Rund um die Erziehung

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Geschrieben von solelo am 06.04.2007, 3:23 Uhr

@Trinity0815 wegen AE und NE nochmal

Liebe Trinity,

aber nee, das ist doch ganz falsch (jedenfalls nach meiner Def ;-)). Was du beschreibst ist eindeutig Nichterziehung. Antiautoritäre Erziehung ist - wenn es überhaupt einen Unterschied so, dass GERADE so was dann eben TROTZDEM NIEMAND der "Boss" wird. Was wir in der Mailingliste (komm doch Mal dazu! :-)) ausklamüsert haben war wenn schon, dass bei AE eben auch natürliche Grenzen nicht beachtet wurden - das war unser vermuteter Grund, warum damals AE irgendwann den Bach runter ging; weil manche Leute es entweder gelebt oder das Gerücht verbreitet haben, dass man bei AE auch bei natürlichen Grenzen die Schultern zuckt, quasi, will das Kind über die stark befahrene Straße, lässt man es, will das Kind auf den gedeckten Frühstückstisch klettern, dann lässt man es und sagt eben BLOSS nichts autoritäres à la Boss.

Was du beschreibst, ist genau das, was NE machen würden – wenn es nicht anders geht, was willst du denn machen? Ob es geht hängt manchmal eben auch von der Geduld die du hast ab. Bei uns gibt es auch so eine Sache: Schule - darüber wird nicht diskutiert – und da mache ich es genauso: "Es tut mir jetzt sehr Leid, aber...." Ich verstehe sie und alles, dass sie Schule kacke findet und so und kann auch Mal ein Auge zudrücken, aber ich bin der Boss in Sachen Schulpflicht denn ich könnte einen Kampf mit dem Behörden nicht ertragen und eigentlich weiß auch sie, dass das, was auf uns zukäme ein extremer Stress für uns alle bedeuten würde. Sie MUSS halt hin – trotzdem bemühen wir uns gerade darum, dass sie die Schule wechseln kann etc.

Ich kann mir vorstellen, dass solche Dinge auch mit meinem Kleinen bald passieren, wie du sie beschreibst – nachdem man alles mögliche probiert hat würde ich genauso handeln und eventuell bleibt auch gar keine Zeit, alles mögliche auszuprobieren :-)

Allerdings gibt es durchaus noch friedlichere Varianten - www.enjoyparenting.com ("title list" klicken) ist da ganz klasse dafür, aber mir gelingt das nicht immer. Heutzutage hat man oft gar keine Zeit, aber ich bin sicher, mit Geduld und Zeit für Geduld würde man solche Situationen häufiger vermeiden oder besser meistern können. Jedenfalls alles nicht schädlich, erziehen willst du ja eh nicht, ist nur eine Notlösung und die Kinder wissen, dass wir uns stets Mühe geben, ihre Freiheit zu respektieren, da drücken die schon Mal ein Auge zu – drücken sie doch bei Erziehern soooo oft sooo viele Jahre lang sooo viele Augen zu ;-) Das würde ja sonst nicht angehen können ;-)

Wo hast du denn diese AE-Definition her?

Gruß
Johanna

Zitat:
Hallo Johanna,
ich denke, der entscheidende Unterschied ist der, das AE durchaus autoritär werden kann. Auch, wenn das auf den ersten Blick widersprüchlich klingt. *g*

An dem Punkt, wo es gefährlich wird, bzw. wo die Grenzen der Bezugsperson überschritten wird (oder die anderer).

Mein Sohn hat durchaus schon kreischend und tobend im Buggy gesessen, weil einfach GAR NICHTS mehr ging, er nicht mehr ansprechbar war und ich den Konflikt dann einfach "ausgesessen" habe.

Es gibt immer mal wieder Situationen, wo wir an einen Punkt kommen, wo ich als Erwachsener entscheide, was passiert.
Natürlich nicht ohne Erklärungen und sicher auch ganz ohne nachträgliche ausgedachte Konsequenz.
Aber dann bin ich einfach der Boß.

Und mittlerweile auch bedeutend seltener, weil man gut mit ihm reden kann und er oft erstaunlich einsichtig reagiert.

Aber während der Trotzphase wars zum Teil echt heftig und dann hatte ich z.B. ein kreischendes, sich windendes Kind an der Hand.

Einfach, weil Sohni nicht einsehen wollte, dass es KEINE gute Idee ist, sich in einer belebten Fußgängerzone wieselflink vom Acker zu machen.
Weil er "schon mal zum Eiscafe vorgehen" wollte, Mama aber noch was dringendes zu erledigen hatte.

Sicher kann man so einen Konflikt auch auf der Nichterzieher-Ebene lösen, aber ich hab in einem solchen Fall ganz klar gesagt:
"Tut mir leid für Dich, dass Du jetzt so sauer bist, aber wir gehen ERST zur Bank, weil ich was bezahlen muß (und das ist wichtig, das darf ich nicht vergessen) und DANN haben wir ganz viel Zeit für alles andere."

Dann durfte er sich gerne auskreischen und austoben, aber wir haben es so gemacht, wie ICH es gesagt hatte. Weil ich manchmal Prioritäten setzen MUSS. Ich BIN z.B. ziemlich schusselig. *g*

LG
Trinity
/Zitatende

 
12 Antworten:

Re: @Trinity0815 wegen AE und NE nochmal

Antwort von Trinity0815 am 06.04.2007, 9:56 Uhr

Das hier trifft es ziemlich gut, zumindest meinem Empfinden und Verständnis nach:

Versucht man eine Definition antiautoritärer Erziehung über Inhalte, so ist festzustellen, dass sie als Ablösung der als autoritär verstandenen, herkömmlich praktizierten Erziehung verstanden werden muss. Sie fordert, dass Autorität niemals ungeprüft und unkontrolliert akzeptiert werden darf, sondern in jedem Fall auf Begründungen, Zusammenhänge, Sinn und Konsequenzen hin geprüft werden muss. Antiautoritäre Erziehung wendet sich damit in erster Linie gegen jene Argumentationskomponente, die eine argumentative Legitimation verweigert und sich stattdessen auf Machtbefugnisse stützt. Um besser zu verstehen, wogegen sich die "Anti"-Haltung dabei wendet, bedarf es einer Analyse von Autorität in den pädagogischen Praxisfeldern von Elternhaus, Vorschule, Schule usw. Erst dadurch wird konkret sichtbar, wogegen sich antiautoritäre Erziehung wendet. Antiautoritäre Erziehung richtet sich gegen die angemaßte personale Autorität der Eltern und Lehrkräfte (der Erwachsenen schlechthin). Die damit verbundene freie Verfügungsgewalt über das Kind lehnt sie ab und wehrt sich gegen die Herrschafts- und Machtstrukturen in Familie und Schule. Man gesteht dem Erwachsenen keinen Rangabstand und keine Privilegien zu. Ein Vorsprung an Alter, Erfahrung, Wissen und fachlichen Qualifikationen darf nicht als Legitimationsgrundlage für Autorität ausgelegt werden, aus der sich Rechte und Befugnisse ableiten lassen können.
Eine radikale Ablehnung erfährt auch das hierarchische Gefälle zwischen Erwachsenen und Kindern. Das aktive Eingreifen in den Entwicklungsprozess soll deshalb eingeschränkt werden. Weiterhin wendet sich antiautoritäre Erziehung gegen die dominativ-repressiven Strukturen im Erziehungsprozess. Sie wendet sich also gegen eine Erziehung mit Befehlen, Vorschriften, Anordnungen, Verboten, Tadel, Drohungen, Zwängen, Strafen und Sanktionen.

AE und Laissez-Faire haben nichts miteinander zu tun. Es ist aber wohl kaum was derartig mißverstanden (und wohl auch falsch angewendet worden) wie AE. Daher wimmelt es auch nur so vor Mißverständnissen. *gg*

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Re: @Trinity0815 wegen AE und NE nochmal

Antwort von ny152 am 06.04.2007, 11:03 Uhr

zwei sätze werden nicht-erziehern sauer aufstoßen:

-> Sie fordert, dass Autorität niemals ungeprüft und unkontrolliert akzeptiert werden darf, sondern in jedem Fall auf Begründungen, Zusammenhänge, Sinn und Konsequenzen hin geprüft werden muss.

und

-> Das aktive Eingreifen in den Entwicklungsprozess soll deshalb eingeschränkt werden.


ich glaub, ich muss nicht erläutern, warum...

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Re: @Trinity0815 wegen AE und NE nochmal

Antwort von solelo am 06.04.2007, 11:10 Uhr

Liebe Trinity,

danke für die Antwort. Wo ist der Text her?

Gruß
Johannna

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Re: @Trinity0815 wegen AE und NE nochmal

Antwort von Trinity0815 am 06.04.2007, 11:52 Uhr

Eben. Daher sag ich ja: So GANZ auf der Nichterzieher-Schiene fahre ich nicht, da ich durchaus "autoritär" eingreife. Wenn es notwendig ist.

AE richtet sich nicht gegen JEDE Autorität sondern gegen solche, die unreflektiert und willkürlich in die Persönlichkeitsrechte des Kindes eingreift und es damit unterdrückt.

Und das fängt halt schon im Kleinen an, wenn ich ihm z.B. vorschreiben will, wann es zu schlafen oder zu essen hat.

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Re: @Trinity0815 wegen AE und NE nochmal

Antwort von Trinity0815 am 06.04.2007, 11:57 Uhr

Guck mal hier:
lisa.mmz.uni-duesseldorf.de/~histsem/jugendkultur/index/Antiautoritaere_Erziehung.htm - 18k

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hmMMmmmmmMMmmm

Antwort von solelo am 06.04.2007, 12:58 Uhr

Hm, OK, das könnte dann das Missverständnis gewesen sein, eben dass man dachte, es sei wirklich gegen JEDE Autorität gerichtet.

Aber Autorität ist ja nicht gleich = Erziehung, von daher richtet sich auch Nichterziehung gegen jegliche Autorität. Sowieso gehen NIchterzieher davon aus, dass sie durchaus eine "Autorität", nur eben eine vom Kind gewählte – mein Kind sieht mich als "Autorität" an, weil es von mir Orientierung will und auch mitunter verlangt, weil es mich respektiert.

Wenn Autorität nicht gleich = Erziehung ist, dann heißt Nichterziehung auch nicht, dass keinerlei Autorität "erlaubt" sei, es sei denn, diese wird erzieherisch verwendet.

Ich glaube, hier kommt einiges durcheinander (ist aber nicht so schlimm). Es ist einfach so, dass viele Nichterzieher noch zusätzliche "Bausteine" hinzunehmen (oder Nichterziehung ein Baustein ist und Grundlage war was anderes). Bausteine können sein:
- gleichzeitig auch "antiautoritär" zu sein
- attachment parenting/CC (Familienbett, Langzeitstillen, Tragen auch als einzelne Bausteine "wählbar" ;-))
- Gleichberechtigung in der Familie
- Konsens oder Demokratie
- die Freiheit der Kinder besonders achten oder unterstützen
- ...

... solange all diese Dinge "nicht erzieherisch" in Verwendung kommen, ergänzen sie die Form des Zusammenlebens. NICHTERZIEHUNG bedeutet aber erst Mal nur das: Nicht zu erziehen. Dabei kann man so aufbrausend und autoritär sein will man will (wenn man das nicht schlimm findet oder wie auch immer), solange es eben nicht erzieherisch verwendet wird.

Erstrebenswert finde ich persönlich solche autoritären Ausbrüche nicht, aber vermeiden kann ich sie nicht immer. Manchmal werden sie vor allem bei meiner bereits über mehrere Jahre hinweg erzogenen Tochter wohl noch "erzieherisch" rüber kommen, aber so langsam haben wir den Dreh raus, sie weiß, sie hat auch wenn ich mich aufrege die Freiheit, so zu handeln, wie sie es will – sie sagt das dann auch: "brauchst mich deshalb nicht anzuschreien" z.B. ;-)

Da ich es nicht erstrebenswert finde, suche ich und übe auch stets Strategien, wie ich solches Aufbrausen vermeiden kann und werde erfolgreich immer besser (ich schwärme immer wieder von enjoyparenting.com, sehr hilfreich dabei), deine Reduktion von bestimmt 90% habe ich im letzten halben Jahr durchaus erreicht. Außerdem fallen ja auch sowieso so viele Reibungspunkte weg, wenn man aufhört zu erziehen und die Übergangsphase vorbei ist.

Ich finde das eine schließt das andere nicht aus und es gibt sicher ganz viele Erzieher, die "nicht autoritär" sind, z.B – das sind vielleicht die "Erzieher Light" :-)

Gruß
Johanna
www.unerzogen.de

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oho

Antwort von ny152 am 06.04.2007, 14:11 Uhr

nach deiner definition bin ich nicht-erzieherin und keine erzieherin light. denn meine autoritären ausbrüche (ich nenne es mal so, obwohl es schrecklicher klingt als es ist) haben KEINEN erzieherischen hintergedanken. ich bin in bestimmten NICHT autoritär, weil ich mein kind erziehen möchte, weil ich möchte, dass ein bestimmtes verhalten nicht wieder auftaucht, sondern weil ich in diesem konkreten moment und in dieser konkreten situation eine lösung für ein problem verordne. das bezieht sich nur auf das konkrete problem und soll keine nachhaltige wirkung haben.

verdammt, bin ich jetzt doch nicht-erzieherin?

*grins*

ich nehm` das humorvoll ;-)))

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Re: oho

Antwort von solelo am 06.04.2007, 14:25 Uhr

Hab ich's doch schon immer gewusst ;-) Endlich verstehe ich, wieso du dich immer so abgrenzen "musstest". Grobes Missverständnis.

Allerding sind wir uns doch einig, dass Nichterziehung hin oder her, autoritäres Verhalten nicht erstrebenswert ist, oftmals sicher andere Möglichkeiten gegeben gewesen wären und wir doch weitestgehend lösungsorientiert handeln wollen, und an dieser Lösung alle Beteiligten arbeiten können/sollen, mit einer gleichberechtigten Stimme?

Ich glaube dieses "Problem" mit dem manchmal "autoritären Verhalten" passiert nur bei Kleinkindern bis sie Vernunft entwickeln und man dann miteinander richtig reden/verhandeln/Probleme GEMEINSAM lösen kann. Es entsteht auch nur, weil unsere Gesellschaft so verkorkst ist und sooo viel einfach "nicht geht", was aber ideal wäre (Straßenverkehr, Strom, Kleinfamilie, Verbrecher und sonstige Gefahren). Mit größeren Kindern wird Aufbrausen nicht mehr als Freiheitsentzug empfunden werden und man kann viel besser verhandeln/sprechen – die Kinder lassen sich dann auch eh nicht erziehen, hat man noch ein bisschen Rest-erzogen.

Ich glaube kein Nichterzieher mag wirklich autoritär sein oder sich dieses Recht "gerne" vorbehalten, aber wir sind "auch nur ein Menschen" und oft zu unkreativ/ungeduldig oder müssen dies sein (Termindruck, Geldmangel, Gesetzeslage (siehe Schulpflicht)).

Willkommen jedenfalls ;-) LOL

Gruß
Johanna

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Korrektur: Aber Autorität ist ja nicht gleich = Erziehung, von daher richtet sich auch Nichterziehung NICHT gegen jegliche Autorität o.T.

Antwort von solelo am 06.04.2007, 14:27 Uhr

.

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;-)

Antwort von ny152 am 06.04.2007, 14:54 Uhr

danke *g*

für einen waschechten nicht-erzieher fehlt es mir aber an der entsprechenden ideologischen färbung. und wahrscheinlich lenke ich dazu noch zu viel (stichwort zu bett gehen, süßigkeiten-konsum, tv...). ich lenke zwar sehr sanft und sehr unautoritär - aber ich lenke. das würden mir echte nicht-erzieher sicher sehr krumm nehmen. deshalb maile ich auch nicht bei euch mit, obwohl ich schon mal reingeschaut habe. ihr seid ein spezieller haufen. ich gehör da nicht hin.

aber schön, dass du dir die mühe gibst, hier weiterhin zu posten. auch, wenn ich deine postings meistens auch zu lang finde. mir fehlt einfach die zeit, sie aufmerksam zu lesen. ich klicke in dieses forum nämlich immer nur kurz rein, verweile selten länger als 5 minuten. da bleibt nicht viel zeit zum langen lesen.

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Re: ;-)

Antwort von solelo am 06.04.2007, 15:08 Uhr

Ja, es ist so schwer, kurz zu schreiben bei diesem Thema ;-) Ich bedenke wohl auch immer, dass dann wieder neue User reinklicken, die dann wieder nichts verstehen, wenn ich einiges nicht näher erläutere... fällt mir unheimlich schwer zu kürzen :-( Ich würde so gerne kurz und treffend schreiben können.... ich schweife immer ab. Sorry an alle deswegen!

Gruß
Johanna

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Re: hmMMmmmmmMMmmm

Antwort von Trinity0815 am 07.04.2007, 9:21 Uhr

Danke, ich glaube, jetzt ist ein Groschen gefallen. *ggg*

Ich muß das aber noch mal reflektieren. ;)

LG
Trinity

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