Die Versorgung im Perinatalzentrum

Frühchen im Inkubator

© Adobe Stock, Fanfo

Auf die Versorgung von Früh- und Neugeborenen sind Perinatal­zentren spezialisiert. Sie sind ausgestattet mit modernster Technik und geschultem Personal.  

So kann man bestens auf die besonderen Bedürfnisse von Frühchen eingehen. Dabei kommen unterschiedliche Geräte und Maßnahmen zum Einsatz.

Entwicklungsbedingung für Frühgeborene bestmöglich nachahmen

Während einer normalen Schwangerschaft bietet der Körper der Mutter dem Baby perfekte Bedingungen für seine Entwicklung: Der Kreislauf der Mutter versorgt das Ungeborene. Sauerstoffversorgung, Blutdruck, Nahrungsaufnahme und Verdauung werden durch die Plazenta über den mütterlichen Blutkreislauf gesteuert. Temperaturregelung und Infektionsschutz übernimmt ebenfalls der Körper der Mutter. Gleichzeitig ist das Baby im Uterus optimal vor Kälte, Licht, Lärm und Stößen geschützt. Die Körpergeräusche der Mutter, wie Herzschlag, Verdauung, Mamas Stimme, sind immer hörbar. Sie wirken auf das Baby beruhigend und vertraut.

Diese idealen Entwicklungsbedingungen, gilt es nun außerhalb des Mutterleibes in der Klinik so gut wie möglich zu simulieren. Medizinisch im Vordergrund stehen dabei die lebenserhaltenden Vorgänge wie Atmung, Blutdruck, Nahrungsaufnahme und Temperaturregelung, die gesichert sein müssen. Bekannt ist aber auch, dass neben der Medizintechnik liebevolle Pflege und Fürsorge für die Entwicklung der Kleinsten sehr wichtig sind.

Eltern, die zum ersten Mal eine Frühchenstation betreten, sind geschockt von den Inkubatoren, den Monitoren und Schläuchen, die zur Versorgung von Frühgeborenen notwendig sind. Um die Geräte und Abläufe besser zu verstehen, erklären wir hier die wichtigsten Apparate zur medizinischen Versorgung Ihres Babys.

Schutzraum für Frühchen: Der Inkubator

Die kleine Eleanor McLean kam 1888 in einem Krankenhaus in New York mit nur 1100 Gramm zur Welt. Sie wurde als erstes Baby in einem beheizten Kasten versorgt und überlebte. Erfunden wurde der Brutkasten schon um 1860 in Frankreich. Die Temperaturkonstanz wurde damals mit Hilfe von warmem Wasser aufrechterhalten. Heute sind Inkubatoren - wie man Brutkästen korrekt bezeichnet - aus der medizinischen Versorgung von Frühchen nicht mehr wegzudenken.

Der Inkubator ist ein durchsichtiger, geschlossener Kasten mit Eingriffsmöglichkeiten an beiden Seiten. So kann das Baby von Schwestern, Ärzten und Eltern versorgt und berührt werden, ohne dass der Inkubator geöffnet werden muss. Dieser durchsichtige Kasten ist wie eine "Ersatz-Gebärmutter", in der ein sehr unreifes Frühchen rund um die Uhr gute Lebensbedingungen vorfindet. Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Sauerstoff können hier exakt eingestellt und die Herz-Kreislauf-Funktionen überwacht werden. Der kleine Patient ist normalerweise nur mit einer Windel bekleidet und ansonsten nackt. Sollte es zu Unregelmäßigkeiten kommen, ertönt ein Alarmsignal.

Ein Wärmebettchen für Frühchen

Frühchen, die Ihre Körpertemperatur schon weitgehend selbst regulieren können, liegen im Wärmebettchen. Es ist zur besseren Überwachung ebenfalls durchsichtig und nach oben offen. Wärmelampen oder eine beheizbare Matratze sorgen für die richtige Temperatur. Hier sind die Kinder meistens bekleidet. Sehr kleine Frühchen bekommen zusätzlich ein Mützchen, weil der Körper über den Kopf am meisten Wärme verliert. Auch im Wärmebettchen werden die wichtigsten Körperfunktionen per Alarm überwacht.

Der Monitor zur Überwachung von Frühchen

Im Inkubator werden permanent Herzschlag, Sauerstoffsättigung und vieles mehr kontrolliert. Zu diesem Zweck ist das Baby über vier kleine Elektroden, die auf seinem Brustkorb angebracht sind, mit einem Monitor verbunden, der alle Funktionen aufzeichnet und sofort Alarm schlägt, wenn die Werte nicht optimal sind. Trotzdem achten Ärzte und Schwestern zuerst immer auf das Kind und seine Signale, um sein Wohlbefinden einzuschätzen.

Der Infusionsturm

Mit Hilfe von Infusionspumpen können Nährlösungen, Flüssigkeit und Medikamente exakt dosiert dem Kind verabreicht werden. Häufig werden mehrere Infusionen gleichzeitig benötigt, deshalb sind sie übersichtlich an einem "Turm" aufgehängt.

Beatmung von Frühchen

Die unreifen Lungenbläschen, die sich noch nicht von selbst entfalten können, bereiten den meisten zu früh geborenen Babys Schwierigkeiten. Deshalb brauchen viele Frühchen bei der Atmung Unterstützung. Dafür wird den kleinen Patienten ein sogenannter "Tubus" gelegt, das heißt sie bekommen einen kleinen Schlauch durch Mund oder Nase in die Luftröhre eingeführt. Durch den Schlauch wird die Lunge mit etwa 20 bis 60 Atemzügen pro Minute "aufgeblasen". Dabei ist es sehr wichtig, die Beatmung sehr fein zu regulieren, da ein zu hoher Druck die empfindliche Lunge schädigen könnte. Eine zu hohe Sauerstoffkonzentration im Blut kann auch zu Schäden an der Netzhaut des Babys führen. All diese Umstände erfordern sehr viel Wissen, Erfahrung und Umsicht von den Ärzten und Pflegekräften.

Sobald das Baby in der Lage ist selbst zu atmen, wird die Lungenfunktion nur noch durch ein sogenanntes "CPAP" (Continuous Positive Airway Pressure) unterstützt. Hierbei erleichtert ein kleiner Schlauch durch die Nase die Atmung und verhindert ein Kollabieren der Lunge.

Ernährung von Frühgeborenen

Die Ernährung von sehr kleinen Frühchen erfolgt oft "intravenös", das heißt sie bekommen eine hochkonzentrierte Nährlösung durch einen Katheter direkt ins Blut. Ihr Gehirn ist noch gar nicht in der Lage, den komplexen Vorgang von Saugen und Schlucken zu steuern. Manche Babys sind zu schwach, um selbst zu trinken. In diesen Fällen wird das Baby mit Hilfe einer Magensonde ernährt. Hierbei wird die mit Nährstoffen aufbereitete Milch über einen kleinen Schlauch durch Mund oder Nase direkt in den Magen eingeführt. Mit fortschreitender Entwicklung werden die Kinder immer wieder an die Brust der Mutter angelegt, damit sie baldmöglichst gestillt oder mit der Flasche ernährt werden können.

Medikamente

Je nach Reifegrad und Beschwerden müssen Frühchen medikamentös behandelt werden. Surfactant ist eine körpereigene, oberflächenaktive Substanz, die die Öffnung der Lungenbläschen fördert. Wenn der Körper des Frühchens noch nicht in der Lage ist, Surfactant selbst herzustellen, wird der Stoff entweder über den Beatmungsschlauch oder über eine Sonde direkt in die Luftröhre verabreicht.

Coffein regt die Atemtätigkeit an und unterstützt die Lunge, wenn eine maschinelle Beatmung nicht mehr notwendig ist. Antibiotika sind notwendig, um das Baby vor lebensgefährlichen Infektionen zu schützen. Trotz strenger Hygienemaßnahmen gelangen immer wieder Bakterien in den kleinen Körper.

Hygiene ist wichtig auf der Früchchenstation

Das Immunsystem des Ungeborenen bildet sich erst in den letzten Wochen der Schwangerschaft vollständig aus. Erst dann erwirbt das Baby den sogenannten "Nestschutz" von seiner Mutter, der ihn in den ersten Lebenswochen vor den wichtigsten Infektionen schützt. Frühchen, vor allem wenn sie sehr unreif geboren wurden, sind den Keimen in ihrer Umwelt fast schutzlos ausgeliefert.

Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, wird deshalb auf der Frühchen-Station sehr genau auf die Hygiene geachtet. Vor dem Betreten müssen Besucher gründlich Hände und Arme waschen und desinfizieren. Wenn doch ein Keim auftreten sollte - was trotz aller Vorsichtsmaßnahmen vorkommen kann - werden die Hygienevorschriften noch verschärft. Dann dürfen Eltern nur mit Handschuhen, Kittel, Mundschutz und speziellen Schuhen zu ihrem Kind.

Eine gute medizinische Versorgung ist das Wichtigste in dieser Situation. Man hat aber in den letzten Jahren auch festgestellt, dass eine sehr sensible Behandlung entscheidend zum Wohlbefinden und damit seinem Gedeihen der kleinen Patienten beiträgt. Sanftes Licht, möglichst wenig Belastung durch Untersuchungen und laute Geräusche, viel Körperkontakt und liebevolle Berührungen unterstützen Frühchen in ihrer Entwicklung.

Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Ihrem Frühchen den Start ins Leben so sanft wie möglich gestalten können.

Zuletzt überarbeitet: Februar 2019

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