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Geschrieben von Terkey235 am 30.08.2018, 11:15 Uhr

die ehe ein scheiterhaufen

Hallo datulitu,

deine Situation klingt festgefahren. Ich finde es gut, dass du dir Gedanken machst und Unterstützung suchst. Nicht einfach weiterzumachen wie bisher, sondern Lösungen zu überlegen, ist schon mal ein wichtiger Schritt.

Wir schauen von außen auf die Sache, stecken also nicht mittendrin, und ich persönlich sehe mehrere Wege für das Problem.

Ein Weg wäre, an der Beziehung zu arbeiten und zu schauen, wo man ansetzen könnte: Zeit als Paar freischaufeln, Wertschätzung aktivieren oder reaktivieren, Interesse zeigen, Dinge anders angehen.

Um ehrlich zu sein, halte ich diese Option für am wenigsten aussichtsreich. Hier müssten sich viele grundsätzliche Dinge ändern.
Ihr habt euch jung kennengelernt und seid früh in euren Trott gelangt. Du versorgst Kinder, Haushalt und ihn organisatorisch, er finanziell. Bestimmt bekommst du wenig Anerkennung, oder? So schön es ist, Zeit mit den Kindern zu verbringen, sich Zeit frei einteilen zu können und die Möglichkeit zu haben, sich seine kleine Welt einzurichten, so wenig gute Rückmeldungen bekommt man dafür. Vieles wird als Selbstverständlich hingenommen.

Wie dein Mann dich sieht, lässt sich aus der Ferne schwer beurteilen. Erfahrungsgemäß fehlt aber oft die partnerschaftliche Wertschätzung, wenn die Partnerin wenig eigenes außerhalb der Familie erlebt, im Prinzip keine wirklich "spannenden" Geschichten zu teilen hat, keine ähnlichen Erfahrungen macht, über die man sich austauschen könnte oder die auf einer Ebene außerhalb des Familienlebens verbinden. Und ja, Erfolg kann anziehend wirken.

Ihm wird bestimmt ziemlich bewusst sein, wie abhängig zu von ihm bist. Jemand, der nicht mal einen eigenen Handyvertrag besitzt, sich in allen Dingen an mich anpasst, sich mir in gewisser Weise unterordnet - sich mir unterordnen muss - und für den ich genauso verantwortlich bin wie für meiner Kinder, den sehe ich vielleicht irgendwann auch unbewusst als eine Person, die mir auf Kinderebene gegenübertritt. Als Partnerin auf Augenhöhe, die tough ist und sexy, weil sie ihr Ding macht, auf eigenen Füßen steht, eigene Interessen hat und vertritt, von der ich weiß, dass ich mich verdammt noch mal um sie bemühen muss, weil sie sonst jederzeit weg sein könnte, als eine solche Frau sehe ich sie vermutlich nicht.

Du schreibst, du seist vom alten Schlag und möchtest das Versorgermodell leben. Das ist auch total ok. Das Versorgermodell ist aber vor allem eins: unsexy und wenig kribbelnd. Die Frau wird irgendwann zur besseren Putzfrau mit sexuellen Gefälligkeiten, die nie frei hat und oft betteln muss. Der Mann ist allein auf weiter Flur in der Arbeitswelt, reibt sich an der Verantwortung auf und findet keinen Austausch mit der eigenen Partnerin. Und die Partnerin ebensowenig, weil er "das bisschen Haushalt" nicht ernst nimmt und die Kinder nach einem langen Tag eher lästig findet.

Ich kann dir aus Erfahrung sagen, dass mein Mann an mir gerade meine Selbständigkeit, meinen Biss und meine Unabhängigkeit attraktiv findet. Er bewundert, wie ich mich durchbeiße, was ich erlebe und sieht mit Freude, wie glücklich mich das trotz aller Anstrengungen macht. Wir die Familie als Gemeinsamkeit, und auch da müssen wir immer wieder neue Wege gehen. Zusätzlich zum Thema gemeinsame Kinder/Zuhause/Familienleben können wir uns aber auch auf der beruflichen Ebene austauschen, da wir teilweise ähnliche Herausforderungen haben. Finanziell ergänzen wir uns und es sorgt immer mal jemand anders mehr für den Rest der Familie. Unser Modell ist nicht einfach und hat seine Tücken. Für uns funktioniert das aber unterm Strich richtig gut.

Meine Unabhängigkeit erlaubt es mir, einem bestimmten Interesse/Hobby nachzugehen, das ich mir ohne eigenes Einkommen und ohne eigenen Input nicht erlauben könnte. Ihn zieht es total an, dass ich diese Richtung verfolge. Er findet es cool und sexy, dass ich mich damit beschäftige, und er profitiert auch davon.

Das sind nur Beispiele dafür, dass eine gewissen Selbständigkeit der Beziehung, der Familie, aber auch einem selbst sehr zuträglich sein können.
Wenn du also an der Ehe etwas ändern willst, würde ich hier ansetzen und schauen, wie ich in kleinen Schritten aus meiner häuslichen Blase heraus- und zu mehr Eigenleben finde.

So wie du es beschreibst, stört dich seine Abwesenheit aber gar nicht mehr und es klingt fraglich, ob du überhaupt an der Beziehung festhalten möchtest. Ihr seid sehr jung ein Paar und eine Familie geworden und es ist nicht so überraschend, dass sich Perspektiven und Wünsche im Laufe des Lebens ändern. Insofern wäre die nächste Option eine Trennung.

In dem Fall müsstest du schauen, wie das Leben alternativ aussehen könnte. Dein großes Kind wird bald zur Schule gehen, dein kleines wird älter. Die Fremdbetreuung steht also zwangsweise irgendwann an und es wäre vielleicht der Überlegung wert, sich da schon mal ranzutasten.
Hierfür müsste dein Erschöpfungszustand von 2014 geklärt werden. Woher kam er, wie zeigte er sich, was müsste passieren, damit du nicht wieder in so eine Lage kommst?

In meinem Umfeld habe ich einige Frauen, die ganz stark auf das Versorgermodell pochen, angeblich auch vom alten Schlag sind und schnell noch mal ein Kind bekommen, bevor die Großen in der Schule sind. Einfach aus der Angst heraus, arbeiten gehen zu müssen. Sie haben entweder keine Ausbildung abgeschlossen, sind lange aus dem Erwerbsleben raus oder fürchten auf andere Weise, dort irgendwie unterzugehen oder der Sache nicht gewachsen zu sein. Bei ausnahmslos allen spürt man diese Angst und merkt, dass die angeblichen Maßstäbe Ausreden sind, um nicht arbeiten zu müssen. Nicht aus Faulheit, sondern aus Unsicherheit.

An deiner Stelle würde ich es wagen und mir etwas suchen, das mir gute Rückmeldungen gibt, bei dem ich mich ein bisschen beweisen kann, das mir vielleicht sogar etwas finanziellen Spielraum verschafft und mich einen Fuß in die Tür bekommen lässt. Ein paar Stunden im Monat reichen.
Du kommst ohnehin irgendwann an den Punkt, an dem deine Kinder so groß sind, dass Betreuung und somit deine Tätigkeit überflüssig werden. Sich vorsichtig ranzutasten und einfach mal den großen Zeh ins Wasser zu halten, mit nur wenigen Stunden Fremdbetreuung, kann eine Idee sein. Ein paar Stunden sollten auch noch kein weiteres Burnout heraufbeschwören.

Alles was danach kommt, wird sich zeigen. Vielleicht trennst du dich auch einfach und dein Mann zahlt freiwillig so großzügig Unterhalt, dass es für dich und die Kinder reicht. Nach dem einjährigen Trennungsunterhalt bis zur Scheidung wäre allerdings für dich Schluss, was seine Verpflichtungen anbelangt. Dann müsste er dir nichts mehr zahlen und du müsstest schauen, wie du dich versorgst. Dann wäre aber Kind1 schon in der Schule und vormittags eh nicht mehr zuhause.

Die dritte Option ist die einfachste: Du suchst dir einen neuen Versorger. Ich vermute, es würde dann wieder alles genauso laufen wie in dieser Beziehung, da sich die Probleme nicht ändern, aber du wärst zumindest für die nächsten Jahre versorgt. Wenn du an deiner Einstellung festhalten willst, dich selbst im Haus/am Herd zu sehen, würde ich dir zu dieser Möglichkeit raten. Sie ist am naheliegendsten. Also am besten im Internet nach einem Nachfolger umsehen und den an Land ziehen, bevor du dich trennst. Keine feine Art, aber deine beste Aussicht, wenn du dir Eigenverantwortung so gar nicht vorstellen kannst.

Was nicht funktioniert, ist alles immer wieder gleich zu machen und ein anderes Ergebnis zu erwarten. Aber das hast du selbst schon erkannt.

Ich wünsche dir eine gute Entscheidungsfindung und hoffe, dass sich der für dich richtige Weg ergibt. Als letzten Input möchte ich noch zu Bedenken geben, was du deinen Kindern vorlebst und was du ihnen vermitteln willst. Für mich fließt das immer als starker Faktor in Entscheidungen ein.

Alles Gute, terkey

 
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