Tagebuch lesen

Ich hatte das Tagebuchschreiben schon vor dem Vorfall ins Büro verlegt. Nicht mal wegen der Heimlichkeit, sondern aus rein praktischen Erwägungen: Da hatte ich eher mal 10 Minuten Zeit, um was zu schreiben. Deswegen fand er nur Fragmente, die weitgehend aus der Zeit vor ihm stammten.

Danach schrieb ich natürlich weiter im Büro. Aufgehört habe ich, als schwer krank war - da ging gar nichts mehr. Und danach habe ich irgendwie nicht mehr angefangen.

Aber es ist ja nicht so, als ob die Gedanken/Gefühle, die man sonst irgendwo als "lesbare Spur" hinterläßt, dann nicht mehr da sind. Im Kopf sind sie ja weiter da. Deswegen ist es mMn Blödsinn, sich daran aufzuhängen, nur weil es auf einem Papier oder in einem Handy steht. Wenn ich grad mal maximal sauer auf meinen Partner bin (und ich bin fest davon überzeugt, daß das jeder mal ist): Was ist denn der qualitative Unterschied, wenn ich das "nur" denke, oder in ein Tagebuch schreibe, oder einer Freundin/einem Freund simse? Es ist und bleibt als Momentaufnahme wahr, als generelles Statement über die Beziehung aber untauglich.