Kinderwunschbehandlung

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Geschrieben von Schmetterfink am 11.10.2021, 10:46 Uhr

Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Tja. Sechste IUI, sechster negativer Schwangerschaftstest (Bluttest ist morgen, Urintest war heute Morgen aber genau so blütenweiß wie Freitag, da hatte ich getestet, weil ich total erkältet bin und schauen wollte, was ich mit gutem Gewissen nehmen kann).

Ich weiß, dass die Wahrscheinlichkeit bei einer IUI für mich statistisch nur bei 4% liegt. Nur war sie 2019 nicht signifikant höher, da war der dritte Versuch ein Treffer (9. Behandlungszyklus). Am Jahresende ist für mich Schluss. Mein 42. Geburtstag steht vor der Tür. Mehr als IUI will meine KiWu nicht machen. Die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft per IVF/ICSI sei nicht groß genug, um die Kosten zu rechtfertigen. Wechseln lohnt sich nicht mehr. Meine Eizellqualität ist ja in einer anderen Klinik auch nicht besser. Und die Kosten sind dann ja auch nicht wegzudiskutieren, mehr als zwei Zyklen IVF sind finanziell mit gutem Gewissen eh nicht drin.

Langsam muss ich mich also mit dem Gedanken anfreunden, dass wir ohne zweites Kind aus der Behandlung gehen. Selbst Schuld, wir haben zu spät angefangen. Ich habe mich zu lange von meiner (ex) FÄ hinhalten lassen, mit ihrem esoterischen "Wenn man bereit für ein Kind ist, wird man auch schwanger". Zu lange damit gehadert, wie ich damit umgehen soll, wenn man mir in der KiWu sagt, man könne mir nicht helfen. Mit 39 bei der ersten Schwangerschaft, muss man sich dann eben mit 41 nicht wundern, wenn es nicht mehr klappt. V.a. wenn es vorher sieben Jahre ohne Verhütung auch nicht geklappt hat (jetzt dafür mit regelmäßigem Zyklus und ES, bzw. zumindest positiven Ovus, auch in behandlungsfreien Zyklen). Ich bin schon mit mehr aus der Behandlungs, als viele andere. Wir haben das "Wunder", auf das wir so lange gehofft haben. Ich bin nur so unendlich traurig, dass er Einzelkind bleiben soll. Ich hätte ihm so gewünscht, dass er seine Sorgen um seine alten Eltern irgendwann mit einem Geschwister teilen darf und nicht wie ich dasteht. Da geht sie hin meine Hoffnung, dass mein Körper jetzt ja weiß, wie das mit dem schwanger werden und schwanger bleiben geht. Und sich daran erinnert, wie gerne ich schwanger war. Dass das Universum mir vielleicht noch eine Elternzeit ohne Corona gewährt, eine wie ich sie mir vorgestellt habe. Ende des Jahres war meine Deadline. Ich hatte gehofft, bis dahin hätten wir wieder neun Behandlungszyklen untergebracht. Mit mehreren Pausen über Jahr, schaffen wir das wohl nicht mehr. Vielleicht schaffen wir acht, wenn die KiWu das Spielchen noch zwei Runden mitträgt. Eigentlich rechne ich immer damit, dass am Telefon ein freundliches "Also Frau Fink, der Herr Doktor hat gesagt, noch eine Runde lohnt sich nicht, klappt ja eh nicht" kommt. Und selbst wenn es klappen sollte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine SS nicht hält, in meinem Alter ja auch entsprechend groß.

Tja.
Was jetzt? Kann man sich vorbereiten aufs Aufgeben?
Rational ist mir das alles klar. Zu spät, zu alt, zu lange gewartet. Zu schlechte Eizellqualität. Zu schlechte Voraussetzungen. Freue dich über das Kind, das du hast. Trauere nicht denen hinterher, die nicht sein sollten. Freue dich, dass dir dein Körper zumindest die eine Schwangerschaft ermöglicht hat. Dass du nie ein Kind gehen lassen musstest. Aber wie stellt man sein Herz ab? Und seinen Bauch? Wie erklärt man der emotionalen Seite, dass jetzt wirklich Schluss sein muss? Wie verhindert man, in "ach, noch einen... einer tut doch nicht weh... wäre ja der neunte... neun wollten wir doch machen" zu verfallen, weil wenn man neun macht, dann kann man doch auch zehn... elf... zwölf... schließlich sagt man ja immer ein Jahr und ein Jahr sind doch zwölf? Und 4% Wahrscheinlichkeit? Selbst 12 wäre doch keine 50/50 Chance. Wie kommt man zum Ende? Wie gibt man auf? Wenn heulen unter der Dusche nicht mehr hilft?
Und was kommt nach dem Ende? Das endgültige Ende (wieder verhüten) oder bis zur Menopause weiter jeden Zyklus die ständige Hoffnung? Die Hoffnung aufrecht erhalten, dass der Zyklus regelmäßig bleibt und nicht in die alten (90+ Tage) Muster zurückfällt? Weiter Ovus? Herzeln zum ES? Aufgeben? Abschließen? Wie am besten, um nicht endlos damit zu hadern? Ich fühle mich so unendlich leer gerade.

 
9 Antworten:

Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Minimi36 am 11.10.2021, 12:07 Uhr

Hallo Schmetterfink,

dein Beitrag hat mich gerade sehr gefesselt und auch traurig gemacht
Ich kann deine Gedanken ein Stück weit nachvollziehen, leider nur ein Stück, denn ich selber habe noch kein Kind und ich war auch noch nie in meinem Leben schwanger. Ich weiß nicht wie es ist auf einen positiven Test zu sehen , geschweige denn wie es ist, ein Leben in sich zu spüren. Ich werde im Dezember 38 und manchmal habe ich einfach nur Angst, dass mein bzw unser Kampf sinnlos bleibt und mir dieses Wunder einfach immer verwehrt bleibt.
Darum glaub ich sind Gedanken vom Aufgeben oder auch " wie weit möchte , werde und KANN ich gehen " immer allgegenwärtig.
Nur leider wäre ich froh, dürfte ich das einmal erleben. Danach wäre mir alles egal

Darum kann ich deine Verzweiflung nur bedingt verstehen, ich würde sagen, lass es doch einfach laufen.....
Wenn du das aber partout nicht kannst, würde ich an deiner Stelle weiter gehen und auf eine icsi bestehen. Warum macht man sooo viele IUI 's ????? Klar, der finanzielle Aspekt ist nicht von der Hand zu weisen. Aber die Chancen sind doch verschwindend gering. Und in meinen Augen darf man als Frau wohl doch noch selber entscheiden welche Behandlung man für vertretbar hält bzw welche Risiken etc man in Kauf nehmen möchte.
Ich weiß nicht ob ich dir mit meinem Text Mut machen kann oder ob er eher negativ klang ( das war zumindest nicht meine Absicht ).

Ich wollte nur damit sagen, entspann dich.
ODER geh aufs Ganze.....

Liebe Grüße
Jasmina

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Schmetterfink am 11.10.2021, 13:05 Uhr

Ach ja... entspannen... hab ich probiert, hat auch nicht geholfen
Wir mussten im Sommer drei Monate in Folge aussetzen, in den drei Monaten hatte ich drei - für mich total untypisch regelmäßige - wunderschöne Zyklen. Ohne Ovus (bis auf den letzten), ohne Kalender, ohne alles... auch ohne Schwangerschaft.

Wie gesagt, mir ist ja bewusst, dass das Kind, welches ich schon habe, mir eigentlich doch die innere Ruhe geben können sollte, an diesem Punkt zu sagen "Alles ist gut, wie es ist. Du hast ein gesundes, glückliches Kind. Viele andere dürfen das nicht haben. Es ist, wie es sein soll" - aber das ist der Kopf. Der Kopf ist nicht mein Problem. Der Kopf weiß das alles. Ich kann dich auch total verstehen, ich stand mit 38 genau so da. Jahre mit Zyklustees und Globuli hier und Homöopathie da, Yoga, PME, Autogenes Training. Dazu eine FÄ die keine Unterstützung war, sondern immer nur "Entspannen Sie sich, dann klappt es auch" säuselte und meinte, 90-Tage Zyklen seien völlig normal und keine weitere Untersuchung wert. Dann sechs Zyklen VZO in der KiWu, zwei erfolglose IUIs, Vorgesprächstermin zur IVF... nur ist das Gefühl jetzt nicht anders, als es vor der Schwangerschaft & Geburt war. Dabei sagt mein Kopf, dass es das doch ruhigen Gewissens sein könnte. Das Herz zieht da einfach nur nicht mit. Ich dachte auch, danach sei mir alles egal. Ein Kind. Eine Schwangerschaft. Dann ist doch alles gut. Das war doch mein Wunsch, mein Ziel, mein Wunder. Mein Kopf sagt, es könnte mir alles egal sein. Und das Herz schreit so laut "Baby", dass es alles andere übertönt.

Warum so viele IUIs? Weil die Klinik nichts anderes macht. Hat ja beim ersten Kind so geklappt, klappt dann auch wieder so oder eben nicht.
These: ich habe unter 150mg Clomi max. vier Follikel, von denen in der Regel zum Auslösen ein klarer Leitfollikel noch da ist, manchmal noch ein zweiter auf der anderen Seite. Es ist nicht zu erwarten, dass bei einer Stimulation zur IVF/ICSI mehr als diese vier Follikel heranreifen. Ü40 ist statistisch jeder zweite Follikel leer, jede zweite reife Eizelle genetisch auffällig. Bleibt statistisch eine Eizelle übrig, Schwangerschaftswahrscheinlichkeit mit Blick auf die Blutwerte die üblichen 25 - 30% (AMH, FSH, Östrogen, alle zehn Jahre jünger als ich). Fazit: Es sei mit drei, eher vier Behandlungszyklen zu rechnen, verbunden mit den entsprechenden Kosten. Kiwu sagt, das lohnt sich nicht. Die Wahrscheinlichkeit durch regelmäßige IUIs zum gleichen Ergebnis zu kommen, sei nicht niedriger, selbst 12 IUIs dafür aber halt signifikant günstiger als vier IVFs.
(Statistisch ist das glaub ich so nicht ganz korrekt, da wären es 17 IUI für ~50% Schwangerschaftswahrscheinlichkeit bei 4% pro Zyklus, in etwa gleiche Wahrscheinlichkeit wie nach drei IVF mit 25% Wahrscheinlichkeit... aber das ist dann vermutlich Erbsenzählerei und auch 17 IUI noch günstiger als drei IVF)

Ja, wir könnten die Klinik wechseln. Uns eine Zweitmeinung einholen. Termin zum Erstgespräch würde aber halt entsprechend dauern, ich werde nicht jünger, vermutlich würde das bis zu meiner gesetzten Deadline eh nichts mehr. Wir könnten auch ins Ausland gucken, halt dann nicht nur mit den Kosten sondern auch mit der Zeit verbunden (und das mit Kleinkind), dafür mit Option zur PID. Damit schiebe ich aber am Ende doch nur wieder raus, was ich vom Kopf her nicht mehr rausschieben will. Das geht so ein bisschen in Richtung "Ende mit Schrecken oder ein Schrecken ohne Ende"... nur dass selbst bei einem Behandlungsende der Kinderwunsch wohl nicht enden würde. Und ich nicht weiß, was ich am Ende-Ende (Menopause) mehr bereuen würde.

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von AmyBell am 11.10.2021, 13:52 Uhr

Ohne jetzt gross ins Detail zu gehen.....du wirfst dir vor, zu spät gehandelt zu haben. Das liegt in der Vergangenheit und wird sich nie mehr ändern.

Im zweiten Posting wird deutlich, dass du genau das gerade wieder tust. Du handelst wieder nicht. Entweder machst du einen Termin zur Erstberatung bei einer neuen Klinik, oder du lässt es. Termine kann man absagen, wenn man sie nicht mehr will.

Willst du deinen Kinderwunsch aktiv weiterbetreiben? Aktiv beenden? Oder passiv bleiben und warten, bis es sich von alleine erledigt hat?

Offensichtlich hast du noch nicht aufgegeben, sonst würde es dich nicht so beschäftigen. Auf der anderen Seite ist aber auch offensichtlich, dass du den einen Punkt, den du beeinflussen kannst (Termin machen), nicht in Angriff nimmst. Du wiederholst genau das Verhaltensmuster, dass du dir selber vor wirfst.

Warum?

Hast du doch schon abgeschlossen, traust dich aber nicht, den Schlussstrich aktiv zu setzen und hoffst lieber auf ein "zu alt" werden?
Traust du dich nicht?
Was hast du zu verlieren?

Du musst mir diese Fragen nicht beantworten. Sie sollen dich nur zum Nachdenken bringen.
Ich bin immer mehr der aktive Mensch gewesen beim Kinderwunsch. Aktiv alles in die Wege geleitet. Aktiv bestimmt wie weit gegangen wird, und wie weit nicht und wir hätten dann auch aktiv abgebrochen, wenn dieser Punkt erreicht worden wäre.


Einen Termin vereinbaren dauert 5min per Telefon.
Jeder Tag, den du es nicht tust, wird die Wahrscheinlichkeit für ein zweites Kind (und ich kenne viele Mütter Ü40), geringer.
Die Wartezeit auf den Termin wird nicht kürzer.

Du hast nichts zu verlieren. Nimm den Hörer ab, wenn du weitermachen willst.

Alles gute, egal wie die Entscheidung aussieht.

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Minimi36 am 11.10.2021, 14:20 Uhr

Ich muss mich meiner Vorrednerin anschließen. So ungefähr habe ich es auch gemeint.
Entweder du lehnst dich jetzt zurück und genießt es Mutter sein zu dürfen, kommt ein zweites, dann ist das toll.....
ODER du tust ALLES was dir möglich ist um deinen Wunsch zu erfüllen.
Einen Klinikwechsel würde ich im Übrigen auch definitiv empfehlen. Statistik hin oder her... auf die sollte man eh nichts geben!
Alles Gute für dich und viel Erfolg

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Hoppla123 am 11.10.2021, 17:05 Uhr

Hi,
Für mich klingt es auch nicht so, als würdest du schon an dem Punkt sein, aufzugeben. Eher so als wärst du verunsichert durch die Aussagen der Klinik zu Statistik etc.
Wenn du dich entschließt weiter zu machen, würde ich dir raten eine Klinik zu suchen die dich wirklich unterstützt. Vielleicht wäre auch ICSI Naturelle eine Option? Das wäre dann eh ohne Stimulation und auch günstiger.

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Mörchen17 am 11.10.2021, 19:00 Uhr

Hallo,

ich stecke selbst in einer sehr ähnlichen Situation, mit dem Unterschied, dass für mich eine erneute Kinderwunschbehandlung nicht mehr in Frage kommt, wenigstens das ist für mich klar. Auch ich habe, nach langem unerfülltem Kinderwunsch und mehreren ICSI-Anläufen (von denen einer zu einer späten Fehlgeburt führte), ein Kind bekommen dürfen und weiß, dass ich mich damit überaus glücklich schätzen darf - trotzdem finde ich das Einzelkinddasein, auch und gerade bei unserem Sohn, irgendwie suboptimal. Vor einem Jahr hielt ich mit zarten 43 Lenzen (unser Sohn war gerade drei Jahre alt geworden) einmal einfach so einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen, dieser Schwangerschaft war leider aber (wieder einmal) kein glückliches Ende beschieden, MA in der 13. Woche. Ich hatte eigentlich, nachdem erstmal ein Herzschlag feststellbar war, gedacht, vielleicht habe ich ja das Glück, nun einmal eine problemlose Schwangerschaft erleben zu dürfen, das wäre irgendwie auch ein versöhnlicher Abschluss des ganzen Themas gewesen und hätte unserem Sohn das Geschwisterchen beschert, aber es hat nicht sollen sein.

Nach der MA Anfang des Jahres verhüten wir mit Kondom, das möchte vor allem mein Mann, der keine Lust auf Trauer über fehlgeschlagene Schwangerschaften mehr hat, und für mich ist es in Ordnung so. Ich habe mir klar gemacht, dass ich besser keinen Illusionen nachhängen sollte, dass wir sehr viel "haben", was anderen leider nicht vergönnt ist, und dass es auch unserem Sohn eigentlich gut geht und sowieso niemand weiß, was die Zukunft so bringt und ob es mit mehr als einem Kind wirklich irgendwie "besser" wäre. Es schlagen da immer noch zwei Herzen in meiner Brust, aber so ist das halt.

Will sagen, es ist in Ordnung, wenn Du sagst, Du lässt weitere Versuche jetzt bleiben, auch wenn Du damit trotzdem haderst. Ich denke mal, so geht es sehr vielen Frauen in dieser Situation.

Alles Gute!

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Sterne_198 am 12.10.2021, 9:31 Uhr

ICSI Naturelle habe ich auch gedacht. Aber sofort.
Niemand weiß, was er kann, bevor er es nicht versucht hat.

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Schmetterfink am 12.10.2021, 11:49 Uhr

Hm. Meistens hilft es mir schon, meine Gedanken in Worte zu fassen... gerade irgendwie nicht. Wo fange ich an... zum drittenmal (sorry, wall of text)

Ich glaube nicht, dass ich mir irgendetwas vorwerfe.
Ich hadere vielleicht mit Dingen, ja. Aber ich tendiere nicht dazu, mir Fakten, an denen ich nichts ändern kann, vorzuwerfen. Als reines Faktum existieren sie dabei natürlich weiter. Wir sind erst mit 38 in die Kinderwunschklinik - Fakt. Ich werde noch diesen Monat 42 - Fakt. Aber kein Vorwurf. Ich werfe mir ja auch nicht vor, dass ich PCOS habe. Oder blaue Augen.
Bin ich glücklich damit, dass wir nicht früher in die KiWu sind? Nein. Wäre gelogen, wenn ich ja sagen würde. Gucke ich mein Kind an und denke "Alles richtig gemacht!" Ja. Mit dem Wissen, hätte eine andere Eizelle ein anderes Spermium getroffen, hätte ich genau dieses Kind nicht und es ist gut und richtig, genau so wie es ist, denn genau so sollte es sein.

Ich kenne auch viele Mütter Ü40. Schön. Ich kenne auch viele Mütter mit drei und mehr Kindern. Auch schön. Ich kenne auch Frauen, die ausversehen schwanger geworden sind, weil sie einmal die Pille vergessen haben. Hilft mir das? Nein. Schön, dass es andere Frauen gibt, die fruchtbarer sind als ich. Ich bin mit 22 nicht schwanger geworden (ob es zu dem Zeitpunkt so clever war nicht zu verhüten jetzt mal dahingestellt) und mit 32 nicht. Ich nehme an, die Wahrscheinlichkeit steigt mit 42 nicht wesentlich.

Ich glaube auch nicht, dass ich mich gerade als übermäßig "passiv" ansehe ("entspann dich" wäre für mich passiv, entspannen hat zumindest mir noch nie irgendwas gebracht). Da habe ich aber natürlich vielleicht den falschen Blickwinkel. Ist ja nicht so, als würde ich gerade nichts tun (DAS würde ich mir am Ende tatsächlich vorwerfen, da bin ich mir ziemlich sicher). Ich mache genau das, womit ich 2019 schwanger geworden bin. "Nichts" ist das also nicht. Wäre ich durch eine IVF schwanger geworden, hätten wir vermutlich genau da weitergemacht. Gut. Da kommt dann vielleicht der Punkt, ist weitermachen wie bisher vielleicht doch passiv? Das mag zum Teil auch gerade den äußeren Umständen geschuldet sein. Der Weg zurück in "unsere" KiWu, zu "unserem" behandelnden Arzt und auf "unseren" erfolgreichen Weg, war ja erstmal der logische. Und sein Ansatz ist ja nun durchaus erstmal kein schlechter (und sechs Behandlungszyklen sind ja jetzt auch erstmal nicht übermäßig viele).

Rumtelefoniert habe ich übrigens gestern (zumindest dahin hat mich mein Beitrag schonmal gebracht, auch ohne deine Antwort gelesen zu haben). Eine Klinik vereinbart dieses Jahr keine Erstgespräche mehr, eine nimmt keine Neupatienten Ü40, die dritte hat einen Termin im März. Weiter weg zu gehen, ist zeitlich schlicht keine Option, die zusätzliche Fahrtzeit ist nicht drin.

Damit... drehe ich mich im Kreis.
Wie lange will ich das Spielchen spielen? Bleibe ich bei unserer (ja nicht nur meiner, sondern unserer als Paar) Entscheidung, dass wir am Jahresende einen Schlussstrich setzen oder back to the drawing board und Neuanfang? Bis wohin spielen wir das Spiel? Wenn wir jetzt die Klinik wechseln oder ich meine beschwatze, dass wir eine IVF versuchen und das klappt nicht, was dann? Ist dann der richtige Zeitpunkt aufzuhören? Oder nach vier IVF? Oder dann doch ins Ausland? Kredit aufnehmen, Urlaub einreichen (der Urlaub deckt die Kita Schließzeiten, wo nehme ich den restlichen Urlaub her?), Mann und Kind schnappen, ab nach Tschechien, IVF mit PID? Wenn das nicht klappt? Ist dann der richtige Zeitpunkt aufzuhören? Eizellspende? Ist danach der richtige Zeitpunkt aufzuhören?

Wenn ich aufgegeben hätte, würde mit das Loslassen nicht so schwerfallen.

Was ich zu verlieren habe?
Zeit. Zeit, die ich lieber mit meinem Kind verbringen würde. Zeit für meinen Partner, Zeit für meine Familie, Zeit für meine Freunde, Zeit für mich, Arbeitszeit. Geld. Energie. Kraft. Hoffnung. Meine geistige Gesundheit.
Aber vor allem Zeit. Unser Tag ist jetzt schon spitz auf Knopf genäht und funktionier gerade nur, weil ich nur 75% arbeite (sinnvollerweise müsste ich aber nächstes Jahr zumindest auf 85% aufstocken, eigentlich sollte ich besser voll arbeiten, dann fehlt aber die Luft, die ich gerade für die Behandlung habe) und weil quasi jegliche "Ich Zeit" für mich im Moment ausfällt. Die Zeit für mich, die ich mir in der Woche nehme, sollte ich besser in meinen Haushalt investieren. Für den hätte ich eigentlich gerne eine Haushaltshilfe. Das Budget für die Haushaltshilfe geht im Moment aber in die Kinderwunschbehandlung - und zwar in die günstigere Option. IVF als Selbstzahler stellt mich dann eher vor die Frage "Hält das 15 Jahre alte Auto noch so lange, dass wir jetzt 20.000 Euro vom Sparbuch in die Hand nehmen und sie im Kinderwunsch versenken können?"

Was bin ich bereit, für etwas ohne jegliche Garantien noch zu investieren? An Zeit, an Geld, an Energie. Bis wohin will ich es treiben. Ist jetzt aufhören, wie vereinbart, der bessere Weg? Wird es leichter, wenn ich nicht jetzt (oder im Dezember) aufhöre, sondern nächstes Jahr? Übernächstes? Mit 45? Mit 50? Wieviel muss man machen, damit man mit gutem Gewissen aufhören kann? Selbst wenn wir jetzt nochmal einen anderen Weg einschlagen, auch der wird ja irgendwo ein Ende haben. Und wenn der nicht mit einer Schwangerschaft endet, bringt mich das ja zur gleichen Ausgangsfrage zurück. Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor? Egal ob jetzt oder in sechs Monaten oder in drei Jahren. Egal ob mit oder ohne Behandlung in einer anderen Klinik. Wenn es auf dem Weg nicht klappt, wie lässt man los? Wie vermeidet man, in eine "nur einen Versuch noch" Spirale zu verfallen? Kann man das Spiel bis zum bitteren Ende spielen? Ist es gesund, das zu tun? Es gibt Momente, in denen kann ich ganz rational sagen "Wir hatten 42 vereinbart, das ist jetzt. Am Jahresende ist Schluß. Wir haben es versucht, es sollte nicht sein. Das ist jetzt so" und dann gibt es eben Momente in denen der Bauch sagt "Aber du wolltest in dem Jahr auch 9 Behandlungszyklen gemacht haben, du hattest dann aber nur 7. Also können wir doch zwei auch nächstes Jahr? Und wenn du nächstes Jahr eh weitermachst, dann müssen es doch auch nicht zwei bleiben. Dann mach doch 12. Und wenn die KiWu nur IUI machen will, dann hol dir doch eine Zweitmeinung, wenn wir doch eh schon im nächsten Jahr sind, dann ist es doch auch egal. Bist auch nicht die erste Frau, die mit 43/44/45 ein Kind bekommt (Gianna Nannini...)." Und bähm, bin ich wieder in der Endlosspirale. Nur, hilft die Endlosspirale irgendwas?

Vermutlich sollte ich einfach aufhören nachzudenken. Wahrscheinlich wäre das das Einzige was helfen könnte.

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Re: Wie bereitet man sich aufs Aufgeben vor?

Antwort von Laylana am 13.10.2021, 8:45 Uhr

Ich fühle mit jeder Person die es so schwer hat. Mir ging es auch so. Hatte einige iui und 8x icsi.
Haben ca 30000 € investiert. Ich hatte die ersten beiden Jahre immer kein Glück. Und wir standen oft vor der Entscheidung ob wir weitermachen sollen oder nicht. Haben es immer mit unterschiedlichen Zyklen, Medikamenten etc probiert. Und letztlich hat es dann doch geklappt. Habe zwei befruchtete Eizellen in schlechter Qualität eingesetzt bekommen. Und hat geklappt. Und jetzt bin ich überglücklich über meinen kleinen Mann. Mein Mann und ich haben sehr viel gestritten. Er ist auch schon etwas älter und wollte dann aufgeben. Auch die Kosten sind natürlich enorm. Jetzt ist unser Sohn 9 Monate alt und wir sagen, immer wieder würden wir diesen Weg gehen. Und es war jeden Cent wert. Wir hätten es hinterher riesig bereut und müssten immer mit dem Gedanken leben, nicht alles versucht zu haben. Uns hat letztlich die Umstellung auf das langen Icsi Protokoll zum Erfolg geführt. Über den langen Weg wurden viele Defizite bei uns festgestellt: schlechte Spermien bei meinem Mann, Killer Zellen in der Gebärmutter, PCO, Kir-gen- defekt, zu viel männliche Hormone, Blutgerinnungsstörung, schilddrüsenunterfunktion... Untersuchungen waren sehr teuer aber bei Berücksichtigung diese Defizite und Behandlung mit Medikamenten hat es dann geklappt. Ich würde jedem raten, niemals aufzuhören. Und ob man nun mit 42 oder mit 44 Mutter wird, macht für mich keinen großen Unterschied. Wünsche dir auf jeden Fall von Herzen sehr viel Erfolg.

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