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Geschrieben von Sofie07 am 04.09.2016, 22:30 Uhr

Der schmale Grat... (lang)

Hallo liebe Foren-Frauen,

lange schon überlege ich, ob ich hier über mein Problem schreiben soll.
Es ist nicht so, dass ich mein Problem noch nie mit meinem Mann oder mit Freundinnen besprochen hätte... Aber Verständnis (von Ersterem) und Objektivität (von den Letzteren) fehlt ja verständlicherweise dann schon.

Zum Problem:

Ich bin beinahe Mitte dreißig, mit meinem Mann seit 15 Jahren zusammen, neun davon verheiratet. Wir haben zwei Söhne, acht und drei Jahre alt. Wir sind gemeinsam selbstständig.

Von Anfang an war es etwas schwierig bei uns was den Sex angeht. Es war immer etwas krampfig, recht schnell (nach ca. 4-5 Monaten) passierte wochenlang auch mal nichts. Ich suchte natürlich ganz ladylike den Fehler bei mir, er sagte immer, es hätte nicht mit mir zu tun. Oftmals fing ich aus Verzweiflung auch an, zu streiten, weil ich mich so unattraktiv, nicht begehrenswert etc.pp. fühlte. Ich wollte, dass er mir den Grund dafür nennt, dass er mich "verschmäht". Aber mehr als "es liegt nicht an dir" bekam ich 8 lange Jahre voller Selbstzweifel nicht zuhören.

In dieser Zeit War er immer für mich da und ist es auch jetzt noch. Nur eben bei Problemen, die uns beide betreffen, nicht. Wie viele Männer, so weit normal. ;)

Allerdings fehlte mir nicht nur der Sex. Unser körperlicher Kontakt beschränkt sich seit ca. 13 Jahren auf Küsschen zur "Guten-Nacht" und gelegentliche Umarmungen. Da ist keine "starke Schulter" im Alltag, keine Nähe, keine begehrenswerte Blicke, kein richtiger Kuss, kein nichts.

Dann erzählte er mir also vor sieben Jahren, er sei mit zehn Jahren jeweils von zwei verschiedenen Frauen sexuell missbraucht wurde. Er saß vor mir und weinte. Neben all dem Mitleid und Verständnis, das ich empfand, war ich auch erleichtert: Nicht nur, weil ich endlich wusste, was das Problem war, sondern auch um das Wissen (Hoffnung...), das es nun besser werden kann. Wenn er daran arbeitet. Ich selbst habe auch eine traumatische Kindheit (wenn auch ohne sexuellen Missbrauch) gehabt, habe mich aber mit 19 Jahren in Therapie begeben, um daran -erfolgreich- zu arbeiten.

Ich bin grundsätzlich ein positiver Mensch. Probleme verlangen bei mir Lösungen. Ich verschließe mich da nicht, sondern gehe Schwierigkeiten an. Möglicherweise verlange ich da von meinem Mann zu viel, das auch so zu sehen. Jeder ist da anders.

Allerdings war unser großer Sohn zwei Jahre alt. Ich denke da immer schon acht Ecken weiter... Soll er wirklich ohne sichtbare Liebe zwischen seinen Eltern groß werden? Sollen wir so weiter leben? Für immer? Für ihn funktionierte das Verdrängen super. Für mich nicht. Mir fehlte die Perspektive bzw. machte mir die Perspektive, auf die die vergangenen acht Jahre zu deuten schien, Angst.

Nach weiteren drei Jahren, also vor vier Jahren, begann er dann endlich eine Therapie. Der Therapeut sprach viel mit ihm über Fußball und riet ihm, nicht mehr mit mir über Beziehungs-/Eheprobleme zu sprechen. Funktionierte gar nicht, weil ich fand, wir müssen schon irgendwie beide daran arbeiten. Ich wusste ja so auch gar nicht, wie ich mich zu verhalten habe, was er erwartet usw. Es wurde also weiter aus unserer Ehe ausgeklammert.

Die Therapie brach er ab, weil ich schwanger wurde (??). Vermutlich war das DIE Gelegenheit für ihn, vermutlich bei dem Therapeuten auch besser so!?

Dann gab es wieder eine jahrelange Pause. Anfang diesen Jahres dann die zweite Therapie. Dort kümmert er sich um seine Kindheit. Ausgenommen den Missbrauch. Es wird alles durchgekaut, Verhältnis zur Mutter, Vater, Bruder, pipapo.

Ich weiß nicht, ob mein Bild passend ist: Wenn ich den Keller voll hab, fange ich vorne an, aufzuräumen. Dann arbeite ich mich nach hinten vor. So lief auch meine Therapie (gleicher Ansatz). Fand ich gut, denn ich hatte so die nötigen Methoden, meine Ängste etc. in den Griff zu bekommen.

Mein Mann zeigt (nicht diagnostizierte) Anzeichen einer Depression. Er ist oft antriebslos, der Alltag bereitet ihm Schwierigkeiten. Das Aufstehen am Morgen, auf der Arbeit gibt es oft Ärger, den ich ausbügeln muss. Er ist oft kopflos, macht irgendwas, das unwichtig ist, kann keine Prioritäten setzen. Unsere Jungs sind sehr lebhaft (!!!) und er hat z.B. schon Schwierigkeiten, einen von ihnen ins Bett zu bringen. Mache ich dann. Ich mache auch den Haushalt, bis auf ein paar Kleinigkeiten, die er übernimmt. Er ist an mehreren Tagen in der Woche beim Sport. Nehme ich mir mal alle paar Wocheb ein paar Stunden am Nachmittag "frei", erwartet mich zu Hause Chaos und wenigstens ein Kind hat gerade Streit mit ihm. Den ich dann schlichten muss.

Ich kümmere mich um alles Organisatorische (Haushalt, Schule, Kita, Freizeit, Arbeit, Termine, Geburtstage, Fanilientreffen). Manchmal lastet zu viel auf meinen Schultern, wobei ich alles mit Leidenschaft und Freude tue. Ich kümmere mich täglich um meine depressive Mutter. Das zehrt. Und alles ohne den Mann an meiner Seite, was Geborgenheit, Nähe und eben all das, was man zum "Auftanken" und überhaupt zwischen Mann und Frau und in einer Beziehung so braucht. Mir fehlt Rückhalt, Zuverlässigkeit, und vor allem die spürbare, sichtbare Liebe!!!

Ich lebe seit so vielen Jahren mit diesem Liebesentzug. Sicher mit seinem Hintergrund verständlich und nachvollziehbar. Aber ich komme mit dieser Passivität nicht zurecht. Er möchte auch, dass sich etwas ändert, tut aber nicht wirklich etwas dafür.

Nun zum Titel... Der schmale Grat zwischen zu früh aufgeben und zu lange warten... Nach fünfzehn Jahren kann man kaum von zu früh aufgeben sprechen, oder?

Allerdings steht er quasi am Anfang seiner Aufarbeitung. So es denn der richtige Weg ist.

Ich sehne mich aber nach Nähe. Ich möchte geliebt, gewollt, begehrt werden. Nicht mit fünfzig zurück schauen und bereuen.

Nein, ich bin noch nicht ein einziges Mal fremd gegangen. Ich will ihn. Und Ohm nicht weh tun. Trotz allem ist er mein Mann, der Mann, den ich liebe, mit dem ich die Jungs habe und mit dem ich alt werden möchte. Aber nicht so.

Ich weiß, dass ich eine Entscheidung zu treffen habe. Aber vielleicht könnt ihr mir helfen in meinem Gefühlschaos ein bisschen klarer zu werden...

Ich hoffe, es ist überhaupt jemand bis hierher durchgekommen. :) Danke fürs Lesen!

S*

 
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