zurück| Geschrieben von Assen08 am 10.04.2021, 17:59 Uhr |
Wie mit Demenz umgehen..?
Meine Oma (70) war bis vor einem Jahr immer ein echt fitter (physisch sowie psychisch) Mensch.
Keine Krankheiten, „kopffit“ usw. so wie man es sich wünscht. Gut, mal ein Wehwehchen, aber das machte eben das Alter..
vor einem Jahr hat man mitbekommen, dass sie so Wortfindungsstörungen hat, aber das haben wir halt aufs Alter geschoben.
Vor ca. 2 Monaten wurde bei ihr dann Brustkrebs diagnostiziert. Beide Brüste wurden operativ entfernt, Lymphknoten raus unter den Achseln. Bestrahlt wird jetzt auch noch.
Beim MRT vom Busen wurde auch gleich eins vom Kopf gemacht...
das alles und der Neurologische Befund war dann Demenz...
es nimmt auf einmal ganz rapide ab. Heute habe ich mit ihr sprechen können, das letzte Mal vor 4 Wochen. Sie wollte immer nicht, hat immer Opa vorgeschickt.
Und es hat mich wie der Schlag getroffen..
kein grader, zusammenhängender Satz, alles so unlogisch, hat meinen Namen nicht mehr hinbekommen, die Namen von ihren 3 Kindern auch nicht mehr.
Musste immer alles bei Opa nachfragen.
Ich finde das grade ganz schlimm und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll oder kann.
Letztes Jahr war noch alles gut, und jetzt das?
Ich hab mit vielem Erfahrung. Krebs sämtlicher Arten in der Familie, Behandlungen, andere Krankheiten.
Aber diese Demenz-Geschichte nimmt mich grade extrem mit.
Ich muss mich mal ausheulen. Entschuldigt.
Beitrag beantwortenRe: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von zwergchen84 am 10.04.2021, 18:08 Uhr
Ich kenne es andersherum... Hier war der Krebs immer das, was mich aus der Bahn warf. Die Demenz bei meinen Ur-Großeltern und ich fürchte, beginnende Demenz bei meiner Schwiegermutter konnte ich besser "wegstecken". Bei mei er Schwiegermutter ist es noch längst nicht so schlimm wie bei deiner Oma. Mal sehen, wie es wird.
Nimm es ihr nicht übel, hab keine Angst davor, sondern zeig ihr, dass du sie auch so verstehst. Und das du sie liebst, egal, ob sie deinen Namen noch kennt oder nicht.
Es wird weh tun, da mache ich dir nichts vor. Sie macht es nicht absichtlich, das half mir immer ganz gut. Es ist eine Krankheit, diesmal kein körperlicher Verfall, sondern ein psychischer. Und der ist schwer zu verkraften. Bei meinem Ur-Großvater half es, Bilder anzugucken. Und selbst zu erklären, ab und an mal etwas zu fragen. Auch einfach nur bei ihm sitzen und seine Hand halten half ihm schon, da war er dann ruhiger und entspannt.
Ich drücke dich!
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von SybilleN am 10.04.2021, 18:09 Uhr
Oh je, das tut mir sehr leid für dich.
Hat deine Oma denn Lieblingslieder? Oder Düfte? Alte Bilder? Oft helfen solche Brücken in die Vergangenheit den Betroffenen noch eine Zeit lang beim Erzählen. Telefonate sind leider für beide Seiten sehr anstrengend, frustrierend, schwierig.
Kannst du sie besuchen?
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Lennina am 10.04.2021, 18:12 Uhr
Das ist sehr schwer. Mein Vater starb vor einigen Jahren an der Creutzfeld Jakob Krankheit. Diese verursacht eine extrem schnell voranschreitende Demenz und endet nach kurzer Zeit tödlich. Es ging innerhalb von Wochen, das er uns nicht mehr erkannt hat und Halluzinationen bekam.
Anfangs neigt man dazu, dagegen zu halten und zu korrigieren.
Dann wurde uns geraten, einfach darauf einzugehen. Wir hatten die kuriosesten Situationen. Und dann einfach mitgespielt, alles andere hat ihn verunsichert.
Wenn er zb sagte "wo hab ich denn meinen Hubschrauber geparkt" nutze es nichts zu sagen, dass er keinen Hubschrauber hat geschweige denn, Pilot ist. Hätte man das gesagt wäre er wütend geworden. Also sagst du dann irgendwann "du wirst ihn schon finden Papa, wir suchen gleich mal'. Und meistens vergessen sie es ganz schnell.
Das muss bei ihr ja nicht so extrem sein. Aber lasst euch darauf ein.
Alles Gute
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Andee92 am 10.04.2021, 18:13 Uhr
Ich kann dir gar nicht weiterhelfen.
Ich schicke dir nur eine virtuelle Umarmung und mein Mitleid. Diese Krankheit ist für mich das Schlimmste, denke ich. Physisch krank sein ist was handfestes und man weiß wann es wie endet. Aber der Kopf....
Ich wäre genauso aufgeschmissen.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Assen08 am 10.04.2021, 18:15 Uhr
Meine Oma erzählte in letzter Zeit viel von ihrer großen Liebe, Achim, der noch vor der Geburt meines ‚Vaters‘ verstarb. Also sie erzählte immer viel von ihm und hat viel Bilder angeschaut, und mir sie auch gezeigt aber es wurde immer häufiger, dass sie sagte, sie freue sich darauf, ihn bald wiedersehen zu können. Das kam mir komisch vor.
Durch Corona fahre ich selten zu meinen Großeltern, mir wird es schon nichts machen, aber man weiß ja wies ist. Bin kein fan der Maßnahmen, aber nunja. Ist wies ist.
Ich schicke ihr per Whats App immer Videos und Bilder meiner Tochter.
Sie liebt Puppen. So Reborn Puppen aber such größere und assoziiert schon immer andere Menschen. So nach dem Motto „Guck mal, die sieht aus wie du früher.“
Ich habe überlegt, ihr ein Outfit meiner Tochter für eine ihrer Puppen zu schicken, per Post und noch ein bisschen Krams.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Assen08 am 10.04.2021, 18:19 Uhr
Ich habe dagegen gehalten.
Wenn sie gefragt hat, wie es denn meinem Sohn geht, habe ich gesagt „gut.“
Und deinem anderen Kind?.... sie kriegt es nicht mehr zusammen, dass der Junge nicht lebt. Dann habe ich gesagt „auch gut.“
Ist halt auch schwer, in manchen Sachen.
Opa erzählt mir dann immer, wie‘s beim Arzt war. Er ist zum Glück kopfmäßig noch sehr fit.
Ich habe es bei meiner Uroma ganz am Rande mitbekommen. Da war ich aber noch klein, 9 oder so. Sie hat mich immer mit dem Namen von meinem ‚Vater‘ angesprochen. Das war komisch, aber doch anders als heute.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von zwergchen84 am 10.04.2021, 18:28 Uhr
Das machst du instinktiv schon richtig 
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von linghoppe. am 10.04.2021, 18:30 Uhr
mein Papa hatte Parkinson, er hat auch immer vergessen was gerade los ist.
er war im Krankenhaus und für Ihn war eigentlich besser so, wenn er meinte er sei Daheim
nur manchmal hat er es bemerkt, dass er Krank ist, und hat geweint, sich gschämt wenn ich Ihm helfen musste nach der Toilette.
Aber wenn er meinte er sit Daheim, hat er miich raus geshcickt den Briefkasten zu leern
und die Zeitung zu holen. Ihc hab die Zeitung von der Station bekommen.
Ich wünsche dir viel Kraft .
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Assen08 am 10.04.2021, 18:35 Uhr
Meine Oma hatte mir oft davon erzählt, dass sie ihren Parkinson-kranken Vater bis zum Tod gepflegt hat, zuhause.
Und jetzt erwischt es sie selber...
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von bea+Michelle am 10.04.2021, 18:44 Uhr
Ich wünsche Euch viel Kraft. Sie ist ja noch relativ jung. Mein Vater hatte auch Demenz, aber dann doch nicht im dem Mass wie jetzt bei Deiner Oma.
Alles Gute!!!
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von DK-Ursel am 10.04.2021, 18:45 Uhr
Hej Assens!
Das tut mir leid - wir haben da leider auch einige traurige Erfahrungen, und eins ist eben leider sicher.
Besser wird es nicht. Und dabei ist 70 ja wirklich noch kein Alter!!!
Wenn sie aber beim Arzt war:
Hat sie evtl. Medizin gegen die Symptome bekommen?
Daß man Demenz nicht heilen kann, ist klar, aber es war sehr deutlich,daß die Tante meines Mannes einiges besser und fitter wurde und ihgren demenzbedingten Verfolgungswahn wie so noch einiges damit vebrunden ablegte.
Man kann, so die Demenz-Konsulentin hier, die Symptome lindern.
das hilft ja auch den Angehörigen.
und dann rate ich Euch, ggf. auch eine Selbsthilfegruppe u.o.ä. zu suchen. Die wissen deutlich ,wie man mit Angehörigen umgeht.
Wichtig sind für diese Menschen eben vertraute Menschen, vertraute Umgebungen und Erinnerungen, die wiederbelebt werden.
Alles Gute - Ursel, DK
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Susanne.75 am 10.04.2021, 18:55 Uhr
Ich will dir jetzt keine falsche Hoffnung machen, aber mein Vater (80J) hat nach einer HerzOP viele Monate gebraucht, bis er kopfmäßig wieder voreinander war. Eine Vollnarkose stecken alte Menschen nicht mehr leicht weg.
Bei ihm war es sehr schlimm, weil es Komplikationen gab, er kurz hintereinander mehrere Narkosen hatte, 10 Wochen Krankenhaus. Er war viele Wochen geistig ganz woanders. Kriegserlebnisse (2. Weltkrieg) spielten mit rein, Schiffe (sein Vater ist im Krieg mit dem Schiff untergegangen) usw. Er hat mich nicht erkannt, meine Tochter auch nicht. Er freute sich über uns, das Gefühl war also da, wusste uns aber nicht einzuordnen.
Ein bisschen schlechter sind seine kognitiven Fähigkeiten geblieben. Schnelles Begreifen oder Neues erlernen ist nicht mehr so da. Aber ansonsten ist alles wieder okay.
Es kann also vieles noch wieder kommen.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Assen08 am 10.04.2021, 18:56 Uhr
Naja, es ging halt vor der OP schon echt heftig bergab. Aber das ist jetzt doch schon krass.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Ankaba am 10.04.2021, 19:20 Uhr
Das tut mir wirklich leid. Eine schwierige Situation... Meine Oma litt ebenfalls an Demenz. An die frühe Phase erinnere ich mich nicht mehr so gut, aber die Zeit bis zu ihrem Tod habe ich noch gut in Erinnerung. Demente Menschen sind ja (zumindest ab einem gewissen Zeitpunkt hat) selbst sehr verunsichert, weil sie sich ihrer Umgebung nicht mehr sicher sein können. Was interessanterweise bleibt, sind früheste Erinnerungen. Deswegen kann man selbst bei stark dementen Menschen freudige Reaktionen beobachten, wenn sie Musik aus ihrer Kindheit/Jugend hören, Bilder aus der Vergangenheit anschauen oder ähnliches. Nach meiner Erfahrung wirkt vor allem Musik Wunder. Wir haben also viel Zeit damit verbracht, gemeinsam alte Volkslieder zu singen, die meine Oma schon aus frühester Jugend kannte. Auch eine schöne Gelegenheit für mich, einige schöne Lieder kennenzulernen, die ich bis dato noch nicht kannte. In den Momenten war meine Oma immer sehr glücklich. Ich denke, da sie merkte, dass ihr Verstand sie nicht gänzlich verlassen hat. Vielleicht findet ihr ja einen ähnlichen Weg, alte Erinnerungen in neue Gespräche einzuwickeln... Alles Gute!
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Trini am 10.04.2021, 19:32 Uhr
Bei meiner Schwiegermutter fiel es auf, als Schwiegervater starb.
Allein im Haus ging es rapide bergab. Jedes Wochenende haben wir den Laden geschmissen. Tagespflege und Pflegedienst organisiert.
Irgendwann häuften sich die Anrufe, dass sie irgendwo herumspazierte.
Dann kam sie ins Heim. Anfangs war es noch gut, dann würde die in die Klinik geschickt zur Medikamenteneinstellung. Von da an ging es steil bergab. Es war wirklich nicht schön.
Insgesamt dauerte das Elend fast 9 Jahre. Gestorben ist sie mit 84 Jahren.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Versuche vor allem, deinem Opa Kraft und Entlastung zu geben.
Trini
PS: Gerade fühle ich mich uralt. Deine Oma ist 70, meine Eltern sind 82 
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von ak am 10.04.2021, 20:13 Uhr
Sehr schwer...
Aber... gehe immer darauf ein... egal was sie sagt.
Ich habe meiner Mutter irgendwann einmal versucht klar zu machen, dass ihre Mutter doch schon lange tot ist. Da flossen Tränen und Vorwürfe, wie ich denn so etwas sagen könnte.
Am schlimmsten war es für meinen Vater, als sie meinen Bruder als ihren Mann benannte und ihn dann als ihren Vater. Mein Vater hat sich sehr schwer damit getan, die Krankheit zu akzeptieren.
Meine Mutter hat immer alles gemanagt ... und dann auf einmal ist sie eine Frau, die nicht mehr die alte Frau war. Und das von einem Tag auf den anderen.
Ich wünsche dir viel, viel Kraft..... die braucht man nämlich. Unendlich.
Aber... nimm sie jetzt so, wie sie ist... rede nicht dagegen... es nützt eh nichts.
Alles Gute.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Mami2009_2012 am 10.04.2021, 20:41 Uhr
Ich bin betreuungskraft und arbeite mit demenzerkrankten Menschen, du kannst mir gerne eine Nachricht bei Fragen schicken.
LG
Ganz wichtig, spiele immer mit und korrigiere nie! 
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Mamamaike am 10.04.2021, 21:06 Uhr
Hallo,
ich fühle mit Dir/euch, wir erleben gerade dasselbe mit meinem Schwiegervater (er ist aber "schon" 87).
Was uns etwas hilft: Wir "Gesunden" reden viel miteinander, besonders auch mit meiner Schwiegermutter, um sie auf andere Gedanken zu bringen bzw um ihr normale Gespräche zu ermöglichen.
Fühl Dich unbekannterweise gedrückt!
Viele Grüße
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von Lönneberger3 am 10.04.2021, 21:58 Uhr
Meine Oma hat diese Diagnose seit 20 Jahren das sie Demenz hat.
Bis wir allerdings wussten was es ist war es echt heftig (erkannte uns Enkel nicht, wollte meinen Opa abstechen).
Bis sie dann letztendlich eingestellt war mit Medikamenten war es ein auf und ab wiederum. Mittlerweile bekommt sie sehr gute, aber das dusselige wird nie weggehen leider.
Einfach ist es bis heute nicht, da sie auch vieles vergisst oder mich dann mit Namen meiner Mutter anspricht, allgemein finde ich entwickelt es sich wieder zum negativen, kann natürlich auch durch den tot letztes Jahr ihres Sohnes zusammen hängen.
Wirklich was raten kann ich nicht. Außer, das weiß ich nicht, das es besser wäre wenn diese Medikamente gegen die Demenz bekommen würde.
Es hilft, es ist zwar nicht komplett weg, aber nach meinem empfinden damals sind die Menschen wieder normal. Allerdings kommt es auf die schwere an. Der Nachbar von mir und meinem Vater hatte es arg schlimm, da haben die nicht mehr viel geholfen.
Man muss es leider, hört sich hart an, es mit Humor nehmen.
Re: Wie mit Demenz umgehen..?
Antwort von JakobsMutti am 10.04.2021, 22:17 Uhr
Ich habe jetzt nicht alle Antworten gelesen, - aber würde dir raten, wenn du dir das zutraust und die Zeit und Kraft hast - Besuch deine Oma, so oft es geht und verbringe mit ihr Zeit!
Da spricht doch überhaupt nichts dagegen, im Gegenteil, dass kann für dich, für sie eine ganz wichtige Ressource sein und entlastet deinen Opa!
