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Geschrieben von Tante Lisbeth am 20.01.2015, 18:11 Uhr

Patriarchale Dominanzgesellschaft - da würde ich gern weiter diskutieren

Hallo!

Da ich beruflich noch nicht "eingestiegen" bin (ich befinde mich zwischen B.A. und Master und arbeite nur überbrückend als Dozentin) kann ich in Hinblick auf Karriere nicht viel mitsenfen.

Im Bundestagsbüro (dort habe ich während meines BA gearbeitet) waren wir eine reine Frauentruppe (da gab es auch Schwierigkeiten, das lag jedoch meiner Meinung nach nicht am Geschlecht) und ich habe auf dieser Ebene keine konkreten Erinnerungen daran, dass meine Chefin Probleme gehabt hätte was die Anerkennung ihrer Leistungen in dieser Position anbelangt. Wobei sie ja zu dem Zeitpunkt auch schon ganz "oben" angekommen war, da gab es nicht wirklich "Konkurrenz".

Dies war jedoch in den 2010ern, als sie schon recht bekannt war und über 20 Jahre Bundestag auf dem "Buckel" hatte. Ich erinnere mich jedoch an einen Zeitungsartikel, in welchem angezweifelt wurde, dass sie als Vorsitzende eines Ausschusses mit ihrem Studium der Religionswissenschaften überhaupt "angemessen" sei und genug Ahnung auf dem entsprechenden Gebiet haben könnte; eine ebenfalls nicht absolut "geschlechtsbezogene" Kritik. Ich hatte jedoch aus ihren Erzählungen den Eindruck, dass sie sich vor allem in den 90er Jahren extrem durchboxen und beweisen musste. Was sie gut geschafft hat!

Den schlimmsten Fall von Sexismus am Arbeitsplatz hat meine kleine Schwester 2013, direkt nach dem Schulabschluss, erlebt. Sie ist handwerklich sehr begabt und sehr selbstbewusst, 1er Abi, nicht auf den Mund gefallen. Sie hat sich mit 19 nicht für ein Studium, sondern für eine Ausbildung im Handwerksbereich entschieden. Sie war das einzig weibliche Wesen, neben ihr gab es noch einen weiteren männlichen Azubi. SIE sollte immer das Klo putzen (darüber hat sie sich beschwert), habe zu viele DUMME Fragen gestellt, am Telefon sagte ihr Ausbilder zu einer ihr nicht bekannten Person (das hat sie gehört): "Ja der Mike (Azubi1) jaja, der macht sich gut. Hm? Ach, das Mädchen..naja ist halt ein Mädchen, ne...". Und er machte absolut keinen Hehl daraus, dass er seine beiden Azubis (sie und "Mike") - nicht gleich behandelte. Sie musste putzen und Geschirr waschen, ständig Witze ertragen, auch über ihre angeblich zu "männliche Art" und ihre zu "laute Präsenz". So verhält sich eine "Dame" nicht, kein Wunder dass du keinen Freund hast...usw.

Übrigens hat meine Schwester bereits mit 16 neben der Schule 3 mal in der Woche bei einem Tischler gearbeitet (der leider nicht ausbildet). Sie hat WIRKLICH Talent fürs Handwerk. Sie hat den Ausbilder darauf angesprochen, was er damit meinte und vor allem warum er sie nicht direkt anspricht, wenn er ein Problem habe. Sie bat in einer offenen Runde darum, dass im Pausenraum bitte keine Pornos geschaut werden sollen, weil sie das sexistisch findet und sich dabei sehr unwohl fühlt. (Einstimmige Antwort: In der Pause können wir machen was wir wollen).

Sie hat offen den Dialog gesucht, hat sich total ins Zeug gelegt und am Ende hatte sie keine Chance. Sie hat die Ausbildung komplett abgebrochen, vollkommen desillusioniert und mit chronischen Magenschmerzen. Zumal auch noch von einigen Erwachsenen (wie ihrem Patenonkel) kam: "Ach, Lehrjahre sind keine Herrenjahre, so ist das als Azubi". Sie hat eine ziemlich "spezielle" Ausbildung angefangen (im Bereich Instrumentenbau, dieses Instrument spielt sie zudem auch seit ihrem 5. Lebensjahr), so dass es keinen anderen Betrieb gab, in den sie hätte einfach wechseln können (alle deutschlandweiten Betriebe dieser Spezialisierung sind untereinander bekannt, es gibt in Berlin z.B. nur 2 dieser Art). Jetzt ist sie in Südeuropa beim Zirkus als Akrobatin. Vielleicht wird sie irgendwann studieren, bisher hat sie noch nicht das Richtige gefunden.

So etwas finde ich einfach zum kotzen. Und das ganze im Jahr 2013, mitten in Berlin Prenzlauer Berg. Daher fürchte ich schon, dass das Thema Gleichberechtigung auch in Deutschland leider noch sehr aktuell und Engagement zeigen sowie auf solche Fälle und Mißstände aufmerksam machen sehr wichtig ist. Von Südamerika will ich gar nicht erst reden...

Ich bin mal gespannt, wie meine eigenen Erfahrungen sein werden, nach dem Master....

Viele Grüße!

 
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