Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Oma am 16.06.2008, 22:03 Uhr

@Eleanamami

Oh nein, ich habe beruflich nichts mit Erziehung, Eltern oder Kindern zu tun. Ich bin einfach Mutter und Oma und werde mit zunehmendem Alter immer empfindlicher, was den oft so herzlosen Umgang mit Kindern betrifft.

Du schreibst: „Ich erlebe täglich, wie schwer die " Elternarbeit" ist! Bsp. Eine Mutter beklagt sich, dass ihr Kind keinen Respekt vor den Erwachsenen hat, erzählt im Beisein des Kindes über dessen angebliche respektlosigkeit....meine Versuche, das Gespräch umzuleiten ( ich wollte das Kind einbeziehen)schlugen fehl und als der Junge kleinlaut etwas sagte, herrschte sie ihn an " Wenn Erwachsene sich unterhalten, hälst du gefälligst deinen Mund!"

Das ist genau das, was mir immer bewusster wird. Exakt die Eltern, die Respekt von ihren Kindern fordern und das Einhalten von Grenzen verlangen, gehen absolut respektlos mit ihren Kindern um und SEHEN nicht mal die Grenzen ihrer Kinder, geschweige denn dass sie sie akzeptieren.

Ich hatte mal folgendes Erlebnis an der Wursttheke: Vor mir eine Mutter mit ihrer etwa 12-Jährigen Tochter und in der Babyschale auf dem Einkaufswagen ein wenige Wochen altes Baby. Es war wach und nuckelte zufrieden an seinem Schnuller. Langsam fielen die Äuglein zu, und dabei rutsche ihm der Schnuller aus dem Mund.
Es strampelte mit den Beinchen und ruderte mit den Ärmchen, immer aufgeregter (und wacher), das kleine Gesicht verzog sich allmählich, es fing leise an zu knüttern, dann zu meckern, dann zu weinen und letztendlich lauthals zu schreien. Das alles zog sich über Minuten hin. In der ganzen Zeit haben sich weder Mutter noch Schwester nur ein einziges Mal auch nur nach dem Baby umgedreht, geschweige denn ihm den Schnuller gegeben, damit es wieder Frieden findet :o(.
Nicht mal, als es sich in Panik geschrien hatte, kümmerten sie sich um das hilflose Bündel. Dabei wurden sie noch gar nicht bedient, sie hätten alle Zeit der Welt gehabt, den Zwerg zu beruhigen! Und ich stand dahinter mit Tränen in den Augen und habe gedacht, wie mag das Leben dieses Winzlings aussehen, wenn noch nicht mal die wenigen Sekunden Zeit drin sind, seine elementarsten Bedürfnisse zu befriedigen? Wie hartherzig ist diese Familie eigentlich? Was wird diesem Kind in seinen späteren Jahren mal anderes übrig bleiben als mit Extremverhalten ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit zu erlangen? Und nicht zuletzt fragte ich mich, ob ich nicht verpflichtet gewesen wäre, mit einer einfachen Handbewegung das Elend des Babys zu beenden. Ich bin sicher, wenn ich ihm spätestens, als es anfing zu knüttern und sich niemand kümmerte, seinen Schnuller gegeben hätte, wäre es friedlich eingeschlafen. Aber damit hätte ICH eine Grenze überschritten, oder?

Kürzlich waren wir mit unserem Sohn und seiner Familie in den Zoom Erlebniswelten in Gelsenkirchen. Und ich war mehr mit dem Beobachten von Familien beschäftigt als mit den Tieren. Es ist erschreckend, wie viele Eltern ungeduldig und barsch mit ihren Kindern umgehen. Und ich glaube nicht, dass ich dann nur zufällig einen „schlechten“ Moment erwischt habe.

Meine Grundeinstellung ist die, dass ich (m)ein Kind nicht schlechter behandeln darf als meinen Mann, meine Mutter, meine Schwester, meinen Chef, meine Kollegen eine Verkäuferin oder wen auch immer. Und niemanden davon schrei ich an, wenn er nicht tut, was ich will oder es nicht SO tut, wie ich es will. (Na ja, lassen wir meinen Mann mal außen vor *ggg*) Und schon gar nicht sperr ich jemanden ein oder schlag ihn auf die Finger, auf den Po oder gar ins Gesicht :o(. Was soll der so Gestrafte auch daraus lernen? Was soll ein KIND daraus lernen?

Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht…

Es ist mir schon als junge Frau nahe gegangen, wenn ich gesehen habe, wie manche Eltern mit ihren Kindern umgehen. Aber es ist extrem, seit meine Enkelkinder auf der Welt sind. Sie sind jetzt 4 und 5 Jahre alt. Und sie leuchten…..

Ich wünschte mir soooo sehr, dass es allen Kindern so gut geht wie diesen beiden.

Wie oft lese ich hier, dass Mütter von wenigen Monaten (!!!) alten Babys schon verzweifeln und angeblich total erschöpft sind, weil ihre Kinder noch nicht durchschlafen. Hmm, ich bin 18 Monate lang 12 – 20mal in der Nacht aufgestanden, weil mein Sohn, der tagsüber das pflegeleichteste Kind der Welt war, meist mehrmals stündlich aufgewacht ist. Kein Arzt fand den Grund. Und mein Mann ist in diesen 18 Monaten EIN einziges Mal aufgestanden und hat es dann noch nicht mal geschafft, das Kind zu beruhigen. Ja, ich bin auf dem Zahnfleisch gegangen. Ja, das geht an die Substanz, denn ich habe kaum mal mehr als eine halbe Stunde am Stück geschlafen. Trotzdem wäre ich im Leben nicht auf die Idee gekommen, ihn schreien zu lassen. Mir war „Urvertrauen“ auch mit 20 Jahren schon ein Begriff, und niemals hätte ich das aufs Spiel gesetzt, um mir das Leben leichter zu machen!

9 Jahre später stellte sich heraus, dass mein Sohn wohl als Säugling eine unerkannte Mittelohrentzündung hatte, die chronisch wurde und auf deren Basis sich ein Mittelohrtumor entwickelte, der eine sehr schwere OP erforderte. Lt. HNO konnte ich auch niemandem einen Vorwurf machen, weil eine MOE bei Säuglingen wohl sehr schwer zu diagnostizieren ist. Denn seine Ohren waren regelmäßig untersucht worden.

Er hatte also zumindest in den ersten Monaten schwere Schmerzen. Eine chronische MOE wird irgendwann schmerzlos, aber bis dahin hatte er wohl die Assoziation „mein Bett=Schmerzen“ entwickelt, da ja die Bettwärme die Schmerzen bei MOE verschlimmert.

Nach 18 Monaten war ich so erschöpft, dass ich nicht mehr auf das Schlafbedürfnis meines Mannes Rücksicht nehmen konnte, der bisher immer verweigerte, das Baby in unser Bett zu holen. Ich legte also meinen Sohn ins Ehebett, und von dem Tag an schlief er problemlos durch, denn mit diesem Bett waren ja keine negativen Erlebnisse verbunden.

Wie wäre mir wohl zumute gewesen, wenn ich Jahre später erfahren hätte, dass ich meinen Sohn hätte schreien lassen, obwohl er unerträgliche Schmerzen hatte???

Ich habe viele Nächte auf dem Teppich im Kinderzimmer verbracht. Und wenn heute eines meiner Enkelkinder krank ist, liegt mein Sohn auf dem Boden vor ihren Betten, weil er sonst nicht schlafen kann aus Sorge ;o). Ein 2-Meter-Mann, total cooler Typ, der aber feuchte Augen kriegt, sobald er ein Baby sieht…

Woran mag es liegen, dass so viele Kinder ihren Eltern so wenig wert zu sein scheinen? Dass man oft den Eindruck hat, sie seien nur lästige Anhängsel, Nervensägen, Spaßverderber, kleine Monster oder einfach nur Verhütungsunfälle?

Gab es tatsächlich schon zu allen Zeiten so viele Mütter, die ihre Kinder nach der Geburt umbrachten, mit teilweise unvorstellbarer Grausamkeit die Babys bei lebendigem Leibe auf den Müll werfen, in die Kühltruhe legen, in der Mikrowelle grillen oder was den kranken Hirnen sonst noch so einfällt?

Vor einigen Monaten waren an einem einzigen Tag in unserer Tageszeitung 6 (!!!) Meldungen über getötete Kinder. Sowas macht mich völlig fertig. Noch auf der Fahrt ins Büro liefen mir die Tränen übers Gesicht.

Je mehr ich lese, höre und sehe, umso aufmerksamer werde ich. Und umso trauriger. DAS meinte ich damit, dass ich nach Beiträgen wie denen von Butterflocke und hasebär73 lechze. Mir geht das Herz auf, wenn ich die Liebe, das Verständnis und die Empathie daraus lese. Und ich liebe es, glückliche Familien im Umgang miteinander zu sehen. Dann möchte ich immer ganz laut rufen: „Schaut alle her! So könnte es bei euch auch sein! Und es ist gar nicht schwer!“ *seufz*

Pädagogik/Entwicklungspsychologie sollte Pflichtfach werden, spätestens ab dem 5. Schuljahr.

Na ja, träum weiter, Oma…

LG Marion

 
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