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Sohn schwänzt Schule - sehr lang

Thema: Sohn schwänzt Schule - sehr lang

Hallo, seit einen halben Jahr ungefähr wissen wir, dass unser Kind (E-Phase) die Schule schwänzt. Wir sind zufällig darauf gestoßen, als wir wirklich dilettantisch gefälschte Entschuldigungen fanden und die Lehrer damit konfrontierten. Keiner hat etwas bemerkt oder sich gewundert, dass er so oft krank war. Fehlzeiten unentschuldigt um die 130 Stunden im ersten Halbjahr, das ist also nicht wenig. Die Versetzung ist gefährdet. Auf das Gym kam er ohne unser Zutun, er musste nie für seine Noten lernen, es flog ihm einfach zu. Mit einfach in die Schule gehen, HAs machen und die Arbeiten schreiben hatte er einen sauberen 3er-Schnitt, wir waren damit immer voll zufrieden. Klar wäre mehr drin gewesen, es fehlte ihm aber leider auch immer etwas an Ehrgeiz. Die Zusammenarbeit mit der Schule beschränkt sich auf eine Handvoll Lehrer, die uns benachrichtigen, wenn er nicht erscheint. Von den restlichen erfahren wir nichts. Der Tutor meint, dass er auch nichts ausrichten könne, er sieht das Kind nur einmal in der Woche. Der Schulleiter ist raus, darum wahrscheinlich auch viele andere Lehrer, weil unser Sohn seine Schulpflichtjahre erfüllt hat - alles andere ist halt ein nice to have. Aktuell hat er, wenn er sein Zeugnis von der 9. finden würde, einen Hauptschulabschluss, den einfachen. Wir wissen, dass zumindest letztes Jahr im Sommer/Herbst auch Drogen im Spiel waren, inklusive Verkäufe an Kumpels. Beim JA gibt es zumindest wegen Drogenbesitzes eine Akte, er musste Sozialstunden ableisten - das war es. Ohne ihn wahrgenommen haben wir bisher Drogen- und Familieberatung, Gespräch mit unserem Pfarrer - er sieht keine Notwendigkeit mit uns da hinzugehen. Das JA unternimmt nichts, weil ihn ja keiner zwingt, nicht in die Schule zu gehen. Und wenn er was will, muss er selbst kommen. Wir könnten einen Antrag stellen, dann würde eine Familienhelferin kommen und mit ihm reden. Das kennt er leider bereits von Kumpels und weiß, dass da genau nix passiert und er halt die Stunden absitzt. Alternativ könnte man ihn in einer Klinik anmelden und dort auf eine Psychose untersuchen lassen, wir sollen uns aber auf Wartezeiten halbes Jahr plus einstellen - Aussage JA. Er hat einen sehr großen Freundes- und Bekanntenkreis, an jedem Finger locker drei Kumpels. Wir gehen beide Vollzeit arbeiten, somit ist tagsüber null Kontrolle möglich. Abends in der Woche kommt er meist gegen 22:00, sagt freundlich Hallo und geht in sein Zimmer. Am Wochenende kommt er zum Duschen vorbei und nächtigt ansonsten woanders. Wir wissen nicht, wo er ist, mit wem er unterwegs ist und von was er lebt. Taschengeld bekommt er keines mehr, alles mögliche an Wertgegenständen haben wir zu Hause versteckt, weil es sonst lange Beine bekam. Wir füllen den Kühlschrank, kaufen Klamotten und Schulmaterial. Das ist aktuell unsere Form des Unterhalts für ihn. Die Notwendigkeit zum Nebenjob sieht er nicht, für die paar Kröten steht er nicht auf. Es muss schon der Mindestlohn rumkommen. Wenn man sich mit ihm versucht zu unterhalten, ist er höflich. Er schreit nicht rum oder wird ausfällig. Er will einfach nur seine Ruhe haben und sein Ding machen, sein Leben hat er im Griff. Das Ganze fing vor einem knappen Jahr an, da rutschte er in einen Freundeskreis ab, wo man nicht mehr an ihn herankam. Ansonsten sagt er nichts, sondern sitzt halt seine Zeit ab, wenn man versucht mit ihm zu sprechen - es kommt einfach nicht zurück von ihm. Wir sind ratlos - habt ihr noch eine Idee? Mein Mann würde ihn am liebsten auf die Straße setzen, wir leiden hier alle inzwischen gesundheitlich unter der Situation (Schlaflosigkeit, Magenprobleme, allgemeine Dünnhäutigkeit). Rauswerfen ist keine Option, das ist uns klar und dem Sohn auch - der kennt seine Rechte und unsere Pflichten sehr gut. Wie lange muss man so etwas aushalten? Wir haben noch 2 weitere Kinder, die sich inzwischen vom großen Bruder distanziert haben, weil er auch da die Sparschweine plünderte und sonst eben sehr unzuverlässig ist und zum Lügen anstiften wollte. Unterstützende Verwandtschaft haben wir keine, wir stehen hier komplett alleine da. Vielen Dank für´s Lesen!

von Lorena-Maria am 26.02.2018, 17:41



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Hallo, wie alt ist denn dein Sohn?

von Mehtab am 26.02.2018, 18:10



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Fast 17.

von Lorena-Maria am 26.02.2018, 18:35



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Gibt es betreutes Jugendwohnen in so einer Wohngemeinschaft. Wäre ja noch ein Jahr bis zum 18. Möglichst weiter weg und komplett raus aus seinem Umfeld.

von Badefrosch am 26.02.2018, 18:59



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Hallo, das JA macht genau nichts, er würde da aber auch nicht kooperieren. Betreutes Wohnen haben wir beim JA schon angesprochen, es gibt keine Plätze und außerdem wäre er noch kein schlimmer Fall, er kommt ja zumindest in der Woche regelmäßig zum Schlafen nach Hause und hat einen höflichen Umgangston. Wir haben angefragt, ob es zumindest teilweise Unterstützung für ein Internat oder ähnliches (es gibt auch kirchliche Einrichtungen, wo man einen Schulabschluss macht) geben könnte. Die Antwort vom JA war, dass sie nicht dafür zuständig seien uns so etwas zu finanzieren. Es würde maximal eine Familienhilfe geben, die Maßnahme läuft ein halbes Jahr a 20-30 Stunden pro Monat. Das kennt er bereits von seinen Bekannten und weiß genau, dass ihm da nix passiert. Unsere Aussage an das JA, dass das Familienleben massiv leidet, hat leider auch nichts gebracht. Die Polizei würde nur dann was machen, wenn wir ihn wegen Drogen anzeigen. Die versteckt er aber inzwischen entweder woanders oder er nimmt keine mehr - keine Ahnung! Danke aber für das in den Armnehmen! Wir sind beide echt fertig, ich könnte pausenlos heulen und versuche mich mit allem möglichen abzulenken.

von Lorena-Maria am 26.02.2018, 19:12



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Ich habe nicht das Problem, dass er das Haus nicht verlässt. Im Gegenteil. Er ist ständig unterwegs und hat einen unheimlich großen Radius dabei. Von irgendwelchen Kumpels bekommt er auch immer deren Buskarten für den öffentlichen Nahverkehr. Ich habe es inzwischen aufgegeben, die Dinger einzukassieren, wenn ich sie finde - es finden sich immer neue Kumpels, die ihre Karten "verlieren". Letztens haben wir mit anderen Eltern gesprochen, deren Sohn hat ein ähnliches Problem und die 2 hängen wohl oft zusammen. Der hat sich im Internet einen gefälschten Schülerausweis der Schule besorgt, wo er 18 war. Das Ding sah täuschend echt aus. So kann man einfach Kippen und Alkohol besorgen. Auch hier - Ausweis eingezogen und kurz drauf war ein neue da. Wie eine Hydra. Es würde mich nicht wundern, wenn ihn die Polizei demnächst bringt, weil er geklaut hat und erwischt wurde. Er wurde ja schon 3x von verschiedenen Polizeistellen in der weiteren Umgebung heimgebracht, weil er angeblich überfallen wurde. Wir sahen ihn an und wussten, da waren Drogen im Spiel und nicht bezahlte Raten für den Mist. Die Polizei kann ohne Beweise nix machen. Hier hat schon Sonntag Abend halb 10 ein anderer 17jähriger geklingelt und wollte Schulden einkassieren. Der hatte seinen Bodyguard mit dem Auto dabei, der fuhr ihn durch die Gegend. Bis die Polizei da war, waren die weg und man konnte gegen den nix machen. Es ist ja nix passiert, außer dass uns die Düse ging, weil wir gar nicht wussten, wer das ist. Das haben wir erst Tage später rausgefunden, was das für ein Früchtchen ist.

von Lorena-Maria am 26.02.2018, 19:22



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Wir haben mit unserem Sohn die harte Tour durchgezogen. Da war er allerdings erst 12, Schulpflicht also noch lange nicht erfüllt. Im Raum stand der Verdacht auf Depressionen und/oder eine soziale "Störung". Wir haben ihn durch einen Gerichtsbeschluss in eine Kinder - und Jugendpsychiatrische Klinik einweisen lassen. Von sich aus hat er das Haus nicht mehr verlassen. Zum Arzt, egal welchem, ist er nicht mitgegangen. Wir hatten schon vorher Kontakt mit dem Jugendamt, er hatte einen Coach, mit dem er bereits sechs Monate regelmäßig Gespräche hatte. Irgendwann verweigerte er auch das. Ich kann deine Hilflosigkeit nachempfinden und nehme dich an dieser Stelle ganz fest in den Arm. Alle leiden darunter und machen kann man als Eltern nicht wirklich etwas. Annehmlichkeiten streichen, die Grundversorgung sichern, und dann? Es war nicht einfach, auch unter diesem Schritt haben wir gelitten. Letztlich würde mein Kind durch meine Entscheidung von Jugendamt und Polizei abgeholt und - in meiner Begleitung - in eine geschlossene Station gebracht. Ich hatte große Angst, dass er mir das vorwirft. Jetzt, nach drei Monate zurück, würde ich die Entscheidung wieder so treffen. Natürlich haben wir kein ausgewechseltes Kind, es hakt hier und da immer noch. Aber wir haben alle gelernt, besser mit uns umzugehen. Mein Kind geht jeden Tag zur Schule. Es hat gelernt, sich zu reflektieren Es hat gelernt, gut mit sich und uns umzugehen. Gerade mit der Drogenproblematik im Hintergrund sprich das Jugendamt an. Ich weiß nicht, ob es in dem Alter diese Möglichkeit noch gibt.

von wolfsfrau am 26.02.2018, 19:01



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Ich würde mich beim JA auf die Gefährdung der kleineren Geschwister berufen wenn der Große noch weiter in der Familie bleibt. KJP könnte schwierig werden, da ihr dann ja Gutachten und Beschluss vom Familiengericht benötigt. Geldhahn zudrehen, Essen nur mit euch am Tisc, absonsten ist die Küche zu und hoffen, dass er erwischt wird. Viel mehr bleibt euch nicht übrig. U25 könnt ihr ihn ggf vor die Tür setzen wenn es eure bzw die Gesundheit/ das Wohl der kleinen Geschwister beeinträchtigt. Da braucht ihr aber Atteste und die Unterhaltsverpflichtung (wenn er Ausbildung/Schule) macht bleibt bestehen.

von Sonnenkäferchen am 26.02.2018, 19:52



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Das mit U25 weiß unser Sohn ganz genau, meinem Mann habe ich auch schon erklärt, was das bedeutet. Aktuell sehe ich weder einen Schulabschluss noch den Beginn einer Ausbildung und deren Abschluss. Wenn das Wetter schöner wird, wird er noch weniger in der Schule sein, dafür dann anderweitig abhängen. Ich frage mich halt, ob ich ihn SO wirklich bis 25 in der Wohnung aushalten muss?! Zur Zeit haben alle seine Bekannten Hausverbot bei uns, die dürfen nur kommen, wenn wir da sind. Das unter anderem deswegen, weil sich keiner der Herrschaften an die Regeln hielt und hier munter gepafft, der Kühlschrank leergefuttert oder die Hausbar angezapft wurde. Ich kann es nicht kontrollieren, aber es ist zumindest deutlich weniger geworden und die Hausbar gibt es nicht mehr. Küche abschließen ist keine Lösung, hier wohnen ja noch mehr, die tagsüber was in der Küche wollen. Da er aber wie gesagt nach der Schule oder was auch immer nicht mehr heimkommt, sondern frühestens erst gegen 22:00, besteht das Problem nicht. Er isst woanders. Dem JA (ich habe mit der Leitung telefoniert und auch mit anderen Sachbearbeitern und den Fall geschildert) ist bekannt, was hier alles vorgefallen ist und wer hier noch wohnt. Der Vorschlag war Familienhilfe oder Untersuchung auf Psychose. Vielen Dank auf jeden Fall für´s Lesen und die Tipps! Wir gehen noch einmal in uns, vielleicht finden wir noch einen Weg.

von Lorena-Maria am 26.02.2018, 20:38



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Nehme die Familienhilfe an, wenn nicht für ihn, dann für Euch!!! So lange er U18 ist, ist es für Euch einfacher ihn in die Klinik zu bekommen bzw wenn er einmal beim Jugendamt eine Akte mit einer Maßnahme hat, dann ist es auch in Aunahmenfällen bis zu 21/25 Jahren zuständig. Sonst ist es mit dem 18 Geburstag Schluss und ihr könnt nichts mehr gegen seinen Willen tun bzw ihn aushalten.... Hast Du selbst in einer Klinik nachgefragt? Warum steht eine Psychose im Raum? Es gibt auch eine Kinder und Jugendpsychiatrische Ambulanz - da gibt es in der Krise oft schneller Termine als in der Klinik bzw sie vermitteln da hin. Frag selbst nach und verlasse dich nicht auf die Aussage vom JA. Genauso mit der Familienhilfe - vielleicht habt ihr jemandes coolen. Und warum bekommt er nicht Erziehungsbeistandschaft? Der ist eher für ihn da....

von sara31 am 26.02.2018, 20:53



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Schau mal, woes bei Euch Erziehungsberatungsstellen in der Gegend gibt. Meist Caritas, Diakonie o. ä. Dort kann zumindest Euch Eltern geholfen werden. Ich würde auch DRINGEN einen Kinder- und Jugendpsychater aufsuchen, das muss man dort allerdings dringend machen, weinen, jammern, damit bald ein Termin rausspringt. Auch die Familienhilfe vom JA würde ich annehmen, Nicht nur für ihn, eher für den Rest der Familie ist es wichtig das zu sortieren. Das würd eich auch beim JA klarmachen, dass DAS Euer Anspruch ist. Und dem JA würde ich klarmachen, dass da noch andere Kinder in der Familie sind und diese LEIDEN, dass DORT auch Handlungsbedarf besteht. JAist ja manhcmal ganz prima, aber eben doch "Behörde" und gerne auch mal "Schema F" was wie behandelt wird. Was wird denn dort zum Thema Drogen gesagt? Welche Hilfen gibt es?Drogenberatungsstelle? Such mal weiter weg nach einem Wohnheim, macht das selbst. Euer Kind hat eine clevere Technik entwickelt sich da wegzuducken, übrigens auch oft eine gute Art Depressionen zu verdecken. habe ich im Familienkreis aktuell 2 Mal auf genau diese Art. Nett, freundlich, ohne "Kante"... umdrehen und Ar...le...n. Da wurde gelernt dass das der Weg des geringsten Widerstandes ist. Da muss man schon sehr genau nachfragen und "festnageln" um da irgendwo weiterzukommen, Schema F Therapie hilft da gar nix. Ich drück Dich! D

von desireekk am 27.02.2018, 06:51



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Puh, das ist ja schon ein ganz „schönes“ Paket: Schule schwänzen, Drogen, evtl Drogenhandel, Kriminalität, Diebstähle im Familienkreis. Dass man sich da als Eltern nicht einfach zurücklehnen mag und sein Kind in der Scheiße sitzen lassen mag, kann ich gut verstehen. Überraschend ist aber für mich, dass Ihr da so wenig Unterstützung bekommt. Hauptsache Schulpflicht ist erfüllt und der Rest ist egal? Gibt es an der Schule einen Beratungslehrer? Ich habe eine bekannte, deren Kind mit Unterstützung des ja aufs Internat kam, aber das war auch jünger und selbst einsichtig. Die tollsten Möglichkeiten greifen nicht, Weinfass Kind nicht mit macht. Habt Ihr mit ihm mal gesprochen, dass Ihr euch Sorgen macht, auch wegen der komischentypen? Wo sieht er selbst denn seine Perspektive, wo will er mit 20 sein? Mit 25? Wie war denn früher euer Draht zueinander? Ich kann mir immer so schwer vorstellen , dass so plötzlich alles entgleist? Ich hätte die Freunde lieber bei mir zuhause als ihn bis 22 Uhr woanders. So den tollen Tip kann ich dir leider nicht geben außer mit ihm zu sprechen, ihn zu erreichen und ihm Eure Sorgen um ihn und euch alle mitteilen. Er muss doch bestimmt auch wünsche und träume haben und vielleicht fühlt er sich selbst nicht wohl und ihm wächst die Sache über den Kopf oder hält sie für ein Spiel?

von Geisterfinger am 27.02.2018, 10:02



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Also wir versuchen mit ihm zu reden, das Angebot steht. Das weiß er, muss aber von ihm selbst kommen. Wir sind aktuell daran eine Perspektive für das nächste halbe, oder ganze Jahr zu entwickeln. 20 ist zu weit weg, da hat er keine Vorstellung davon. Auf ein Internat würde er gehen, dazu fehlen uns die Mittel und ohne JA kommen wir da nicht weiter. Bis wir dann mit dem JA da sind, ist zu viel Zeit vergangen - schätze ich. Früher war der Draht eigentlich ganz gut, man konnte immer reden und er war zuverlässig. Halt kein Musterknabe, sondern ein normaler Teenie eben. Wenn ich ihn ansehen, denke ich schon, dass er aktuell nicht glücklich aussieht. Sein Freundeskreis hat aber ganz schön viel Macht und er kommt davon noch nicht los - das muss er auch selbst wollen.

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:28



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

So, wie es jetzt beschrieben ist, hat er sich innerhalb eines Jahres von normalem Teenie in rasantem Tempo zum Dealer und Drogenkonsumenten, Schulschwänzer und Dieb verändert. Was war denn vorher? Wie war sein Verhalten da? Was für ein Freundeskreis? Welche Interessen hatte er vorher? Davon ab: "Für Jugend­liche ohne Berufs­aus­bildungs­ver­hältnis dauert die Schul­pflicht bis zum Ab­lauf des Schul­jahres, in dem die Schülerin oder der Schüler das 18. Lebens­jahr voll­endet" (Schulgesetz NRW). Wie kommt die Schule darauf, daß er die Schulpflicht erfüllt hat und es egal wäre, ob er erscheint oder nicht?

von cube am 27.02.2018, 10:48



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das Jugendamt muß handeln die wollen nur nicht. Ich spreche aus Erfahrung auch wenn es hier nicht so schlimm war. Bitte geh dich da mal im Internet schlau lesen. Die machen nämlich nur was wenn man ihnen die Pistole auf die Brust setzt und das solltest du auf jeden Fall tun bevor er 18 ist, aber auch mit 18 ist noch ein paar Jährchen das Jugendamt mit involviert. Du darfst aber keines falls locker lassen und zur Not würde ich mich auch von einem Anwalt beraten oder mir helfen lassen. Denk an die jüngeren Geschwister und zieht es gemeinsam durch das euer Sohn aus der Familie kommt, anders geht ihr alle daran kaputt Vg

von Mama mal 5 am 27.02.2018, 12:00



Antwort auf Beitrag von cube

Ich wollte eben nicht harsch oder vorwurfsvoll klingen - sorry, falls meine knappen Fragen so gewirkt haben. Ich kann mir vorstellen, daß die Situation sehr belastend für euch ist und ihr dringend Hilfe benötigt - für euch, aber auch für euren Sohn. Mir ist dennoch aufgefallen, daß es wenig Informationen dazu gibt, wie er und euer Familienleben vorher war. Echte Hilfe kann es für euren Sohn (und damit auch für euch) aber nur geben, wenn man herausfindet, was diese Veränderung ausgelöst hat/ausgelöst haben könnte. Oder welche Anzeichen es möglicherweise bereits früher gab, die aber erst jetzt einen Sinn ergeben. Und dazu braucht es doch meistens die Retrospektive. Wie schon vorher geschrieben: er ist doch nicht einfach so anders geworden und ihr steht plötzlich vor einer Situation, die sich in keinster Weise angekündigt hat? Auch eine Psychose ist nicht einfach da, sie wird ausgelöst. Durch ein oder mehrere Ereignisse oder auch drogeninduziert. Hätte er eine, wäre er aber sicher auch in einer Klinik - eine solche Veränderung seiner Psyche (Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Störung des Denken & Handelns, Wahrnehmungsstörungen etc) hättet ihr sicher bemerkt. Was ist mit seinen Geschwistern? Wie alt sind die? Wie war das Verhältnis zwischen ihnen? Es nützt ja nichts, ihn einfach zB in ein betreutes Wohnen zu stecken, ohne überhaupt zu wissen, was mit ihm los ist. Mir fehlt ein bisschen die Frage nach "wie ist es dazu gekommen und was können wir auf Basis dieses Wissens tun".

von cube am 27.02.2018, 12:01



Antwort auf Beitrag von Mama mal 5

Interessiert es wirklich niemanden, wie es dazu gekommen ist? Alle schreiben hier nur davon, was man jetzt tun müsste, um alle anderen zu schützen. Wie kommt es denn zB, daß so lange niemand bemerkt, daß er die Schule schwänzt? Wie kommt es, daß er sich eine offenbar schlechten Freundeskreis sucht und das einfach hingenommen wird? Ohne sich zu fragen, woran es liegt, daß er seine anderen Freunde nicht mehr will? Keiner hier scheint sich zu fragen, wie sich ein offenbar ganz normaler Teenie innerhalb kürzester zeit so verändern konnte. Und jetzt geht es nur darum, wie man ihn am besten so unterbringt, daß er den Rest der Familie nicht mehr belastet? Ich bin gerade wirklich ein bisschen fassungslos...

von cube am 27.02.2018, 12:08



Antwort auf Beitrag von cube

Er verweigert sich ja allem. Bei einem fast 17jährigen kann man selber nicht mehr so agieren wie bei einem siebenjährigen. Ich war einmal bei einem Vortrag über Pubertiere, weil mich meine so geärgert hatte, aber der Vortrag war dann doch nicht für mich, sondern schon eher für Fälle wie diesen. Da wurde dann gesagt, dass man so früh wie möglich kommen soll, denn es gibt eine sehr lange Vorlaufzeit, und wenn die Pubertiere dann 18 sind, da gibt es gar keine Hilfe mehr. Lorena, wenn du in München sein solltest, dann würde ich versuchen nachzuforschen, wer den Vortrag damals gehalten hat, denn der Mann ist tagtäglich bei so schweren Fällen wie bei deinem Sohn. Ich habe das alles weggeschoben, weil es meine Tochter nicht betroffen hat. Mich hat er dann nur gefragt, warum ich überhaupt noch zu Elternsprechtagen gehen würde, wenn doch alles gut liefe. Das hat mich dann auch nicht weitergebracht. Und mit so schwierigen Fällen, da kann ich meine Tochter. trotz aller Differenzen, die wir manchmal haben, dann doch überhaupt nicht vergleichen.

von Mehtab am 27.02.2018, 12:18



Antwort auf Beitrag von Mehtab

Ja, er verweigert sich JETZT allem. Aber das kam doch nicht über Nacht. Er ist noch keine 18. Noch seid ihr die Eltern und könnt "bestimmen". Geht zum SPZ, macht Druck, daß er dort von einem Kinder & Jugendpsychiater begutachtet wird. Es muß eine Ursache geben. Einfach nur die aktuelle Situation für den Rest der Familie verbessern zu wollen, wird IHM nicht helfen.

von cube am 27.02.2018, 12:27



Antwort auf Beitrag von cube

glaub mir nich immer gibt es eine Ursache und wenn man nicht in einer solchen Situation ist und war kann man sich da auch nicht hineinversetzen. In der Theorie ist vieles so einfach was in der Praxis dann scheitert. Wie willst du einen 17 jährigen denn irgendwo vorstellen wenn er zB für diesen Termin nicht einmal ins Auto steigen wird? Wie will st du denn "Bestimmen" willst du ihn fesseln? Das ist ein solcher Unsinn,wirklichlich. Ich sehe dann nur den Weg das er so schnell wie möglich aus der Familie genommen wird um beiden Seiten zu helfen und dafür ist sehr wohl das Jugendamt zuständig

von Mama mal 5 am 27.02.2018, 12:38



Antwort auf Beitrag von Mama mal 5

Ach so, und da geht er dann so einfach mit? Mit den Eltern nicht, aber wenn das JA kommt und sagt "steig ein, du wohnst ab heute woanders", dann macht er das? Abgesehen davon: es geht mir nicht darum zu wissen, was man jetzt tun müsste. Es geht mir darum, daß es hier so wirkt, als wenn es nicht von Interesse ist, wie es überhaupt dazu gekommen ist. Entweder hat der Junge eine psychische Erkrankung, die zu diesem Verhalten führt oder es gibt einen anderen Grund/Auslöser, warum er sich so verändert hat. Es gibt auch Familien, da ist angeblich alles in Butter - weil sich nicht wirklich gekümmert wird, solange sich niemand gestört fühlt. Und plötzlich weiß niemand, wie das Kind sich plötzlich? so verändern konnte. Und doch gibt es den Grund: niemand hat sich für die anfangs kleinen Sorgen interessiert oder auf die kleinen Veränderungen reagiert. Bei einer psychischen Erkrankung wie juveniler paranoider Schizophrenie zB ist man sicher machtlos bzw. es gibt keinen Auslöser aus dem Umfeld heraus. Aber diese Arten der Erkrankung fallen auf. So sehr, daß er sicher bereit sin einer entsprechenden Einrichtung wäre. Und auch andere psychische Erkrankungen, die ua zu Kriminalität und Drogenkonsum wären ganz sicher bereits vorher aufgefallen (oder es hätte sich wirklich niemand jemals wirklich gekümmert). Erkrankungen, die nicht so auffallen wie zB Depressionen sind zwar prädispositioniert, benötigen jedoch auch eine Trigger, um zu einer Episode oder Dauerzustand werden. Also einfach zu sagen "da gibt es keinen Grund/Ursache" - das ist mir zu einfach.

von cube am 27.02.2018, 13:16



Antwort auf Beitrag von cube

Ich habe ja oben schon geschrieben. Mein Kind war 12. Bis dahin war tatsächlich alles normal. Und wir sind eine normale Familie. Manchmal findet man tatsächlich keinen Auslöser. Es gibt bei meinem Sohn keine Depression, keine Psychose, keine Suchtproblematik. Wir haben keine außergewöhnlichen Probleme in der Familie, er war bis dahin tatsächlich einfach ganz normal. Du kannst keinen 12jährigen irgendwohin zwingen. Du kannst nicht mal einen 12jährigen in eine Klinik bringen und sagen "bitte einmal durchchecken", sobald er sagt, er will wieder raus, wird er entlassen - es sei denn natürlich, es bestehen Verletzungen/körperliche Erkrankungen. Aber bei psychischen Sachen ist es tatsächlich so. Wir hatten mit den Therapeuten unseres Sohnes auch viele Gespräche. Natürlich fragt man sich, woran es liegt, dass das eigene Kind plötzlich nicht mehr "funktioniert", einfach nicht das tut, was es eben noch getan hat und was die Norm ist. Genauso kann man sich fragen, wo Leukämie herkommt, oder? Woher kommt es, dass der eine Sohn einfach alles durchzieht und der andere plötzlich nicht mehr in der Lage ist, das Haus zu verlassen? Und wieder ein anderer nur noch zum schlafen nach Hause kommt, säuft und klauen geht?

von wolfsfrau am 27.02.2018, 14:26



Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Ich meinte das auch in keinster Weise so, daß die Eltern bestimmt irgendetwas falsch gemacht haben müssen. Mich hat hier in diesem Thread einfach nur gewundert, wie wenig nachgefragt wurde, was denn vorher war. Die AP hat dazu nämlich selbst auch nichts geschrieben. Statt dessen wurde aber recht schnell offenbar entschieden, daß der Sohn das Problem ist, das man "entfernen" müsste. Das hat mich gestört.

von cube am 27.02.2018, 14:36



Antwort auf Beitrag von cube

So habe ich es auch nicht verstanden. Ich glaube, man muss sich in so einem Fall mehr vor Augen halten, dass dieses "weggeben" eben Hilfe für das Kind bedeutet.

von wolfsfrau am 27.02.2018, 15:41



Antwort auf Beitrag von cube

Ja die Entwicklung war wirklich so schnell, es waren immer kleine Schritte. Vorher war er ein ganz normaler Teenie. Es ist uns nicht klar, was der eine Auslöser war, dass er sich einen anderen Freundeskreis suchte. Vielleicht viele kleine Dinge. Schulpflicht - die Info kam vom JA und von der Schule. Wir haben ebenfalls 9 Jahre gelesen. Da informieren wir uns aber noch. Er ist ja in der Schule gemeldet und minderjährig. Irgendeinen Plan werden die in der Schule ja wohl auch haben.

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:30



Antwort auf Beitrag von cube

Wir haben gemerkt, dass er die Schule schwänzt. Den Lehrern ist nix aufgefallen. Im September hatte ich mit dem Klassenlehrer ein Gespräch, wegen der gefälschten Unterschriften und Entschuldigungen. Keinem Lehrer ist angeblich was aufgefallen. Rückmeldung bez. des Schwänzens kamen von 2 Lehrern. Ich sehe hier die Schule auch sehr in der Verantwortung, weil wir keine Rückmeldung bekamen. Er hat am Anfang sicher noch geschwitzt, dann setzte der Gewöhnungseffekt ein, weil ihm ja nix passierte von Seiten der Schule. Und wir sind jeder Info hinterhergerannt! Das Erwachen bei den Lehrern kam erst, als das Halbjahreszeugnis fertig war. Da kamen sie, die erhobenen Zeigefinger a la er ist ja fast 17 und muss das selbst regeln können. Auf uns hat er da schon lange nicht mehr gehört ...

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:34



Antwort auf Beitrag von Mehtab

Leider nicht in München, aber ich google mal danach - Danke für den Tip!

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:35



Antwort auf Beitrag von wolfsfrau

Danke - genauso ist es. Wenn die Kinder nicht mitmachen, machen sie nicht mit. Da helfen elterliche Argumente in dem Alter wenig. Hier zählen die Kumpels. Und die sind aktuell nicht von schlechten Eltern, mit einigen stehen wir im regen Austausch, weil die die selben Probleme haben. Und die Jugend ist empört, dass die Eltern sich über sie unterhalten. Wir tauschen uns gegenseitig aus und wissen so zumindest teilweise, wo sie sich rumtreiben. Beim Kumpel ist es schulisch ähnlich verlaufen, jeder Info muss man hinterherlaufen.

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:39



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Ich glaube, irgendwo unterwegs ist der emotionale Kontakt zwischen Euch und Eurem Sohn abgerissen. Das passiert ja in der Pubertät schnell, wenn man berufstätig und auch das Kind viel unterwegs ist. Deshalb ist es so wichtig, den inneren Kontakt zu pflegen, das geht oft nicht von selbst. Vielleicht wart Ihr abends zu geschafft, um noch als Familie stattzufinden, oder habt zu wenig gefragt, wofür Euer Sohn sich begeistert, was er im Internet macht, welche Freunde er warum gut findet, was ihn beschäftigt. Jetzt reagiert er auf dieses (gefühlte) Fehlen von Gemeinschaft und Gesehenwerden, indem er Desinteresse zeigt. Wichtig ist, dass es hier nicht um irgendwelche Fehler von Eurer Seite geht. Wer berufstätig ist, ist oft so fertig, dass manche Dinge einfach zu kurz kommen. Ich glaube, dass Restriktionen jetzt überhaupt nicht helfen. Entscheidend ist, den Kontakt zu Deinem Sohn wieder herzustellen, auch wenn das sicher sehr schwer ist. Der abgerissene Gesprächsfaden muss wieder neu geknüpft werden, auch wenn Dein Sohn auf den ersten Blick kein Interesse daran zu haben scheint. Obwohl er cool wirkt, interessiert sich ein 17jähriger sehr wohl noch für seine Eltern, möchte ihre Anerkennung, möchte gesehen werden und im Kontakt sein. Der jetzige Zustand ist unnatürlich und fühlt sich daher auch für ihn - tief drinnen - nicht richtig an. Jedes Kind - sogar noch ein längst erwachsenes - will von seinen Eltern geliebt, gewürdigt, geschätzt und gesehen sein. Das gilt für einen 17jährigen erst recht, auch wenn es nicht so aussieht. Er sucht bei seinen falschen Freunden etwas, das er zu Hause nach seinem Gefühl zu wenig bekommen hat. Er wird deshalb nur von dieser Clique wegkommen und die Freunde kritischer sehen können, wenn es zu Hause wieder stimmt. Wenn der Kontakt wieder da ist, wenn es wieder Austausch und Anteilnahme von allen Seiten gibt. Es gibt - als Einstieg - ein gutes Buch von Jesper Juul: „Pubertät - wenn erziehen nicht mehr geht!“, das genau dies beschreibt und erklärt, wie man den inneren Kontakt zum eigenen Teen wieder herstellen kann. Zusätzlich würde ich persönlich mich auch an eine Erziehungsberatungsstelle wenden. Schwänzen, Drogenkontakt und falsche Freunde sind eigentlich schon Alarmstufe Rot. Zögern geht hier nicht mehr und macht alles eher schlimmer. Beratungsstellen haben auch mit Jugendlichen Erfahrung, die - wie Dein Sohn - innerlich auf Distanz gegangen sind, obwohl sie dringend Hilfe brauchen. Kostenlose Beratung bieten Caritas, Diakonie und der Kinderschutzbund an. Ich würde jetzt nicht länger warten. Euer Sohn ist im Moment noch ein Teen, es ist noch nicht alles verloren. Noch kann es klappen, den abgerissenen emotionalen Faden wieder aufzunehmen. LG

von Astrid am 27.02.2018, 13:02



Antwort auf Beitrag von Astrid

Dem stimme ich voll zu! Das hast du gut geschrieben.

von cube am 27.02.2018, 13:17



Antwort auf Beitrag von Astrid

Gerade wenn mein teenagersohn cool und unbeteiligt tut, hat er an was zu knapsen. Ne Zeit lang lasse ich ihn dann in Ruhe, aber letztendlich hilft es ihm, wenn er dann erzählen kann, was es ist. Da muss ich manchmal schon bohren.

von Geisterfinger am 27.02.2018, 14:21



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Ich habe Deinen Beitrag bereits gestern Abend gelesen und er hat mich sehr bewegt. Mein Sohn ist gerade 17 geworden und ich habe heute Morgen 20 Minuten Autofahrt genutzt, um mit ihm darüber zu sprechen. Mein spontaner Gedanke gestern war mehr Kontrolle aufzubauen und dafür ggf. auch (vorübergehend) beruflich kürzer zu treten. Zur Schule bringen und abholen, Ausgehverbot, wenn nicht pünktlich daheim etc. 22 Uhr täglich wäre bei uns zumindest definitiv nicht drin. Mein Sohn hat mit allerdings klar gemacht, dass diese vermehrte Kontrolle wohl nichts bringt und eher das Gegenteil bewirkt, nämlich dass Dein Sohn gar nicht mehr nach Hause kommt und bei Freunden untertaucht. Er hat einige flüchtige Bekannte seiner alten Schule, die ähnlich agieren. Das Hauptproblem ist aus seiner Sicht die Gleichgültigkeit, die sich eingeschlichen hat und durch Drogenkonsum verstärkt und gefördert wird. Deinem Sohn ist es egal, wie Du Dich als Mutter oder der Rest der Familie sich fühlt. Er lebt nur noch nach seinem persönlichen Lustprinzip. Auch wenn er andere Menschen damit traurig macht, vor den Kopf stößt, zur Verzweiflung bringt etc. ist ihm das egal. Es zählt nur der Moment und nicht die Konsequenzen daraus. Als Mutter oder Außenstehender hat man keinen Einfluss mehr, weil auch Deine Gefühle und Konsequenzen nicht zählen. Einzig die Peergroup kann da noch Einfluss nehmen. Und da wäre eben ein anderes Umfeld in der Hoffnung auf eine andere Peergroup hilfreich. Ihm muss es wieder wichtig werden, was Du als Mutter denkst und fühlst. Ein aus meiner Sicht weiser Spruch meines Sohnes war noch, dass sich Mütter immer schuldig an solchen Entwicklungen fühlen, dass sie aber eigentlich gar nichts machen können, wenn die Kinder sich mit 15/16/17 falschen Freunden und Idealen zuwenden.

von kevome* am 27.02.2018, 14:52



Antwort auf Beitrag von kevome*

@kevome - Danke, manchmal denke ich auch, dass ich nicht Schuld bin. Aber trotz alledem sucht man natürlich immer bei sich nach Fehlern und reflektiert, was war und was man hätte anders machen können. Der Beitrag mit dem inneren Faden ist sicher richtig und beschreibt einen Teil. Mehr als das Angebot zu Reden können wir ihm aber nicht machen. Er muss auch anfangen. Wir schaffen hier das Umfeld, das Reden möglich ist (Ruhe, keiner stört oder sonstigen Stress, wir haben Abends Zeit). Er muss kommen. Die Zeit geben wir ihm und er muss sie sich nehmen. Unter Zwang erzählt er uns lediglich, was wir hören wollen. Damit er schnell wieder seiner Wege gehen kann. Das ist ja auch nicht das Ziel.

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:46



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Hallo! mein Sohn ist zwar bald 16, aber in weniger heftiger Form hatten wir alles was Du dort b3eschriben hast, bis auf eigenen Drogenkonsum. Tatsächlich aufgeflogen ist der Beginn des Abstiegs mit Schwänzen. Den Lehrern ist da noch nichts aufgefallen. Sie sind aber in der Pflicht bei einem schulpflichtigen Kind (10-Jahre ist nur die Regelschulpflicht bis zum 18 besteht aber trotzdem die Berufsschulpflicht, wenn keine angeschlossene Ausbildung vorliegt) die Anwesenheit / Abwesenheit festzustellen und der Tutor / KL ist verpflichtet regelmäßig die Entschuldigungen zu prüfen. Ich war auch bei der Erziehungshilfe, Lehrern - in der Tat ist der Fall ähnlich wie bei Deinem Sohn noch weit unter der Alarm-Grenze - er ist nicht wirklich eine herausragende Ausnahme! Einerseits ist das OK, anderseits bleibst Du auf dem Mist ganz alleine sitzen. Ganz bescheuert finde ich den Ratschlag das Kind einfach mal in der KJP durchchecken zu lassen. Dein Kind hat zwar eine Lebenskrise, aber die ist normal in der Pubertät und die Prognose, die aus eigener Kraft zu bewältigen liegt bei 80%. Es sind wirklich 20% die es nicht schaffen! Du willst nicht wirklich ein Kind mit Psychose oder Depri, das stationär behandelt werden muss, denn damit hast Du ein Kind das nach 6 Monaten Behandlung nach hause kommt und eher langfristig sehr viel (Orientierungs-)hilfe im Alltag braucht. Bitte finde wieder Zugang zu Deinem Kind. Ich weiß was dünnhäutig bedeutet und ich weiß dass es wirklich ein physischer und psychischer Kraftakt ist sich im Zaum zu halten und nicht emotional zu werden, aber TUE ES! Schwänzen: Versuche herauszufinden warum er das gemacht hat. Mich hatte die Aussage meines Sohnes damals geschockt: Es war so einfach! Es ging so los, dass er mal keine HA in Latein hatte und keine Lust auf einen Strich der Latein-Lehrerin hatte und anschließende Gespräche mit mir. Und dann ist er nicht hingegangen. Dann hatte er mal verschlafen und hat sich gedacht, der Rest vom Tag lohnt nicht mehr. Es war kein Krach mit Lehrern, oder mit anderen Schüler, oder Probleme mit dem Schulstoff, oder was auch immer. - ES WAR LETZTLICH SO EINFACH! Seither fahre ich ihn jeden Tag in die Schule (war nicht mein Plan!), aber er hatte ein ganzes Jahr keine einzige unentschuldigte Fehlstunde seither und ich frage monatlich beim KL / Tutor nach dem aktuellen Fehlstundenstand nach. - Das weiß Sohn und Tutor ist sich mittlerweile seiner Pflichten bewusst! Die beiden fühlen sich von mir überwacht! Glaube mir das Kind steigt ins Auto, wenn es weiß dass Muttern selber im Sekertariat anruft und das Kind wegen schwänzen verpetzt. Schwänzen führt zu Bußgeldbescheid gegen die Eltern, aber auch zu ggf. zu einer täglichen polizeilichen Eskorte zur Schule. Das kann peinlich werden! Übrigens der Sohn unserer Freunde hatte in der E-Phase 167 Fehlstunden - gab Krach, Muttern hat das Kind wie in die Kita täglich vor die Schule gefahren und abgeholt. Kind hat letztes Jahr Abi mit 1,6 gemacht, studiert und erscheint dort auch selten zu Vorlesungen, aber alle Prüfungen sind im deutlich grünen Bereich. Drogenkonsum: Mir ist kein Kind bekannt (auch wenn die Eltern das meistens nicht wissen!), das sich nicht intensiv mit dem Thema Drogen & Alk (bewußtseinsverändernde Substanzen) / Rauchen beschäftigt. Interessiere Dich dafür, was genau Dein Sohn daran attraktiv findet. Hier lief schon der absolute Oberstreber in Sohns Klasse rum und war ganz scharf möglichst bald "was vom Zeug" zu konsumieren, bspw. auf der Klassenfahrt. Ob er es gemacht weiß ich nicht, aber meinem Sohn habe ich geraten einen weiten Bogen um den Jungen zu machen, denn wenn er bei seinen Eltern aufgeflogen wäre, hätten die ganz sicher vor Gericht alle im Umfeld für schuldig deklariert und Rache verübt und Buße erwartet. Zumindest sehr alkoholisiert war das Kind schon mal .... Sprich mit Deinem Sohn darüber was Drogenkonsum / Alk für ein gesundheitliches Risiko bei Körper im Wachstum bewirken und was bei Ausgewachsenen. Da die Legalisierung von Cannabis salonfähig ist (aber eben für Heranwachsende trotzdem nicht ungefährlich!) , gibt es sehr viel Informationen darüber. Sprich mit Deinem Sohn darüber. Finde heraus was er attraktiv an Drogen findet und rede es ihm nicht aus, aber spiegle den Preis den er dafür zahlen müsste. Bei regelmäßigem Drogenkonsum sprecht über Abhängigkeit / Gewohnheit / Ersatzhandlung .... und ggf. ist ein Hausarzttermin sinnvoll und angesagt. - Unser Hausarzt ist auch ausgebildet in Suchtberatung und für mich wäre der im Falle des Falles DER Ansprechpartner. Vorwürfe helfen da nicht! Was ich nicht machen würde an Eurer Stelle ihn in die Beschaffungskriminalität zu treiben. Bei "normalem" Taschengeld ist gelegentlicher Drogenkonsum vollkommen finanzierbar. Informiere Dich darüber wie "billig" die Drogen sind. Das ist im Übrigen auch die Aussage der Lehrer die Suchtprävention an der Schule betreiben. Die Hürde Geld ist recht niedrig. Nicht erscheinen zuhause: Mach ihm klar, dass Du wissen musst wo er sich aufhält, alleine schon wegen der Gefahr, dass er irgendwo hilflos im Strassengraben rumliegt und ggf. der Suchradius auf dem Feldweg zwischen x und y sehr viel besser abzusuchen ist als der Landkries M. Mach ihm klar, dass er bei Nichtanwesenheit nach 22:00 in der Woche und auch Unkenntnis wo er ist, er bei der Polizei als vermisst gemeldet wird. Die Polizei ist bei Minderjährigen verpflichtet dem nachzugehen. Trefft Vereinbarungen, wann er zu hause zu sein hat und wie er seine Abwesenheit zu melden hat. Reflektiert selber, wie Euer Verhalten ist: gebt ihr Bescheid wo ihr seid, wann ihr kommt, etc. Hast Du den Eindruck Euer Sohn will Euch bewusst provozieren, den Kontakt auf ein Minimum beschränken. Warum ist er nicht zuhause? Ich habe bislang von allen Eltern mit Kinder die heute rechtschaffene Bürger sind gehört, dass sie schon mal verzweifelt die Stadt bei Nacht abgefahren sind und das Kind gesucht haben. Aber ich habe noch von niemandem gehört, dass Hausarrest echt gewirkt hätte .... Redet miteinander. Freundes-/Bekanntenkreis: Sprich mit ihm und finde heraus was andere an Deinem Sohn so toll finden, dass er nur mit denen abhängt, finde heraus was andere an ihm nicht so toll finden, dass sie keinen Kontakt zu ihm suchen. Letzten Endes müsst ihr über die schulischen Leistungen sprechen: Ist er versetzungsgefährdet wegen der Fehlstunden, oder weil er keinen Peil vom Stoff hat? Er scheint ja nicht blöd zu sein und sich Noten erarbeiten zu müssen, aber es fehlt im ganz sicher an Fleiß, Interesse, Motivation / Ehrgeiz. Das schlimmste was heute passieren kann ist, dass er die E nicht überlebt. Da hat er die Möglichkeit die zu wiederholen (an derselben Schule? in derselben Schulform?). Wenn er allerdings die Q1/2 überlebt hat er die FH-Reife (ohne dem praktischen Teil) - das ist leicht erreichbar. Besprecht die Alternativen, die schulisch existieren und die Konsequenzen. Macht ihm eher klar was alles geht, wenn er nur wüsste wohin es gehen soll und weniger was nicht geht, wenn er nicht das Abi schafft. Stellt ihm frei seinen Weg zu wählen und macht ihm klar: bis 18 ist er schulpflichtig - egal wie :-) Ich glaube kaum, dass Euer Kind irgendeinen Hilfe von außen annimmt, solange er der Meinung ist, sein Leben im Griff zu haben. Verbote spricht man bei 4-jährigen aus, aber nahezu Erwachsenen sollte man auf Augenhöhe begegnen. LG, 2.

von 2auseinemholz am 27.02.2018, 16:32



Antwort auf Beitrag von 2auseinemholz

@ 2auseinemholz Schwänzen - hatte ich oben geschrieben. Es ist in der Tat so einfach. Dem Tutor gehe ich permanent auf die Eier. Aber in der Klasse selbst gibt es bei den Lehrern schon einen Stundenausfall von 1/6 der Gesamtstundenanzahl. Wenn ich jetzt meinen Sohn nehme - es gab nie Konsequenzen seitens der Schule und die Lehrer sind auch oft krank (das kann passieren, darum geht es nicht und das ist völlig normal!) - wie mache ich ihm klar, dass er seine Pflicht wahrzunehmen hat, wenn die Lehrer 1/6 fehlen und es ersatzlos ausfällt? So denkt er, da kann ich machen, was ich will. Er sagt, die kommen ja auch nicht. Punkt. Das Problem sind aus unserer Sicht die neuen Freunde und deren Gewohnheiten. Hausarrest gab es nie bei uns, eher das Gegenteil :-). Wir waren eine total langweilige Familie, mit ab und zu Ausflügen, Urlaub und solchen Sachen. Es lief nicht immer alles glatt, aber das dürfte auch der Normalfall sein. Er hat sich die Deadline 22:00 Uhr gesetzt und kommt in der Woche zu der Zeit heim. Das klappt. Klar wäre mir eher lieber, ich kann ihn aber nicht zwingen und er ist zumindest pünktlich und überschreitet die Grenze nicht. Der Rest - er erzählt uns sonstwas wo er ist und ist nie alleine und es wechselt auch ständig, von daher hätte er immer Hilfe - sagt er. Wir können ihn beide nicht in die Schule fahren, das geben unsere Arbeitszeiten nicht her. Stunden reduzieren ist leider auch nicht möglich, das Leben muss irgendwie finanziert werden und nicht jeder kann das mit weniger Geld. Wenn er jetzt lernen würde, könnte er die E-Phase schaffen. Das weiß er. Er macht aber nichts. Er weiß, wie viele Punkte er braucht, das haben wir mit ihm durchgesprochen. Er muss es wollen. Wiederholen geht, das ist nicht die Frage. Die ist eher, ob sich das Verhalten dann ändern würde?

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 20:58



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Es waren sehr viele gute Anregungen dabei, auch viel zum Nachdenken! Ich gebe gern nach den Zeugnissen ein Feedback, was rumkam. Hoffentlich was Gutes :-)! Danke nochmal!

von Lorena-Maria am 27.02.2018, 21:00



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Ich wollte zu den vielen guten Anregungen noch etwas ergänzen, weil mir das in einer Deiner Antworten auffiel: Ich finde nicht, dass er von sich aus auf Euch zukommen muss. Ihr seid die Eltern, Ihr seid die Älteren, Reiferen, Erfahreneren. Deshalb seid Ihr auch in erster Linie für die Atmosphäre in der Familie und für den Kontakt zuständig - das ist ein Elternjob. Ihr solltet also unerschrocken immer wieder auf ihn zukommen und hier auch nicht aufgeben. Klar werdet Ihr anfangs immer wieder zurückgewiesen werden oder patzige Antworten hören. Aber ich würde das nicht persönlich nehmen und meinen gekränkten Stolz mal hintenan stellen. Ihr dürft trotzdem weitermachen und immer wieder das Gespräch mit ihm suchen. Irgendwann wird er darauf eingehen können, wenn er das echte Interesse spürt. Ich glaube, es reicht jetzt nicht, nur im Wohnzimmer zu sitzen und zu warten, bis er kommt. Er braucht hier ganz sicher etwas mehr Anschubs und "Coaching". Nur abzuwarten hat ja auch bisher nichts gebracht, oder? Haltet Euch nicht aus seinem Leben heraus, dafür ist es zu früh. Ihr könntet ihn zum Beispiel mal zu einer "Familienkonferenz" an den Küchentisch einladen. Du, dein Partner und er können dann eine Tasse Kakao trinken. Ihr könnt mal über Eure Gefühle reden, vor allem über Eure Ängste. Macht keine Vorwürfe, schildert nur Eure Sorge. Sagt ihm, dass Ihr glaubt, dass er seinen Weg gehen wird. Dass Ihr aber auch denkt, dass die Richtung im Moment nicht stimmt. Er wird cool tun und alles abblocken. Er wird vermutlich sagen: "War's das jetzt, kann ich wieder gehen?" All so etwas. Lasst Euch nicht abschrecken, bleibt trotzdem gelassen und freundlich. Der Panzer wird bröckeln, denn auch wenn er es nicht zeigt: Es tut ihm gut zu hören, dass Ihr Euch interessiert und Anteil nehmt. Dieses Vorgehen raten übrigens auch Psychologen. Ich würde mich tatsächlich deshalb jetzt auch mal fachlich beraten lassen. LG

von Banu28 am 28.02.2018, 11:09



Antwort auf Beitrag von Banu28

Wie ist es bei euch mit gemeinsamen Mahlzeiten oder essen gehen nur Du mit ihm, Urlaub, Wochenendtrips.... Ich bin bei Problemen auch gern mit dem jeweiligen Kind einen Kaffee trinken oder in die Eisdiele gegangen. Das sind so Sachen, wo man m. E. super ins Gespräch kommt und er auch nicht wirklich ausweichen kann Eventuell auch Urlaub, wo er Verantwortung für die Familie/ein Elternteil nehmen kann. Sucht euch doch mal etwas aus dem Bereich Teambuilding/Erlebnispädagogik, was ihr entweder als ganze Familie oder er mit einem Elternteil machen kann. Z. B. Kanutrekking. Zu zweit in einem Boot ohne sonstige Ablenkung und abends am Lagerfeuer. Da kommt man ins Gespräch und es verbindet ungemein.

von kevome* am 28.02.2018, 13:45



Antwort auf Beitrag von Lorena-Maria

Ich bin auch völlig entsetzt, wie die meisten hier... Und das sage ich, trotzdem ich mit schwierigen Kindern und Jugendlichen arbeite und noch ganz andere Geschichten kenne... Das ist schon ein ganz harte Nummer... Ich frage mich natürlich auch sehr, welches Ursachengeflecht dem Verhalten zugrunde liegt. Aber das ist vielleicht erstmal irrelevant und hier sowieso nicht zu klären. Der Tipp, die Familienhilfe anzunehmen, ist gut und richtig! Unbedingt annehmen, auch für den Nachweis, dass Ihr alle Hilfe genommen habt. Auf dem Sofa sitzen und warten, dass er kommt... Ein interessantes Bild in den letzten Beiträgen, dem ich zustimmen kann. Nämlich dahingehend, dass es so eben nichts wird. Hast Du den besseren Kontakt zu ihm oder Dein Mann? Gibt es die Möglichkeit, über eine Reise nur zu zweit mit einem Elternteil den Kontakt wieder herzustellen, ihn von den anderen 'Freunden' loszueisen...? Sag jetzt nicht, da sind auch noch zwei Kinder, die ebenfalls in den Urlaub wollen. DAS geht aber nicht... das können wir uns nicht leisten... Da würde ich jetzt entgegnen: Die können auch mal verzichten. Genauso wie ein Elternteil mal verzichten kann. Aber wäre das nicht eine Möglichkeit? Irgendwas Großes? Eine Stadtreise, eine Wanderung... IRGENDWAS? Auch das wurde gesagt - der Zustand fühlt sich tief im Inneren auch für Deinen 17-Jährigen nicht gut an. Vielleicht wartet er auf einen Anker? Da Du in München nicht wohnst, ist vielleicht Hannover eine Option? Google mal das Winnicott-Institut. Ich kenne die von Fortbildungen und finde die ganz klasse. Und ja klar - erstmal nur für Euch Eltern. Ich sehe es auch so, dass Euer Sohn zunächst nirgendwo freiwillig hingehen wird. Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute, melde Dich wieder, ja? Andrea

von AndreaL am 01.03.2018, 10:48