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Buch zum Tod

Thema: Buch zum Tod

Die BFF meiner Tochter (beide 12) hat gestern eine kleine Schwester bekommen - die wohl leider nicht leben darf. Sie hat sie gestern gesehen und ist im Moment von der Schule befreit. Ich unterstütze die Mutter, denke aber auch an die Große, für die das alles noch viel unfassbarer sein muss als für uns Erwachsene. Kennt jmd. ein Buch oder irgendetwas, was man ihr geben kann als Unterstützung (außer, das wir ihr sagen, dass sie bei uns immer willkommen ist)? Die Mutter ist ihr ja nun keine Hilfe (ist selber noch im Krhs wegen sectio). Mich macht das so fertig.

von Bella-Italia am 07.12.2016, 10:51



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Hallo, es ist lieb von Dir, dass Du etwas tun möchtest, um dem Mädchen zu helfen. Aber es gibt manchmal Grenzen, und nicht immer können und müssen wir etwas "machen und tun", um das Leid Anderer wegzumachen. Ich würde die Familie momentan in Ruhe lassen, sie werden schon alles richtig machen. Das Mädchen braucht jetzt Zeit, keine Bücher. Ein Buch würde doch irgendwo sehr hilflos wirken angesichts des Dramas, das dort gerade passiert. Ich habe meinen Kindern auch Bücher zum Thema Sterben gekauft, als der Opa gestorben ist. Aber das ist etwas Anderes. Es ging um einen alten Mann, der schon lange krank war. Und es betraf unsere eigene Familie, deshalb war auch ich es, die bei der Trauerbewältigung meiner Kinder helfen musste. Manchmal möchten wir ja vor allem deshalb etwas tun, weil wir selbst die Machtlosigkeit und unsere Hilflosigkeit angesichts des Todes eines Kindes schwer aushalten können. Das ist menschlich. In diesem Fall würde ich aber - trotz Deiner guten Absicht - es aushalten, dass hier nicht Du gefragt bist und das Leid auch nicht von außen lindern kannst. LG

von Astrid am 07.12.2016, 11:05



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Danke für dein post. Ja, ich bin da ja auch unsicher und sehr hilflos. Sie ist so ein liebes Mädchen und hat schon viel durch..

von Bella-Italia am 07.12.2016, 11:09



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Das ist sehr traurig und es tut mir aufrichtig leid. In dem Alter würde ich kein Buch empfehlen, sondern eher Gespräche anbieten. Meine Kinder ( 11 und 13 ) wissen Beide das sie eine Schwester hatten, die Aufgrund ihrer Krankheit nicht lebensfähig war. Ich hatte seinerzeit das Buch von Hannah Lothrop: Gute Hoffnung , jähes Ende. Das hatte ich aber ausschließlich für mich.

Mitglied inaktiv - 07.12.2016, 11:10



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Gespräche anbieten finde ich auch schwierig. Ich bin nicht in der Situation dieser Familie und kann das ja nur "theoretisch fühlen" - was soll ich ihr sagen? Da tröstende Worte zu sagen fällt mir schwer - eigentlich gibt es doch keinen Trost. Und von blabla wirdschonwieder halte ich nichts.

von Bella-Italia am 07.12.2016, 11:39



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Hallo, ich denke, dass ein Buch nicht helfen würde. Und auch "machen" kann man nicht viel. Wenn du ihr nahe genug stehst, nimm sie in den Arm, statt viele Worte zu machen, und höre ihr zu, wenn sie reden möchte. Jeder trauert anders und manchmal ist es noch belastender, wenn einen alle "mit Samthandschuhen" anfassen. Einfach da sein und ihr das Gefühl geben, dass sie immer mit deiner Tochter oder dir über alles reden kann, wenn ihr danach ist - das reicht.

von AKAM am 07.12.2016, 11:57



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Ich habe beruflich sehr oft mit solchen Situationen zu tun und habe schon viele Eltern und Geschwisterkinder begleitet. Aus dieser Erfahrung heraus würde ich raten, schenk kein Buch. Das passt einfach gar nicht zu dieser Situation. Wenn du helfen möchtest, dann tu das aus tiefstem Herzen und trotz deiner Hilflosigkeit, die vollkommen normal ist. Geschwisterkinder profitieren beispielsweise sehr davon, wenn Ihnen die Gelegenheit gegeben wird, mal "Normalität" zu leben. Für ein Kind ist eine solche Situation eine enorme Belastung und sie fordert sehr viel und zwar permanent und ständig. Der Tod ist alltagsbegleitend permanent mit unterwegs. Unserer Erfahrung nach, und das ist eine unserer Pfeiler in der seelsorgerisch- psychologischen MItbetreuung der Geschwisterkinder ist das Angebot von Gelegenheiten "Normalität" (er)leben zu dürfen. Dazu gehören beispielsweise Sport- und Spielangebote, die Kinder sehr gern annehmen und die Ihnen sichtbar gut tun. Achja, NATÜRLICH ist die Mutter des Mädchens, sind ihre Eltern ihr eine (die größte!) Hilfe! Sie kennen ihr Mädchen am besten und werden sie in dieser Situation sicher liebevoll begleiten. Natürlich trauern die Eltern, aber das ist richtig und gut so. Und es ist auch wichtig und richtig, dass das Mädchen dies mit(er)lebt, auch , wenn sich das schlimm anfühlt. Man kann ihr die Trauer etc. nicht ersparen oder das Leid der Familie einfach so "wegmachen". Ich an deiner Stelle würde eine schöne, für ein Baby geeignete Beileidskarte mit ein paar schönen Worten schreiben und den Eltern anbieten, dass das Mädchen gern so oft es mag z euch kommen kann. Vielleicht sollte deine Tochter das ihrer Freundin gegenüber auch signalisieren. Sie (deine Tochter) kann dem Mädchen als beste Freundin sicher viel mehr helfen als du. LG

von vomGlückgefunden am 07.12.2016, 12:07



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Daher eher kein Buch, um da möglichst schnell rauszukommen. es braucht seine Zeit. Gruss, Doris

Mitglied inaktiv - 07.12.2016, 13:06



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

ich befinde mich im sog. Trauerjahr und kann dazu nur sagen, Bücher helfen da nicht.....ein liebes Lächeln zur richtigen Zeit und das Gefühl zu bekommen, das jemand ein offenes Ohr hat, jedoch sehr. Man kann sich in seiner Trauer nicht konzentrieren und möchte nicht lesen - so geht es mir und auch meinen Kindern....die Kinder sind erst jetzt soweit, über die Trauer richtig zu sprechen und der Todesfall ist bei uns bereits ein 3/4 Jahr her. Ich finde es gut, dass du dich kümmern willst aber es ist für die Trauernden eine ganz große Hilfe dieses zu sehen denn viele wenden sich ab, wenn man trauert, weil sie mit der Trauer nicht umgehen können.

von Brummelmama am 07.12.2016, 13:27



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Vielleicht wäre es für das Mädchen aber auch gut, zumindest bei euch noch ein bisschen "Normalität" zu erfahren, zu merken, dass die Welt NICHT untergeht, auch, wenn sich das zumindest für die Eltern jetzt so anfühlt. Aber die Kleine "Große" soll auch wissen dürfen, dass auch in dieser Phase andere (alltägliche, banale) Gefühle zugelassen sind (Ärger über ein Loch in der Lieblingshose, Freude über ein neues Lied der Lieblingsband usw.). Für ein Kind in dem Alter kann es auch eine schwere Hypothek sein, wenn jetzt die Ungewissheit um das Überleben des Geschwisterchens und der "drohende" Abschied und Tod allzu dominant sind. Gib ihr das, was die Eltern ihr gerade nicht geben können, ein Stück "Normalität" und eine Nische, in der das Schicksal des Geschwisterchens nicht das alleinige Thema ist. Vielleicht ist es auch eine Überlegung, dass das Mädchen doch zur Schule gehen kann, wenn sich das logistisch bewerkstelligen lässt. Kann sie vielleicht bei euch schlafen und essen ???

von Julie am 07.12.2016, 19:21



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Wenn das die beste Freundin Deiner Tochter hat, hat sie vielleicht auch einen Draht zu Dir? Wenn ja, biete ihr an, dass sie jederzeit zu Euch kommen kann, wenn sie sich ausheulen oder darüber reden möchte. Das ist mehr Hilfe als ein Buch.

Mitglied inaktiv - 08.12.2016, 07:18



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Ihr habt recht - die BFF ist jetzt erst einmal von der Schule befreit und die ganze Familie nimmt therapeutische Hilfe in Anspruch. Ich werde jetzt erst einmal abwarten u wenn sie wieder zu uns kommt, schauen u reagieren. Die Kleine ist gestern verstorben.

von Bella-Italia am 08.12.2016, 10:23



Antwort auf Beitrag von Bella-Italia

Vielleicht ist es für das Mädchen schon einen Hilfe, dass bei Euch "normales" Leben ist. In der Familie sind alle furchtbar traurig und geschockt. Trotzdem ist das Mädchen ein Kind, dass auch mal Lachen und Alltag braucht (und einen Raum, wo man auch lachen darf, ohne dass man gleich "unangenehm" auffällt) Ich weiß nicht, wie ich das besser ausdrücken soll, aber ich glaube, im Gegensatz zu Erwachsenen, "verarbeiten" Kinder das anders und haben u.U. auch schneller Phasen, in denen sie nicht mehr ununterbrochen an dieses Unglück denken. Vielleicht kannst Du und Deine Tochter und Eure Familie einfach "normal" sein.

von Bookworm am 08.12.2016, 18:11