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Geschrieben von wowugi80 am 26.03.2019, 11:41 Uhr

Vor Angst abgebrochen

Ich bin gerade etwas ratlos mit mir selbst. Gestern Abend hätte ich zum ersten Mal eine Spritze zur Stimulation setzen sollen. Mein Mann und ich versuchen seit 2,5 Jahren ein zweites Kind zu bekommen. Nach einer Fehlgeburt vor genau zwei Jahren bin ich nicht wieder schwanger geworden. Komischerweise gingen beide Schwangerschaften ganz unkompliziert und schnell. Nun will nichts mehr klappen. Mein Mann hat ein eingeschränktes Spermiogramm, andere Gründe findet man nicht. Ich bin allerdings auch schon fast 39. Nun also der lange hinausgezögerte Schritt zur IVF. Und gestern Abend war ich mir plötzlich nicht mehr sicher. Will ich das wirklich? Will ich dieses zweite Kind um jeden Preis? Habe ich nicht schon so unglaublich viel mit meinem tollen Kind und meinem tollen Mann? Was ist, wenn was schief geht? Überstimulation oder bei der Narkose zur Punktion? Was ist, wenn mir was passiert? Ich hab doch Verantwortung für mein Kind.... Ich hab die Spritze nicht gesetzt und dem KiWu-Zentrum heute bescheid gesagt. In drei Wochen habe ich noch mal einen Termin mit meinem Mann um alle Ängste zu besprechen. Ich komm mir gerade völlig irre vor. Gibt es hier irgendjemanden, dem das auch passiert ist? Kneifen im letzten Moment und plötzlich den Kopf voller grundsätzlicher Fragen? Ich würde mich sehr freuen, wenn mir jemand seine Erfahrungen schreibt!

 
7 Antworten:

Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von Ich34 am 26.03.2019, 17:04 Uhr

Eine ivf ist ein großer Schritt... Ängste sind da völlig normal. Und auch die grundsätzlichen Fragen kommen so natürlich eher, als wenn man es einfach "drauf ankommen lässt".
Die Grundsatzfragen kannst nur Du Dir beantworten. Ansonsten kann ich nur sagen, dass eine ivf natürlich ein großer Eingriff in den natürlichen Lauf der Dinge ist. Aber sooo schlimm ist das alles auch wieder nicht. Am Ende lohnt es sich, diesen Weg zu gehen, wenn man sein Wunschkind im Arm hält.
Ich wünsche Euch gute Gespräche und kompetente Ärzte - und eine kleine Portion Mut .

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Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von AmyBell am 26.03.2019, 19:27 Uhr

Nach zwei Jahren kiwu, diversen Diagnosen, Medikamenten und Prozeduren und der ES auslösenden Spritze.....war der schlimmste Moment meines Lebens als der SST 12 Tage später positiv war.
Meine erste Reaktion: scheisse, was hast du dir dabei gedacht. Jetzt ist es zu spät.

Ja, ich kann dich völlig verstehen. Ganz besonders, weil du schon ein Kind hast, das ein Anrecht hat auf seine Mutter. Gerade weil du weißt, was alles passieren kann. Ich wollte immer 2-3 Kinder, egal um welchen Preis. Jetzt habe ich eines und empfinde den Preis als, den ich, den wir zahlen müssten als zu hoch.
Ich finde deine Entscheidung richtig und verständlich.

Geht zu dem Termin. Redet offen und seid ehrlich zu euch.
Die Entscheidung kann so oder so fallen. Wichtig ist, dass sie ehrlich und bewusst fällt.

Alles Gute

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Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von wowugi80 am 26.03.2019, 21:39 Uhr

Au wei, das kommt mir sehr bekannt vor! Ich kenn diese ambivalenten Gefühle nur zu gut. Als ich vor zwei Jahren schwanger war, hatte ich einen ähnlichen Moment. Der ist aber schnell gewichen und ich hab mich unheimlich gefreut. Leider war`s ja dann schon in der 10 Woche wieder vorbei. Und damals dachte ich ganz naiv, dass es dann eben in ein paar Monaten schon wieder klappen würde. Tja.
Wie ist es denn bei dir weitergegangen? Konntest du dich dann über deine Schwangerschaft freuen? Und verstehe ich dich richtig, dass ihr dann bei einem Kind bleiben werdet? Ich habe mir auch immer mindestens drei Kinder gewünscht. Und ich hab auch Angst, dass ich es in ein paar Jahren bereuen werde, wenn ich jetzt nicht wenigstens versuche noch ein Kind zu bekommen.

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Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von AmyBell am 27.03.2019, 14:56 Uhr

Ja, natürlich habe ich mich gefreut. Aber in dem Moment wird einem das ganze Ausmaß seiner Entscheidung bewusst. Es geht schließlich um das Leben eines Menschen.

Eine FG ist immer schlimm, aber wenn man schon ein Kind hat, dann begreift man erst was man da verliert, weil man den "Wert" des ersten Kindes erfahren hat. Vielleicht ging es bei deinem zögern weniger um "will ich das, schaffe ich das" sondern mehr um "stehe ich das nochmal durch, wenn mein Kind wieder stirbt"?!

Ja, es bleibt bei einem. Die Entscheidung hat viele Gründe, ein paar gewichtige davon sind medizinisch.
Manchmal "trauere" ich meiner Fantasie von damals hinterher. Aber letztlich müssen sich Fantasien dem echten Leben anpassen und mit einem Kind haben wir bereits mehr als ursprünglich gehofft.

Ich versuche mich auf Dankbarkeit zu konzentrieren, statt auf Enttäuschung

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Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von wowugi80 am 28.03.2019, 10:13 Uhr

Danke für deine Antwort! Ich versuche auch gerade rauszufinden, ob ich nicht auch mit einem Kind schon so glücklich bin, dass ein zweites Kind nicht fehlt.
Meine Fehlgeburt war damals recht früh, offenbar hatte sich noch gar kein Herzschlag entwickelt, der Körper hat aber eine Weile gebraucht um das zu verstehen. Ich war also noch ein paar Wochen "schwanger", bis die Fehlgeburt einsetzte. Zum Glück ging es damals ohne Ausschabung. Und bei all der Trauer war ich hinterher vor allem stolz auf meinen Körper, der das so allein und gut geschafft hatte, ohne medizinischen Eingriff. Ich bin ein Naturmensch, ich glaube an die Kräfte der Natur. Ich schätze, es fällt mir deshalb so schrecklich schwer daran herum zu manipulieren. Nun muss ich rausfinden was stärker ist. Mein Bedürfnis, der Natur ihren Lauf zu lassen, oder der Wunsch nach einem Kind...

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Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von AmyBell am 28.03.2019, 12:43 Uhr

Naturmensch, der den Dingen seinen Lauf lässt.....auch das ist wieder ein Puzzleteil mehr zur Erklärung, warum du abgebrochen hast. Wenn du dich innerlich gegen die "chemische" Behandlung sträubst, dann vielleicht weil du dich damit nicht wohl fühlst, fremdbestimmt.

Nachdem alle Diagnosen und Eingriffe durch waren, hatte ich für mich entschieden, soweit bin ich gewillt zu gehen beim "Nachhelfen" und nicht weiter. Diese Entscheidung hat mir mehr Ruhe und Sicherheit gegeben, weil es zum einen ein Ende in Aussicht stellte und zum anderen auch einen inneren Frieden, weil ich wusste, dass wir dies und das nicht über uns ergehen lassen müssen. Es war sehr befreiend, dass der Endpunkt der kiwu Behandlung durch uns gesetzt wurde und nicht durch "tut uns leid, wir können nichts mehr für sie tun".
Mich haben zwei kiwu Freundinnen gefragt, wie weit ich gegangen wäre. Beide haben sich am Ende dafür entschieden wesentlich weiter zu gehen als ich es getan hätte. Die eine ist im ersten Versuch einer künstlichen Befruchtung schwanger geworden. Die andere ist im Grunde austherapiert, pleite (wird in der Schweiz nicht bezahlt) und nahe am körperlichen und seelischen Zusammenbruch. Alles ist gesund, super und ohne Befund. Trotzdem wird sie nie schwanger. Ihr gesamtes Leben dreht sich um diese Therapie.

Wieweit man gehen will, muss jeder selbst entscheiden. Wichtig finde ich, dass man mit der Behandlung im Reinen ist und genau weiß, was man tun will und was nicht.

Ihr müsst ja auch gar nicht zum nächsten Termin eine Entscheidung treffen. Nehmt euch die Zeit die ihr braucht.

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Re: Vor Angst abgebrochen

Antwort von wowugi80 am 02.04.2019, 12:11 Uhr

Danke für deinen Beitrag, den lese ich jetzt erst. Du hast völlig Recht. Das "Ende" selbst zu bestimmen ist wichtig. Ich wollte zb nie eine ICSI, ich hatte das Gefühl, der Natur da etwas aufzuzwingen. Quasi eine Micro-Vergewaltigung (entschuldigt, alle ICSI-Patientinnen, ich weiß, das klingt furchtbar drastisch).
Anfang des Jahres hatten wir Besuch von Bekannten, die uns eröffnet haben, dass sie ihr zweites Kind erwarten. Ich bin innerlich fast zusammengebrochen. Diese Leute haben ein knapp zweijähriges Kind, das damals nicht geplant war und seitdem beschweren sie sich in einer Tour darüber, wie anstrengend und einschränkend das Leben mit Kind ist. Das Kind geht jeden Tag 10 Stunden in die Krippe, auch wenn die Mutter gar nicht so lange arbeitet und sogar einen Tag pro Woche frei hat. Ich hatte immer das Gefühl, jede Sekunde mit Kind ist ihnen schon zu viel. Ich hätte bei denen eher mit einer Trennung als mit einem Zweiten gerechnet. Und da kamen dann all diese Gefühle, die jeder hier kennt "warum kriegen die einfach ein zweites Kind und ich nicht!" Der reine Neid, totale Bitterkeit... Und da habe ich meine Meinung zu ICSI geändert und der Entschluss für den künstlichen Weg wurde gefasst. Jetzt, mit drei Monaten Abstand kommen die Zweifel. Ich bin so wahnsinnig gerne Mutter. Für unseren Sohn bin ich drei Jahre zu Hause geblieben, ich habe diese Zeit so genossen. Ich bin jede Minute gern mit ihm zusammen, er war mir nie eine Last, auch wenn er eher kein unkompliziertes Kleinkind war. Und die Frage "warum die und wir nicht" bleibt auch. Aber ich fühle eben auch eine echte Dankbarkeit für all das Schöne was wir haben. Ein gesundes Kind, einen Mann, den ich liebe, Sicherheit und Zeit gemeinsam. Viele haben das nicht.
Deine Worte haben mich noch mal bestärkt. Ich werde dieses Gespräch mit der Ärztin noch mal auf mich zu kommen lassen und dann ganz in Ruhe mit meinem Mann entscheiden. Es muss ja dann wirklich nicht direkt im nächsten Zyklus losgehen. Wir werden uns die Zeit nehmen. Danke

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