Die Geburt

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Geschrieben von SuitcaseOfMemories am 04.04.2021, 16:01 Uhr

Positiver Geburtsbericht - Hausgeburt

Hallo,

ich möchte gerne meine Erfahrungen mit euch teilen, um zu zeigen, dass Geburten auch wunderschön sein können und um Frauen, die über Geburten außerhalb des Krankenhauses nachdenken, zu ermutigen!

Ich hatte mit meinem ersten Kind eine geplante Hausgeburt.
Und es war so, so schön. Schmerzhaft, aber schön. Und aushaltbar. Ich bin eigentlich super schmerzempfindlich, aber bei der Geburt hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, den Schmerz nicht aushalten zu können.
Ich hatte mit meinem Mann eine tolle Unterstützung und unsere Hebamme, ihre liebevolle und kompetente Art und die 1:1-Betreuung waren einfach Gold wert.
Während der Geburt durfte ich alles frei entscheiden. Ab und zu wurden Vorschläge gemacht, aber meine Wünsche und mein Gefühl, was gerade richtig wäre, wurde in jedem Moment akzeptiert. Es war eine ganz schöne, private, lockere Stimmung und selbst in den Wehenpausen während der Presswehen haben wir noch Scherze gemacht.

Und mein Baby durfte einfach so entspannt in dieser Welt ankommen. Es gab gedämpftes Licht, es war ruhig um sie herum. Sie wurde in ein warmes Handtuch gehüllt, die Nabelschnur durfte auspulsieren und danach durfte sie mehrere Stunden nackt auf meinem Bauch liegen, bevor auch nur irgendetwas mit ihr gemacht wurde. Unsere Hebamme hat sich nach der Geburt zurückgezogen, sodass wir zu dritt als neue Familie ankommen und diese ganz besondere, erste Zeit genießen konnten. Und auch die U1 wurde erst nach dieser Kuschelzeit gemacht – alle Untersuchungen, bei denen das möglich war, wurden gemacht, während sie noch auf mir lag und auch das Wiegen etc. fand im Bett statt, sodass wir die ganze Zeit bei ihr waren.
Es war einfach eine so wunderschöne Stimmung.
Und auch die Betreuung in den Tagen und Wochen danach war unglaublich intensiv und hilfreich. Ein Hoch auf Hebammen, dieser Job ist so unfassbar wichtig und die Arbeit, die sie leisten, einfach unglaublich.

Ich bin dankbar für diese Erfahrung und auch noch Wochen später beflügelt, wenn ich daran denke. Und ich würde mich immer wieder für eine Hausgeburt entscheiden und am liebsten jeder Frau auf dieser Welt, die Angst vor einer Geburt hat, sagen, dass es auch wunderschön sein kann und dass wir dafür gemacht sind, Kinder zu bekommen. Wenn Mama und Kind gesund sind, braucht es dabei wirklich keine Hilfsmittel, keine Medikamente, keine Interventionen – Zeit, Ruhe und nur vertraute Menschen um einen herum sind das einzige, was es benötigt, um gut durch eine Geburt zu kommen.


Für alle, die es interessiert, folgt jetzt ein ziemlich langer, ausführlicher Geburtsbericht…

Als Vorbereitungen habe ich insgesamt 5x Akupunktur gehabt, mich 3-4 Wochen vor der Geburt sehr locker und mit vielen Ausnahmen nach Louwen ernährt und regelmäßig ein Heublumendampfbad gemacht.

Es war meine erste Schwangerschaft und ich hatte vorher keine deutlichen Anzeichen, dass die Geburt losgeht – weder hat sich mein Bauch deutlich gesenkt, noch hätte ich eindeutig sagen können, dass der Schleimpfropf abgegangen ist. Etwas Unterleibsschmerzen hatte ich zwar in den Tagen und Wochen davor, aber die waren nie wehenähnlich.

An ET+2 hatte ich morgens etwas Blut am Toilettenpapier. Das ging den ganzen Tag so weiter. Vormittags hatte ich sowieso einen Termin beim Frauenarzt (eigentlich habe ich die meiste Vorsorge bei meiner Hebamme gemacht, da ich jedoch einige spezielle Ängste hatte, wollte ich noch einmal beim Gyn untersucht werden). Dort konnten meine Befürchtungen durch die Untersuchung weitestgehend ausgeschlossen werden, was mich enorm beruhigt hat und vielleicht auch dafür sorgte, dass die Geburt startete. Außerdem war der Befund, dass der Gebärmutterhals verstrichen war und der Muttermund fingerdurchlässig war – die Blutung kam also vom Muttermund.

Gegen 12 Uhr mittags bekam ich die ersten Wehen, die ich wirklich als solche identifzieren konnte. Sie waren aber noch nicht schmerzhaft. Die Wehen kamen alle 10-12 Minuten, ab und zu waren auch längere Pausen dazwischen.
Ich habe mich einfach ausgeruht und zur Ablenkung Fernsehen geguckt. Meine Hebamme sagte, wenn die Geburt losgeht, dann tut sie das von alleine und dass man durch Treppensteigen etc. einfach nur Kräfte verbraucht, die man später noch benötigt.

Dann habe ich gewartet, bis mein Mann von der Arbeit kam und ihn gebeten, noch etwas aufzuräumen, das Bad zu putzen und im Schlafzimmer Malervlies auszulegen, um den Teppichboden zu schützen.

Ich bin noch duschen gegangen und habe gemerkt, dass die Wehen mit dem warmen Wasser schmerzhafter waren. Der Plan, mit einer Wärmflasche oder einem Bad gegen die Schmerzen anzugehen oder gar die Wassergeburt durchzuziehen, waren in diesem Moment für mich hinfällig ;)

Um 18.30 Uhr habe ich meine Hebamme angerufen, weil die Wehen regelmäßig kamen, schmerzhaft waren und ich noch immer etwas geblutet habe. Ich wollte einfach nochmal Sicherheit haben, dass alles in Ordnung ist. Als sie da war, habe ich mich sehr zusammengerissen, während der Wehen nicht rumzujammern oder herumzulaufen – ich wollte mich vor ihr nicht „komisch“ benehmen – was absolut idiotisch war, weil sie später noch gaaaanz andere Sachen von mir erlebt hat ;)
Jedenfalls sagte sie, dass dies erst der Anfang sei und dass es auch möglich ist, dass die Wehen nochmal ganz aufhören. Wir haben verabredet, dass ich mich nochmal hinlege und wir am nächsten Morgen telefonieren.

Mit Hinlegen war dann aber nichts mehr, bei den Schmerzen war Liegen etwas, das für mich absolut unvorstellbar war (Respekt an alle Frauen im Krankenhaus, die zum CTG oder zur Geburt liegen). Außerdem war mir übel und ich musste mich häufig übergeben, das habe ich aber überhaupt nicht als schlimm erlebt.

Ich hatte lange Zeit ein ganz hohes Ruhebedürfnis und wollte einfach allein sein. Gegen 20.30 Uhr wollte ich dann aber unbedingt meinen Mann bei mir haben. Da kamen die Wehen etwa alle 3-4 Minuten und er hat mir in jeder Wehe fest gegen das Kreuzbein gedrückt. Das hat super gut geholfen! Noch immer war ich aber froh, dass ich sonst niemanden um mich hatte. Ich wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus, auch meine Hebamme wollte ich zu dieser Zeit noch nicht bei mir haben. Nur mein Mann und ich in unserer vertrauten Umgebung, in der ich mich wohlfühle. Und obwohl ich sonst ein sehr ängstlicher Mensch bin, hatte ich absolut keine Angst und habe darauf vertraut, dass da gerade alles gut läuft und es keinerlei Intervention braucht. Außerdem sagte meine Hebamme ja eh, dass dies erst der Anfang sei…

Gegen Mitternacht wurden die Schmerzen dann doch sehr schlimm und mein Mann hat unsere Hebamme angerufen. Noch war ich aber weiter unsicher, ob sie kommen soll und wir haben ihr gesagt, sie kann erstmal noch weiter schlafen. Dann steigerte es sich aber schnell und ca 30 Minuten später veränderte der Schmerz sich so, dass ich dachte, dass sie jetzt sofort kommen soll!
Keine 20 Minuten später war sie da. Die Herztöne vom Kind waren super und die Untersuchung vom Muttermund ergab, dass er vollständig eröffnet war. Ihr Kommentar dazu: „Wahnsinn, ihr habt die ganze Eröffnungsphase allein gerockt! Jetzt bleib ich aber hier und geh nicht mehr weg, bis das Baby da ist.“
Ich bin dann noch einmal zur Toilette gegangen, wo dann praktischerweise meine Fruchtblase geplatzt ist. Danach durfte ich dann schon mitpressen. Dabei kniete ich im Vierfüßlerstand vor dem Bett und habe mich an meinen Mann gelehnt, der vor mir auf dem Bett saß. Einige Presswehen habe ich auch im Stehen gemacht, das fühlte sich zwar schmerzhafter, aber auch noch effektiver an.
Diese Phase war sehr anstrengend, aber dennoch hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, den Schmerz nicht mehr aushalten zu können. Mein Mann war eine unglaubliche Stütze, er hat mich in den Wehen angefeuert wie bei einem Sportturnier und in den Wehenpausen gelobt und mir gut zugeredet und Wasser gereicht. Ich habe mich die ganze Zeit an ihn gekrallt und in den Pausen den Kopf auf seinen Schoß gelegt, um auszuruhen. Meine Hebamme hat mir das Kreuzbein massiert, das half super gegen den Schmerz. Sie hat oft die Herztöne abgehört und ab und zu einen guten Tipp gegeben. Insgesamt war sie aber einfach so zurückhaltend, dass ich wirklich meinen Mann und mich als Team erleben konnte und ganz selbstbestimmt „arbeiten“ durfte.
Leider dauerte die Pressphase dann aber über 2 Stunden – wobei ich lange den Schmerz einfach herausgeschrien habe, anstatt die Kraft zu nutzen, um bewusst nach unten zu drücken. Eine Erinnerung meiner Hebamme daran hat dann aber super geholfen. Es ist tatsächlich so, irgendwann kommt ein Punkt, an dem man denkt, dass es brennt und dass das Baby niemals da durch passen wird. Und genau dann muss man mutig weiterpressen, gegen den Widerstand hinweg.

Die ganze Zeit wurde ich toll unterstützt und mir wurde gesagt, dass ich es gleich geschafft habe. Nach 2 Stunden Presswehen habe ich dann aber mal gefragt, ob sie mich eigentlich verar… wollen und was „gleich“ denn bitteschön bedeuten soll. Meine Hebamme sagte dann „Das weiß niemand ganz genau, ich kann dir nicht versprechen, dass dein Baby in 20 Minuten da sein wird“. Und dann habe ich gedacht, dass ich das never ever noch 20 Minuten mitmachen möchte, hab all meine Kraft zusammengenommen und in der nächsten Presswehe war der Kopf geboren und eine weitere Wehe später war sie dann da.
Mein Mädchen! Da lag sie zwischen meinen Beinen und war so wunderschön. Ich war erleichtert, der Schmerz war sofort weg und dieses Gefühl einfach unbeschreiblich. Niemals in meinem Leben werde ich dieses besondere Gefühl vergessen.

Wie es dann weiterging, habe ich weiter oben schon beschrieben. Zuerst durfte mein Mann sie auf den Arm nehmen, das haben wir in diesem Moment spontan so entschieden. So hatte ich noch Zeit und Ruhe für die Nachgeburt, die aber recht schnell kam und mit 2 gut auszuhaltenden Wehen erledigt war.
Leider bin ich gerissen – meine Hebamme hat die ganze Zeit einen tollen Dammschutz gemacht, das Tempo am Ende war dann aber doch etwas zu schnell und 36cm Kopfumfang plus Hand am Kopf wohl etwas zu viel. Und das Nähen (Dammriss 2.Grades und Labienriss) war tatsächlich das Einzige, das ich als schlimm in Erinnerung habe. Da wäre mir rückblickend eine Betäubung mit Spritze anstatt nur mit Spray lieber gewesen.

Ansonsten war aber alles super und ich bin dankbar für diese tolle Geburtserfahrung und für unsere grandiose Hebamme!

 
4 Antworten:

Re: Positiver Geburtsbericht - Hausgeburt

Antwort von Mali88 am 04.04.2021, 19:23 Uhr

Toll, dass du so eine wunderschöne Erfahrung machen durftest. Vielen Dank für den positiven Bericht.
Ich habe im November ebenfalls mein erstes Baby als gewünschte und geplante Hausgeburt geboren. Ich habe es ähnlich erlebt wie du, es war so entspannt und toll in den eigenen vier Wänden zu sein.

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Re: Positiver Geburtsbericht - Hausgeburt

Antwort von Nelli888 am 04.04.2021, 20:34 Uhr

Sehr schön! Es ist ja auch eigentlich was total natürliches und wenn wie du schreibst Mutter und Kind gesund sind,finde ich kann auch eine Hausgeburt stattfinden,sofern man dieses wünscht.Mittlerweile ist es wieder mehr im kommen.Leidee bieten dies nur wenige Hebammen an.Trotzdem kann ich auch sagen,dass ich froh bin,dass es heutzutage gute Versorgung im Kh und auch notwendige Kaiserschnitte gemacht werden,ohne daran zu versterben (Infektionen, verblutet etc).Auch kann ich sagen,dass bei mir im Kh die Ärzte,Hebammen und Krankenschwestern tolle und liebevolle Arbeit leisten.
Ich finde,dass jeder selber entscheiden sollte,ob Hausgeburt oder Kh und das erstere jedem zugänglich gemacht werden sollte.
Auf jedenfall freut es mich,dass die Geburt deines Babys eine wundervolles Erlebnis war und du mit hochgefühlen daran zurück denkst.So sollte es sein

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Re: Positiver Geburtsbericht - Hausgeburt

Antwort von SuitcaseOfMemories am 04.04.2021, 22:02 Uhr

Wie schön, dass die Geburt für dich auch ein so schönes Ereignis war!

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Re: Positiver Geburtsbericht - Hausgeburt

Antwort von SuitcaseOfMemories am 04.04.2021, 22:10 Uhr

Da hast du absolut Recht!
Es ist super, dass es so viele medizinische Möglichkeiten gibt. Viele brauchen diese ja auch einfach und für viele ist der Gedanke, dass man diese Möglichkeiten im Krankenhaus hat, beruhigend und Grund genug, im Krankenhaus zu entbinden. Da darf jeder für sich die Wahl treffen. Schade finde ich es nur, dass viele Frauen gar nicht die Wahl haben, weil es kein Geburtshaus/keine Hausgeburtshebammen bei ihnen gibt oder weil sie einfach gar keine Infos und Erfahrungen hören und deshalb falsche Vorstellungen die Frauen davon abhalten.

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