Die Oma...

Hallo,
ich habe mich bis zur Geburt meiner ältesten Tochter (jetzt 6) super mit meiner Schwiegermutter verstanden, noch in der Schwangerschaft täglich mit ihr telefoniert. Vom Grundtypus sind wir uns wahrscheinlich sehr ähnlich, was nach der Geburt der Großen dann auch zu unseren Problemen beitrug. Kurzzusammengefasst ging es ihr in dem Jahr sehr schlecht und meine Tochter - der erste Enkel - gab ihr den notwendigen Halt. Dass sie neidisch auf das Stillen war, mir den Säugling nie zurückgeben wollte, wenn er schrie oder einfach mit der Neugeborenen weglief (ich mit schleifendem Beckenboden hinterher) und sich so sehr mit meiner Tochter als ihrem wiedergeborenen besseren Selbst identifizierte, führte zu allerlei absurden Situationen und führte in der Konstellation mit meinem Mann, der die Auseinandersetzung mit der Mutter scheute und mich deswegen häufig vorschob ("ich würde ja mit Euch in Urlaub fahren, aber Lian nicht") und mir als damals verunsicherte und hormonell überdrehte Erstmutter zu ziemlich angespannten ersten Jahren.
Wir konnten das dann aber irgendwann friedlich klären, haben uns ausgesöhnt, u.a. tragen wir unsere Konflikte nun direkt miteinander aus und wenn mein Mann ein Problem mit ihr hat oder umgekehrt halte ich mich raus.
Soweit so gut.
Mittlerweile hat ihre Tochter das zweite und dritte Enkelkind zur Welt gebracht, auf die sie auch regelmässig aufpasst, da sie vor Ort wohnen. Ich habe auch ein zweites Kind bekommen, die nun 15 Monate alt ist.
Mir ist vollkommen klar, dass man nicht alle Kinder oder Enkelkinder auf die selbe Art und Weise mag. ALlerdings sagt sie ganz offen (auch vor den Kindern), dass sie vor allem nach wie vor meine Große liebt und sich mit ihr identifiziert, die anderen sind ok, aber da gibt es für sie riesige Unterschiede. Mir tut es einerseits leid für die große Tochter meiner Schwägerin, die nun auch schon 3 ist und das sicher bemerkt. Andererseits kommen nun auch die Kleinen bald in ein Alter, in dem sie bemerken, dass die Oma nur ganz verrückt nach der Großen ist.
Das führt einerseits dazu, dass sie bei einem Besuch nachmittags angeboten hat auf beide Kinder aufzupassen, aber vor lauter Eifer im Spiel mit der Großen nicht auf das Babyphon geachtet hat, andererseits ihr Umgang mit der Großen langsam bedenklich wird.
Wenn sie unterschiedlicher Meinung sind, bettelt sie mit Tränen in den Augen um die Gunst der Großen. Obwohl meine Tochter nie dick war, bei 1,22m 19 kg wiegt und immer auf der 50. Percentile liegt, sagt sie ihr häufig, sie solle nicht soviel essen, damit sie nicht dick werde. Wenn mein Mann sagt, das Kind hat angewachsene Ohrläppchen, dann sagt sie, das kann ja gar nicht sein, weil sie selber keine angewachsenen Ohrläppchen hat. Teilweise zieht sie dem Kind ihre Unterwäsche an (obwohl das Kind genügend eigene Unterwäsche hat), die ich dann an mich nehme, wasche und ihr zurückgebe. So sehr ich der Meinung bin, dass Großeltern die Oma-Privilegien im Umgang mit den Kindern haben, dass unterschiedliche Personen und Erziehungsstile bereichernd für das Kind sind und dass das Kind und die Oma ihre Beziehung schon selbst und ohne mein Eingreifen gestalten sollen, entwickelt sich hier gerade etwas, was ich noch nicht richtig benennen kann, mich aber beunruhigt. Mit meinem Mann und der restlichen Familie ist darüber nicht zu sprechen, da sie der Meinung sind, die Oma ist halt so und das ist alles ganz normal. Mit ihr selber ergab sich keine ruhige Minute darüber alleine zu sprechen, weil sie 24 Stunden lang am Kind klebte. Ansonsten hätte ich sie gerne mal gefragt, ob es ihr im Moment vielleicht nicht gut geht, weil sie nach meinem Eindruck wieder ähnlich dekompensiert wie damals vor Jahren.
Ich bin wirklich gerade etwas ratlos. Habt ihr einen Rat, eine Erklärung oder eine ähnliche Erfahrung? Mache ich mir zusehr einen Kopf? Glücklicherweise ist meine Große recht selbstbewusst und sagt ganz deutlich was ihr nicht passt oder wenn sie was doof findet. Der Großvater sagt übrigens, dass er sich gar nicht für irgendeinen Enkel interessiert und ist deswegen raus.

Viele verwirrende Gedanken, danke fürs Lesen.
Liebe Grüße
Lian