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Geschrieben von Drachenlady am 12.12.2009, 11:17 Uhr

"Ich finde mich und mein Leben Schei..e!" *Vorsicht! lang!*

Das war der Satz der mich zu tiefst erschüttert hat und den mir meine Tochter vor einer Woche an den Kopf geknallt hat. Damit hatte ihr alltäglicher Frust, den sie Woche für Woche vor sich herschiebt einen neuen Höhepunkt gefunden.

Seit einer Woche brodelt es nun in mir und ich bin wütend, enttäuscht und irgendwie fassungslos. Ich bin auch erst jetzt in der Lage davon zu schreiben ohne unsachlich zu werden oder ungerechtfertigte Anfeindungen zu schreiben. Falls dies doch passieren sollte, verzeiht es mir irgendwie.

Nun, was ist passiert? Ich tappte lange Zeit im Dunkeln, denn meine Tochter redet über die Geschehnisse in der Schule nach wie vor nur sehr ungern. Mir fiel nur auf, dass sie immer weniger von ihren neuen Klassenkameraden sprach. Neue Klassenkameraden deswegen, weil sie die erste Klasse wiederholt.

Vor ungefähr zwei Wochen fragte mich meine Tochter, warum sie so hässlich wäre? Ich bekam riesige Augen und Ohren und fragte sie, wie sie darauf käme? Ja, hätte man ihr so gesagt. Ich hakte wieder nach und fragte wen sie denn mit "man" meint.

Und dann kam etwas, was mich total aus den Schuhen gehauen hat. Sie meinte, dass das die Mutter von A. und die Mutter von B. gesagt hätte und natürlich die Tochter von A und die Tochter von B. Ich sammelte das bißchen Fassung, was ich noch hatte, und fragte weiter, was die denn genau gesagt hätten. Ja, sie wäre hässlich, hätte unmoderne Klamotten, viel zu kurze Haare, halt einfach hässlich.

Das man als Mutter immer die schönste Tochter und den schönsten Sohn hat ist klar. Aber von überall wird und wurde ihr bestätigt, dass sie ein wunderhübsches Mädchen ist. Auch ihre kurzen Haare stehen ihr super gut. Und das mit den unmodernen Klamotten... leider leider wirds das immer geben. Generell wirds das immer geben, dass man nur an Äußerlichkeiten gemessen wird.

So gut es ging versuchte ich das winzige bißchen Selbstachtung meiner Tochter wieder zu reparieren. Aber uns ist es kein Geheimnis mehr, dass unsere Tochter kein Selbstwertgefühl mehr besitzt. Ich hegte jedoch die Hoffnung, dass meine Tochter da nur etwas falsch verstanden hätte, unter Umständen gar nicht gemeint war.

Mittwoch dieser Woche wurde ich dann eines anderen belehrt. Eine Mutter aus ihrer jetzigen Klasse kam auf mich zu und meinte zu mir, dass man die "Behinderung" meiner Tochter gar nicht anmerken würde. Ich sah sie erstaunt an und fragte, wie sie denn darauf käme, sie wäre behindert? Ihre Antwort: ja man würde da sowas munkeln und sie wäre ja auch in ihrem Verhalten "anders". Wer ist "man" fragte ich auch hier und bekam zur Antwort, dass die Mamis aus der alten Klasse aus dem Nähkästchen geplaudert hatten. Also galt meine Tochter schon letztes Jahr als "behindert".



Ich erklärte dieser Mutter dann, dass meine Tochter nicht behindert ist, man lediglich von einer Wahrnehmungsstörung ausgeht und meiner Tochter seit dem Kindergarten aus dem, was sie wahrnimmt, ein Strick gedreht wird. Denn fantasievolle, verspielte, aber auch selbstbewusste Kinder durfte es in unserem Kindergarten nicht geben. Das Problem im vergangenen Jahr war schlichtweg dieses, dass meine Tochter einfach überfordert war. Und sie wiederholt die Klasse nur, weil sie nicht... schnell genug... im Rechnen war.

"Ja, dann muss ich mit meiner Tochter doch mal reden. Vielleicht spielt sie dann doch mal mit L."

HALLOOOO??? Wenn meine Tochter (L.) eins nicht gebrauchen kann, dann ist es Mitleid, dann ist es diese Heuchelei, diese Erpressung....(wenn du mir das und jenes gibst, dann spiel ich auch wieder mit dir...).

Es folgte ein Telefongespräch mit der Klassenlehrerin. L. ist auffällig geworden und offensichtlich sehr sehr unglücklich. Sie versucht alles um Kontakte zu knüpfen, aber es will nicht wirklich gelingen. Sie zieht alle Register, verschenkt ihr Spielzeug... ja der Gipfel war wohl, als sie einem Jungen ihr Taschengeld schenken wollte. Sie versuchte auch die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, in dem sie ein bißchen grober wurde. Ja, jetzt ist mir auch klar warum. Denn all die lieben Supermamis leben ihren Kindern ja vor, wie man am besten bestimmte Kinder ausgrenzt, mobbt und wie die Pest meidet. Also nein, dass hätte sie als Klassenlehrerin noch nicht bemerkt, dass sowas in ihrer Klasse wäre.

Dann gestern für mich persönlich das Highlight des Tages. Ich bringe meine Tochter zur Schule, kommt mir eine von diesen Supermamis entgegen. Taxiert mich von oben bis unten, nimmt ihre Tochter auf die andere Seite, stubst ihr noch in die Seite, als diese ansetzte meine Tochter grüßen zu wollen und huscht an uns vorbei.

Ja wir sind einfache Leute, wir haben nicht viel Geld und selbst wenn es uns finanziell besser gehen würde, würden wir das nicht so zur Schau tragen. Aber was ich das aller bis hinterletzte empfinde ist, dieses wirklich arme Verhalten den Kindern vorzuleben.

Ich weiß, wirklich helfen wird uns niemand können. Denn dazu müsste man die Welt verändern, die immer grausamer wird. Aber vielleicht regt es doch mal zum Nachdenken an. Ich jedenfalls habe meiner Tochter beigebracht niemals nach Äußerlichkeiten gehen. Das was einen Menschen ausmacht ruht im tiefsten innersten. Und um das sehen zu können, muss man einen Menschen annehmen, so wie er ist. Mit der krummen Nase, mit der Brille, mit dem Hörgerät, mit dem Buckel auf dem Rücken. Denn es ist nach wie vor ein Mensch mit Gefühlen und einer Seele.

 
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