ADHS - ADS

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Geschrieben von Mucksilia am 19.01.2023, 9:49 Uhr

Achje

Kennt ihr die Konflikte ADHSler Geschwisterkind auch?

Ich hatte ja schonmal geschrieben, weil unser ADHSler immer in das Zimmer seiner Schwester geht. Das ist halbwegs gelöst, sie schließt immer ab, wenn sie länger weg ist. Aber auch wenn er eher aus der Schule kommt, geht er rein und nimmt Sachen.
Kurzum, sie hat gar keinen Bock auf ihn. Sie ist ja 18 und macht ihr eigenes Ding, möchte aber auch gerne etwas mit mir alleine machen. Ist ok, ich mache dann eben auch was mit ihm alleine (alles auf Kosten meines Mannes). Ich bemühe mich, mit beiden gleich viel Zeit zu verbringen.
SIe kommt auf jeden Fall nicht zu kurz. Natürlich sind wir Eltern auch mit ihm alleine, wenn sie unterwegs ist - das ist ihr Argument.Auch, weil wir jede Woche mit ihm zum Sport 1- 2 mal fahren. Das sind wir ja mit ihr auch, als sie jünger war.
Am Dienstag wollte sie zu IKEA und hat mich gefragt, ob ich mitgehe, was ich bejaht habe. Unser Sohn wollte aber auch mit. Da ist sie total sauer geworden und hat gesagt, dass sie dann alleine fährt-nach der Devise "nur du oder keiner". Ich lasse mich nicht erpressen und bin mit Sohn zu Hause geblieben. Seidem redet sie nicht mehr mit mir.
Ehrlich, dann muss sie es lassen. Meine Mutter hat auch ganz oft nicht mit mir geredet (erst, als ich älter war) und ich finde das unmöglich.
Aber ich weiß auch nicht, wie ich das in Zukunft lösen soll. Beide Kinder behaupten, ich mache mehr mit dem anderen und ich fühle mich emotional erpresst (klingt groß, ich weiß aber nicht, wie ich es sonst beschreiben soll).
Natürlich ist so ein ADHSler nervig, sie möchte auch Zeit mit mir ohne ihn verbringen, ich kann sie verstehen. Aber ich kann ihn doch nicht immer ausschließen und sagen, dass ich dann auch mal zum Ausgleich was mit ihm mache. Ikea ist ja jetzt nix, wo man Zeit für sich braucht, weil man geheime Botschaften auzutauschen hat.

 
14 Antworten:

Re: Achje

Antwort von daide am 19.01.2023, 16:39 Uhr

Hallo,
ja, das kenne ich auch. Allerdings leidet das große Kind bei uns still (bis es irgendwann mal tränenreich aus ihr herausbricht) und ist sehr ein- und nachsichtig der Chaos-Schwester gegenüber. Diese Eifersuchtsgeschichte geht nur von der Kleinen aus, sie fühlt sich ständig benachteiligt und nicht genug wertgeschätzt. Dass das nicht so ist, da kann man sich ja den Mund fusselig reden. Bei der Großen läuft halt alles tippitoppi und sie ist zudem 2 Jahre älter, also darf sie auch mehr. Auch Ausnahmen sind da mal drin. Das geht bei der Kleinen so gut wie nie, einmal Ausnahme, immer Ausnahme - das wäre dann das Motto.

Ich mach schon auch einiges alleine mit jeweils einem Kind. Meine Frage wäre jetzt beim IKEA-Fall gewesen: Warum will der Kleine mit? Hat er ein „berechtigtes Interesse“, sprich: braucht er Deko oder Möbel? Oder will er mit, weil er eifersüchtig auf Eure Zeit zu zweit ist?
Bei ersterem hätte ich ihn entweder mitgenommen oder wäre ein zweites Msl nur mit ihm gefahren (unser IKEA ist aber auch nicht weit weg). Bei letzterem wäre er klar zuhause geblieben. Bei uns genießen beide Kinder IKEA-Besuche komischerweise SEHR, aber eben nur, wenn der entsprechend andere nicht dabei ist und nervt

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Re: Achje

Antwort von Dezemberbaby2012 am 19.01.2023, 18:09 Uhr

Ich hab ja nur ein Kind, deshalb hab ich diese Rivalität hier nicht. Bei uns ist höchstens mein Mann eifersüchtig auf die viele Zeit, die ich mit dem Kleinen verbringe

Aber bei der IKEA-Situation hätte ich auch vorgeschlagen, mit deinem Sohn nochmal extra zu fahren. Ich glaube dir voll und ganz, dass du darauf achtest, deine Tochter zuwendungsmäßig nicht zu benachteiligen. Aber es kommt halt nicht so bei ihr an, sie fühlt sich offensichtlich trotzdem benachteiligt. Man müsste also irgendwie an diesem Gefühl arbeiten.

Ich glaube, ich würde versuchen, das irgendwie zu ritualisieren. Also z.B. an einem Tag in der Woche kann sie sich was aussuchen, was sie nur mit dir macht und an einem Tag kann dein Sohn sich aussuchen, was er nur mit dir macht. Und dann darf der jeweils andere auch auf keinen Fall mitkommen. An den restlichen Tagen müssen sie sich deine Zuwendung halt teilen. Am besten wäre es, einen festen Wochentag zu vereinbaren. Wenn deine Tochter merkt, dass sie sich auf diesen einen Tag verlassen kann, an dem du wirklich nur ihr gehörst, vielleicht kann sie dann auch mehr darüber hinwegsehen, dass dein Sohn an den „normalen“ Tagen (wegen dem ADHS) mehr im Fokus steht. Vielleicht hast du das auch schon längst versucht, ist nur so ein Gedanke. Eventuell fallen dir auch noch Sachen ein, die du nur exklusiv mit ihr machst, weil sie ja „schon so groß“ ist, d.h. die ihr Bruder noch gar nicht darf/kann. In einen Kinofilm über 18 oder in das Kosmetik-/Massagestudio oder abends mal länger ausgehen in ein besonderes (Szene-)Restaurant oder eine Musikveranstaltung ab 16/18.

Ansonsten könntest du noch versuchen, die Beziehung zwischen den beiden zu verbessern. Dass sie sich nicht mehr so stark als Konkurrenten/Gegner sehen. Irgendwie gezielt gemeinsame Aktionen fördern, wo sie beide spielerisch zusammenarbeiten müssen. Keine Ahnung, zusammen Bowling gehen und die beiden sind ein Team, dass gegen deinen Mann und dich als anderes Team spielt. Oder im Sommer gemeinsam Paddeln gehen (und sie sitzen dann im wahrsten Sinne des Wortes „im selben Boot“). Vielleicht gemeinsam in die Kletterhalle gehen, wo sie sich abwechselnd sichern, während der andere klettert. Irgendwie sowas.

Vielleicht war ja ein brauchbarer Denkanstoss dabei. Ansonsten: Fühl dich einfach nur gedrückt

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Re: Achje

Antwort von ohno am 19.01.2023, 20:08 Uhr

Hallo Mucksilia,

wie alt ist Dein Sohn nochmal? Habs leider vergessen.

Grundsätzlich haben meine beiden, 19 und 12, auch keine Lust aufeinander. Ist mein Großer spontan bei irgendwas dabei bzw klinkt sich ein, ist es immer garantiert er, der nach sehr kurzer Zeit querschießt. Ihm geht dann schon allein das Reden seiner Schwester so schnell gegen den Strich, dass e r anfängt zu nerven, ob wir wieder heimfahren können, oder er fängt an, sie zu sticheln oder gar körperlich zu ärgern (Bein stellen, schubsen, sowas). Da finde ich das unterwegs sein alleine mit meiner Tochter wesentlich entspannter, obwohl ja eigentlich sie das Problem hat.

Wie allerdings immer an Dir rumgezogen wird, finde ich teilweise grenzwertig, lese ja öfter Deine Beiträge. Alle, so liest es sich, vllt ist mein Eindruck falsch, wollen durch Dich auf ihre Kosten kommen und keinen kümmerts, wie es Dir damit geht. Das Deine Große nun deswegen auch nicht mit Dir spricht - macht sie das öfter, wenn Du Dich verweigerst? Ich denke, in ihrem Alter sollte man was anderes erwarten können. Nabelt sie sich denn schon ab oder merkst Du nichts davon? Das sie Dir/Euch die Zeit, die Ihr mit dem Sohn verbringt, vorrechnet, ganz normale Familienlebensachen halt, ich bin mir nicht sicher, warum sie sich selbst mit sowas stresst bzw bewusst schlechte Gefühle bei sich selbst hervorruft? Ihr ginge es ja selbst viel besser, wenn sie da mal, auch in Anbetracht ihres Alters, manches lockerer nehmen würde? Als Bonbon könnte es ja 1 x die Woche als festen! Tag einen Mädelsabend geben. Mit "erwachsenen" Sachen. Daheim wäre es bestimmt nicht störungsfrei, oder vllt doch? Dann zb Filmabend, oder ein gemeinsames Hobby finden, zb 1h? Yoga oder sowas (bin da einfallslos). Außerhalb vllt Abendspaziergänge, Schwimmbad/Wellness, man muss ja auch gucken, was finanziell geht. Dann aber definitiv klipp und klar ohne Anhang, da es ja eh für "Große" wäre. Da hat dann hoffentlich Dein Sohn auch nix zu meckern, da muss er mit klar kommen und wird er auch. Lass da nicht mit Dir reden. Er hat dafür seine Sporttage.

Lange geht das bestimmt eh nicht, Deine Große wird bald andere Interessen haben als die Gunst der Mutti. Ich vermute mal, hier geht es derzeit "nur ums Prinzip". Wobei man hier ja auch nicht abschätzen kann, inwieweit sie die letzten Jahre zurück gesteckt hat.

Du machst das schon, mit klaren Ansagen .

Ansonsten fällt mir nur ein, die zwei irgendwie zu verbinden. Macht Ihr sowas wie Familienspieleabende unter Euch? Mir fallen hier Körperspiele ein, wo man sich auf den anderen verlassen und aufbauend blind verlassen muss. Aber da müsste man mal psychologisch nachfassen, was da in Frage kommt. Nicht machen würde ich was, wo sie sich im Alleingang aufeinander verlassen müssten, das könnte gefährlich werden mit ADHS.

VG ohno

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Re: Achje

Antwort von Mucksilia am 20.01.2023, 12:32 Uhr

Ich danke euch allen drei ganz dolle! Mir stehen die Tränen in den Augen, weil ich mich so verstanden fühle und alles, was ihr sagt, mir richtig weiter hilft.
Er ist eigentlich harmlos und vergöttert seine Schwester (sie sagt, sie friert, er macht den Kamin an). Aber er ist echt soooo anstrengend und redet ununterbrochen.
Ich habe mit ihr eigentlich schon einen Abend einmal die Woche - wenn ihre "fast" - Schwester kommt, die Tochter meiner besten Freundin. Dann machen wir zu Dritt wichtige Dinge wie Nägel, Trash schauen, Chips essen und reden.
Aber ich werde mit ihr sprechen. Und einen festen Wochentag ausdrücklich vereinbaren.
Und mit ihrem Bruder auch.

Es stimmt aber, ich lasse mich gängeln. Ich arbeite halt viel und mein Mann ist nachmittags zu Hause.Anders geht es finanzielle nicht. Ich hätte gerne mehr Zeit mit den Kindern verbracht, als sie kleiner waren, vllt habe ich unterbewusst immer ein schlechtes Gewissen.

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Re: Achje

Antwort von daide am 20.01.2023, 13:13 Uhr

Hey, das klingt doch nach einem guten Plan.
Ihr schafft das schon. Vom Rama-Ideal hab ich mich verabschiedet, dafür ist unsere Familie offensichtlich nicht gemacht. Und seit ich da entspannter bin, sind da tatsächlich einige Harmoniemomente mehr im Alltag aufgetaucht

Das latent schlechte Gewissen hab ich auch, hab das allerdings quasi schon mit der Muttermilch verabreicht bekommen. Auch das, denke ich, ist irgendwo normal. Man will irgendwie das Optimum (z.B. friedliche Stimmung) rausholen und ist dann frustriert, wenn‘s trotz aller Bemühungen wieder nicht geklappt hat. Pass nur auf, dass Du dabei nicht völlig untergehst. Das ist schnell passiert. Unsere Kinder sind alt (und tatsächlich auch vernünftig!) genug, um zu begreifen, dass wir Mütter auch mal Zeit für uns brauchen. Nimm sie Dir, am besten auch mit einem festen Plan. Das hilft beim Durchhalten!

Liebe Grüße
daide

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Re: Achje

Antwort von Lewanna am 21.01.2023, 1:00 Uhr

Hi,

schwierige Situation. Aber ich finde es wichtig, dass du auch Zeit mit deiner Tochter allein verbringst.
Sie ist 18 und du schriebst ja, dass sie eh oft ihr eigenes Ding macht und jedes 2. Wochenende eh bei ihrem Freund ist. Da hast du doch Zeit für Sohn alleine.

Ich wäre wohl mit ihr alleine zu Ikea gefahren. Warum wollte dein Sohn unbedingt mit?
Dass deine Tochter jetzt nicht mehr mit dir redet finde ich schon hart.

Und was heißt „Ist ok, ich mache dann eben auch was mit ihm alleine (alles auf Kosten meines Mannes)“ Wieso auf kosten des Mannes?

Mein Kinder sind ja noch kleiner. Der Große mit ADHS ist 11 und die keine Schwester ist 8. Hier unternehmen wir oft was alle zusammen. Einzelzeit ist da eh schwierige. Oder wir teilen uns auf, Mann macht was mit Sohn und ich was mit Tochter.

LG

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Re: Achje

Antwort von Emila am 21.01.2023, 8:17 Uhr

Dein Beitrag versetzt mich um einige Jahre zurück in meine junge Erwachsenen-Zeit.
Ich war auch immer die große Schwester, mit dem „kleinen schwierigen ADHS Bruder“.
Aus dem Grund kann ich total nachempfinden, wie es deiner Tochter geht. Es sind gar nicht die offensichtlichen „großen“ Sachen, in denen man sich weniger beachtet fühlt. Es ist mehr der ganze Alltag und das ganze kleine Drumherum, das beim Bruder einfach immer so viel mehr Aufmerksamkeit brauchte und bekam. Die alltäglichsten Sachen wurden bei ihm zu einer großen Sache. Ich bin einfach so durch die Schule gekommen ohne Auffälligkeiten, ich musste nie nachsitzen, habe alle Sachen immer wieder mit nach Hause gebracht, habe fleißig gelernt und keinen Grund zur Sorge geliefert. Das wurde einfach für selbstverständlich genommen.
Bei meinem Bruder war es das Gegenteil. Da war es ein erwähnenswertes Wunder, wenn der Turnbeutel wieder mit nach Hause kam, wenn er sich selbst mal ans lernen machte etc.
Mein Bruder musste eine Klasse wiederholen und schrieb dann mit dem bereits bekannten Stoff natürlich gute Noten, die dann wieder extra betont wurden.
Ja, meine Eltern haben mich auch zum Reitstall gefahren und nachts von Freunden abgeholt. Aber die Dinge waren es gar nicht, die einen so „gereizt“ haben über all die Jahre. Das waren dann einfach all die Sachen, die sich zb in eurer Ikea-Situation angehäuft hätten und wenn dann der Bruder bei sowas auch noch mit soll, dann geht einem irgendwann die Bombe hoch. Bei mir meist nur innerlich.
Ich habe das einfach still und stiller miterlebt. So bald es mir möglich war, bin ich nach dem Abitur ausgezogen, habe mich beruflich durchgekämpft, habe ein Haus gekauft, geheiratet, ein Kind bekommen. Ich würde meine Eltern nie nach Geld oder Hilfe fragen.
Andersrum bin ich aber die, die dort ständig antanzen muss, um irgendwas zu helfen - selbst als mein Bruder dort noch wohnte. Der ist danach einfach weit genug weg gezogen, fährt kein Auto und kann also so gar nicht helfen kommen. Finanziell und emotional stecken meine Eltern immernoch alles in ihr zweites Kind.

Inzwischen bin ich 31 Jahre alt und mein Bruder 29.

Zwischen uns Geschwistern ist das Verhältnis besser geworden. Wir können seit dem wir nicht mehr zusammen wohnen, vernünftig miteinander sprechen und auch Familientreffen sind friedlich.

Vom Gefühl her versuchen meine Eltern das jetzt etwas nachzuholen und wir treffen uns somit hin und wieder alleine zb zum essen gehen.

Ich weiß gar nicht, ob mir so fest vereinbarte Zeiten früher geholfen hätten, in denen der Bruder nicht dabei ist. Ich glaube, dass mir das zb spontan zusammen zu Ikea zu gehen mehr bedeutet hätte, als der fest geplante Zeitraum. Ich glaube es wäre mir in dem Moment darum gegangen, dass man sich jetzt in dem Moment für mich und den Ausflug entscheidet und nicht für den Bruder (auch wenn das nicht deine Intention war, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden, aber so hätte es sich für mich angefühlt).

Ich weiß nicht, ob du davon etwas mitnehmen kannst, ich weiß natürlich auch nicht, ob das bei euch ähnlich ist im Alltag wie bei uns damals. Ich hoffe, dass du ihr euch wieder versöhnt und einen guten Weg findet, wie ihr die Zeit zusammen noch gut verbringen könnt und deine Tochter nicht, wie ich früher, einfach irgendwann nur noch weg möchte. Die Zeit war wirklich hart sich alleine in sein Leben zu kämpfen, auch wenn ich jetzt im Nachhinein sehr stolz auf mich und mein bisheriges Leben bin. Das hat gedauert es so annehmen zu können.

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Re: Achje

Antwort von daide am 21.01.2023, 11:13 Uhr

Ich danke Dir sehr, dass Du Deine Erfahrungen von früher mit uns teilst.

In den ersten Abschnitten Deines Textes erkenne ich uns 1:1 wieder, auch unsere Große marschiert einfach durch. Beste Noten, immer angepasst, immer nett und freundlich, extrem beliebt. Die Kleine das Gegenteil: Minimalster Aufwand für die Schule, Noten von 4-6 sind uns nicht unbekannt (fairerweise muss man aber erwähnen, es gibt teilweise auch 1er, 2er und 3er), immer opportunistisch und auf Krawall, laut, kritisch, kein Freundeskreis.

Wir haben glücklicherweise erkannt, dass auch die Große uns und unsere Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe braucht. Das klingt furchtbar banal, aber in so einer speziellen Situation ist es das leider nicht.
Ich möchte uns Eltern nicht in Schutz nehmen, ein Kind emotional (oder auch sonst, z.B. zeitlich) zu vernachlässigen ist nicht in Ordnung. Andererseits sind natürlich die Kräfte der Eltern auch begrenzt. Es gab Zeiten, da konnten wir alle nicht mehr. Und da rede ich nicht von Tagen, sondern von Wochen und Monaten. Und da ist man schlichtweg froh, wenn wenigstens ein Kind „in der Spur“ läuft und man sich nicht kümmern muss.

Aber wie gesagt, ok ist das natürlich nicht und wir haben - denke ich - einen guten Weg gefunden. Dir alles Gute!

Lg daide

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@Emila

Antwort von mareen283 am 21.01.2023, 11:14 Uhr

Hallo Du!
Uii, Deine Geschichte erinnerte mich direkt an etwas. Meine anderhalb Jahre jüngere Schwester war oft schwer krank (Rhesusgeschichte). Damit habe auch ich lange im Geschwisterschattendasein gelebt. Bloß nicht auffallen, still, fleißig. Pubertär ist es dann manches Mal eskaliert, wobei meine Schwester schwer eßgestört aus ihrem Auslandsaufenthalt zurückkam - ich jedoch hatte ein Jahr vorher eine Superzeit und noch heute regen Kontakt zu den lieben Menschen in meiner Gastfamilie.
Ich bin dort richtig aufgeblüht - und ich habe inzwischen ganz harte Konsequenzen gezogen. Meine Eltern habe ich seit über 3 Jahren nicht gesehen, meine Schwester hat sich im Dezember auch endgültig "verabschiedet" - jetzt lebe ich mein Leben, mit meiner Familie und es geht mir besser.
Ich finde es wichtig, das "ehemalige" Schattengeschwister zu Wort kommen. Mich hätte Exklusivzeit eher belastet und ich hätte es schroff abgelehnt, wenn es so geplant wie einmal die Woche zu einem festen Termin gewesen wäre. Wichtiger waren mir die Fahrten zum Musikunterricht mit meinem Vater allein. Einfach mal über verschiedene Dinge reden. Ganz verschiedene Bereiche, und in ganz unterschiedlicher Breite. Wir haben über den Medikamentenmißbrauch meiner Mutter ebenso geredet wir über meine unglückliche Verliebtheit in den Klassenschnösel... Zu meiner Mutter: ich hätte so ein Gespräch gar nicht mit ihr führen wollen. Sie war um Teil so verletzend und ungerecht, dass ich es zunehmend vermieden habe, mich ihr gegenüber zu öffnen - und es heute ganz strikt durchsetze. Schade finde ich, dass sie es geschafft hat, meine Schwester retrospektiv davon zu überzeugen, dass nichts gewesen sei und ich böse Gerüchte verbreiten würde. Das hat mich im Dezember nochmal richtig verletzt aber mir auch den Abschied von meiner Schwester, der letzten, zu der ich noch Kontakt aus der Familie hatte, erleichtert.
Ich wünsche Dir jedenfalls ein gutes neues Jahr und vielleicht auch eine Besserung Eures Verhältnisses!

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Re: Achje

Antwort von Sternenschnuppe am 21.01.2023, 12:50 Uhr

Hallo
Ohje, hört sich an wie bei uns. Zumindest das ADHS Kind.
Ich war neulich mit dem Großen bei Ikea. Und ganz ehrlich, der Kleine wusste es einfach nicht.
Er hatte lange Schule. Der Große nach der 3. frei, wir sind direkt los.
Mein Mann war zuhause und sagte ihm nur wir sind unterwegs.
40 Minuten einfache Fahrt, bummeln, shoppen, Hot Dog, herrlich.

Will sagen: ich thematisiere Dinge nicht mehr die knallen könnten, versuche es zumindest.

Neulich:
Ich: Ich gehe einkaufen, Kind 2 willst Du mit.
Kind 2: Nein!
Kind 1: ich komme mit.
Kind 2: ich komme doch mit!!!!

Den Rest kannst Du Dir denken,……..

Gestern:
Ich: Ich gehe einkaufen, Kind 2, kommst Du mit?
Kind 2: Nein!
Kind 1 per Whattsapp: Ich komme mit, in 10 Minuten vorne an der Straße?
So haben wir es dann auch gemacht.

Je nach Energie und Kraft umgehen wir gewisse Konflikte auch mal.

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Re: Achje

Antwort von Lewanna am 21.01.2023, 12:54 Uhr

Ich fande es auch sehr interessant, dass mal aus Sicht eines betroffenen Geschwisterkindes zu lesen.

An die Ap: Vielleicht ging es deinem Sohn gar nicht um dich, als er mit zu Ikea wollte. Vielleicht möchte er auch Zeit mit seiner großen Schwester verbringen. Vielleicht hat er ihr deswegen ihre Sachen genommen um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen?
Du schreibst ja einerseits, dass er die vergöttert und auf der anderen Seite, dass sie kein Bock mehr auf ihn hat.
Da kann ich beide Seiten verstehen.
Adhs-Kinder sind anstrengend. Und dass die jüngeren Geschwister ihre älteren Geschwister oft vergöttern ist auch keine Seltenheit.
Wie oft machen die Beiden was zusammen? Egal ob allein oder mit euch als Eltern.
Und wie läuft es dann zwischen den Geschwistern?

LG

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Re: Achje

Antwort von Emila am 21.01.2023, 14:38 Uhr

Das sollte keine Kritik an euch als Eltern sein oder euch unterstellen, dass ihr ein Kind vernachlässigt.

Ich weiß wie anstrengend das Leben in einer Familie mit ADHS Kind ist. Und bei uns waren es mehr als Monate, die alle auf dem Zahnfleisch gingen.

Ich wollte dir nur noch einmal einen anderen Blickwinkel auf die Situation geben.

Ich selbst bin jetzt nach den Jahren soweit damit im reinen. Es gab Zeiten, da habe ich mich oft gefragt, was ich falsch gemacht habe und warum meine Eltern mich nicht „gesehen“ haben.

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Re: Achje

Antwort von pflaumenbaum am 21.01.2023, 19:42 Uhr

Voll schön, dass deine Tochter mit 18 noch gerne etwas mit dir macht! Mein 14jähriger ist da gar nicht so erpicht drauf…

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Re: Achje

Antwort von Mucksilia am 23.01.2023, 9:00 Uhr

Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht. Ich formuliere es aber mal positiv: Du wirst besser mit schwierigen Menschen umgehen können als andere, weil du es eben gelernt hast.
Ich selber bin übrigens auch so ein Schattenkind. Nein, eigentlich auch nicht. Mein älterer Bruder war sehr sehr schwierig, Diagnostik gab es vor über 50 Jahren nicht. Ich denke, er hat autistische Züge und vllt auch ADS. Er hat kein Angst-Gen und war schon mehrfach in akuter Lebensgefahr. Meine Eltern hatten ununterbrochen Angst um ihn. Ich weiß noch, als er 18 wurde und sich ein Motorrad kaufen wollte. Ich habe wochenlang nicht richtig geschlafen und davon geträumt, wie er sich totfährt.
Ich war dagegen ein echtes Traum-Kind. Keine Probleme, alles alleine gemeistert. Aber unsere Eltern haben es verstanden, uns beiden gerecht zu werden. Wir sagen heute beide, dass keiner vernachlässigt wurde - und ich denke, dass können die wenigsten sagen. Vllt haben wir deshab heute auch ein so gutes Verhältnis (obwohl es mit ihm immer noch schwierig ist, er hat schwere Depressionen und kann nicht arbeiten).

Mir ist es wichtig, dass meine Große nicht zu kurz kommt und ich mache auch viel mit ihr alleine - so fliegen wir einmal im Jahr alleine irgendwo hin.

Aber es gibt trotzdem Situation wie die Ikea-Situation, wo ich nicht richtig reagiere.
Ich werde es demnächst auch so machen, dass ich ihn schlichtweg nicht frage, um Konflikten aus dem Weg zu gehen.

Am Wochenende war mein Mann nicht da, ich habe direkt Freitag gesagt, dass jedes Kind einen Tag das Essen aussuchen und den Abend mit mir verbringen darf. Gestern (Tochter-Tag) hat mein Sohn trotzdem versucht, die Geschenisse an sich zu reißen ("Immer machst du nur was mit meiner Schwester") , ich war froh, dass ich euren Rat befolgt und Regeln aufgestellt hatte.

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