Liebe Biggi,
Ich hätte zwei Fragen. Unsere Tochter ist nun 7 Wochen alt. Ich stille sie nach Bedarf, aber meist so alle 2-3 Stunden. Jetzt hatten wir gestern einen nicht so guten Tag, sie war sehr quengelig und hat viel geweint - sie wollte permanent an die Brust, alle 1,5h. Meine Frage - kann ich sie denn überfüttern?
Und wie misst man die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten? Von Beginn der letzten Fütterung, korrekt? Dh wenn jetzt 15:00 ist, das letzte Mal habe ich sie von 13:00-13:15 gestillt, dann sind 2 Stunden dazwischen.
Danke und liebe Grüße Ivana
von
Ivana72
am 17.10.2023, 14:46
Antwort auf:
Abstand/Häufigkeit Stillen
Liebe Ivana,
mit Muttermilch kannst du ein Baby nicht überfüttern und du musst auch keine Abstände messen!
Kein Kind lässt sich an die Brust zwingen und wenn dein Kind nicht gestillt werden will, sondern ein anderes Bedürfnis hat, dann wird es dies unmissverständlich kundtun. Stillen ist eine aktive Sache von beiden Partnern und ohne dass das Kind mitmacht, geht es nicht.
Für ein so junges Baby ist es tatsächlich vollkommen normal, dass es „dauernd" trinken möchte.
Wenn du bedenkst, dass der Magen deines Babys gerade mal so groß wie ein Tischtennisball ist und sein Organismus auf häufige kleine Mahlzeiten eingestellt ist, dann verstehst du, dass ein Baby dauernd an die Brust mag. Und es ist völlig okay, wenn es dauernd angelegt wird :-).
Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann.
Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.
So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.
Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Herzlichen Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 17.10.2023
Antwort auf:
Abstand/Häufigkeit Stillen
Vielen Dank für die tolle, ausführliche Antwort, liebe Biggi!
von
Ivana72
am 17.10.2023, 19:49
Antwort auf:
Abstand/Häufigkeit Stillen
:-)
von
Biggi Welter
am 17.10.2023