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von Notre  am 11.08.2011, 17:40 Uhr

Wie oft muss ich noch die Starke sein?... lang

Oh Mann, ich glaub, ich muss mich wieder mal ausheulen.
Eine Hiobsbotschaft, nach der anderen.
Im Dezember ICH Krebs...
Im April rmeine Mama Krebs....
Und jetzt mein Bruder Krebs.....

Und immer erwarten alle von mir, dass ich die Starke spiele. Die Schulter, an der sich alle ausheulen und auskotzen. Klar, Krebs ist eine schlimme Krankheit und wenn man die Nachricht bekommt, dass jemand aus der Familie daran leidet, oder sogar man selbst, dann fällt man erstmal in ein tiefes Loch. Klar.

Aber warum denken immer alle, ich sei die einzig Starke in unserer Familie ? Ich bin nicht stark. Ich reiss mich einfach zusammen. Weil es eben SEIN MUSS !!!! Ich bin in unserer Familie das Nesthäkchen, die Kleine, die Jüngste. Die, die schon eine Scheidung hinter sich, die, die lange Jahre alleinzerziehend war. Die,die selbst ihre eigenen Probleme hat. Die versucht ihre Beziehung aufrecht zu erhalten, die versucht ihrem Kind soviel Liebe und Zeit wie möglich zu schenken. Die nur das Beste will, für alle. Nur nicht für mich selbst.

Als rein mit Euren Problemen in meine Seele und mein Herz. Es ist noch etwas Platz. Kein Problem. Krieg ich auch noch hin.

Ich will mich auch mal ausweinen. Warum denkt immer jeder, bei mir kann man sich Kraft holen. Ich hab selbst keine.....

Damals, vor 8 Jahren habe ICH, ICH ganz alleine meinen Vater vor dem Sterben gerettet. Er war Alkoholiker. Ich habe nicht mehr zu Hause gewohnt. Meine Mutter hat sich jeden Tag bei mir ausgeweint. JEDEN Tag. Keiner hat mal irgendetwas gemacht, oder ihm die Meinung gesagt, oder sonst irgendetwas. Mein Bruder hat es vollkommen ignoriert. "Nein. Unser Vater ist doch kein Alkohliker"..... Ich hab ihn sooft angerufen und ihm erzählt, wie schlecht es unserem Vater geht, dass er nur noch im Bett liegt, dass er seine Arbeit verloren hat, das er Blut kotzt, dass er nichts mehr isst, aber trotzdem einen Bauch hat wie ein Ballon, dass er morgens um 7 schon anfängt Schnaps zu trinken. Das er auf nichts und niemanden hört, Dass es unserer Mutter sehr schlecht geht, dass sie jeden Tag weint, dass sie zusammenbricht....... Niemand, absolut Niemand aus unserer Familie hat irgendetwas getan. NUR ICH..... ICH bin hochschwanger hin zu meinem Vater, hab ihn aus dem Bett gezerrt, hab ihn angeschrien, ihm gedroht dass er seinen Enkel niemals kennenlernen wird.... Mein Gott, ich hab gezittert, geweint.... Aber ICH musst die Kraft haben.... und ich hab es geschafft , er ist seit fast 8 Jahren trocken.... ICH, wieder ICH

Seitdem er trocken ist, ist er krank. Er hat alles erdenkliche, was man sich nur vorstellen kann. Depris, Herz, Kreislauf, Magengeschwür, täglich Kopfschmerzen, die Knochen tun ihm weh, er sieht nicht mehr richtig, er kann nicht mehr gut laufen, hören, sehen. Aber NEIN. Es ist ja alles in Ordnung. Dieses Jahr, hatte er einen Zusammenbruch. WER war sofort da ? Wer hat den Notarzt gerufen, wer hat die Mutter und die Oma beruhigt. Wer hat mit dem Arzt gesprochen ? Wer wohl ??? Warum ich ??? Ich bin die Kleine, die Schwache, ich will auch mal schwach sein dürfen. Ich bin nicht stark, ich tu einfach nur so. Weil EINER muss sich ja kümmern.

Dann, Im Dezember hab ich die Diagnose "Gebärmutterhalskrebs" bekommen. Urplötzlich. 5 Min. hab ich für mich alleine mal geweint, dann bin ich zu meinen Eltern rüber. Hab es ihnen gesagt. Sie weinten und ich hab sie getröstet und wieder die Starke gespielt.... Sie haben noch wochenlang geweint, jedesmal, wenn wir darüber sprachen. Auch an dem Morgen, als ich ins KH kam, zur OP, musste ich meine Mutter noch trösten. NEIN.... Mir war auch nach weinen, ich wollte weinen.... ich hatte Angst...... Aber ich hab für mich alleine geweint, wenn niemand in der Nähe war, ausser mein Freund. Ich musst stark sein, für meine Familie. So tun, als sei das alles gar nicht schlimm. Peanuts. Kleinigkeit. Ruckzuck ist alles vorbei, und es war nur ein Traum......

Dann, im April.... Meine Mutter.....Knoten in der Brust. Auch von heute auf morgen. ICH bin zu allen Untersuchungen mitgefahren. Keiner hat sich in der Lage gefühlt aus unserer Familie. Ich war dabei, als die Ärzte in Wiesbaden uns nach der letzten Untersuchung in einen Raum geführt haben. Mit 2 Professoren und 2 Psychiaterinnen sassen sie um uns rum und haben gesagt :" Frau....., wir haben keine gute Nachricht für Sie. Sie haben leider Brustkrebs. Sie müssen Sofort operiert werden und direkt im Anschluss Bestrahlung." Oh mein Gott. Mir ist schwarz vor Augen geworden. Total schlecht. ABER das durfte nicht sein. Meine Mutter brach zusammen. Und ICH hab sie in den Arm genommen, versucht zu trösten, ihr gut zugesprochen. Den Ärzten versucht zuzuhören. Mir alles zu merken. Den weiten Weg mit dem Auto nach Hause gefahren. Ich weiss bis heute nicht, wie ich nach Hause gekommen bin. Ich war stark. Ich habe meiner Mutter ununterbrochen gut zugeredet. Ihr Mut gemacht. Dabei wollte ich schreien, weinen, ausrasten. NEIN. Es ging nicht. Ich musste ja noch meinen Vater, meine Oma und meinen Bruder trösten und aufbauen.

Die OP hat sich hinter sich, die Bestrahlung auch. Vorletzte Woche kam sie aus der Reha wieder. Völlig in sich gekehrt. Ruhig, verschlossen. Lässt sich kaum noch blicken. Ständig geh ich rüber. Erzähl ihr schöne Dinge, will sie aufheitern. Aber ich hab Angst. Ich mach mir Sorgen um sie. Alle machen so, als sei alles supi. Ach der Mutter gehts doch gut. Der Alltag kann jetzt weiter gehen. Nein, es geht ihr nicht gut. Aber ich hab Angst sie darauf anzusprechen. Ich hab Angst davor, was sie mir sagt. Ich will nicht wieder trösten müssen und die Starke spielen. Ich will auch mal klein sein, mal traurig sein, mal weinen dürfen. Ich bin auch traurig......

Und eben erfuhr ich, von aussenstehnenden Leuten, dass mein Bruder angeblich "Prostatakrebs" haben soll. Ich wusste schon seit einiger Zeit, dass es ihm nicht gutging, hab auch immer wieder nachgefragt, wie es ihm geht und wann die Untersuchungsergebnisse kommen. Ich hab nie eine richtige Antwort bekommen. Meine Eltern scheinen es noch nicht zu wissen. Aber ich weiss, das ICH wieder die Starke sein muss.

Ich muss immer und überall die Starke sein. Alles soll ich mühelos wegstecken. Egal was.

Ich hab eine gescheiterte Ehe hinter mir. Woraus ein Kind entstanden ist. Auch da, muss ich stark sein. Mir nichts anmerken lassen, obwohl mir die Trennung, auch wenn sie jetzt fast 5 Jahre her ist, immer noch schwer zu schaffen macht. Wenn ich alleine bin, dann weine ich. Wenn ich bestimmte Liebeslieder oder Liebesfilme schaue, habe ich solche Herzschmerzen, weil ich an meinen Exmann zurückdenken muss, den ich mehr als jeden anderen Mann geliebt habe. Aber ich habe es nicht geschafft.

Jetzt grad diese Woche ist wieder so eine Scheiss Woche. Wir haben nichts mehr zu essen im Haus. Nur noch Brot, Brot, Brot. Nichts warmes. Leitungswasser trinken wir. Kein Klopapier mehr. Keine Butter, keine Milch. Geld ist alle.... einfach alle. Wie jeden Monat um diese Zeit. Rechnungen stapeln sich. KFZ-Steuer, GEZ, Versicherung.... und und und... Und, wie gehts weiter ? Keine Ahnung, es wird schon irgendwie weitergehen. Wie immer. Mir fällt schon was ein. Wie immer.

Alles läuft Scheisse in meinen Leben, schon seit Jahren. Und ich darf es mir nicht anmerken lassen. Weil, ich bin ja die STARKE....

 
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