Liebe Biggi,
ich weiß nicht mehr weiter. Mein Kind ist 15 Monate alt und wir haben eine schöne Stillzeit hinter uns. Für mich ist es langsam einfach nicht mehr schön und ich möchte wenn ich an das stillen zurückblicke, lächeln können und es nicht hassen. Mein Kind trinkt nicht mehr ruhig, wackelt viel umher und holt sich immer noch oft nachts, was er ja eigentlich braucht... dennoch, habe ich auf den Moment gewartet, bis es von alleine nicht mehr möchte. Ich bin schwanger mit Baby Nr.2 und habe angefangen im Februar dass Einschlafstillen weg zu lassen. Was super geklappt hat. Dann immer mehr, das Tagsüber stillen, was überhaupt nicht klappt. Es schlägt um sich, wird ganz außer sich und schreit wirklich wie am Spieß. Ich denke mir immer, wenn ich jetzt zur Beruhigung die Brust gebe, waren die letzten Minuten Verweigerung um sonst :( und dann artet es so sehr aus, dass ich es nicht mehr beruhigen kann... aber so, möchte ich mein Kind auch nicht leiden sehen. Ich kann aber wirklich auch nicht mehr weiterstillen, ich bin sehr unzufrieden damit. Ich bitte um Ehrlichkeit und einen Rat...
Ganz liebe Grüße
von
L.SzH
am 25.04.2024, 12:54
Antwort auf:
Brust verweigern?
Liebe L.SzH,
höre mal ganz genau ich dich hinein, was empfindest DU? Ist es für DICH eher schon ein Machtkampf? Fühlst DU DICH wohl? Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen. Sicherlich ist es für dein Kind ein liebgewonnenes Ritual und es wird die Brust schmerzlich vermissen, aber wenn es dich nur noch nervt, dann spürt dein Kind das auch. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Das Wichtigste ist jetzt, dass du Klarheit für dich bekommst. Möchtest du sofort komplett abstillen, oder wäre ein "wir stillen nur noch abends zum Einschlafen und morgens vor dem Aufstehen" auch ok für einige Zeit? Je klarer für dich ist, was dein Ziel ist, desto besser lässt es sich erreichen. Denn unsere Kinder spüren jeden Zweifel in uns und dann fällt es ihnen schwerer, uns zu folgen (im wahrsten Sinne des Wortes).
Dein Baby spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Babys sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
Nimm dir einmal eine ruhige Stunde für dich, in der du wirklich unbeeinflusst von außen nachdenken kannst und mach dir dabei sogar ruhig eine Liste aller Gründe, die für ein Wenigerstillen jetzt sprechen und auch welche dagegen sprechen. Überlege dann, welche der Gründe tatsächlich für DICH Bestand haben. Überdenke deine Beziehung zu deinem Kind. Dein Kind wird Regeln lernen und das kann es auch in diesem Alter! Auch DEINE Gefühle sind wichtig und wenn du dich unwohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht, etwas zu ändern! Wenn du dir deiner Entscheidung sicher bist, wird es euch beiden besser gehen. Fällt die Entscheidung von deiner Seite für das Weniger- oder Abstillen, dann wird dein Kind fühlen „Jetzt hat Mama keinen Zweifel mehr" und wird sich auch abstillen lassen, sicher nicht ganz ohne Wehmut, aber ohne riesige Verzweiflung.
Vielleicht ist es aber auch so, dass du gar nicht sooo sehr genervt bist und merkst, dass es noch okay wäre z.B. zum Einschlafen zu stillen.
Ich wünsche Euch einen friedlichen Weg, der für alle passt!
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.04.2024