Liebes Stillberatungsteam,
meine Tochter ist knapp 6 Monate alt und ich stille noch fast voll. Wir beginnen gerade mit Beikost aber die Mengen sind noch nicht nennenswert :-)
Ich stille meine Tochter nach Bedarf, oftmals auch zum Einschlafen. Dadurch gibt es nach wie vor keinen wirklichen Rhythmus. Meine Fragen wären nun
1. Wie lange ist Stillen nach Bedarf gut? Die ganze Stillzeit oder sollten wir langsam einen Rhythmus einführen im Sinne von Stillen-Spielen-Schlafen
2. Sollte ich langsam das Stillen und das Einschlafen trennen? Viele Freundinnen haben das in dem Alter begonnen, um wieder etwas flexibler zu sein aber ich handhabe es gerade meist so dass ich, wenn sie anders nicht gut zur Ruhe kommt eben die Brust anbiete. Dadurch schläft sie eben manchmal durch tragen ein, manchmal durch Stillen. Liegend im Bett klappt leider nicht...
3. Abpumpen klappt bei mir nicht wirklich gut. Wäre es aus irgendeinem Grund bedenklich ihr wenn ich doch mal unterwegs bin eine Flasche Pre zu geben (höchstens ein oder zweimal im Monat)
Danke und liebe Grüße
von
solalalala
am 05.06.2019, 16:23
Antwort auf:
Stillen nach Bedarf / Einschlafstillen
Liebe solalalala,
im ersten Lebensjahr IST Milch die Hauptnahrungsquelle und viele Babys essen noch nicht viel feste Kost.
Du machst es also genau richtig, wenn Du Dein Baby das Tempo bestimmen lässt!
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Auch das nächtliche Stillen wird sich von ganz alleine regulieren.
Ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich. Eine Flasche mit künstlicher
Säuglingsnahrung (oder ein Abendbrei) verbessern das Schlafverhalten nicht (das wurde in
Studien nachgewiesen). Es gibt nicht wenige Kinder, die dann sogar noch weniger schlafen. Auch wenn das Kind am Tag viel isst, schläft es nicht besser, denn es wacht ja nicht nur wegen dem Hunger auf, sondern sucht Nähe und Geborgenheit!
Wenn es DICH also nicht stört, dann schenke deinem Kind diese Zeit. Wie traurig ist es doch, dass wir unseren Menschenkindern kaum noch die natürliche Zeit gönnen, die sie zum gesunden Gedeihen brauchen.
Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst und trägst, es sei denn DICH persönlich stört
etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise
verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett
ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden
und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen
von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen
viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis
(noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen
und wird auch längere Schlafphasen haben.
Dein Kind wird von ganz alleine lernen, alleine einzuschlafen, ohne Druck und ohne Brüllen.
Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat
noch nie einem Baby geschadet.
Du kannst sicherlich ab und zu mal eine Flasche mit Pre-Milch geben, achte aber auf Deine Brust und streiche aus oder pumpe ab, um einen Milchstau zu verhindern!
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 05.06.2019