Rund um die Erziehung

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Geschrieben von SusanneZ am 23.06.2006, 10:33 Uhr

@Krueml

Sorry, dass ich mich da jetzt noch einmische, obwohl schon mehrer darüber sprachen.

Ich habe mir mal überlegt, was die genannte Frühreife für die Erziehung für Konsequenzen zeigt. Also kognitiv sei sie eine 4-Jährige und emotional eine 2-Jährige. Sämtliche Kommunikation – auch deine K. mit ihr – wird vereinfacht zunächst von der emotionalen Gehirnhälfte verarbeitet und dann selektiv an die kognitive weitergeleitet. Sprich, alles was du deiner Tochter sagst, wird erst einmal emotional auf Basis einer 2-Jährigen verarbeitet. Wird das Wahrgenommene unterbewusst !!! nicht als verarbeitungswert erachtet, „verschwindet“ es aus dem Gehirn. Geben die Emotionen grünes Licht, dann wird es an die kognitive Gehirnhälfte zur gedanklichen, intensiveren Verarbeitung weitergeleitet, womit du mit dem „Wissen“ einer 4-Jährigen rechnen kannst (lt. den Ärzten).

Somit ist es ganz wichtig auch psychologisch emotional so zu kommunizieren, dass deine Tochter als 2-Jährige es nicht gleich „abwehrt“. Die Phasen der Kinder verstärken oder schwächen die ein oder andere Wahrnehmung und Verarbeitung einer Botschaft , weshalb auch die Phasen berücksichtigt werden müssen. Somit ergeben die Differenzen nicht wirklich ein psychologisch erzieherisches Problem, denn die Kommunikation ist auch hierbei machbar. Das einzige Problem ist, dass sie dich durch ihren Wissensdurst vermehr fordert.

Du schriebst: „Ich habe es ihr schon so oft erklärt, dass er z.B. Brezeln nicht haben darf und trotzdem gibt sie die ihm immer wieder. Wenn ich nein sage, interessiert sie das überhaupt nicht und macht einfach weiter. Also muss ich in solchen Situationen einfach durchgreifen. Genau so wie in gefährlichen Situationen, z.B. Wegrennen Richtung Strasse u.ä. Da MUSS sie einfach kapieren, dass ein nein von mir zählt, egal welche Ansicht sie dazu hat.“

Es ist ganz normal, dass Kinder nicht einfach die Erfahrungen der Eltern als eigenes Wissen übernehmen. Wäre auch schlimm, denn dann würden viele unserer Erfahrungen nur auf dem Wissen unserer Ururahnen beruhen. Und selbst wenn wir dann prüfen würden, wenn wir Erwachsen im Sinne des Gesetzes sind (18 J.), dann würde unsere schöne kleine Welt, die unsere Eltern uns aufgebaut haben, zusammenfallen wie ein Kartenhaus. Von daher hat es die Natur so vorgesehen, dass Kinder das Wissen der Eltern selbst erfahren wollen. Hier setzt dann der Ansatz von „Mama Heike“ ein. Hinzukommt, dass sie noch keinen Bedürfnisaufschub hinnehmen können (auch nicht eine 4-Jährige). Somit wird dein Durchgreifen – wie du es nennst - nicht fruchten. Auch Ablenkungen sind nicht mehr möglich, da dies bereits der Wahrnehmung deiner Tochter nicht mehr entgeht – auch ganz normal für ihr Alter.

Was also tun? Konsequent bleiben und auf dem Nein beharren? Ja, das bleibt auch hier der Ansatz, da du die Gefahr für deinen Sohn, die Tiere, für sie selbst,… abwehren musst. Warum klappt es dann trotzdem nicht? Das klare „Nein“ und die Begründung werden von deiner Tochter bereits emotional abgewehrt – sprich sie kann es dann gar nicht kognitiv bzw. gedanklich verarbeiten. Und sie hat das tiefe Bedürfnis den Bruder zu füttern. Das „Nein“ führt zu einer Forderung nach BedürfnisAUFschub, was sie allerdings nicht leisten kann. Noch dazu wirst du ihr sagen, er wird „krank“, er kann „sterben“,… Auch das möchte sie natürlich testen, ob du Recht hast. Schnell stellt sie fest, dass dies nicht eintritt. Denn sie erwartet das Eintreten der Situation sofort und kann die Folgen ihres Handelns auch nur sofort mit dem gerade Gehandelten in Verbindung bringen. Somit schließt sie daraus, dass du nicht Recht hast. Weiteres hat „Mama Heike“ ja schon beschrieben. Was ist denn nun zu tun? Ganz einfach, die Situation entschärfen, indem du eine kleine BedürfnisVERschiebung vorschlägst und das ganze psychologisch emotional gut verpackst, damit es eine Chance auf gedankliche Verarbeitung erhält. Sage ihr NICHT NUR, „Nein, du darfst das nicht. Dein Bruder kann davon krank werden.“ Nimm als logische Konsequenz die Brezel weg, bevor schlimmeres passiert) und sage auch (nach dem evtl. Wutanfall, wobei du ihr erstmal das Wutkissen reichen darfst und sie anschließend tröstest): „Aber, wenn du möchtest, DARFST du deinem Bruder xyz zu Essen geben.“ So erhält sie die Chance dem Bedürfnis nach Füttern des Bruders nachzugehen, da ja der Aufschub nicht funktioniert. Erkläre ihr auch, dass sie bei Fütterungsbedarf zu dir kommen soll – evtl. gelingt es auch das Fütterungsbedürfnis auf die Essenszeiten des Bruders zu lenken.

Was ist nun mit der Straße? Gib ihr etwas in die Hand, was sie als die Große direkt zum Auto bringen DARF. So hat sie eine konkrete Aufgabe und rennt nicht gedankenlos nach draußen. Ansonsten gilt natürlich auch hier das was „Mama Heike“ angebracht hat – das Testen-wollen.

Was ist mit den Fischen? Aus motorischer Sicht und aus ihrem „Wissen“ samt ihrer „Erfahrung“ heraus, versteht sie es nicht wie die Fische behandelt werden müssen. Auch die geübte Motorik dürfte noch nicht so weit sein. Entschärfe die Situation, indem sie die Fische mit dir zusammen, aber SELBER, füttern darf. Leite sie konkret und liebevoll dazu an. Sage ihr, dass wenn sie etwas bei den Fischen machen möchte, soll sie dich rufen (evtl. kindgerechte Begründung erfinden, wozu). Auch DARF sie sie mit sauber machen, so wie die Großen.

Ob nun genau diese Empfehlungen fruchten, wird deine Tochter entscheiden. Da ich sie und ihre Bedürfnisse nun nicht genau kenne, weiß ich natürlich nicht, ob die Richtung der Verschiebung zu ihr passt. Wichtig ist, dass du stets eine BedürfnisVERschiebung statt einer AUFschiebung machst, emotional sowie kognitiv altersgerechte Kommunikation anwendest und die Psychologie dabei nicht vergisst und all dieses konsequent anwendest. Deine Tochter zeigt ein ganz normales Verhalten und auf diesem Gedankengang solltest du handeln.

Trotzdem würde ich dir empfehlen zu einem Kinderpsychologen mit deiner Tochter zu gehen. Dennoch wäre es falsch zu denken, dass er bei deiner Tochter ansetzt. Denn das ist unmöglich – schließlich ist sie die Abhängige in eurer Beziehung. Sodass sie nur Reaktionen zeigen kann. Auch er wird also an deinem Verhalten arbeiten. Auch wenn deine KiÄ sagt, du machst alles richtig – siehst du an der Reaktion deiner Tochter, dass dies nicht so ist. Der Satz „Mein Verhalten ist vollkommen richtig, nur fruchtet es nicht.“ zeigt, dass du bisher nicht verstanden hattest wie eine solche Kommunikations-Beziehung funktioniert. Auch die Frühbegabung ändert nichts an der Grund-Lösung solcher Probleme. Von daher versuch es mal mit obigem Lösungsansatz.

Leider kenne ich keinen guten Kinderpsychologen. Aber die Warteschlangen sind glaub ich überall lang. Bis zu nem halben Jahr kann das dann schon mal dauern. Drücke dir die Daumen, dass du einen nicht so ausgebuchten findest und dass du die Situationen vielleicht schon vorher entschärfen kannst.

LG SusanneZ

 
6 Antworten:

Re: hast ja inzwischen...

Antwort von SusanneZ am 23.06.2006, 12:07 Uhr

...unten nochmal gepostet. Du machst das schon irgendwie. Vielleicht kannst du irgendwann mal schreiben, was der Psychologe dir geraten hat. Bin echt gespannt was genau er ändert und was klappt.

LG

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an Susanne

Antwort von mamaselio am 23.06.2006, 12:42 Uhr

Wow! Ich habe deinen Beitrag zweimal gelesen (genauso wie den von Mama Heike).

Bin tief beeindruckt. Deine und auch Heikes Beitraege sind immer interessant, ich lese mit Spannung.

Und du bist wirklich 25 und hast KEINE Kinder? Kaum zu glauben...

Gruss
Christiane

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Re: Danke...

Antwort von SusanneZ am 23.06.2006, 12:50 Uhr

...und weiterhin viel Spass beim Lesen.

LG Susanne

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@SusanneZ- auch mein Dank

Antwort von Mama Heike am 23.06.2006, 21:47 Uhr

Also ich fand dein Beitrag auch Klasse, wobei ich auch zweimal lesen mußte. So viel Wissenschaft auf so wenig Zeilen. Schön, dass auch Postings mit Tiefgang gibt, die zum Nach- und Mitdenken anregen, man lernt ja nie aus.

Danke für deine Mühen.

Liebe Grüße
Heike

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Wie Recht Ihr habt!

Antwort von Minimaus2 am 23.06.2006, 22:19 Uhr

Danke Susanne und Mama Heike vielmals für Eure Beiträge. Ich werde sie mir ausdrucken und bei Bedarf immer wieder zu Gemüte führen.....
Ich hatte früher diese kommunikative Ebene mit meiner Tochter, dieses Miteinander statt Gegeneinander. Es war so herrlich, wir kamen prima aus, sie hörte auf mich, wenn es wichtig war (und wenn es nicht wichtig war, sagte ich auch nichts), Machtkampf war ein Fremdwort- und ich frage mich immer wieder, wieso ich dann irgendwann in die Erziehungsfalle (so nenne ich das) getreten bin. Mit der Geburt ihres Bruders geriet ihre kleine Welt ins Wanken und meine Kräfte irgendwie auch. Papa war beruflich weg, der Kleine hielt nichts vom Schlafen, die Nächte waren sooo kurz, meine große kleine Tochter auf einmal so verändert.... Tja, es war meine Schwäche, da irgendwann mit "Wenn Du nicht, dann..." zu beginnen und sogenannte logische Konsequenzen einzusetzen. Seither hört auch sie nicht mehr, tut das Gegenteil von dem, was ich sage und versucht sich an Machtkämpfen. Und wenn
es die gibt, stimmt etwas ganz gewaltig nicht mehr. Deshalb kämpfe ich heftig. Aber nicht, um Machtkämpfe mit meiner 3,5jährigen Tochter zu gewinnen, sondern darum, wieder zu meinem alten Verhalten zurückzufinden. Das ist verdammt schwer. Einmal ins "Laß das, tu dies..." verfallen, ist es schwer wieder damit aufzuhören. Erst wenn ich das längere Zeit durchziehen kann, wird meine Tochter wieder auf mich hören. Und auch für meinen kleinen Sohn wünsche ich mir diese Ebene der "Erziehung".
Dank Susannes und Mama Heike`s Beiträgen fühle ich mich in meinem Kampf so richtig bestärkt! Danke!!!

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Re: Du schaffst das!

Antwort von SusanneZ am 23.06.2006, 23:32 Uhr

Es ist nicht einfach aus einem Muster auszusteigen, denn Muster sind doch sooo bequem. Aber die Einsicht und der Erfolg werden dir zur Seite stehen und deine Motivation auf die Spitze treiben ;-)

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