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Geschrieben von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 16:44 Uhr

Anonymisierte Kinder

Ich würde gern mal etwas zur Diskussion stellen und eure Meinungen hören.

In Deutschland sind ja in den letzten Jahren sog. anonyme Geburten möglich. Frau kommt zur Entbindung in die Klinik, muss weder Namen noch andere persönliche Details angeben, entbindet, bekommt ein oder mehrere Beratungsgespräche (die die Möglichkeiten der Unterstützung und Hilfe darlegen) und kann dann nach der Entbindung die Klinik ohne Kind verlassen (wenn dann noch gewünscht).
Notiert wird vom Personal eine Beschreibung der Frau und sämtliche Dinge, die für das Kind von potenziellem Interesse sein könnten.

Binnen einer Frist hat die Mutter die Möglichkeit, ihr Kind zurück zu holen, andernfalls wird eine Adoption eingeleitet.

Rechtlich befindet sich das in der Grauzone, es gibt keine strafrechtliche Verfolgung anonymer Entbindungen.

Eine Freundin von mir ist Hebamme (und bat mich, dies zur Diskussion zu stellen), und sie erkannte eine Frau, die ihr Kind anonym entbunden hat, sie wusste ihren Namen und Adresse von ihren Eltern. Die Frau hat sie wohl nicht wiedererkannt.

Nun ist es so, dass von der Klinik angewiesen wird, die Anonymität der Frauen auf jeden Fall zu wahren.
Andererseits: hat das Kind nicht auch ein Recht auf seine Herkunft?

Wir sind nun beide hin- und hergerissen. Die Frau wird ihr Kind mit (gefühlter) Sicherheit nicht wieder abholen, die Notlage ist sehr groß, sodass keiner damit rechnet.

Was meint ihr, ist die Hebamme in dieser Situation (moralisch!) verpflichtet, Angaben zur Mutter zu machen?
Dies würde natürlich dazu führen, dass die Geburt nicht mehr anonym bliebe, personenstandsrechtlich entsprechend gemeldet werden müsste und die Mutter mit entsprechenden Problemen innerfamiliär zu rechnen hätte - diese hatte sie eben vermeiden wollen (ich möchte die Gesamtsituation hier aus Anonymitäts- bzw. Wiedererkennungsgründen nicht darlegen, die Gründe sind jedenfalls schon irgendwo nachvollziehbar).
Andererseits hätte das Kind so eine Herkunft und wäre nicht "anonymisiert".

Recht der Mutter auf Anonymität versus Recht des Kindes auf Herkunft.

Wie würdet ihr entscheiden?


LG
S

 
51 Antworten:

Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von SkyWalker81 am 15.05.2011, 16:54 Uhr

Wenn man weiss, dass die Mutter innerfamiliär oder sonstwie Probleme bekommen kann, dann würde ich das NICHT machen. Genau aus diesem Grund läuft das ganze ja anonym.
Ausserdem: wenn das Kind dann Adoptiveltern bekommt, dann ist es spätestens dann nicht mehr anonym. Es bekommt deren Namen.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von KlaraElfer am 15.05.2011, 16:59 Uhr

Rate zu absolutem Stillschweigen

Grundsätzlich sage ich erstmal, dass sich keine Frau leichtfertig zu so einem Schritt entschliesst, ihre Entscheidung ist zu akzeptieren und hat wahrscheinlich einen Abbruch verhindert. Beiden kann es damit besser gehen, diese Chance sollte man ihnen geben. Es geht deine Freundin eigentlich nichts an, ihr Job ist es, dass Kinder gut auf die Welt kommen, das ist doch geschehen...

LG

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von Philia am 15.05.2011, 17:02 Uhr

Kurzes Nachdenken...würde sagen, es geht bei dem Thema weniger um Recht als um lebensrettende Möglichkeiten. Ohne die jetzt vorhandene Möglichkeit gäbe es vielleicht mehr Abtreibungen, mehr Aussetzungen, Säuglingstötungen etc. etc.. Ich glaube auch nicht, daß das jetzt einer Mutter leicht fällt, aber als Alternative zu den anderen genannten Dingen der bessere Weg. Gerade Mütter in schwierigen Lebenssitationen, die merken, daß sie selbst nicht klar kommen und Angst vor dem haben, was sie eventuell tun könnten...ich finde die Möglichkeit gut. Offiziell würde ich daran nichts ändern wollen. Wenn jemand zufällig weiß, wer die Mutter von einem Kind ist, nun gut, da würde ich aber den Schritt der Aufklärung über die Mutter machen, auch ihr Leben ändert sich und vielleicht irgendwann würde sie ihr Kind auch mal sehen wollen.
Wie ist das eigentlich andersherum, kann die Mutter durch irgendwas später belegen, welches ihr Kind ist (sie weiß ja wann und wo sie es geboren hat etc.) oder gibt es diese Möglichkeit nicht?
LG
Nina

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von +emfut+ am 15.05.2011, 17:05 Uhr

Das Kind ist ja wohl kaum mehr als ein paar Tage alt. Insofern - wer soll denn, im Namen des Kindes, das Recht des Kindes auf Kenntnis der Herkunft ausüben?

Da liegt für mich der Hase im Pfeffer. Wenn das Kind ankäme und wissen wollen würde, würde ich den Konflikt verstehen. Aber sie müßte es ja jemand anders sagen, weil das Kind noch zu klein ist. Das Kind hat jetzt so oder so keine Kenntnis über seine Herkunft, weil es dem Kind derzeit schlicht egal ist. Wem ist also geholfen, wenn sie es jetzt öffentlich macht? Dem Kind doch nicht - das ist höchstens irgendwann vielleicht mal der Fall.

Gruß,
Elisabeth.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von Joni76 am 15.05.2011, 17:17 Uhr

Ich schließe mich den anderen an. Gerade durch diese anonymen Geburten sollen ja Sachen wie Kindstötung oder Aussetzen o.ä. verhindert werden. Sich dann daran nicht zu halten und der Mutter allergrößte Probleme zu bereiten...das fände ich nicht in Ordnung.
Ich bin nicht in der Situation, dass ich meine Wurzeln nicht kenne. Aber mein Vater ist nach der Geburt in ein Kinderheim gegeben worden (geboren Anfang 1946 - also ein Kriegskind) und dann adoptiert worden. Er hat nie nach seinen Wurzeln gesucht und ich hab nicht den Eindruck, dass er da drunter leidet.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:30 Uhr

Klar, jetzt ist das Kind zu klein, um sich für seine Herkunft zu interessieren.

Aber irgendwann wird der Tag kommen, und es ist bekannt, dass diese Herkunftslosigkeit viele Probleme birgt.
Man bedenke, im Gegensatz zu einer "normalen" Adoptionsfreigabe hat das Kind KEINERLEI Informationen über seine Wurzeln. Auch, wenn es den Namen der Adoptiveltern bekommt.

Demnach wäre dem Kind später schon auch geholfen.

Es ist statistisch belegt, dass nach Einführung der anonymen Geburt und der "Babyklappen" die Zahl der Kindstötungen nicht zurück ging.
Deshalb ist das Argument (Vermeidung von Kindstötungen) zwar ein wichtiger Punkt, aber nicht der einzig zu betrachtende.

Christine Swientek (zu diesem Thema bekannte Kriminologin, Pädagogin) hat dazu viele interessante Dinge geschrieben und beleuchtet die andere Seite von Findelkindern und deren Adoption.
So ganz schwarz und weiß ist das nämlich nicht.

Ich bin klarer Befürworter von anonymer Geburt und Babyklappen, denke aber, dass das Vorhandensein des Angebotes durchaus auch zu vorschnellen Entscheidungen und Mißbrauch führen kann. Man bedenke die Fälle des abgegebenen behinderten Kleinkindes (!!!)bzw. behinderter Babys in Babyklappen.

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das leid ist sehr wohl da

Antwort von kikipt am 15.05.2011, 17:33 Uhr

spreche hier aus leidvoller erfahrung
Catarinas mutter hat bei der entbindung falsche daten angegeben und ist somit nie mehr auffindbar.
vater war sowieso unbekannt angegeben. das kind hat NIE eine chance ihre leiblichen eltern zu finden. und sei es nur um das warum zu erfahren.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:34 Uhr

Doch, die Möglichkeit gibt es.
Die Adoption wird erst nach einer Frist wirksam. Die Mutter bekommt Unterlagen mit, die eine Zuordnung zum Kind möglich machen.

Manche Mütter holen ihre Kinder wohl auch zurück.

Im Zweifel ist ja auch der Nachweis der Mutterschaft via Gentest möglich. (Man bedenke, dass zur Babys mit Adoptionspotenzial extrem wertvoll sind - man schaue sich nur die "Nachfrage" an - dementsprechend wertvoll wären auch die Zuordnungsunterlagen, wenn man jetzt mal weiter denkt, wären die sicherlich gewinnbringend und gut zu verkaufen....)

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SPMFL

Antwort von Philia am 15.05.2011, 17:34 Uhr

boah, wann änderst Du eigentlich mal den Nick?
Es geht ja nicht nur um Kindstötung, sondern auch um bessere Möglichkeiten, viele Mütter sind sich bewußt z.B. daß sie ihren Kindern nicht das bieten können was sie eigentlich möchten, nicht nur unbedingt materiell, sondern z.B. auch an Geborgenheit, Liebe, Erziehung.
Ich weiß es nicht, könnte mir aber vorstellen, daß so zumindest einige Kinder vor einem instabilen Elternhaus "gerettet" werden.
LG
Nina

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von +emfut+ am 15.05.2011, 17:36 Uhr

Dann werde politisch aktiv und kämpfe für die Abschaffung. Aber SO finde ich das doof.

Wenn die Hebamme die Mutter nicht erkannt hätte, müßte das Kind auch irgendwie damit leben, daß es seine Herkunft nicht kennt. Es gibt Menschen, die darunter leiden - das ist richtig. Aber JETZT leidet das Kind nicht - und ob es das jemals tut weiß ja auch keiner.

JETZT würde aber die Mutter darunter leiden, wenn es herauskäme. Ganz konkret und ganz unspekulativ.

Für mich hat das konkret zu erwartende Leiden im Hier und Jetzt eine höhere Priorität als das potentielle (!!!!) Leiden in 20 oder 30 Jahren.

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Joni

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:37 Uhr

Es gibt für die Mutter kein verbrieftes Recht auf Anonymität. Diese wird lediglich toleriert und nicht strafverfolgt, sodass die Sachlage schon etwas anders ist.

Ich kenne viele Adoptivkinder, die unter ihrer Situation leiden.
Das Leid kann man vermutlich nur nachvollziehen, wenn man es selbst erlebt - wie Kikipt schon schreibt.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:43 Uhr

Ich bin NICHT für die Abschaffung! Ganz klar!

Die Situation finde ich trotzdem sehr vertrakt, eben weil ich Mutter UND Kind verstehen kann. Und in diesem Falle gäbe es für das Kind die Chance auf Herkunft.

Das konkret zu erwartende Leiden ist doch auch subjektiv wahrgenommen.
Angenommen, die Mutter ging fremd und kann deshalb nicht mit dem Fremd- Kind heimkommen: Leid (der Mutter) ist da - aber eigentlich ist sie selbst Schuld und es gäbe auch andere Möglichkeiten, nämlich die einer offenen Adoption, die ihr aber nicht zusagen, weil dann die Wahrheit ans Licht käme.

Ist alles eine Definition von Leid. Im Prinzip muss das Kind dann die fehlende Courage der Mutter ausbaden.
Die Frage ist doch, wessen Leid größer ist bzw. wem man das Leid eher zumutet. Finde schon, dass diese Fragestellung zumindest berechtigt ist.

Gibt natürlich auch anders gelagerte Fälle...

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die fehlende Courage der Mutter

Antwort von KlaraElfer am 15.05.2011, 17:46 Uhr

Harte Worte

Unter Umständen baden viele Kinder, die mißhandelt oder getötet werden, die Courage ihrer Mütter aus. Besser? Wohl kaum...

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Philia

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:46 Uhr

Es mangelt als allererstes schon an Ideen ...;-)

Viele Mütter DENKEN, sie WÄREN nicht in der Lage ... usw. Es müsste eben auch viel mehr Beratung geben.
Natürlich gibt es das, dass Kinder vor schwierigen Elternhaus- Situationen bewahrt werden.

Andererseits gab es viele Fälle anonymer Geburt, in der sich die Familie (nach Auflösung der Anonymität) sehr über den Nachwuchs freute. Die Wahrnehmung von Schwangeren ist ja nicht immer so gaaaanz reell.

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Dazu müßtest Du aber die Konsequenzen für die Mutter wissen...

Antwort von Philia am 15.05.2011, 17:48 Uhr

und das ist nicht immer erkenntlich.
Dein Beispiel von der fremdgegangenen Mutter (mal ganz davon abgesehen, daß die Wahrscheinlichkeit einem Ehemann eine Schwangerschaft zu verheimlich zwar nicht unmöglich aber relativ gering sind:-)). Wer weiß, was das für ein Mann ist (vielleicht auch der Grund fürs fremdgehen), der sie dann für die Schmach halbtod schlägt, wenn das heraus kommt.
Oder anderes Beispiel, streng muslimisches Mädchen mit dt. Freund welches eigentlich verheiratet werden soll (einfach nur mal so ein Hardcore-Beispiel), da könnte zu Hause auch einiges abgehen...
oder einfach nur ein junges Mädchen, was zur Schule geht, was beschlossen hat, das Kind nicht abzutreiben, aber erstmal das eigenen Leben beginnen möchte....
LG
Nina

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Klara

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:50 Uhr

Nein, sicher nicht!

Das bezog sich doch ausschließlich auf den konstruierten Fall. Da finde ich schon, dass Courage besser wäre. Dazu stehen eben.

Nicht jede Mutter, die das Angebot anonymer Geburt wahrnimmt, hätte ihr Kind bei fehlendem Angebot mißhandelt oder getötet.

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Re: Dazu müßtest Du aber die Konsequenzen für die Mutter wissen...

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:52 Uhr

Klar kommt es auf die Gesamtsituation an. Immer.
Aber oft werden andere Möglichkeiten nicht in Erwägung gezogen.

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Re: Dazu müßtest Du aber die Konsequenzen für die Mutter wissen...

Antwort von Philia am 15.05.2011, 17:54 Uhr

man kann sich da aber einfach böse verschätzen und müßte dann DAFÜR die Verantwortung übernehmen, möchte ich nicht tragen die Verantwortung. Man kann ja nicht sagen, die Mütter haben es sich einfach leicht gemacht...leichter wäre eine Abtreibung vermutlich gewesen, und jede Frau, die einem eigentlich ungewollten Kind eine Chance gibt hat meinen Respekt!

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von +emfut+ am 15.05.2011, 17:55 Uhr

Und wer soll das beurteilen??? Wer setzt sich hin und beurteilt des Recht der Mutter, ihr potentielles Leid schlimm zu finden? Oder selber daran schuld zu sein?

Deswegen bleibt das auf einer theoretischen Ebene und reduziert sich auf das konkret und unmittelbar erwartete Leid der Mutter auf der einen Seite und das potentielle zukünftige Leid des Kindes auf der anderen Seite. Feddich. Alles andere spielt sich auf einer Ebene ab, die abschließend zu beurteilen sich keine Hebamme herausnehmen sollte - mal abgesehen davon, daß sie keine umfassende Kenntnis über alle Aspekte haben kann.

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Wo sind wir jetzt eigentlich?

Antwort von +emfut+ am 15.05.2011, 17:56 Uhr

Bei der theoretischen Beurteilung der Vor- und Nachteile der anonymen Geburt? Oder bei Deinem konkreten Fall?

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Nun stellt euch mal vor:

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 17:58 Uhr

Das neugeborene Mädel wird erwachsen und geht irgendwann auf die Suche. Bekommt die Informationen aus dem Krankenhaus (Beschreibung der Mutter usw.), inclusive Namen der Hebamme (das ist möglich) und befragt diese.

Was dann?

Ist natürlich rein fiktiv, aber nicht unmöglich.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von shinead am 15.05.2011, 18:12 Uhr

Ich würde die Anonymität wahren. Vielleicht wäre diese Mutter so oder so ins Krankenhaus gegangen um ihr Kind zu gebären. Ob nun mit und ohne Anonymität.
Eine andere Frau, die diese Geschichte mitbekommt würde vielleicht dann doch einen Wald vorziehen...

Außerdem unterliegt eine Hebamme der Schweigepflicht. Wenn sie jetzt also petzt, könnte sie das ihren Job kosten.

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Dann..

Antwort von Joni76 am 15.05.2011, 18:13 Uhr

Dann finde ich trotzdem nicht, dass die Hebamme einfach den Namen der Mutter rausgeben darf. Sie kann sich natürlich an die Mutter wenden und sie fragen, ob sie Kontakt will.

Also ich würde die Konsequenzen aber auch nicht tragen wollen. Wenn die Mutter (die anonym entbunden hat), z.B. islamisch ist und dann kommt es zu einem Ehrenmord o.ä. Okay, das ist jetzt natürlich der extremste Fall...aber trotzdem. Ich finde, dass der Wunsch nach Anonymität vorgeht.

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Re: Nun stellt euch mal vor:

Antwort von Philia am 15.05.2011, 18:13 Uhr

ich seh es wie die Schweigepflicht von Anwalt, Priester oder Ärzten, solange keine akute Gefahr durch eine Vorenthaltung besteht, hat man sich daran zu halten. Wer das nicht kann, sollte solche Geburten nicht durchführen!
LG
Nina

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Hmm, aber ist dieses "Recht auf Herkunft"...

Antwort von MM am 15.05.2011, 18:20 Uhr

... nicht auch etwas, was jetzt aktuell sehr hoch bewertet wird, dem momentan sehr viel Bedeutung zugemessen wird? Vielleicht ZU viel...??? Warum wird die "biologische" Herkunft so hoch gehängt?
(Historisch ist es nicht allzu lange her, dass man sie gar nicht wirklich 100% feststellen konnte...)

Ich will das nicht bagatellisieren, weiss es ja auch nicht... Habe nur ein bisschen diesen Eindruck, viele Fragen und denke immer mal wieder darüber nach - jetzt auch, da das AP halt ein Denkanstoss ist...

Wenn man mit liebevollen Eltern aufgewachsen ist, eine schöne/erfüllte Kindheit und Jugend hatte und einen guten Start ins Erwachsenenleben - ist es dann relevant, ob die Eltern "biologisch" sind/waren?

Und auch wenn es weniger "schön" ist/war bzw. vieles an Auseinandersetzungen ausgefochten wird - was bringt es einem zu theoretisieren, wie es gewesen wäre, wenn...???

Klar - im Jugendalter, wo im Prinzip fast jeder in gewissem Sinne gegen die Eltern rebelliert, will man so etwas vielleicht besonders wissen - man hätte dann ja eine gute Projektionsfläche, könnte sich wünschen/vorstellen, die "eigentliche" Mutter/Vater sei ganz toll und nur durch ein Missverständnis sei man nun bei diesen "nix kapierenden Spiessern" gelandet... ;-)))

Überhaupt befasst man sich da ja stark mit Fragen der eigenen Identität, mit dem wer man eigentlich ist, sein will, sein könnet... Und auch mit dem "Was wäre wenn" (was wenn ich andere Eltern hätte, in einem anderen Land leben würde... etc.).
Ich wage zu behaupten, dass in gewisser Form sehr viele Jugendliche solche Vorstellungen haben - ohne letztendlich WIRKLICH ihre Eltern/Lebensort tauschen zu wollen. Und ohne diese Möglichkeit.

Bei Jugendlichen, die adoptiert sind, besteht halt im Gegensatz dazu oft real die Möglichkeit, die "Bio-Eltern" evtl. kennenzulernen (zumindest theoretisch). OK. Aber ich frage mich - ist das wirklich sooo wichtig??? Solch ein Dreh- und Angelpunkt, dass dem Kind sonst etwas fürs Leben fehlen würde??? Etwas, worauf es ein Recht hat?
(Das heisst natürlich NICHT, dass ich ein Kind anlügen würde bzgl. seiner Herkunft! Ich würde alles wahrheitsgemäss sagen, was es wissen will, aber halt möglichst sachlich und ohne grosses "Brimborium" um die Herkunft.)

Die oben erstgenannten Jugendlichen müssen sich halt damit abfinden, dass sie nunmal diese einen Eltern haben und mit diesen da leben, wo sie leben. Aus dieser Ausgangssituation gilt es nun etwas zu machen, sein eigenes Leben zu gestalten.

Warum soll das bei Adoptivkindern ganz anders sein?
OK, biologisch/genetisch stammen sie von jemand anderem ab, aber diese hat sie weggegeben und sozial haben sie dann das Leben mit den Adotptiveltern verbracht! Leben mit diesen, teilen deren Gewohnheiten, Lebensstil, setzen sich mit ihnen auseinander... - und versuchen halt in der Pubertät, wie andere auch, IHREN Weg zu finden.

Wie auch immer - im aktuellen Fall (AP) wäre ich auf jeden Fall für Stillschweigen-Bewahren!

Generell ist das Ganze sehr komplex und ich habe halt so einiges an Fragen/gedanken dazu - siehe oben...

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@MM

Antwort von Keksraupe am 15.05.2011, 18:33 Uhr

hey

kennst du deine leiblichen Eltern? Oder: Warst du mal in der Situation, einen davon nicht zu kennen?

ich selbst kenne meinen leiblichen Vater nicht, und könnte bei deinem Beitrag gerade KOTZEN, wenn ich das mal so deutlich sagen darf. laut Lehrern und Nachbarn war meine mutter eine liebevolle Frau, ich müsse doch eine WUNDERVOLLE Kindheit gehabt haben.

ja, sie war so wundervoll, dass ich mit 14 freiwillig ins heim zog, 3 jahre Therapie brauchte, um überhaupt darüber sprechen zu können, was alles passiert ist, und aktuell wegen Kindesmisshandlung gegen meine mutter vor Gericht gehen (musste, weil mein Stiefbruder sie angezeigt hat, un dich als "Mitopfer" automatisch als Nebenklägerin? gesehenw erde vom staatsanwalt, ich hätte zwar meine Aussage verweigern können, aber trotzdem wäre ich als Opfer mit aufgeführt gewesen)

und selbst wenn meine Kindheit ganz ganz wundervoll gewesen wäre, so wüßte ich trotzdem gerne, wer mein leiblicher Vater ist.

auch wenn er ein RIESEN Arschloch sein sollte, ich möchte einfach WISSEN, wer er ist! ICH möchte FÜR MICH entscheiden können, ob ich ihn mag oder nicht...



ach ja: Ich verklage ab morgen meine Mutter, da ich den Namen wissen möchte. ich habe Zeugen, denen meine Mutter sagte, sie wisse, wer mein vater sei. Ich werde so weit gehen, dass ich auch keine Klage zurück ziehe, selbst wenn sie in Beugehaft gehen wird, und das wird sie dann müssen, denn auch der Staat will wissen, wer mein vater ist (beziehe Bafög) sodass das Gericht da wohl nicht so larifari mit umgehen wird...

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@MM

Antwort von kikipt am 15.05.2011, 18:36 Uhr

es geht leichter wenn man dem kind nicht "ansieht" dass es adoptiert ist.

bei uns ... wir "weiss" kind "schwarz" (oh gott bitte nun keine diskussionen wie man das sagen sollte oder nicht. danke)

es war uns von anfang an klar dass das kind es von anfang an wissen wird, dass wir das kind auffangen muessen...
wir wurden auch gefragt ob die farbe UNS kein problem machen wurde...
aber das unsere farbe dem KIND vielleicht mal ein problem bedeutet.... das war eigentlich nie ein thema beim adoptionsweg...

und klar kommen fragen.. wie waren meine biologischen eltern? wie haben sie ausgesehen? meine grosseltern? habe ich geschwister? warum wurde ich hergegeben? was ist wenn ich mal heirate.. kann doch theoretisch sein dass ich dann meinen bruder heirate..

es kommen sehr sehr viele fragen.. ich habe auf keine einzige eine antwort. und das, was ich weiss werde ich ihr sicher nicht erzaehlen. das kind muss nicht wissen dass ihre mutter sie eigentlich umbringen wollte...

laut unseren "farbigen" freunden und bekannten stammt sie aus angola. besser gesagt sie hat die gesichtszuege die form des kopfes etc aus der gegend. mal ein anhaltspunkt fuer sie. mehr aber nicht.

es werden ihr ganzes leben einfach fragen offen bleiben. und wir werden ihr nicht helfen koennen eine antwort dafuer zu finden

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Ich wollte hier niemanden...

Antwort von MM am 15.05.2011, 18:54 Uhr

... zum "Kotzen" bringen oder anderweitig angreifen, sondern habe Fragen aufgeworfen und dies auch so gekennzeichnet!

Habe ähnliche Argumente wie deine, aber auch die "anderen" von Betroffenen gehört. Weiss also selber nicht, was ich dazu denken soll. Sellber betroffen bin ich nicht.

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Re: @Keksraupe

Antwort von montpelle am 15.05.2011, 19:04 Uhr

Nur weil du auf Biegen und Brechen und ohne Rücksicht auf Verluste wissen möchtest, wer dein leiblicher Vater ist, so ist das nicht automatisch bei allen anderen Menschen, die einen oder beide leibliche Elternteil(e) nicht kennen, auch so.

Und einige Teile deiner dramatisierten Geschichte passten jetzt auch nicht ganz zum Thema.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von Sternspinne am 15.05.2011, 19:19 Uhr

Vielleicht kann sie ja direkt mit der Mutter ein Gespräch führen und ein bisschen mehr über die Hintergründe erfahren.

Vorab soll sie ihr allerdings absolutes Stillschweigen garantieren.
Möglicherweise wäre die Mutter sogar einverstanden ihre Daten zu hinterlegen bis das Kind erwachsen ist, oder sie sieht die ganze Sache wieder ein bisschen anders inzwischen?
Kann auch sein, dass sie erleichtert ist, dass sie eine neue Chance zugeschoben bekommt, ohne dass sie sich aktiv entscheiden muss, wer weiss?

Schlimmstenfalls bleibt alles beim alten.

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Holla die Waldfee!

Antwort von maja12374 am 15.05.2011, 19:44 Uhr

Die Babyklappen und anonymen Geburten wurden nicht aus Spaß eingerichtet sondern werden gefördert. Der Hintergrund der Sache ist/war die steigende Zahl von Säuglingsmorden!

Auch werden diese Säuglinge nicht einfach von Hinz und Kunz adoptiert sondern übers Amt zur Adoption frei gegeben. Es wäre ja sonst Menschenhandel, wie bei ner Leihmutterschaft.

Warum sollen Mütter die sich nicht in der Lage sehen das Kind aufzuziehen diese Möglichkeit nicht in Anspruch nehmen?

Wie oft wird rum gejammert und mit dem Finger auf Frauen gezeigt die ungewollte Kinder abtreiben lassen? Das ist Mord etc...nicht wahr??

Ist es dann nicht die pure Heuchlerei, wenn man Abtreibungen verachtet und anonym Gebährende an den Pranger stellt als Verantwortungslose? Niemand kennt die Umstände und nicht jeder lebt auf ner bunten Blümchenwiese wo alles schick und toll ist!!

Wäre es nicht Verantwortungsbewusster einem unerwünschten Kind trotz allem ein besseres Leben geben zu wollen, als das was man evtl nur bieten könnte oder gar nicht kann?

Schon mal daran gedacht, dass nicht jede Frau ne f*chge*le Schl*mpe ist die ohne nachzudenken mit allem und jedem in die Kiste hüpft?? Habt ihr ne Ahnung wie hoch die Dunkelziffer von Vergewaltigungsopfern ist?? Nicht jeder Vergewaltiger stülpt sich nen Gummi drüber!!!

Ihr kennt die Hintergründe der Kindsmutter überhaupt nicht und es geht Euch auch nichts an! Deine Freundin ist im übrigen immer zum Schweigen verpflichtet wenn es um Patienten geht! Ansonsten macht sie sich strafbar!

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von Reni+Lena am 15.05.2011, 19:56 Uhr

ich würde mich ans jugendamt wenden. Es gibt durchaus die möglichkeit Briefe zu hinterlegen die das Kind in einem betimmten Alter bekommt bzw die den Adoptiveltern übergeben werden können.

Lg reni

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Deswegen ja

Antwort von KlaraElfer am 15.05.2011, 20:02 Uhr

"unter Umständen"

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von mma ramotswe am 15.05.2011, 20:03 Uhr

schwierig - den wie heißt es doch so schön - gibt einem kind wurzeln und dann später flügel

tja die wurzel´n werden diesem wesen aber ein leben lang fehlen und er/sie wird sie permanten vermissen und sich später auf eine suche begeben die ihn ins nichts führt - kein schöner gedanke

klar haben diese anonymen geburten einen hintergrund bzw. zweck aber die kinder haben doch auch rechte

mfg

mma

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ich denke das ist äußerst schwer

Antwort von Bengelengelmama am 15.05.2011, 20:06 Uhr

doch ich denke den Mund zu halten wäre die beste Lösung.

Gäbe es für deine Freundin eine Möglichkeit mit der Mutter, die sie ja anscheinend kennt, privat/persönlich zu sprechen, und ihr so vllt. zu erklären weshalb es wichtig sein könnte wenigstens den Namen irgendwo zu hinterlassen?

Grundsätzlich sollte man diese Entscheidung respektieren, immerhin hat sie sich entschieden dem Kind eine Chance zu geben.....
Außerdem könnte das Alter der Mutter noch eine Rolle spielen.....

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Die Flügel...

Antwort von shinead am 15.05.2011, 20:24 Uhr

... wird das Kind durch sein Eltern erhalten. Die werden zwar nie die gleiche DNA haben, aber m.E. ist die soziale Komponente viel wichtiger.

Viele Kinder lernen zumindest einen Elternteil niemals kennen. Da wird nicht so laut nach dem Recht der Kinder gebrüllt...

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Mit Schweigepflicht hat das nichts zu tun

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 20:24 Uhr

Entsprechend des Personenstandsgesetzes ist jede Person, die von einer Geburt eines Kindes weiß bzw. an der Entbindung beteiligt ist, zur Anzeige gegenüber dem Standesamt verpflichtet.

Frauen, die ihre Kinder anonym entbinden und auch die beteiligten Personen handeln demzufolge RECHTSWIDRIG.

Es wird lediglich nicht strafverfolgt.

Schweigepflicht hat die Hebamme natürlich auch, aber im Prinzip hat sie eben auch die Pflicht eine Geburt standesamtlich anzuzeigen.

@ maja: Niemand hat hier jemanden verachtet oder ähnliches. Aber es ist eben nicht immer alles schwarz und weiß.

LG
S

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Shinead

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 20:25 Uhr

Siehe meine Antwort an Maja.

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Aber die "Wurzeln" in dem Spruch...

Antwort von MM am 15.05.2011, 20:27 Uhr

... sind ja nicht im biologischen/"biologistischen" Sinne gemeint!
Das finde ich dann schon etwas gewagt (bzw. fehlinterpretiert und gegenüber Adoptiveltern nicht ganz fair) zu behaupten, ein adoptiertes Kind ohne Kenntnis seiner "Bio-Eltern" habe diese dann automatisch nicht!

Es ist doch so gemeint, dass Kinder zunächst Liebe, Geborgenheit, Sicheriet, Verlässlichkeit... und meinetwegen auch Strukturen brauchen, etwas Festes, um wachsen und sich gut entwickeln zu können - eben "Wurzeln". Und dass man dann mit der Zeit als Eltern aber auch nichht vergessen sollte, dass sie zunehmend auch "Flügel" brauchen, also Freiheit, Kreativität und die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, allmählich ihren Horizont zu erweitern, sich "in der Welt" zu bewähren - und letztendlich in ihr seinen Weg zu finden.

Beides können Adoptiveltern ihren Kindern ohne Probleme geben! Und zwar egal, ob die biologischen Eltern bekannt sind oder nicht.

"Wurzeln" im Sinne, dass man seine biologische Herkunft kennt, hat ein Teil von ihnen nicht. Aber wie gesagt, so ist das ja nicht gemeint. Denke ich zumindest.

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Re: Die Flügel...

Antwort von mma ramotswe am 15.05.2011, 20:28 Uhr

ja du hast ja recht aber ich denke die suche bzw. der wunsch seine wurzeln zu kennen wird immer da sein und ist (folgen) garantiert nicht für das spätere leben zu verachten

mfg

mma

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Re: Aber die "Wurzeln" in dem Spruch...

Antwort von mma ramotswe am 15.05.2011, 20:32 Uhr

hallo mm

das magst du so sehen - ich sehe es anderes und es war auch nicht unfair gemeint aber der wunsch wird bei jedem mensch da sein zu wissen wo er her kommt und die ein oder andere eigenart oder was auch immer her hat

mma

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Mit der Logik....

Antwort von +emfut+ am 15.05.2011, 20:44 Uhr

.... wäre die Sprechstundenhilfe eines Abtreibungsarztes im Dauerkonflikt - denn auch Abtreibung ist nicht erlaubt sondern verboten und wird lediglich nicht stafrechtlich verfolgt. Und die weiß sogar Name und Adresse der Patientinnen.

Was wäre denn, wenn die Mutter bei einer anonymen Geburt sich verplappert. Nehmen wir mal an, sie braucht nach der Geburt noch Pflege und sagt einer Schwester in einer der doch sehr intimen Situationen, die dabei entstehen: "Ich bin übrigens Lieschen Müller!" Sollte die Schwester dann auch gleich hinrennen und petzen?

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Re: Die Flügel...

Antwort von shinead am 15.05.2011, 20:49 Uhr

Es ist ein Trauerprozess wie wir so viele im Leben durch machen. Aber man kommt darüber hinweg und ist dankbar über die Eltern die man hat!

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Abtreibung ist verboten???

Antwort von MM am 15.05.2011, 20:53 Uhr

Das ist mir neu! Ich dachte immer, in bestimmten klar definierten Fällen und bis zu einer bestimmten Schwanfgerschaftswoche ist sie erlaubt (unter bestimmten Auflagen, wie dass man zur Beratung geht etc.)?!

Bin verwirrt jetzt... Ich weiss, dass es in Deutschland etwas komplizierter ist als in machen anderen Ländern - aber verboten?

Hier in Tschechien ist sie jedenfalls erlaubt bis zu einer bestimmten Woche(sog. "Fristenlösung").

Ansonsten seh ich das genauso wie du! Also auf keinen Fall "petzen". Es ist einfach durch irgendeinen Zufall rausgekommen, wie besagtes Verplappern halt... - das ändert aber an der eigentlichen Sache nichts Grundlegendes, finde ich.

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@SPMFL

Antwort von shinead am 15.05.2011, 20:53 Uhr

Doch, es hat was damit zu tun.

Anscheinend bietet der Arbeitgeber der Hebamme die anonyme Geburt an. Wird sie jetzt die Daten weitergeben, wird das der Arbeitgeber nicht akzeptieren.

Selbst wenn ein Arzt Kenntnis von der HIV Infektion eines Ehemannes hat, darf er diese Information nicht an die Ehefrau weitergeben um diese zu schützen.

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Das Leid entsteht nicht zwangsläufig...

Antwort von Leena am 15.05.2011, 21:01 Uhr

"...ich denke die suche bzw. der wunsch seine wurzeln zu kennen wird immer da sein und ist (folgen) garantiert nicht für das spätere leben zu verachten "

Vorweg - ich bin nicht persönlich betroffen, ich kenne meine beiden Elternteile. Meine Mutter ist aber ein "Kriegskind" und kennt ihren Vater nicht, und meine Schwester kennt ihren Vater ebenfalls nicht, weiß nur einen Namen, sonst nichts. Um von meiner Schwester zu sprechen: So ein allgemeines "Grundsatzinteresse" an ihrem Vater ist, mehr oder weniger, vorhanden, aber es reicht nicht mal dazu, nach ihm zu googeln und ihn bewusst suchen zu wollen.

Es hat definitiv nicht jeder Mensch zwangsläufig den inneren Wunsch, seine Wurzeln kennen zu lernen, und nicht jeder Mensch, der seine "Wurzeln" nicht kennt, leidet darunter.

Es gibt Menschen, die leiden darunter, das will ich überhaupt nicht bestreiten. Aber es gibt auch Menschen, die nicht darunter leiden, und man kann vorher nicht wissen, was sein wird, wenn dieses jetzt neugeborene Kind aufwachsen wird.

Ach so, eine Anmerkung noch - ich denke, ich habe den Vater meiner Schwester im Internet "gefunden", er wird von einer Väter-Initiative als väter-freundlicher Jugendamtssachgebietsleiter erwähnt. Er scheint sich da also für die Rechte von Vätern einzusetzen, die Vater sein wollen und das, in gewisser Weise, quasi "nicht dürfen" - während er selbst seinem eigenen Kind kein Vater sein wollte. Er wird wissen, warum die Dinge so sind, wie sie sind - vielleicht.


Was die Ausgangsfrage hier im Thread angeht - wenn eine Frau zu einer anonymen Geburt ins Krankenhaus geht, wird sie sich darauf verlassen, dass die Geburt auch anonym bleibt, wenn sie dieses möchte. Die genaue Rechtslage wird der Frau wurschtegal sein, und wäre in meinen Augen nur eine "Ausrede" der Hebamme, die gern möchte, dass das Kind seine Wurzeln kennen lernen kann - für mich wird jedenfalls nicht deutlich, dass die fragliche Hebamme Angaben zur Mutter machen will, weil sie eigentlich zur Anzeige der Geburt verpflichtet wäre, sondern es scheint ihr doch eher um das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Herkunft zu gehen (versus Recht der Mutter auf eine anonyme Geburt).

Die Mutter wird sich darauf verlassen haben, dass die Geburt anonym ist und bleibt, wenn sie es möchte - und es wäre in meinen Augen nicht akzeptabel, dieses Vertrauen der Mutter zu missbrauchen.

Für mich wäre es ebenfalls nicht akzeptabel, quasi "heimlich" das Gespräch mit der Mutter zu suchen - allein das Wissen, dass da jemand ist, der gewissermaßen reden könnte, erzeugt Druck und Gegendruck und könnte mehr Schaden anrichten als nutzen.

Für mich muss die Loyalität der Hebamme definitiv bei der Mutter liegen und das bedeutet uneingeschränktes Schweigen - fertig aus.

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Re: @SPMFL

Antwort von suchepotentenmannfürsleben am 15.05.2011, 21:04 Uhr

Es geht nicht um den Arbeitgeber.

Schweigepflicht: es gibt übrigens auch Ausnahmen.
Was das HIV- Problem angeht, darf der Arzt durchaus unter gewissen Umständen die Schweigepflicht brechen. Beispielsweise, wenn der Ehemann nicht gedenkt seine Frau gegen Ansteckung zu schützen. Dazu gibt es bereits bestehende Gerichtsurteile.

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da ist garkeine diskussion notwendíg: die schweigepflicht ist in jedem fall zu wahren!

Antwort von malwinchen am 15.05.2011, 21:12 Uhr

deine freundin hat über diese frage nicht zu entscheiden, denn sie ist zum schweigen verpflichtet.

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Re: @SPMFL

Antwort von shinead am 15.05.2011, 22:27 Uhr

Ja, aber wann weiß der Arzt das?

Prophylaktisch darf er nichts tun.

Ehrlich gesagt fände ich es moralisch verwerflich die Dame ans Messer zu liefern.

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Re: Anonymisierte Kinder

Antwort von Carmar am 16.05.2011, 0:21 Uhr

Zitat: "Nun ist es so, dass von der Klinik angewiesen wird, die Anonymität der Frauen auf jeden Fall zu wahren."

Wenn sich die Hebamme nicht daran halten will, dann ist sie an solch einem Arbeitsort fehl am Platz.

Zitat: "Andererseits: hat das Kind nicht auch ein Recht auf seine Herkunft?"

Wenn der Name ausgeplaudert würde, und die Mutter sich daraufhin in ihrer Not (und in einer Notsituation wird sie sich fühlen, sonst hätte sie das Kind ja nicht anonym zur Welt bringen "müssen") das Leben nimmt, dann hat das Kind später zwar den Namen der Mutter, mehr aber auch nicht. Klärende Gespräche über das `Warum` kann es dann nicht mehr mit ihr führen.

Ich habe zwei Freundinnen, die ihren biologischen Eltern hinterher geforscht haben, fündig wurden und darauf hin meinten, es sei doch besser gewesen, nichts herausgefunden zu haben. Auch sowas gibt es.

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Ohne jetzt was schon gelesen zu haben und aus dem Bauch heraus

Antwort von Leewja am 16.05.2011, 10:11 Uhr

Nein, ich finde, sie ist ihrer Patientin gegenüber verpflichtet, die "Abmachung" einzuhalten.

Wo bliebe das Vertrauensverhältnis, wenn man nach Gutdünken die Anonymität aufhebt...?

ich glaube außerdem, dass viele Adoptivkinder v.a. drunter leiden oder litten (es geht ja immer mehr Richtung Offenheit der Adoptiveltern), dass sie von der Adoption selber nichts wussten,.

Meine Großmutter litt ihr Leben lang, sie hats selber mit 14 razusgefunden...

Ihre Mutter wollte sie eigentlich nie suchen, das war eher meine Mutter....

als dann Freunde von uns einen kleinen Jungen adoptierten und sie sah (ich bin so dankbar, dass sie das noch miterleben konnte), wie ersehnt, erwünscht und über alles geliebt dieses Kind ist, konnte sie sich damit versöhnen.

Natürlich wird es Erwachsene und Jugendliche geben, die sich auf die Suche machen wollen...und dann nichts finden können...



Aber wenn von den Adoptiveltern von Anfang an offen und vernünftig über die geschichte gesprochen wird, wird es seelisch zu verarbeiten sein.

ob es das für die Frau JETZT oder in 20 Jahren aber wäre, das ist nicht Euer Recht, das zu entscheiden!

Man könnte ihr raten, ein testament zu machen und wirklich sicher zu hinterlegen, in dem sie sich "offenn´bart", das würde dann nach ihrem Tod erst geöffnte, sie wäre also aus dem schneider.

Wievile "Leid" oder Kummer dass dann evtl. weiteren Kindern verursachen würde, ist aber auch nicht absehbar...


ich denke dabei natürlich auch immer an wichtige medizinische fakten---wenn z.B. familiärer brustkrebs auftreten sollte, könnte eine "anonyme" Tochter sich NICHT schützen, wäre NICHT gewarnt.

Schwieriges thema, muss ich zugeben...

aber ein Pfarrer dürfte das beichtgeheimnis ja auch nicht brechen, weil er gerade findet, dass das besser wäre...

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