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Probleme mit Freundinnen - vielleicht hat jemand einen Rat

Thema: Probleme mit Freundinnen - vielleicht hat jemand einen Rat

Hallo, es geht um unsere jüngere Tochter, 13,5 Jahre alt. Sie hat kein großes soziales Umfeld, freundschaftliche Kontakte waren schon immer ein Problem, da sie einfach "anders" ist als ihre Altersgenossinnen. Sie hat seit dem 5. Lebensjahr diagnostiziertes ADHS (deshalb habe ich das auch in dem Forum gepostet), seit 2 Jahren auch Tics (Tourette) und "graue Phasen", sprich depressive Verstimmungen, zeitweise gepaart mit Angstzuständen und Zwangshandlungen/-vorstellungen. Das nur kurz zum Hintergrund und zur Erklärung, warum es vielleicht nicht immer ganz leicht bzw, unbeschwert mit ihr ist. Sie war die letzten Monate ganz glücklich, dass es sozial sehr gut für sie lief. Sie hat sich mit ein paar Mädchen aus der Klasse näher angefreundet, sie sehen sich auch alle im Sportverein und haben im Frühjahr gemeinsam Konfirmation. Seit zwei Wochen etwa hat unsere Tochter nun das Gefühl, dass sich die Mädchen, besonders eins, von ihr zurückziehen. Gefühlt wird weniger bis gar nicht mit ihr gesprochen, mit anderen ist alles wie gehabt. Nun weiß unsere Tochter überhaupt nicht, wie sie damit umgehen soll und vor allem, wie sie rausfinden kann, woran sie ist. Mein Vorschlag war, eine Situation mit dem einen Mädchen alleine abzuwarten und sie dann konkret zu fragen, ob bzw. was denn los ist. Das hält sie nun für gar keine gute Idee, weil sie meint, das andere Mädchen damit in die Ecke zu drängen und sie am Ende vielleicht ganz zu verlieren. Diese Vorstellung ist für sie furchtbar, verständlich, wo sie jetzt gerade erst Anschluss gefunden hat. Ich bekomme das ja alles nur aus der Ferne mit und kann die Situation(en) daher nicht einschätzen. Ich weiß aus eigener Erfahrung (und aus den Erzählungen meiner Töchter), dass sehr viele Mädels in dem Alter zickig und launisch sind. Gefühlschaos allerorten - gerade noch beste Freundin, im nächsten Moment guckt man sich mit dem Hintern nicht mehr an. Und am nächsten Tag alles wieder von vorne. Das hab ich damals schon nicht nachvollziehen können, für meine Tochter ist es der pure Wahnsinn, weil sie es nicht einordnen kann. Sie braucht klare Strukturen, an denen sie sich orientieren kann. Mal hü, mal hott - das versteht sie nicht. Ich weiß, das klingt alles nach Kinderkacke und pubertären Spielchen. Aber mit dem psychisch labilen Hintergrund des Kindes würde ich ihr wirklich gerne helfen, und sei es nur, dass sie besser damit umgehen kann. Hat vielleicht irgendjemand einen Tipp oder eigene Erfahrungswerte? Wie lösen Eure Kinder solche Konflikte (sofern es welche sind)? Danke & Grüße daide

von daide am 21.02.2022, 14:53



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Viel kann man nicht machen. Vor allem, wenn sie nicht mit den Mädels schwierige Gespräche führen kann. Ich kann nur dringend dazu raten, ein soziales Umfeld (mindestens 1-2 Personen) komplett außerhalb der Schule aufzubauen, das sowas ausgleichen kann. Dabei würde ich auf gemeinsame Interessen setzen und nicht in erster Linie auf Nachbarschaft.

von Pamo am 21.02.2022, 15:20



Antwort auf Beitrag von Pamo

Danke - da sind wir dran. Es ist richtig: Die, die mit Dir in der Schule sind, triffst Du auch in der Freizeit. Damit schleppen sich die Probleme durch (fast) alle Aktivitäten. Sie wurde jetzt in den Jugendgemeinderat gewählt und geht sehr in den Aufgaben auf und wird auch ernst genommen. Das tut ihr gut. Auch die Theater-AG (allerdings in der Schule) ist ein Segen… Mal schauen, ob wir sonst noch was finden.

von daide am 21.02.2022, 15:49



Antwort auf Beitrag von daide

Hallo, ich kenne privat einen erwachsenen ADHSler. Er hat in der Kindheit und Jugend ähnliche Erfahrungen gemacht wie Deine Tochter. Das Problem (oder eines der Probleme) ist, dass Gleichaltrige ADHSler nicht selten ablehnen, einfach weil sie sich anders verhalten. Anders heißt dabei nicht falsch oder schlechter - anders sorgt bei anderen aber für Irritation. Halbwüchsige reagieren auf abweichendes Verhalten oft mit Ausgrenzung. Und zwar, ohne darüber nachzudenken. Du hast sicher schon viel recherchiert und weißt, dass ADHS eine angeborene, neurologische Besonderheit ist, bei der es ein ähnlich breites Spektrum gibt wie bei Asperger-Autismus. Mein Bekannter sagt, er glaubt, dass das Hauptproblem die Unwissenheit bei anderen ist. Weil sie nichts über ADHS wissen und weil der Betroffene ihnen oft auch nicht sagt, dass er ADHSler ist, sind sie verunsichert und reagieren schon allein deshalb ablehnend. Alles, was von der „Norm“ abweicht, macht Unsicherheit, und Unsicherheit ist ein unschönes Gefühl, dem man durch Ausweichen aus dem Weg gehen will. Mein Rat wäre, dass Deine Tochter (falls sie das bisher nicht tut), das ADHS bewusst thematisiert. Sie könnte z. B. entspannt und auch etwas humvorvoll sagen: „Ich könnte mir vorstellen, dass es euch manchmal komisch vorkommt, das ich so … (Eigenschaften nennen, die typisch für sie sind: laut lache, hektisch bin, eine Anspielung nicht verstehe etc.). Das ist, weil mein Kopf anders funktioniert als eurer. Ganz viele Menschen haben das, aber wenn man nicht weiß, was es ist. So in der Art, nicht zu ausführlich, nicht zu ernst, einfach mal so nebenbei. Ich denke, diese Form der Aufklärung kann den anderen helfen zu verstehen, wie Deine Tochter tickt. Offenheit ist hier besser als sich zu verstellen und so zu tun als sei man wie die anderen. Dieses sog. „Masking“ kann Depressionen bei ADHSlern fördern, weil es irre anstrengend ist, sich ständig „normal“ und „mainstream“ geben zu müssen. LG

von Bela66 am 22.02.2022, 14:40



Antwort auf Beitrag von Bela66

Danke Dir - Du weißt gar nicht, wie Recht Du hast! Anders ist in dem Alter immer doof, die wollen irgendwie alle gleich sein, zumindest untereinander. Funktioniert halt nicht immer. Oder eher selten. Wir haben ADHS nicht großartig thematisiert, dafür aber die Tics umso mehr. Das ließ sich auch nicht verbergen. Meine Tochter hat dann einen kurzen Vortrag vor der Klasse gehalten über ihr „Gewitter im Kopf“, was auch sehr gut ankam. Für einige Wochen schien Verständnis da zu sein und Rücksichtnahme. Inzwischen ist sie in der Wahrnehmung der anderen meist nur noch anstrengend und nervig, ein bisschen freaky halt… Wenn wir da jetzt noch einen oben drauf setzen und versuchen, das ADHS zu erklären, ist das den anderen wahrscheinlich zu viel. Nach dem Motto: Was hat sie denn noch alles? Die will eh nur Aufmerksamkeit. Aber grundsätzlich ist Dein Rat sehr, sehr gut und sicherlich hilfreich. Offene Karten sind m.E. da das A&O… Nur sind die Mädels (reine Mädchenklasse übrigens) leider noch nicht alle reif genug zu verstehen, um was es geht und dass das nicht nach ein paar Wochen wieder vorbei ist. Aber das wäre wahrscheinlich auch zu viel verlangt. Umgekehrt können wir auch nicht immer und von allen Rücksicht erwarten. Das muss unsere Tochter halt auch lernen. Vielen Dank nochmal & liebe Grüße daide

von daide am 22.02.2022, 15:49



Antwort auf Beitrag von daide

interessant finde ich den Denkansatz Deiner Tochter, dass sie sich eher Gedanken darum macht, das andere Mädchen in die Ecke zu drängen mit einer direkten Ansprache - wo es doch eigentlich genau das andere Mädchen ist, um die es aktuell geht und die Deiner Tochter das Gefühl vermittelt, sich zurückzuziehen.. Ich finde die Idee nicht schlecht, das Mädchen alleine anzusprechen. Gar nicht erst die anderen Mädels fragen, ob ihnen das auch aufgefallen ist - denn am Ende landet es sowieso bei dem ersten Mädchen und die könnte dann sagen: warum redest du hinter meinem Rücken, klär das doch mit mir selbst... Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: deine Tochter spricht das Mädchen an und klärt das Ganze (oder auch nicht, vielleicht ist auch nichts, vielleicht hat das auch alles nichts mit ihr zu tun) oder Deine Tochter hält weiter den Mund und leidet vor sich hin, ohne die Chance zu haben etwas zu bessern, zu verbessern oder zu ändern...

von Holzkohle am 23.02.2022, 11:40



Antwort auf Beitrag von Holzkohle

Hallo, ja, die Angst, das andere Mädchen in die Ecke zu drängen, beruht wohl auf der großen Verlustangst. Sie hat halt die Befürchtung, sie so zu nerven, dass sie sich komplett abwendet. Momentan ist die Entscheidung „weiter leiden“, wobei wir jetzt erstmal eine Woche Ferien haben und die Mädels sich nicht sehen. Tut vielleicht auch mal ganz gut… Danke Dir für Deinen Beitrag! Lg daide

von daide am 26.02.2022, 19:49