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Geschrieben von JOJO94 am 13.01.2024, 17:28 Uhr

Sensibel

Unsere Tochter(3Jahre) war immer schon eher sensibel, ruhig und zurückhaltend. Lebhafte, laute Kinder sind eine Herausforderung.
Sie hat sich aber nach unserer Meinung gut damit abgefunden bzw gelernt etwas selbstbewusster damit umzugehen. Ein kurzer Rückschlag war bei Geburt ihrer Schwester(vor 8 Mt), wovon sie sich aber auch erholt hat.
Nun aber seit gut 2 Wochen ist sie wieder hochsensibel. D.h sie weint viel mehr, verträgt keine Lauten Geräusche(Weinen von Schwester, schreien anderer Kinder..), ist allgemein wieder rückfällig in klammerdem Verhalten.
Mein Mann u ich können uns nicht erklären was genau passiert ist. Da wir nächste Woche mit der Spielgruppe starten, habe ich etwas Sorge dass das gut gehen wird. Kann sich so ein "Rückfall" auch durch einen Entwicklungsschub bemerkbar machen?Hat jmd ähnliches erlebt?
Vielen Lieben Dank für alle Erfahrungen..

 
2 Antworten:

Re: Sensibel

Antwort von Mijou am 13.01.2024, 18:12 Uhr

Huhu,

meine Tochter war in diesem Alter ähnlich. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es auch ein bisschen eine Frage der Übung und Routine mit anderen Kindern ist, was die Toleranz für Lärm etc. erhöht. Schonung ist nicht unbedingt das, was zurückhaltenden, empfindlicheren Kindern hilft, im Gegenteil.

Ich habe darauf geachtet, dass meine Tochter fast täglich anderen Kindern begegnet ist. Bis zum Alter von etwa drei Jahren in der Spielgruppe, in der Turngruppe (beides je einmal wöchentlich), bei Freundinnen mit Kindern und auf dem Spielplatz.

Mit dreieinhalb war dann der Kiga-Start, wo sie natürlich dann sowieso viel Kontakt mit anderen Kindern hatte. Auch darauf waren aber die Aktivitäten davor eine gute Vorbereitung. Kinder gewöhnen sich noch gut an Dinge, und auch ihr Sozialverhalten wird sicherer und routinierter, wenn sie viel Gelegenheit haben, Gleichaltrige zu treffen und sozusagen zu üben.

Klammerphasen sind einfach normal, sie kommen einfach vor und gehen auch wieder vorüber. Manchmal ist es aber auch einfach ein bisschen zu still zu Hause (trotz kleiner Schwester), weil der Umgang mit Gleichaltrigen fehlt. Hier setzt ihr ja schon an mit der Spielgruppe, aber es darf sicher auch noch etwas mehr sein. Erwachsene sind kein Ersatz für andere Kinder.

Noch ein Tipp: Du hast das Wort „hochsensibel“ verwendet. Ich selbst habe bewusst versucht, solche Begriffe bei meinen Kindern zu meiden. Nicht weil sie inhaltlich nicht stimmen würden. Sondern weil man damit seinem Kind eine Diagnose, eine Art Stempel aufdrückt. Man verbindet als Mutter gewisse Erwartungen mit so einer Diagnose. Zum Beispiel, dass das Kind sich immer so verhalten wird, auch künftig. Oder dass es sich in fast jeder Situation so verhält.

Das Heikle daran ist, dass Kinder sich immer bemühen, unsere Erwartungen zu erfüllen. Sie tun das unbewusst, sie merken es nicht. Wenn nun eine Mutter von ihrem Kind erwartet, dass es sich so verhält, wie ein „hochsensibles Kind“ sich nunmal verhält, dann entspricht das Kind dieser Erwartung. Auch wenn Eltern zu sehr auf Dinge wie Weinen bei Lärm usw. eingehen (zu ausführlich trösten, zu viel aufs Kind einreden, zu viel erklären) verstärkt das beim Kind dieses Selbstbild.

Bei Kindern aber ist noch alles so offen, man sollte sein Kind nicht festlegen und auch anderen nicht gestatten, dass sie das tun. Ich würde also auch nicht in im Beisein deiner Tochter sagen: „Sie ist immer so sensibel oder so ängstlich“. So etwas sind Programmierungen, die wirken.

In Wirklichkeit sind die meisten sensiblen Menschen Mischtypen: Sie sind in einem Bereich sensibel, im nächsten hochsensibel und im übernächsten gar nicht sensibel, sondern eher gelassen. Außerdem entwickeln Kinder sich so stark und so sehr, du kannst noch gar nicht absehen, wie deine Tochter mit 12 oder mit 16 Jahren sein wird. Ich selbst war bei meinen Kindern oft sehr überrascht, wie stark sie sich veränderten. Wir neigen dazu, unsere Kinder eher statisch zu sehen. Weil sie bisher so waren, bleiben sie auch so. Aber das stimmt nicht.

Meine Tochter war mit drei Jahren wie gesagt eine extrem scheue, zurückhaltende kleine Maus. Sie hatte Angst vor Lärm, vor anderen Kindern, hat phasenweise geklammert, wollte nirgendwo ohne mich bleiben usw. Sie ist heute 25 Jahre alt. Sie ist eine fröhliche, sehr selbstsichere junge Frau mit einem offenen, sympathischen Auftreten, die gut auf andere zugehen kann. Niemals hätte ich mir das damals vorstellen können.

So sehr entwickeln sich unsere Kinder, und wir dürfen auch einfach Vertrauen haben, dass sie das schaffen. Es fällt ihnen aber umso leichter, wenn niemand hergeht und sagt: Du bist so, und du bist so. Sondern wenn sie allein herausfinden dürfen, wie sie sind.

LG

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Re: Sensibel

Antwort von JOJO94 am 13.01.2024, 19:02 Uhr

Vielen lieben Dank für deine wertvolle u ausführliche Antwort.
Ich bin da auch deiner Meinung, Konfrontation mit ihren "Ängsten" ist die beste Therapie..Wir waren schon in einer Singgruppe, Waldspielgruppe und nun das Turnen plus dann das erste Mal Spielgruppe(also ohne mich).
Zudem hat sie einen Cousin, welchen wir gut 2x die Woche sehen. Dieser ist aber die grösste Herausforderung für sie, da er das komplette Gegenteil ist aktuell. Wir(meine Schwester u ich) wissen schon gar nicht mehr wieviele Krisen wir zwischen ihnen hatten.

Ebenfalls versuche ich, wie du beschrieben hast, ja nicht vor meiner Tochter so Sachen wie "Hochsensibel", "Ängstlich" zu theamtisieren. Meist rede ich auch bei Problemen erst am Abend mit meinem Mann und wir diskutieren nicht vor ihr. Dies ist mir sehr wichtig. Natürlich sind da oft andere Mütter, Erzieherinnen dann das Problem da sie vor dem Kind die "Probleme" ansprechen.

Ich danke dir für die Erfahrung die du mit deiner Tochter gemacht hast. Das macht Mut u beweist das oft vieles nur Phasen sind.
Vielen Dank u alles Gute

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