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Geschrieben von Erl Bundy am 22.11.2005, 21:12 Uhr

Messgerät Plus12 – Der Stein der Weisen?

Messgerät Plus12 – Der Stein der Weisen?



Ein einfaches Gerät, das dazu dient die tatsächliche Größe von Kinderfüßen und Kinder­schu­hen zu bestimmen, ist eine schöne Sache. Ganz besonders gilt das, wenn das Gerät auch noch einen niedrigen Preis hat und einfach zu bedienen ist. Das Messgerät Plus12 scheint auf den ersten Blick ein solches Wundergerät zu sein. Aber wie so oft wird auch hier der Wunderglaube enttäuscht. Bei genauerer Betrachtung offenbart das Gerät so deutliche Schwä­chen, dass man bezweifeln muss, ob denn ein solches Teil wirklich einen Vorteil für Eltern und Kinder darstellt. Im Gegenteil ist sogar zu befürchten, dass schlichtweg Falsch­er­geb­nisse geliefert und Kinderschuhe in falscher Größe verpasst werden.

Das Messen der Füße mit dem uns vorliegenden Plus12, ist schwierig, da der darauf ste­hen­de Fuß das Bandmaß blockiert. Das Schieben ist meist nur ruckartig möglich und es muss häu­fig nachkorrigiert werden. Auf der Plastikhülle rutscht der Fuß leicht wieder vom Fersen­an­schlag ab. Ebenso ist das Koordinieren der Messung – Fersenanschlag, längste Zehe und Ein­stellen der richtigen Länge keineswegs kinderleicht. Zudem besteht die Gefahr sich an dem scharfkantigen Messband zu schneiden.

Das Messgerät arbeitet größenunabhängig mit einer Zugabe von 12 mm. Sinnvoll und sach­­gerecht ist aber eine größenabhängige Zugabe, so wie dies beim WMS System prak­ti­ziert wird.

Die Messgenauigkeit des Gerätes lässt in der Praxis stark zu wünschen übrig. Bei vielen Schu­hen versagt das System generell und liefert falsche Werte. Dies tritt dann auf, wenn die Wöl­bung der Schuhferse etwas stärker ausgebildet ist, da hier der Anschlagpunkt an der Fer­se nicht zu erreichen ist und danach die längste Stelle durch Ausrichten des Maßbandes im Schuh angepeilt werden muss. Wenn die Schuhe sich nicht weit genug öffnen lassen, wird es noch etwas schwieriger. Nicht kontrollierbar ist, ob das Messgerät im Schuh auch rich­tig vorn im Zehenbereich der Brandsohle anliegt. Durch die Höhe der Messgerätespitze wird dies in vielen Fällen verhindert. Die Vorderkappe in den Schuhen lässt keine Über­prü­fung zu, sodass das „millimetergenau“ arbeitende Gerät je nach Positionierung bei ein und demselben Schuh Größenunterschiede von 1-2 Größen produziert.

Das Messprinzip lässt auch grundsätzlich keine Weitenmessung zu, die aber gerade dann, wenn man sich die Gesundheit der Kinderfüße auf die Fahnen schreibt, von größter Bedeu­tung wäre.

Das Plus12 Gerät ist nach unserer Auffassung nicht geeignet die Größe von Kinderfüßen und Kinderschuhen mit einer ausreichenden Sicherheit oder gar „millimetergenau“ zu er­mitteln.

Das als „erstes millimetergenaues Messgerät für Kinderfüße“ angepriesene Gerät gaukelt eine Präzision vor, die es bei Weitem nicht leisten kann. Die Vermarktung des Gerätes geschieht populistisch. Es werden Horrorszenarien aufgebaut und man nimmt Bezug auf wissenschaftliche Grundlagen und Messergebnisse die nicht nachprüfbar sind. Entspre­chende Basisdaten sind nicht erhältlich. Das steht Wissenschaftlern schlecht zu Gesicht.

Der Stein der Weisen ist auch beim Plus12 wieder mal nicht gefunden. Das Plus12 verspricht viel und hält nichts davon. Schade, denn generell ist das Thema sehr wichtig und seriöse Lösungsvorschläge sind gefragt….



Dr. Gerhard Nickolaus

Prüf- und Forschungsinstitut Pirmasens

 
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