kannst in Ruhe überlegen, wie es weitergehen soll. Bitte trau Dich ruhig und mach dann tatsächlich auch sehr rasch einen Termin mit einem Anwalt aus. Eine erste Beratung kostet nicht die Welt. Einfach mal hören, was er oder sie empfiehlt, da ist nix dabei. LG

von Banu28 am 20.12.2022, 08:12



Antwort auf Beitrag von Banu28

Ernsthafte Frage: ist das wirklich so normal? Also Panikattacken und Ritzen in der Schule trotz/mit Schulbegleitung? Diese Panikattacken dauern ja hier auch nun schon eine ganze Weile an (seit Wiederöffnung der Schulen, was nicht erst seit wenigen Monaten der Fall ist). Versteh mich nicht falsch - ich finde es sehr gut, dass man mit allen Mitteln versucht, einem Schüler zu helfen und den Schulbesuch wieder zur Normalität werden zu lassen. Ich kann aber auch verstehen, wenn die Mitschüler sich dadurch irgendwann nicht mehr wohl fühlen. Das sehe ich schon auch als Belastung für diese. Echte Panikattacken sind ja nicht ohne. Und Ritzen - naja, wenn sich jemand neben mir die Arme aufritzen würde oder mit in der Pause aufgeritzten Armen neben mir sitzt... spurlos geht das sicher nicht an allen vorbei. Ich verstehe es hier auch so, dass es jetzt auf Grund der Prüfungen wieder einen Rückfall gibt. Nie wirklich verschwunden ist und jetzt wieder schlimmer wird. (es gab vor einigen Tagen einen Post der AP dazu - finde ich gerade nicht mehr, glaube aber Rechtsforum). Daher die wirklich ernst gemeinte Frage: ist das normal innerhalb des Schulalltags geworden? Anwalt war auch mein Rat - dringend! Egal, was dabei raus kommt - wenn die Widerspruchsfrist verstrichen ist, war´s das ja.

von cube am 20.12.2022, 13:02



Antwort auf Beitrag von cube

Ich habe auch von einem Vertrauenslehrer gehört, dass rund 1/3 der Mädels in psychologischer Behandlung sind. Ergo kann ich mir vorstellen, dass das "normal" ist.

von Pamo am 20.12.2022, 14:33



Antwort auf Beitrag von cube

3 Schüler*innen, die Panikattacken haben bei Tests oder auch, wenn sie einfach spontan im Unterricht rankommen. Eine Schülerin hat sich noch nie gemeldet, kann sie nicht. Des Weiteren sind mind. 10 in psychologischer Behandlung aus diversen Gründen, auch der beste Freund meiner Tochter geht regelmäßig zum Psychologen. Ich finde es auch krass, scheint aber doch auch irgendwie normal zu sein heute. Und die jungen Erwachsenen reden auch recht selbstverständlich darüber.

von Tini_79 am 20.12.2022, 18:22



Antwort auf Beitrag von Tini_79

Ja, das ist eine erschreckende Zahl. Wobei ich mich manchmal! auch frage, ob nicht sehr schnell von "psychischen Problemen" im Sinne "Therapiebedürftig" usw gesprochen wird, obwohl es ich um Dinge handelt, die eigentlich doch eher zur normalen Challenge des Lebens gehören. Hochsensibilität ist bei uns gerade etwas, was ganz viel Mädchen haben - "x ist eben wegen ihrer HS sehr traurig (zickig würde es auch treffen ;-), wenn die Freundin nicht so nett zu ihr ist (auch mal bestimmen will)". "y kann einfach nicht so im Unterricht mitmachen - mit ihrer HS ist das für sie extrem anstrengend". Natürlich gibt es HS - aber ja, aktuell habe ich den Eindruck, dass viele Eltern gerne eine solche Erklärung geben, weil es dann natürlich einfacher ist, alles zu entschuldigen und weswegen man seinem Kind nicht x oder y "einfach so" abverlangen könne. Aber zu dem Fall hier: "psychologische Behandlung" kann so viel sein - ganz ohne, dass die dort erörterten Probleme zwangsläufig auch die Mitschüler betreffen. Echte Panikattacken mit Hyperventilieren, Angst keine Luft mehr zu bekommen, gleich zusammen zu brechen etc und dazu auch noch Ritzen finde ich persönlich jetzt nicht so normal, dass man allen anderen Schülern abverlangen kann, sich davon nicht beeinflusst zu fühlen. Mir persönlich würde es ja schon eine gewisse Angst machen, wenn sich neben mir jemand ritzt oder mit aufgeritztem Arm/Bein sitzt. Oder eine ausgewachsene Panikattacke bekommt. Bei allem Verständnis für die Schülerin - ich hab auch Verständnis dafür, dass eine Schule oder Lehrerin das nicht dauerhaft wegstecken kann und die Mitschüler vermutlich noch viel weniger. In der Klasse unseres Kindes sind auch mehrere Kinder mit auffälligem Verhalten. "der x ADHS und der Y auch. Die x rastet auch ständig aus und die y wälzt sich immer auf dem Boden herum" - und das ist GS! Ich kann durchaus verstehen, wenn unser Kind dann sagt, er könne sich einfach oft nicht konzentrieren und muss sich beherrschen, nicht selber mal vor Frust laut zu brüllen. Und er ist nicht hochsensibel ;-) Ein schwieriges Thema wie ich finde. Einerseits möchte man jedem helfen, alles soll ohne Kommentar oder Meinung als "normal" genommen werden - andererseits kann man eben vielleicht nicht allen im Umfeld einer "normalen" Schule wirklich adäquat helfen, ohne die übrigen Schüler übermäßig zu belasten. Ich habe auch keine Lösung... ärgere mich aber schon, wenn es heißt "naja , x und y brauchen gerade sehr viel Betreuung - ihr Kind muss dann vielleicht zu Hause nochmal etwas machen, wenn er sich im Unterricht nicht genügend konzentrieren konnte" mhhh...

von cube am 21.12.2022, 09:26



Antwort auf Beitrag von cube

Es scheint tatsächlich zur Normalität zu gehören. In der Klasse (Klase8) meiner Tochter sind 4 Mädels die sich regelmäßig Ritzen und das wohl auch während des normalen Schulalltag. Laut meiner Tochter, ist es in den anderen Klassen aber nicht besser. 2 Jugendliche aus meinem näheren Umfeld sind zur Zeit stationär untergebracht. Beide Wegen Ritzen und versuchten Suizied. Wobei ich für mich feststellen musste, das die Lehrer auch nicht mehr wissen was sie tun können. Es ist für alle sehr belastend. Und es scheint im Moment auch egal zu sei , welche Schulform. Die Kinder kommen mit dem Druck, dem Desinteresse der Eltern und was weiß ich noch nicht mehr klar.

von Ronja Räubertochter am 21.12.2022, 16:05



Antwort auf Beitrag von Banu28

Nein, ich finde das keineswegs normal. Ich habe geschrieben, dass es häufig ist, und das ist es ja auch. Natürlich ist das schlimm und ein Armutszeugnis für das System Schule, vielleicht aber auch für unsere Überzeugung, dass die Leistungsgesellschaft die beste aller Welten ist. Dazu kommt sicher, dass diese Lebensphase generell anfällig für Stolpersteine und psychische Probleme ist. Das Erwachsenwerden ist nicht einfach, und auch die Hormone (die ja Neurotransmitter sind und aufs Gehirn wirken) sowie der Umbau des Gehirns in dieser Zeit tun ihr Übriges dazu. Wenn man jedenfalls alle suspendieren würde, die in der Pubertät psychologische Probleme haben, dann würde wirklich ein großer Teil der Schüler fehlen. LG

von Banu28 am 22.12.2022, 08:51



Antwort auf Beitrag von Banu28

Vielleicht liegt es auch daran, dass Deutschland nicht das kinderfreundlichste Land ist - sich auch Kinder schon der Leistungsgesellschaft unterwerfen müssen. Sei es durch immer frühere Fremdbetreuung, VZ-arbeitende Elternpaare die dann auch wenig Zeit haben usw. Kinder werden möglichst gut "organisiert". Bitte nicht als Vorwurf an arbeitende Eltern verstehen oder dem Wunsch, traditionelle Rollen bitte wieder einzuführen. Ganz neutral ist es aber eben so, dass die Doppelberuftstätigkeit und das möglichst früh (ob selbst gewollt oder finanzielles Muss) eben auch Nachteile mit sich bringt. Oder sich Nachteile auf Dauer zeigen. Und dann springen alle kinderlosen auch auf den Zug auf - "eure Probleme habt ihr euch doch selbst ausgesucht - wieso soll ich ..." / "Familien werden eh viel zu stark bevorzugt" usw. Und das Schulsystem an sich ... alle 4 Jahre wird ein neues Experiment mit den Kids gestartet, dass dann schnell wieder abgeschafft wird und immer mehr Chaos verursacht. Mal ganz zu schweigen von Lehrermangel, maroden Schulgebäuden, zu wenig Schulen usw. Jep - Kinder sind das Schlusslicht im Ranking und müssen dann immer noch dafür herhalten, dass sie ja eh alle verwöhnt sind und sich mal nicht so haben sollen ("früher, als ich noch zur Schule ging ..." usw / "damals im Krieg ...") Und ja: on Top noch Corona - wo die Kinder und Jugendliche ja ein Risiko für alle anderen darstellten und sich gefälligst mal solidarisch einschließen sollen und das mit der Schule werden sie ja dann wohl zu Hause schaffen ... Traurig. Und dennoch möchte ich zB nicht, dass unser Kind sich damit in seinem täglichen Schulalltag auseinander setzen muss, dass sich neben ihm jemand die Arme aufritzt oder mit Atemnot hyperventilierend zusammenbricht oder leider wegen seiner xy-Störung mal kurz die Hütte zerlegt. Das lässt sich natürlich einfach sagen, wenn das eigene Kind (noch) keinen Bedarf an psychologischer Hilfe aufweist und eben zu denjenigen gehört, die in der Klasse förderungstechnisch den kürzeren ziehen, weil ja "normal" und damit nicht so aufmerksamkeitsbedürftig wie andere Kinder. Und: Lehrer sind keine! Psychologen! Und die Mitschüler erst recht nicht. Irgendwo muss dann eben doch eine Grenze gezogen werden, was noch tragbar ist oder zumutbar und was eben nicht. Kein Kind/Teenie hat etwas davon, wenn alle nur noch überfordert sind. DAS ist auch keine echte Hilfe und das den Lehrern und Mitschülern aufzudrücken finde ich nicht fair.

von cube am 22.12.2022, 10:36



Antwort auf Beitrag von cube

... also von der sprach man schon, als ich jung war und in DE lebte. Aber so krasse und weitverbritete psychologische Störungen mit Autodestruktivität, wie hier beschrieben, gab es damals meines Wissens nicht. NICHT in dem Maße. Das was hier beschrieben wird, finde ich schon schockierend. ABER wenn es an (zu großen) Leistungsanforderungen läge, müsste das doch in anderen Ländern noch viel stärker sein?! Ist es aber nicht. In vielen anderen, auch europäischen Ländern ist doch das Leistungsniveau bzw, das was verlangt wird, höher als in Deutschland. Aber es gibt dort nicht mehr von diesen Störungen. Ich weiss nicht, aber es kommt mir sogar eher so vor, als hätten heute evtl. insbesondere diejenigen Jugendlichen solche Probleme, von denen nie viel verlangt wurde?! Im Sinne alles war egal, die Eltern haben alles so laufen lassen, man wollte ja "das Kind nicht unter Druck setzen", Leistung muss man ja nicht bringen, das Kind "entscheidet sich selbst, ob es schon soweit ist" für dies und jenes in der Entwicklung, es wird u.U, auch nicht wirklich miteinander kommuniziert über das was das Leben so bringt... - was dazu führen kann, dass man bestimmten Entwicklungsschritten ausweicht, nicht eine bestimmte Widerstandsfähigkeit entwickelt - auch mal Sachen einfach abperlen zu lassen, sie nicht zu ernst zu nehmen , bei Missgeschicken weiterzugehen ohne dass sogleich der Weltungergang droht... Man lebte in einer künstlich geschützten Welt, aber irgendwann wird man mit der Realität konfrontiert und spürt dann umso mehr, dass man von ihr überfordert ist, nicht dafür vorbereitet wurde. Könnte es nicht sein, dass dies dann zu solchen Störungen führt...? Dann ist das Problem aber nicht "die Leistungsgesellschaft"...

von MM am 22.12.2022, 11:40



Antwort auf Beitrag von cube

Bei meiner Tochter sind leider einige Mädchen in der schule, die sich ritzen (nicht während dem Unterricht oder der schule und nicht öffentlich).

von kirshinka am 22.12.2022, 19:03



Antwort auf Beitrag von cube

Warum? Alle reden immer von Inklusion - aber das soll psychische Geschichten bitte ausschließen? Aber der Klassenmobber muss ertragen werden?

von kirshinka am 22.12.2022, 19:17



Antwort auf Beitrag von cube

Ich sage nur: alle wollen Inklusion, aber dann halt doch nicht. Es ist auch nicht, dass Deutschland so ein mieses Land wäre… Es ist viel Tic Toc und andere soziale Medien und es ist einfach auch eine Erscheinung der Zeit, dass vieles, was früher mal klein und geheim gehalten wurde, jetzt halt raus kommt und „gelebt“ wird. Lehrer sind keine Psychologen - richtig! Aber - ein jeder lernt im Studium, dass er das nicht ist und auch sich abzugrenzen. Wenn diese Lehrerin jetzt halt einen Heil-Komplex hat und sich daran übernimmt (also Versprechen macht, von denen sie weiß, dass sie sie nicht halten kann!), dann ist das ihr Fehler und nicht der des Kindes! Sie ist die Erwachsene! Wie gesagt, aggressive Kinder werden ja auch ertragen! Kinder mit der Symptomatik der AP machen ja sogar soweit es ihnen möglich ist im Unterricht mit - und kommen auch ganz gut mit im Stoff. Insofern sind sie kein Bremsklotz und kein riesiger Störfaktor.

von kirshinka am 22.12.2022, 19:27



Antwort auf Beitrag von MM

@mm Deine Erklärung hat, fürchte ich, durchaus Legitimität. Vielleicht wirklich - Rasenmäher Eltern. Aber nicht nur - es kommen nicht viele mehr einflussfaktoren dazu.

von kirshinka am 22.12.2022, 19:31



Antwort auf Beitrag von MM

Da kann ich nicht mitgehen. Bevor das so mit meiner Tochter losging wäre ich ganz deiner Meinung gewesen. Wir sind keine Helikopter Eltern. Unserer Kinder konnten toben, matschen, unterwegs sein. Wie wir früher. Keine ständige Kontrolle. Haben sie sich z.B über Lehrer beschwert haben wir auch trotzdem den Lehrern je nach Lage Recht gegeben. Leben ist kein Ponyhof. Da muss man durch, sich arrangieren. Was wahrscheinlich im Falle unserer Tochter der Fehler war. Sie war immer sehr sensibel. Hätten wir darauf mehr Rücksicht genommen wäre es vielleicht nicht soweit gekommen. Hätte ich nicht so sehr meine Sensibilität vererbt, wäre sie vielleicht selbstbewusster. Hätte es vielleicht die Corona Maßnahmen nicht gegeben würde sie auf die wieder auftretenden Reize in einer großen Schule nicht so extrem reagieren. Etc.... Es ist das Leben das einen formt. Und man selbst kann an wenigsten dafür. Das es früher vielleicht nicht soviele Fälle gegeben hat liegt wahrscheinlich auch daran, dass es ein Tabu Thema war, alles totgeschwiegen wurde. Und ganz ehrlich....wir gingen um eins aus der Schule und Ende für den Tag. Vielleicht noch bissl Hausaufgaben das war's. Um zwei ins Schwimmbad, zur Eisbahn. Bei meinen Kids ist es so dass teilweise Abends um fünf noch die Hausaufgaben per Schulmanager ins Haus flattern. Und wehe sie sind am nächsten Tag nicht vorhanden. Bei Managern hat das den Burnout zufolge irgendwann. Kinder sollen das aushalten.

von jessykeh1984 am 22.12.2022, 20:54



Antwort auf Beitrag von Banu28

Ihr habt völlig recht, es sind einfach sehr viele Faktoren, die hier eine Rolle spielen. Nochmal wegen der höheren Anforderungen an den Schulen anderer Länder: Das stimmt so nicht ganz. In Skandinavien ist das Lernniveau zwar höher, aber die Unterstützung für die Kinder ist unendlich viel größer. Ein Mädchen in unseren Freundeskreis stammt aus Norwegen. Dort sind in jeder Klasse immer zwei Lehrer anwesend. Es gibt keine Unterrichtsausfälle, weil der Staat sich das Schulsystem und ausreichend Lehrer etwas kosten lässt. Wer dort die Lernziele nicht erreicht, bekommt Einzelunterricht. Und zwar von fröhlichen, engagierten und gut gelaunten Lehrern. Das ist keine Strafe, sondern normal und üblich und wird von den Kindern auch so empfunden. Das Kind wird so lange gefördert, bis es das Klassenziel erreicht hat. Es gibt daher so gut wie keine „Sitzenbleiber“. Kinder haben also, sagt das Mädel, überhaupt keine Schulangst. Man stresst sich nicht mit Noten, weil man weiß, man wird aufgefangen, wenn‘s mal hakt. Das ist ein Riesenunterschied. Hierzulange haben wir einen extremen Lehrermangel, unendlich viele Stunden fallen aus, an der Grund- und weiterführenden Schule (mein Sohn hat momentan manchmal nur eine Stunde Unterricht, und das wenige Monate vor dem Abi), es gibt keine für die Inklusion ausgebildeten Lehrer (nur Kurzfortbildung, wenn überhaupt), Lehrer sind im Vergleich zu anderen Akademikern zu schlecht bezahlt, es gibt zu wenig Studienplätze. Der Schulabschluss hängt hier vom Elternhaus ab und davon, wie sehr die Eltern ihrem Kind helfen und es fördern können. Auch das ist in anderen Ländern anders. Letztlich muss jedes Land (und damit wir Wähler) entscheiden, wie viel Geld uns ein gutes Bildungssystem wert ist. In Deutschland sind uns die Kinder zu wenig wert. Alles scheint wichtiger als das. Es wird seit Jahrzehnten lamentiert von Lehrern und Politikern, aber jede PISA-Studie fällt wieder gleich grottenschlecht aus. LG

von Banu28 am 23.12.2022, 09:06



Antwort auf Beitrag von Banu28

... was die Unterstützung für Schüler/innen betrifft und das was du beschreibst. Wir leben in Tschechien und ich kann nur sagen, hier gibt es auch eine Reihe an Problemen im Schulwesen - zB immer noch ungenügend bezahlte Lehrer/innen, manches unterfinanziert (obwohl sich beides schon gebessert hat), es wird auch immer wieder diskutiert, was grundsätzlich zu verbessern sei, an Unterrichtsmethoden und Lehrplänen. ABER so das Grundsätzliche läuft immer noch ähnlich "wie immer" und ich würde sagen, das ist überwiegend gut so. Denn das gibt eine gewisse Stabilität. Schulangst ist hier auch nicht besonders verbreitet, obwohl das Niveau und die Anforderungen nicht niedrig sind - ich denke das hängt damit zusammen, dass es zB von Anfang an Noten gibt und man sich so dran gewöhnt. Noten gehören einfach dazu, von Anfang an, auch wenn das in der ersten KLasse praktisch so aussieht, dass alle eine Eins bekommen, da sie sich ja anstrengen und damit die KLeinen motiviert sind. ;-)) KLar kann man jeztt darüber diskutieren, welchen Sinn Noten machen, die in den ersten ein zwei Jahren sagen wir "inflationär" vergeben werden - aber Fakt ist, es wird i.d.R. nichts Schlimmes damit verbunden. Mit der Zeit wird die Benotung halt strenger, man bekommt nicht mehr einfach so eine Eins, aber da das allmählich geschieht und der jeweiligen Schulstufe angemessen, erfolgt kein krasser Übergang im Sinne "Oh Schreck, jetzt gibts plötzlich Noten, HILFE!" Die gabs ja schon immer... ((Ist für mich so ähnlich wie wenn man sich abhärtet - man geht halt regelmässig schwimmen in allmählich immer kälterem Wasser und /oder für längere Zeit, und so gewöhnt man sich dran und bekommt dann auch bei dem ganz kalten keinen Schock...) In Deutschland verstehe ich nicht, warum es erst keine NOten gibt und man die ersten Jahre so tut, als wären sie inexistent, irrelevant - und dann plötzlich gibt es sie aber doch, und sie sind auf einmal doch wichtig, weil ja der Übertritt so früh erfolgt. Hier ist "Grundschule" 9 Jahre - 5 Jahre Unterstufe (entspricht ungefähr der dt. Grundschule) und Oberstufe 4 Jahre. An die Oberstufe der Grundschule geht aber ein Teil der Kinder nicht mehr, weil sie nach Aufnahmeprüfung an ein achtjähtriges (nach der 5. Klasse) oder sechsjähriges (nach der 7. Klasse) Gymnasium gehen. Ich finde, die Lehrer/innen, die trotz mäßiger Bezahlung und relativ viel Stress unterrichten, sind oft recht engagiert, oder zumindest bereit zu kommunizieren. Meist hat man als Eltern die email-Adresse und/oder Handynummer des Lehrers/Lehrerin, es war nie ein Problem, direkt und unbürokratisch in Kontakt zu treten und Dinge zu klären. In Deutschland habe ich aus den Beschreibungen immer den Eindruck, dass das Ganze unnötig bürokratisiert und kompliziert wird, so als gäbe es quasi keinen wirklichen direkten Draht zwischen Familie und Schule. Habe nie verstanden, woran das liegt?! Aber ist vllt. nicht überall so. Was mir noch einfällt zu den Angststörungen und Autodestruktivität im Jugendalter - könnte es vielleicht auch damit zusammenhämgen, dass in Deutschland in den letzten Jahren/Jahrzehnten verstärkt propagiert und praktiziert wird, Babys und KLeinkinder früh in Kitas zu geben? Ich könnte mir schon vorstellen, dass da evtl. im frühkindlichen Altern ein Defizit an Sicherheit und Geborgenheit entstehen kann, das dann in der Pubertät sich Bahn bricht, auch in solchen Formen...? Ist ja schon ein Unterschied, wo und mit wem man die ersten sagen wir 3 Lebensjahre verbracht hat, ob in "Insitutionen" oder mit eigenen Bezugspersonen in der Familie, und ohne den zeitlichen Stress und alles... zumal man ja immer wieder liest, dass es in den deutschen Kitas zuwenig Personal gibt, zumal qualifiziertes...( wo sollten die auch alle plötzlich herkommen?) Keine Ahnung, mir fällt das spontan so ein. Ob das hinkommen könnte zeitlich...?

von MM am 23.12.2022, 11:17



Antwort auf Beitrag von jessykeh1984

Ist "Schulmanager" irgendein Online-System für die Hausaufgaben? Es gibt doch meist eine Regel, bis wann Hausaufgaben aufgegeben werden müssen. Ich würde bezweifeln, dass es rechtens ist, und 5 Uhr nachmittags den Kindern eine HA zu schicken und zu erwarten, dass die am nächsten Tag fertig ist?! Die KInder haben nicht die Pflicht ständig online zu sein für die Schule! HA müssen in der Schule aufgegeben werden. Hier würden Eltern nachfragen und sich dagegen verwehren.

von MM am 23.12.2022, 11:24



Antwort auf Beitrag von MM

Wie gesagt, wahrscheinlich spielen viele Faktoren zusammen. In unserem Fall war es so dass ich meine Kids erst mit vier in den Kindergarten gegeben hab. Die ersten Jahre war ich Zuhause und wenn nicht Omas, Opas, Tanten, da. Mögen da jetzt wahrscheinlich andere wieder eine Überbemutterung darin sehen. Daran dass wir "nur" eine Arbeiterfamilie sind vielleicht liegts da dran. Dass sie sich Mal was besseres wünscht. Aber bei uns gab's nie Geldnot. Haben ein gutes Einkommen, eigenes Haus was abbezahlt ist. Ich bin nur Teilzeit, mein Mann auch immer bis spätestens am Nachmittag Zuhause. Also best of Work Life Balance wenn man's so sagen kann. Bürokratie ist hier aber echt ein Hindernis. Für jedes Gespräch dass z.b die Psychologin mit der Schule führen wollte, die Schulbegleitung mit der Psychologin, die Sozialarbeiterin mit der Schule.... überall musste erst eine Schweigepflichtsentbindung her Seitens der Schule her. Obwohl es einmalig erteilt reicht. Ich habe so oft deutlich gemacht ich will! Eine Zusammenarbeit. Aber ich habe das Gefühl mir werden immer wieder Prügel zwischen die Beine geworfen. Und anstatt in diesen Wochen einen Termin zu finden, wo einfach mit allen Beteiligten gesprochen werden kann, stellt sich der Rektor taub und beruft sich auf die Bürokratie.

von jessykeh1984 am 23.12.2022, 11:52



Antwort auf Beitrag von MM

Naja, in anderen Ländern ist das Schulsystem auch anders bzw. besser strukturiert/anders aufgebaut. Oder die Umstände für Kinderbetreuung - also auch bei Schülern - sind besser, entweder durch die Schulen selbst oder weil die Eltern sich arbeitstechnisch viel besser aufteilen können um zu unterstützen. Ich gebe dir aber trotzdem auch recht - heute muss alles immer möglichst ohne Druck ablaufen. Sonst stehen die Eltern auf der Matte, weil ihr Kind zu Hause so schlecht drauf ist usw. Es ist wie so oft/mit vielen Dingen in D - man fällt vom einen Extrem in´s andere. Zwischen autoritären Lehrern, die Angst verbreiten und Lehrern, die auf absolut jedes Kind ganz individuell eingehen müssen, damit bloß kein mißmutiges Kind nach Hause kommt, ist eigentlich noch Spielraum. Und dann kommt eben auch noch hinzu, dass Inklusion zwar eine schöne Idee ist -aber die Umsetzung einfach mit Lehrermangel, viel zu vollen Klassen usw gar nicht machbar ist. Zumindest nicht so, dass es für alle funktionieren könnte. Das ganze System ist so kaputt experimentiert, bankrott gespart worden, dass es einfach nicht mehr reicht, an einer Stelle etwas verbessern zu wollen. Automatisch wird dann eine andere wieder schlechter, weil nicht genug Ressourcen. Das ganze System gehört reformiert und am besten deutschlandweit gleich gehandhabt. Meiner Meinung nach ein Unding, dass es Ländersache ist und alleine schon dadurch so große Unterschiede entstehen.

von cube am 23.12.2022, 17:56



Antwort auf Beitrag von MM

Entschuldige, meinte nicht Schulmanager sondern Teams. Seitdems mit homeshooling so gut vernetzt sind, kommen auch nach Unterrichtsschluss noch Aufgaben rein. Meine jüngere Tochter berichtet immer wieder davon. Bei ihr is das "Leck mich am Arsch" Gefühl aber besser ausgeprägt wenn ich das so sagen kann. Sprich sie sagt es dann a dem Lehrer dass sie nicht ständig da rein schaut in ihrer Freizeit, deswegen dann die auch öfter nicht hat. Und da geb ich ihr auch Recht. Meine Große (die mit den Problemen) ist aber zu gewissenhaft und checkt dass dann auch regelmäßig um ja alles zu haben.

von jessykeh1984 am 23.12.2022, 22:49



Antwort auf Beitrag von jessykeh1984

Wow - das ist ja echt das allerletzte, was sich die Schule da leistet. Das Verhalten der Lehrerin ist hochgradig unprofessionell - die Schulleitung darf sich so nicht drücken. Ich würde ans Schulamt schreiben, da es ja das letzte Schuljahr ist und sie deine Tochter nicht einfach so suspendieren dürfen. Sie müssen Dir ja zumindest die Bedingungen nennen, zu denen sie wieder mitmachen darf. Meine (13) hat ähnliche Probleme - die schule reagiert total anders!

von kirshinka am 22.12.2022, 18:59



Antwort auf Beitrag von kirshinka

Ich stimme Kirshinka zu!

von MM am 23.12.2022, 00:20



Antwort auf Beitrag von jessykeh1984

Vielen Dank für die vielen Rückmeldungen. Natürlich ist es für alle Beteiligten nicht einfach. Allerdings war sie soweit stabil. Laut Schulbegleitung kam es bis jetzt im neuem Schuljahr "nur" 3x zu Situationen, in denen sie eingreifen müsste. Und da war das kein besonderer Aufstand. Die ist zu ihr hin, hat sie rausgenommen aus dem Unterricht und nach einer Weile konnte sie sogar wieder am Unterricht teilnehmen. Geritzt hat sie sich seit dem Frühjahr nicht mehr. Jetzt ist sie seit 6.12 daheim, ohne Aussage wann sie wieder hin darf. Und das ist dass besonders belastend in dieser Situation. Wenn es geheißen hätte, OK, mach Mal Pause, nach den Ferien geht's wieder weiter....ja OK. Aber so in der Luft hängen. Anwalt hat Eilantrag gestellt auf sofortige Wiederzulassung. Mal schauen was da raus kommt. Einmal konnte ich mit dem Rektor reden. Da hat er sich etwas verplappert. Man müsse ihn verstehen, gerade mit der Vorgeschichte der Lehrerin..... Ähm, uns versteht auch niemand. Dass das meine Tochter nicht mit Absicht macht. Und sie sich mittlerweile sehr gut im Griff hat. Wir haben uns auch psychologische Hilfe geholt, in Therapie und in Diagnostik der KJP. Die Schule hat gesagt sie solle in die Förderschule wenn sie es psychisch nicht packt dort. Dann soll doch die Lehrerin auch gehen wenn sie den psychischen Druck dort nicht aushält. Ja ich weiß, klingt gerade hart. Und so bin ich eigentlich nicht. Eher der Harmonie-Mensch. Ich mache mir sogar jetzt noch Gedanken was die Frau durchgemacht haben muss dass es sie so belastet. Andererseits bin ich aber die Mutter. Und es macht mich rasend wenn mein Kind so mies gemacht wird. So, jetzt freue ich mich aber auf Weihnachten und auf unseren Familienurlaub. Wünsche euch ein frohes Fest und einen guten Rutsch

von jessykeh1984 am 22.12.2022, 20:27