Partnerschaft - Forum

Partnerschaft - Forum

Fotogalerie

Redaktion

 
Ansicht der Antworten wählen:

Geschrieben von Sofie07 am 04.09.2016, 22:30 Uhr

Der schmale Grat... (lang)

Hallo liebe Foren-Frauen,

lange schon überlege ich, ob ich hier über mein Problem schreiben soll.
Es ist nicht so, dass ich mein Problem noch nie mit meinem Mann oder mit Freundinnen besprochen hätte... Aber Verständnis (von Ersterem) und Objektivität (von den Letzteren) fehlt ja verständlicherweise dann schon.

Zum Problem:

Ich bin beinahe Mitte dreißig, mit meinem Mann seit 15 Jahren zusammen, neun davon verheiratet. Wir haben zwei Söhne, acht und drei Jahre alt. Wir sind gemeinsam selbstständig.

Von Anfang an war es etwas schwierig bei uns was den Sex angeht. Es war immer etwas krampfig, recht schnell (nach ca. 4-5 Monaten) passierte wochenlang auch mal nichts. Ich suchte natürlich ganz ladylike den Fehler bei mir, er sagte immer, es hätte nicht mit mir zu tun. Oftmals fing ich aus Verzweiflung auch an, zu streiten, weil ich mich so unattraktiv, nicht begehrenswert etc.pp. fühlte. Ich wollte, dass er mir den Grund dafür nennt, dass er mich "verschmäht". Aber mehr als "es liegt nicht an dir" bekam ich 8 lange Jahre voller Selbstzweifel nicht zuhören.

In dieser Zeit War er immer für mich da und ist es auch jetzt noch. Nur eben bei Problemen, die uns beide betreffen, nicht. Wie viele Männer, so weit normal. ;)

Allerdings fehlte mir nicht nur der Sex. Unser körperlicher Kontakt beschränkt sich seit ca. 13 Jahren auf Küsschen zur "Guten-Nacht" und gelegentliche Umarmungen. Da ist keine "starke Schulter" im Alltag, keine Nähe, keine begehrenswerte Blicke, kein richtiger Kuss, kein nichts.

Dann erzählte er mir also vor sieben Jahren, er sei mit zehn Jahren jeweils von zwei verschiedenen Frauen sexuell missbraucht wurde. Er saß vor mir und weinte. Neben all dem Mitleid und Verständnis, das ich empfand, war ich auch erleichtert: Nicht nur, weil ich endlich wusste, was das Problem war, sondern auch um das Wissen (Hoffnung...), das es nun besser werden kann. Wenn er daran arbeitet. Ich selbst habe auch eine traumatische Kindheit (wenn auch ohne sexuellen Missbrauch) gehabt, habe mich aber mit 19 Jahren in Therapie begeben, um daran -erfolgreich- zu arbeiten.

Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch. Probleme verlangen bei mir Lösungen. Ich verschließe mich da nicht, sondern gehe Schwierigkeiten an. Möglicherweise verlange ich da von meinem Mann zu viel, das auch so zu sehen. Jeder ist da anders.

Allerdings war unser großer Sohn zwei Jahre alt. Ich denke da immer schon acht Ecken weiter... Soll er wirklich ohne sichtbare Liebe zwischen seinen Eltern groß werden? Sollen wir so weiter leben? Für immer? Für ihn funktionierte das Verdrängen super. Für mich nicht. Mir fehlte die Perspektive bzw. machte mir die Perspektive, auf die die vergangenen acht Jahre zu deuten schien, Angst.

Nach weiteren drei Jahren, also vor vier Jahren, begann er dann endlich eine Therapie. Der Therapeut sprach viel mit ihm über Fußball und riet ihm, nicht mehr mit mir über Beziehungs-/Eheprobleme zu sprechen. Funktionierte gar nicht, weil ich fand, wir müssen schon irgendwie beide daran arbeiten. Ich wusste ja so auch gar nicht, wie ich mich zu verhalten habe, was er erwartet usw. Es wurde also weiter aus unserer Ehe ausgeklammert.

Die Therapie brach er ab, weil ich schwanger wurde (??). Vermutlich war das DIE Gelegenheit für ihn, vermutlich bei dem Therapeuten auch besser so!?

Dann gab es wieder eine jahrelange Pause. Anfang diesen Jahres dann die zweite Therapie. Dort kümmert er sich um seine Kindheit. Ausgenommen den Missbrauch. Es wird alles durchgekaut, Verhältnis zur Mutter, Vater, Bruder, pipapo.

Ich weiß nicht, ob mein Bild passend ist: Wenn ich den Keller voll hab, fange ich vorne an, aufzuräumen. Dann arbeite ich mich nach hinten vor. So lief auch meine Therapie (gleicher Ansatz). Fand ich gut, denn ich hatte so die nötigen Methoden, meine Ängste etc. in den Griff zu bekommen.

Mein Mann zeigt (nicht diagnostizierte) Anzeichen einer Depression. Er ist oft antriebslos, der Alltag bereitet ihm Schwierigkeiten. Das Aufstehen am Morgen, auf der Arbeit gibt es oft Ärger, den ich ausbügeln muss. Er ist oft kopflos, macht irgendwas, das unwichtig ist, kann keine Prioritäten setzen. Unsere Jungs sind sehr lebhaft (!!!) und er hat z.B. schon Schwierigkeiten, einen von ihnen ins Bett zu bringen. Mache ich dann. Ich mache auch den Haushalt, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die er übernimmt. Er ist an mehreren Tagen in der Woche beim Sport. Nehme ich mir mal alle paar Wocheb ein paar Stunden am Nachmittag "frei", erwartet mich zu Hause Chaos und wenigstens ein Kind hat gerade Streit mit ihm. Den ich dann schlichten muss.

Ich kümmere mich um alles Organisatorische (Haushalt, Schule, Kita, Freizeit, Arbeit, Termine, Geburtstage, Fanilientreffen). Manchmal lastet zu viel auf meinen Schultern, wobei ich alles mit Leidenschaft und Freude tue. Ich kümmere mich täglich um meine depressive Mutter. Das zehrt. Und alles ohne den Mann an meiner Seite, was Geborgenheit, Nähe und eben all das, was man zum "Auftanken" und überhaupt zwischen Mann und Frau und in einer Beziehung so braucht. Mir fehlt Rückhalt, Zuverlässigkeit, und vor allem die spürbare, sichtbare Liebe!!!

Ich lebe seit so vielen Jahren mit diesem Liebesentzug. Sicher mit seinem Hintergrund verständlich und nachvollziehbar. Aber ich komme mit dieser Passivität nicht zurecht. Er möchte auch, dass sich etwas ändert, tut aber nicht wirklich etwas dafür.

Nun zum Titel... Der schmale Grat zwischen zu früh aufgeben und zu lange warten... Nach fünfzehn Jahren kann man kaum von zu früh aufgeben sprechen, oder?

Allerdings steht er quasi am Anfang seiner Aufarbeitung. So es denn der richtige Weg ist.

Ich sehne mich aber nach Nähe. Ich möchte geliebt, gewollt, begehrt werden. Nicht mit fünfzig zurück schauen und bereuen.

Nein, ich bin noch nicht ein einziges Mal fremd gegangen. Ich will ihn. Und Ohm nicht weh tun. Trotz allem ist er mein Mann, der Mann, den ich liebe, mit dem ich die Jungs habe und mit dem ich alt werden möchte. Aber nicht so.

Ich weiß, dass ich eine Entscheidung zu treffen habe. Aber vielleicht könnt ihr mir helfen in meinem Gefühlschaos ein bisschen klarer zu werden...

Ich hoffe, es ist überhaupt jemand bis hierher durchgekommen. :) Danke fürs Lesen!

S*

 
16 Antworten:

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von desireekk am 05.09.2016, 3:42 Uhr

Ich verstehe absolut wo Du stehst, ich habe so etwas ähnliches durch...

Mein Ansatz und Gedanke für Dich:
Wie wäre es, wenn Du nochmal für Dich einen Therapeuten findest, der mit Dir sortiert und einen Weg findet?

Und: hast Du die Chance mit dem Therapeuten Deines Mannes zu sprechen und ggf. mal dort loszuwerden wo Du gerade stehst und was für Dich wichtig ist?

Es liest sich, als ginge Dir einfach die Kraft aus, das alles so weiterzuleben wie es bisher (von Dir/Euch) gelebt/gestaltet wurde.

Zusammen selbständig zu sein macht es nicht einfacher.
Gerne mehr per PN.

LG und ich drück Dich

D

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von desireekk am 05.09.2016, 3:43 Uhr

Ich verstehe absolut wo Du stehst, ich habe so etwas ähnliches durch...

Mein Ansatz und Gedanke für Dich:
Wie wäre es, wenn Du nochmal für Dich einen Therapeuten findest, der mit Dir sortiert und einen Weg findet?

Und: hast Du die Chance mit dem Therapeuten Deines Mannes zu sprechen und ggf. mal dort loszuwerden wo Du gerade stehst und was für Dich wichtig ist?

Es liest sich, als ginge Dir einfach die Kraft aus, das alles so weiterzuleben wie es bisher (von Dir/Euch) gelebt/gestaltet wurde.

Zusammen selbständig zu sein macht es nicht einfacher.
Gerne mehr per PN.

LG und ich drück Dich

D

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von somane am 05.09.2016, 7:47 Uhr

ich versteh dich auch. Beim Lesen war auch bei mir der erste Gedanke eine erneute "Therapie" für dich. Nicht, um therapiert zu werden, sondern damit du reden kannst, deine Sorgen und Ängste ernst genommen werden, damit du deinen eigenen Weg findest.

Ich verstehe auch deinen Mann. Du kannst ihn nun mal nicht dazu zwingen, Dinge von früher aufzuarbeiten. Wenn er das nicht will, na gut, das musst du akzeptieren und damit leben od. eben nicht. Wenn du ihn nicht verlassen willst, dann such dir einen anderen Weg um Kraft zu tanken und Frieden in dir zu finden. Jeder ist selbst verantwortlich für sich. Dein Mann für sich, du für dich und dann erst ihr gemeinsam für euch.

Alles Gute

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Sofie07 am 05.09.2016, 22:44 Uhr

Vielen Dank für deine Antwort! Es tut schon gut, zu hören, dass man nicht ganz alleine damit ist.

Ich habe tatsächlich auch schon über beide Möglichkeiten nachgedacht.

Für eine eigene Therapie fehlt mir, so doof es klingen mag, die Zeit. Es ist leider tatsächlich so. Wenn ich Glück habe, habe ich mal alle vier oder fünf Wochen zwei Stunden am Nachmittag.

Mit seinem Therapeuten zu sprechen ist eine sehr gute Idee. Jedoch: Setze ich meinen Mann damit nicht unter Druck? Und den Therapeuten bringe ich damit in die Lage, zu vermitteln? Ich bin mir nicht sicher, ob ich "dazwischen funken" sollte. Offenbar ist meinem Mann das Thema nicht so wichtig, um es dort zu besprechen.

Manchmal ist es recht viel und ich fühle mich überfordert. Eben weil der Ausgleich fehlt, den ich mir wünsche. Trotz allem mache ich meine Aufgaben gerne. Ich habe gute Freunde, tolle Kinder, einen tollen Job und freue mich meines Lebens. Hätte nur gerne Liebe von meinem Mann...

Liebe Grüße!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Sofie07 am 05.09.2016, 22:55 Uhr

Hallo Somane,

auch dir lieben Dank für deine Antwort!

Für eine Therapie fehlt mir schlicht Zeit. Ich habe auch schon daran gedacht, auch weil mich die Situation mit Mann UND Mutter emotional mitnimmt.

Du hast recht und vor allem deine letzten zwei Sätze finde ich toll! Es stimmt!

Er ist zwar unzufrieden mit seiner Situation, sieht sich auch selbst im Alltag immer wieder scheitern, aber hat sich wohl irgendwie damit arrangiert.

Ich bin nicht unglücklich mit meinem Leben. Ich sorge dafür, dass ich Schönes, Aufbauendes habe.

Ich kann irgendwie nur nicht begreifen, dass das "Wir" so von einem alleine ausgebremst wird. Verstehst du, wie ich es meine. Ich bin da etwas starrsinnig vielleicht. Denn für unsere Kinder ist es schon nicht optimal, so aufzuwachsen. Was leben wir Ihnen vor? Auf der Paarebene aber auch im Alltag. Die Kinder bekommen ja mit, dass Papa morgens später aufsteht als sie. Oder nicht mit ihnen zurecht kommt, ungeduldig und auch ungerecht wird, überfordert und oft fallen Sätze wie "ich will das alles nicht mehr". Dabei war dann eigentlich gar nichts.

Ich frage mich, ob ein "wir" nicht zwangsläufig zu einer guten Ehe gehört?!

Ich gebe zu, ich bin grundsätzlich sauer auf ihn, dass er sich und damit uns (alle drei) "vor die Hunde" gehen lässt...

Liebe Grüße!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von desireekk am 06.09.2016, 2:22 Uhr

Hallo

ich verstehe absolut wie es Dir geht.
ich war genau an dem selben Punkt...

Ich habe mich mit den selben Gedanken im Kreis gedreht...

Mehr gerne als PN

D

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von 2auseinemholz am 06.09.2016, 10:58 Uhr

Hallo!

Will denn dein Mann wirklich seine Kindheit aufarbeiten oder tut er das nur Deinetwillen?

Ich würde meinen IHR beide gehört zusammen - theoretisch und vom Lebensziel her, aber es fehlt an der "praktischen" Umsetzung. Deswegen würde ich als 1. Prio setzen: wir wollen als Paar besser funktionieren unsere Zunkunft auf sichere Beine stellen und eher als 2. Prio die persönliche Aufarbeitung der Kindheit Deines Mannes.
Mal angenommen, er bringt seine Aufarbeitung erfolgreich zum Schluss - was gibt Euch die Sicherheit, dass das auch eine gute Beziehung quasi garantiert?
Ich sehe nicht so ganz die Verbindung zwischen "sexueller Missbrauch" und "keine Schulter zum Anlehnen im Alltag" bieten können. Auch sehe ich nicht unbedingt eine Verbindung zwischen "sexueller Missbrauch" und unsouveräner Umgang mit Prioritäten im Alltag.

Ich befürchte aber auch dass Du einige Dinge, die Du eigentlich "schon beim Kauf" feststellen konntest jetzt ihm nicht in die Schuhe schieben als Mangel .... wie etwa die Fahrigkeit im Alltag.

Deswegen würde ich eher eine Paartherapie bei Euch sehen, mit dem Ziel "Verbesserung des Zusammenlebens" und nicht "Mal scheuen ob es noch Zukunft hat".

LG, 2.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Cazza am 06.09.2016, 11:35 Uhr

Definitief mit dem Therapeuten ein gemeinsames Gespräch suchen! Ich hätte sogar Paartherapie empfohlen, aber wenn dein Mann gerade in Therapie ist, könnte man mit dem Therapeuten erstmal dessen Eindruck besprechen (zwei Therapien gleichzeitig ist oft zuviel) und schauen ob ein paar Paargespräche in größeren Abstand bei ihm gemeinsam möglich sind.
Bzgl. deiner Sorgen, ob du Druck ausübst; Der Druck ist, finde ich, jetzt schon da. Du spielst mit dem Gedanken deine Ehe zu beenden, so wie ich es verstehe, obwohl du es eigentlich nicht willst, aber dich fragst, ob du diese Situation für den Rest deines Lebens so aushalten kannst. Kann sein, dass du den Druck gut vor deinem Mann verbergst, aber irgendwann kommt er raus, und vielleicht ist es dann zu spät für deinen Mann zu handeln. Und ich, für mich persönlich, würde von meinem Partner wissen wollen, wie ernst unsere Beziehung in Gefahr ist, damit ich überlegen kann, ob ich handeln will und zu welchen Kompromissen ich bereit bin... Reine hypothetische Gedankenüberlegung wie es aus Sicht deines Mannes aussehen KÖNNTE (!!!): "Den Missbrauch aus der Kindheit aufarbeiten bedeutet Schmerz wiedererleben, unangenehme Emotionen erleben und Angst vor Überforderung. Den Missbrauch weiter verdrängen bedeutet bzgl Sexualität und Nähe Abstriche machen, auch gelegentlich depressive Symptome, jedoch bisher hat dieses nicht gestört eine Ehe mit einer wunderbaren Frau zu führen und zwei wunderbare Kinder zu bekommen. Natürlich gibt es immer wieder mal Probleme und Schwierigkeiten im Alltag, aber bisher nichts absolut einreißendes."
Das Problem an dieser Überlegung wäre, dass die Motivation den Missbrauch anzugehen nicht sehr hoch ist. Wenn er aber weiß, wie es dir mit dem Mangel an Nähe geht (und auch der Therapeut das weiß) kann das in der Therapie als Ziel hinzugenommen werden (vielleicht nicht, dass ihr heißen, Leidenschaftlichen Sex ohne Ende habt, aber dass er dir eine Schulter zum Anlehnen geben kann, dass ihr euch lange und entspannt Umarmen könnt und du daraus Kraft tankst, dass ihr diese Nähe habt).
Und nur so nebenbei: die Aufgabe eines Therapeuten ist es zu vermitteln und die Aufgabe des Therapeuten wäre es auch zu schauen, dass es in dem gemeinsamen Gespräch nicht um ein Ultimatum geht, "wenn du das nicht tust, bin ich weg", sondern mit euch auszuarbeiten, was ihr BEIDE braucht um in der Beziehung glücklich zu sein und wo ihr bereit seid Kompromisse einzugehen und wie ihr euch auf diesem Weg unterstützen könnt.
Ui das war lang :D Hoffe es war vielleicht ein hilfreicher Gedanke für dich dabei :)

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Sofie07 am 06.09.2016, 22:12 Uhr

Liebe 2,

er sagt, er tut es für sich. Ich glaube es nicht.

Zu deinen Fragen: Mein Mann kann durch den Missbrauch keine Nähe aufbauen, sagt er. Durch diese Erfahrung ist er emotional eingeschränkt und kann mir keine Nähe geben und mir keine Stütze sein.

Er zeigt depressive Symptome und bekommt deshalb Probleme im Alltag. Er hat quasi den Kopf voll mit altem Ballast und kann deshalb keine Prioritäten setzen. Er nimmt sich und sein Handeln oft nicht relastisch wahr.

An sich hast du Recht und ich wusste, worauf ich mich einlasse. Allerdings hieß es immer, er arbeitet daran. Deshalb frage ich mich ja, ob sich wirklich noch etwas ändern wird. Mit wachsenden Anforderungen (Kind 1, dann Selbstständigkeit, dann Kind 2) wurde es immer schlimmer. Am schlimmsten empfinde ist es, seit dem unser kleiner Sohn unterwegs war. Dachte aber, daß wäre nur eine besonders schlimme Phase, die wieder besser wird. Vielleicht habe ich es auch nur als schlimmer empfunden, weil ich selber dann einfach mehr zu tun hatte...

Eine Paartherapie hatte ich schon vorgeschlagen...

Lieben Dank für deinen Rat!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Sofie07 am 06.09.2016, 22:35 Uhr

Liebe Cazza,

danke für deine Antwort, das waren viele hilfreiche Gedanken!

Ja, der Druck ist definitiv da. Ich habe schon recht frühzeitig mit ihm gesprochen, da waren wir noch recht frisch zusammen. Dann in regelmäßigen Abständen immer wieder. Ich bin kein Mensch, der alles in sich hineinfrisst. Ich kann es nicht und ich will es auch nicht, denn es wäre zumindest für mich nicht gut. Daher weiß er um meine Gefühle. Zumindest theoretisch. Ich befürchte, er begreift aber nicht, wie ernst es mir ist. Denn trotz meiner deutlichen Aussage denkt er (vermute ich) genau so, wie du es beschrieben hast. Jedenfalls handelt er so.

Mein Mann sagt, er hat in der Therapie sowohl unsere Eheprobleme als auch die Unfähigkeit, den Alltag zu wuppen, angesprochen. Der Therapeut sei aber der Meinung, er solle erst einmal seine gesamte Kindheit aufarbeiten und dann (wann?) zum akuten, aktuellen kommen. Deshalb mein Bild mit dem Keller im AP. Sinnvoller erscheint es mir auch, erst einmal den Fokus auf die Bewältigung der jetzigen Situation zu setzen. Dann hätte er vielleicht durch Erfolgserlebnisse auch mehr Kraft, die Vergangenheit zu verarbeiten...

Ich denke, dass ich ihn schon (zu) viel pushe. Ihm noch in die Therapie "reinzureden" könnte für ihn vielleicht bedeuten, ihm gar nichts mehr zuzutrauen...?

Liebe Grüße, Sofie

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von 2auseinemholz am 07.09.2016, 9:21 Uhr

Hallo!

Geht er denn in Therapie zu einem Psychologen?
Hat er schon mal eine eingehende Diagnostik bei einem Psychiater gehabt und mit ihm dann die Therapieschwerpunkte festlegen können?

Ich bin da immer skeptisch, wenn bei Alltagsproblemen, die offensichtlich eher akut sind, erstmal die Keule der Kindheitsaufarbeitung kommt.

Hat er schon mal beim Therapeuten nachgefragt wie lange seine Therapieform dauert und wie erfolgsversprechend die ist?
So wie es sich anhört wird der Therapeut eine tiefenpsychologische Therapieform fahren und die dauert gemeinhin um die 3 Jahre und ob der Alltag dadurch besser wird ....??????

Vielleicht muss er eine etwas "oberflächliche" Therapieform machen, die zwar Symptome kuriert, aber auch relativ "schnell" greift.
Eine Depression würde ich versuchen als Depression zu sehen und die gehört in die Hände eines Psychiaters, der evtl. auch Medis verschreibt - nur durch Reden wird das nichts!

LG, 2.

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Sofie07 am 07.09.2016, 21:32 Uhr

Das mit der Reihenfolge der Themen in der Therapie meinte ich mit "den Keller von vorne aufräumen". Er kramt halt hinten...

Ich für mich finde es auch nicht sinnvoll. Im und am Alltag zu versagen, bringt nicht viel Lebensfreu(n)de und ist auch sicher für die Verarbeitung von Kindheitserfahrungem nicht hilfreich.

Liebe Grüße!

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Sofie07 am 07.09.2016, 21:57 Uhr

Liebe 2,

ja, er ist bei einem Psychologen in Behandlung, Richtung Tiefenpsychologie. Welcher Ansatz für ihn richtig sollte er wissen. Allerdings hat er nicht viel zeit mit der Suche verbracht. Ich habe ihm Nummern heraus gesucht, er rief an, ging hin, fing an.
Ich habe nicht mehr viel Lust, ihm auf all das hinzuweisen. Es gibt kaum etwas in seinem und unserem Leben, das nicht durch meine Hände läuft.

Er hat die Diagnose "Gefühlsarmut". Von einer Depression sei er noch entfernt, meint sein Therapeut.

Es gibt den Plan, erst einmal die komplette Kindheit aufzuarbeiten. Das Verhältnis zu den einzelnen Angehörigen. Dann irgendwann der Missbrauch. Wann? Keine Ahnung. Seit 9 Monaten sprechen sie über die Mutter. Jetzt über den Bruder. Und ich sehe darin gar keinen Sinn. Aber gut. Es liegt vor allem an meinem Mann, das zu steuern.

Ich merke, wenn ich so schreibe, dass ich das alles schon gar nicht mehr ernst nehme. Das erschreckt mich etwas.

Ich war wirklich immer für ihn da, hab ihn unterstützt und empfinde mich schon alleine wegen der Dauer dieser Beziehung unter diesen Umständen als sehr geduldig. Aber es ist schlicht nichts besser geworden. Er hat mich NOCH NIE gefragt, wie es mir damit geht. Er hat bis auf das eine Mal, als er mir das erste Mal von seinem Trauma erzählte, nie wieder von sich aus mit mir darüber gesprochen.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob alles tatsächlich an dem Missbrauch liegt. Oder ob daraus eine Depression entstand und deshalb alles so ist. In jedem Fall könnte man irgendetwas dagegen tun. Sollte, hätte, können... ich wünschte, ich wüsste, welche Konsequenzen ich aus der Situation für mich ziehe. Keine Ahnung...

Liebe Grüße!

Sofie

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Re: Der schmale Grat... (lang)

Antwort von Babsorella am 08.09.2016, 9:55 Uhr

Liebe Sofie,

ich finde es bewundernswert, dass Du trotz Eurer schwierigen Situation mit Engagement an die Verbesserung Eurer Partnerschaft gehst und alles andere mit Lebensfreude meisterst. Das möchte ich gern vorausschicken, da folgendes vielleicht sehr hart klingt: Du weißt alles besser! (Nur?) Du kennst den richtigen bzw. falschen Therapieansatz, welche Themen Dein Mann zuerst aufarbeiten soll und welche nicht. Ich persönlich habe keine Expertise bzgl. der Probleme Deines Mannes und der richtigen Therapieform und kann mir dazu kein Urteil erlauben; vielleicht liegst Du mit allem auch genau richtig und Dein Mann ist nun schon zum zweiten Mal an einen inkompetenten Therapeuten geraten. Vielleicht aber auch nicht? Es ist die Therapie Deines Mannes und seine Themen werden aufbereitet; nicht Deine.

Ich nehme an, dass Du Dein "überlegenes Wissen" zu diesen Themen ihm mitteilst, und wahrscheinlich bist Du auch in anderen Bereichen Eures Lebens diejenige, die die richtige Richtung vorgibt hinsichtlich Erziehung, Umgang mit der weiteren Familie, evlt. auch im Job. Für Deinen Mann ist gar kein Raum, sich einzubringen und dabei erst einmal vorsichtig seinen Weg im Umgang mit verschiedenen Dingen zu finden. Falls Dein Mann Aufgaben übernimmt, wie z.B. das Zubettbringen Eurer Kinder greifst Du auch ein, weil es in seinen und Deinen Augen nicht richtig klappt. Lass ihn das doch mal allein regeln.

Ich glaube, Du erzeugst mit Deiner - durchaus auch positiven - Dominanz einen Druck, der nicht zu Gegendruck, sondern zum Zurückweichen Deines Mannes führt.

LG

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

@babs

Antwort von kravallie am 11.09.2016, 18:09 Uhr

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Babsorella

Antwort von Sofie07 am 12.09.2016, 23:39 Uhr

... Danke für deine Antwort.

Ja, du hast recht. Ich dominiere unsere Beziehung. Ich maße mir nicht an, irgendetwas besser zu wissen. Doch bei vielem sagt mir mein Gefühl und mein gesunder Menschenverstand, dass es so nicht gehen kann. Ich überlege bei vielem, wie ich es auch ohne die Hilfe meines Mannes hinbekomme. Daran wachse ich zwangsläufig. Er widerum hat vielerei Schwierigkeiten im Alltag und irgendwie muss "der Laden ja laufen". Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn die Kinder um halb zwölf noch hellwach durch die Wohnung springen und er Währenddessen den Trockner zerlegt (so geschehen), obwohl er keinerlei Erfahrung im Reparieren von technischen Geräten hat, dann MUSS ich doch eingreifen? Schließlich müssen wir alle früh raus. Sollte ich dann warten, bis es sich ohne mich regelt? Mein Mann War in dieser Situation hier völlig fertig. Ihm ist schon aufgefallen, dass die Kinder nicht im Bett und der Trockner vollends kaputt war. Aber er findet dann nicht aus der Situation heraus. Dann bekommen die Jungs "Schuld" daran, dass sie noch nicht im Bett sind und es gibt ein riesen Streit. Ich weiß nicht, wie ich da besser reagieren könnte, als mir die Jungs zu schnappen und am nächsten Morgen Handwerker zu rufen? Das ist eine völlig ernst gemeinte Frage.

Ich stelle nicht den Therapeuten infrage. Mein Mann bestimmt selber, worüber er reden möchte. Weiter oben habe ich ja schon meine Bedenken dazu geäußert, ihm da reinzupfuschen. Mache ich auch nicht. Für mich selbst frage ich mich aber, ob einem Menschen damit geholfen ist, über weit vergangenes und mit längst abgeschlossenem zu sprechen, wenn der Alltag einen derart überfordert... Würde ich selbst in der Situation stecken, würde ich erst einmal Erfolgserlebnisse haben, Selbstwirksamkeit erfahren wollen. Sehen, dass mich nicht alles immer nur überfordert, sondern ich Potenzial habe.

Ja, er hat wenig Raum dafür. Durch mich. Ich finde das auch nicht gut. Denn dann hätte auch ich Entlastung.

Ich stehe aber auch unter dem Druck, dass unser Job funktioniert. Wir arbeiten gemeinsam und wenn nicht alles tiptop läuft, könnte das weitreichende Folgen haben. Dann sehe ich ehrlich gesagt das kleinere Übel darin, dass ich das "Zepter" in die Hand nehme, als das er sich bevormundet fühlt. Unser gesamtes Einkommen hängt davon ab.

Dasselbe bei den Kindern. Auf deren Kosten rumprobieren, ob er es schafft? Hm. Es ist nicht so, dass er NICHTS hinbekommt. Er macht tolle Sachen mit den Jungs.

Ja, ich muss mich zurücknehmen. Ihm auch die Verantwortung zurückgeben, die er mir auch irgendwie auferlegt hat. Das würde uns beiden gut tun. Soweit die Theorie. In der Praxis ist das sehr schwer aus den genannten Gründen umzusetzen. Bin dankbar für Tipps! :)

Sofie

Beitrag beantworten Beitrag beantworten

Die letzten 10 Beiträge in Partnerschaft - Forum
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.