Für alleinerziehende Eltern

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von spiky73  am 19.12.2019, 15:10 Uhr

Dankeschön!

Ihr Lieben,

vielen Dank für eure Meinungen, Anregungen und Denkanstöße.
Ich versuche mal, auf alles einzugehen und vergesse hoffentlich nichts.

1. Zum Thema Schule.
Natürlich "muss" das Kind wegen mir den Abschluss nicht machen.
Nur: wenn sie sich JETZT vorschnell abmeldet, kommt sie uU da einfach nicht mehr rein. Aber dazu unten gleich mehr.
Die Schule an sich war in den letzten Jahren auch nicht das Problem. Vielleicht habe ich das falsch oder missverständlich erklärt.
Sie hat sich in der Grundschule extrem schwer getan überhaupt in den Schulalltag hinein zu finden. Mit der Zeit hat sich das aber gelegt, die Noten haben sich stabilisiert, sie war von den Leistungen her befriedigend bis gut.
Dass sie die 10te Klasse an der Sozialpflegeschule dann wiederholen musste, schiebe ich persönlich einfach darauf, dass sie mit dem Wechsel von der einen auf die andere Schule zu kämpfen hatte. Sie hat in dem Schuljahr aber auch überhaupt nicht viel gemacht (das sagte sie selbst). Beim zweiten Anlauf war sie wieder auf dem Niveau von vorher (befriedigend bis gut) und hat sich in der 11ten Klasse vor dem Unfall noch gesteigert.
Als sie nach den Sommerferien wieder eingestiegen ist, waren die ersten Arbeiten noch besser als im Jahr zuvor (das kann aber auch der Wiederholungsbonus gewesen sein).
Insofern hat sich für uns eigentlich die Frage, ob sie auf eine Förderschule gehört, nie gestellt. Mit 11 wurde sie übrigens schon dahingehend getestet und der Bedarf wurde für sie ausgeschlossen...

2. Zum Thema Mitschüler.
Das ist halt ein völlig anderes Kapitel.
Sie fühlt sich immer von den anderen (früher Kindern, heute jungen Erwachsenen) missverstanden und ausgegrenzt. Nicht unbedingt gemobbt, aber eine falsche Bemerkung in ihre Richtung (so wie sie es dann auffasst), und sie hadert ewig lang herum und "mag" diesen Schüler dann einfach nicht.
Sie sagt aber auch selbst, dass sie keine Menschen mag. Außer ihrem Umfeld natürlich. Ich werde nach wie vor mit Liebesbekundungen überhäuft, und neulich (das war so eine süße Geschichte) hat sie mir beim Einkaufen mal gesagt, dass es sie beschäftigt, dass sie mich umarmen und mir sagen kann, dass sie mich liebt, meinen Mann jedoch nicht, weil sie sich nicht traut. Ich habe es ihm dann gesagt - und dann durfte sie ihn mitten im Laden drücken... :-)
Der Rest der Familie ist ihr auch sehr wichtig - wobei sie meine Eltern als "anstrengend" empfindet, aber das liegt wohl in der Familienhistorie begründet...
Und wenn man dann die Einschätzung von Lehrern, Sozialpädagogen, Therapeuten o.ä. hört, die bisher mit K1 zu tun hatten und sie in Gruppen Gleichaltriger erlebten, sagen die unisono, dass K1 von sich aus eine Distanz aufbaut, extrem schüchtern ist und sich in sich zurück zieht...

3. Freizeitgestaltung.
Ihr habt keine Vorstellung davon, wie oft wir uns schon den Mund fusslig geredet haben, sie solle in einen Verein gehen, etwas ehrenamtliches tun, unter Leute gehen, Kurse besuchen etc. pp. Unabhängig von dem Unfall und unabhängig davon, dass ihr das gerade JETZT sehr gut tun würde. Aber das lehnt sie entschieden ab, sie mag nicht. Weil: sie mag keine Leute (siehe 2., seufz). Eine Zeit lang hat sie bei meiner Mutter geputzt und sich so noch ein bisschen Taschengeld nebenher verdient - und ein bisschen Oma-Enkelin-Zeit verbracht, aber seit ein paar Wochen kann sie sich auch dazu nicht mehr so richtig aufraffen. (Da meiner Mutter aber im Januar nochmals eine OP bevorsteht, werde ich sie ermutigen, der Oma wieder zur Hand zu gehen, weil diese sie jetzt braucht. Das ist etwas, was sie dann wieder auf den Plan ruft, ich kenne ja mein Kind...)
Was sie gut kann, wo ihre Stärken liegen? Hmmm, sie interessiert sich für recht spezielle Dinge, mit denen ich wiederum nicht viel anfangen kann: Ich glaube, es gibt wenige Filme, die sie nicht schon gesehen hat - und sie sieht schon sehr, sehr lange (auch bevor sie das Alter erreicht hatte) und mit Freude Horrorfilme. Sie spielt gerne PS4. Liest Fantasy-Romane - und seit geraumer Zeit auch homoerotische Mangas (das ist mir völlig fremd, aber dafür scheint es einen riesigen Markt zu geben).
Was sie auch mag: Tiere. Was die Natur angeht, ist sie schon immer ein wandelndes Lexikon gewesen. Bei uns zuhause ist sie inzwischen zuständig für das Wohlergehen unserer Katzen, die meist in ihrem Zimmer abhängen. Und sie überlegt, sich Ratten anzuschaffen (ich spreche von Mehrzahl, da es Gruppentiere sind). Eine Tätigkeit im Tierheim scheidet allerdings aus. Wir hatten das mal ausprobiert, aber den Eindruck, dass die lieber unter sich bleiben und eigentlich keine neuen Helfer mehr möchten. Und Katzenklos saubermachen gehört nicht unbedingt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen (das macht Mama), daher hat sie auch Abstand davon genommen, Tierpfleger o.ä. in ihre Berufswunschliste aufzunehmen.

4. Suizidgedanken - Antidepressiva.
So blöd es vielleicht klingt, ich mache mir nicht so viele Sorgen darum, dass sie sich etwas antun könnte. Sie redet sehr offen darüber, wie es in ihr ausschaut - und sie sagt ganz deutlich, dass sie eigentlich nicht den Wunsch verspürt, ihr Leben zu beenden. Ich verbuche das eigentlich schon immer unter "Hilfeschrei", wobei ich ihr dabei nicht wirklich helfen kann.
Die Psychiaterin, bei der wir jetzt in Behandlung sind, sieht es gsd ähnlich. Sie sieht keine akute Eigengefährdung (und somit auch keine Grundlage für eine Zwangseinweisung) - und seitdem wir K1 gesagt haben, dass es völlig ok ist, wenn sie jetzt nicht zur Schule geht, weil es ihr nicht guttut, oder wenn sie komplett abbrechen wird, hat sie sich merklich entspannt. Sie sagt zwar, dass ihre Welt immer noch grau ist und sie oft keinen Sinn im Leben erkennen kann, aber zumindest ich habe den Eindruck, dass sie zumindest aktuell damit zurecht kommt. Ergibt das irgendwie Sinn?
Die Psychiaterin hat bei unserem Gespräch auf die Verordnung von Antidepressiva o.ä. bewusst verzichtet, weil zu dem Zeitpunkt davon ausgegangen wurde, dass sie innerhalb weniger Tage in der psychiatrischen Klinik vorstellig wird. Dass dort keine Diagnosestellung und ohne feststehende Diagnose keine Aufnahme erfolgt, konnte niemand ahnen.
Trotzdem denke ich (küchenpsychologisch), dass eine Behandlung mit Psychopharmaka ins Blaue hinein oder abschließende Diagnose zum jetzigen Zeitpunkt nicht angezeigt ist... Wenn man K1 gewähren lässt, geht es ihr ja auch verhältnismäßig "gut", bzw. sie kann mit ihrem Zustand umgehen. Meine Bedenken sind, dass Medikamente die Diagnostik verfälschen.
Und: nach ihrer Hirnverletzung sollte vielleicht abgeklärt werden, welche Medikamente sinnvoll und noch verordenbar sind und welche nicht...

5. Diagnosestellung - Anlaufstellen.
Die Klinik in Saarbrücken hat mir zwei Anlaufstellen genannt: Das Autismuszentrum Saar (Website) zur Information - und zur Diagnosestellung ein Autismuszentrum in Köln (auch die Website zur Kontaktaufnahme). Auf deren Website steht aber dick und fett, dass man sich nach erfolgter Diagnose gerne an sie wenden kann, dort aber selbst keine Diagnostik stattfindet. Auf der Saar-Website das gleiche - aber dort habe ich angerufen und man hat mir eine Klinik hier in der Nähe genannt (eben die, wo wir im Juni den Termin haben).
Die Uni in Tübingen hat auf ihrer Website stehen, dass sie Patienten aus einem Umkreis von ca. 50 km annehmen - und leider habe ich dort niemanden telefonisch erreicht, scheinbar sind die bereits im Weihnachtsurlaub. Aber die haben auch saublöde Telefonzeiten.
Weiter bin ich bisher nicht gekommen, es scheint aber nicht viele Einrichtungen für Erwachsene (dh. die Erwachsene testen) zu geben - wobei wir natürlich auch weiter weg fahren würden. Mannheim, Heidelberg, Kaiserslautern, auch Frankfurt, Mainz etc. sind kein Problem. Bei weiteren Entfernungen müsste man sehen, aber auch das würden wir gerne auf uns nehmen.

6. Behindertenstatus.
Wie gesagt, der Antrag ist gestellt. Zieht sich aber schon Monate hin, weil noch eine Bescheinigung der Uniklinik fehlte.

7. Sonstige Therapien.
Die Rehaklinik hat im Entlassungsbrief die Empfehlung gegeben, dass K1 im Anschluss noch Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie und Neuropsychologische Therapie machen sollte. Logo, Ergo und Physio waren schnell abgehakt, die wussten nicht, was sie mit dem Kind machen sollten, da sie sie als "austherapiert" empfanden. Physio hat ihr insofern geholfen, als dass der Therapeut sie massiert hat (Kopf- und Nackenmassage) und sie meinte, dass es zumindest zeitweise die Kopfschmerzen lindert. Ergo hat sie selbst nicht mehr weiter verfolgt, weil sie meinte, es bringt ihr nichts (er hat einfach Konzentrationsübungen gemacht als Überbrückung bis zum Ferienende).
Und es gibt nur einen Neuropsychologen im Saarland, der nur schwer zu erreichen ist - und der Wartezeiten von über einem Jahr hat. Das hat sie für sich ausgeschlossen. Der Neurologe meinte, ein "normaler" niedergelassener Psychotherapeut ist ausreichend, aber wie gesagt, unsere Therapeutin hat die Aufnahme in eine Tagesklinik empfohlen und fand ihren Ansatz zur Problematik meiner Tochter nicht passend.

8. Last but not least: beruflicher Ausblick.
Ich hatte ja bereits geschrieben, dass wir schon das Arbeitsamt (nenne ich jetzt mal so, schreibt sich kürzer) mit ins Boot genommen haben. Und heute morgen hatten wir einen Termin bei einer Berufsberaterin, die wohl Leute mit psychologischen Defiziten betreut.
K1 war vor einigen Wochen zu einem psychologischen Test (den gleichen hatte sie bereits 2015 absolviert), wo die Leistungsfähigkeit, Intelligenz, Wissenstand o.ä. ermittelt werden.
Der Test dauerte den halben Tag.
Herausgekommen ist, dass sie eigentlich bei dieser Sachbearbeiterin an der falschen Adresse ist. Sie ist im Vergleich zu ihren Mitschülern (Realschüler) überdurchschnittlich, im Vergleich mit Abiturienten durchschnittlich (was aber über ihrem derzeitigen Bildungsstand liegt, darüber hatten mein Mann und ich vorhin eine heftige Diskussion).
Man geht davon aus, dass sie eine gute Mittlere Reife machen kann und auch das Abitur locker schaffen wird (mit voraussichtlich durchschnittlichem Ergebnis).
Bzgl. ihrer Persönlichkeitsstruktur wirke sie schüchtern und zurückhaltend und nicht ihrem Alter entsprechend, sondern viel jünger (unreifer).
Wir sind jetzt so verblieben, dass die Berufsberaterin noch ein arbeitsärztliches Gutachten veranlassen wird (weil wie gesagt nur der psychische Bereich getestet wurde, nicht aber die körperliche Leistungsfähigkeit/mögliche gesundheitlichen Einschränkungen).
Ansonsten werden wir die Diagnosestellung abwarten und sie bis auf weiteres an der Schule belassen (wir werden allerdings versuchen, im Januar einen Termin mit dem Klassenlehrer zu machen, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen).
Wenn es endlich ein Ergebnis gibt und K1 auf keinen Fall die Schule zu Ende machen möchte, soll sie eine berufsvorbereitende Maßnahme machen (BVB).
Und wenn der Verdacht (Autismus) sich bestätigen sollte, hat sie aber gleich noch ein ganz anderes Spektrum an Maßnahmen zur Verfügung.
Unabhängig davon hat die Sachbearbeiterin sich mit einem Mitarbeiter des Autismuszentrums Saar in Verbindung gesetzt und einen Termin für Mitte Januar für uns vereinbart. Für eine erste Einschätzung und Beratung (NICHT Testung!). Und dieser Mensch soll evtl. auch schauen, ob er wegen Dringlichkeit unseren Termin vorverlegen lassen kann. Aber da werden wir halt bis Januar Geduld haben müssen. Ist ja auch nicht mehr sooo lang bis dahin.

Jedenfalls sind wir schon wesentlich entspannter.
Mein Bauchgrummeln ist weg, K1 wartet auf ihren Termin - und ansonsten schauen wir, was die nächsten Wochen so mit sich bringen werden...

Liebe Grüße und danke nochmals fürs zulesen,
Martina.

 
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