Frage: Eisen und Stillen

Hallo meine Kleine ist jetzt 6,5 Monate. Leider verweigert sie zur Zeit die Beikost in Form von gemüse. Abends geben wir ihr anfänglich obstbrei jetzt gemischt mit Haferschleim (milchfrei). und anschließend die Brust. Auf der seite der lalecheliga und in einigen Büchern habe ich gelesen. dass die Kinder das Eisen aus der Mumi am besten verwerten können. besser als zugefüttertes. wie kann ich den eisengehalt meiner mumi erhöhen. es kann ja sein dass es sich noch etwas hinzieht bis sie sich zum Gemüse-fleisch-brei überzeugen lässt... Ist ja auch nicht so dass ich sie dazu zwingen will, da ich das Stillen sehr genieße...

Mitglied inaktiv - 26.09.2008, 22:05



Antwort auf: Eisen und Stillen

Liebe Corradomaus, es ist weder möglich, den Eisengehalt der Muttermilch über die Ernährung zu beeinflussen, noch lässt sich der Eisenwert des Kindes über die Ernährung der Mutter verändern. Es ist sinnvoll mit der Beikost zu beginnen, wenn das Baby die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Ehe diese Zeichen nicht zu erkennen sind, sollte noch keine Beikost eingeführt werden. Dein Kind weiß am besten, wann es soweit ist, dass es ergänzend zum Stillen andere Nahrung braucht und will. Lass dich von ihm leiten. Bei einem gesunden voll ausgetragenen Baby ist in aller Regel auch keine Sorge in Hinblick auf die Versorgung mit Nährstoffen nötig. Zu diesem Thema hänge ich dir die Zusammenfassung eines Vortrages von Dr. Carlos Gonzales, einem spanischen Kinderarztes an. LLLiebe Grüße Biggi Mein Kind will nicht essen Vortrag von Dr. Carlos Gonzales auf der LLL Europa Konferenz 2000 in Nottingham zusammengefasst von Denise Both, IBCLC Dr. Carlos Gonzales ist Kinderarzt in Barcelona. In den letzten zwölf Jahren hat er Vorträge bei zahlreichen La Leche Liga Konferenzen gehalten. Er gründete ACPAM (eine katalanische Stillorganisation), organisiert Stillkurse für medizinisches Fachpersonal in ganz Spanien, übersetzte Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins spanische und ist Mitglied des Medizinischen Beirates von LLLInternational. Dr. Gonzales ist Vater von drei gestillten Kindern. 1999 hat Dr. Gonzales sein Buch „Mi nino no me come" (Mein Kind will nicht essen) veröffentlicht und mit diesem Thema beschäftigte sich auch sein Vortrag in Nottingham. \plain„Mein Kind isst nicht(s)" das ist einer der Sätze, mit denen Kinderärzte fast täglich in ihrer Praxis konfrontiert werden. Besorgte Mütter berichten entsetzt, wie wenig ihre Kinder essen und schildern mit welchen Tricks sie versuchen, Nahrung in ihr Baby oder Kleinkind hineinzuzwingen. Der Kampf ums Essen spielt sich täglich ab und letztlich gibt es nur Verlierer. Dr. Gonzales erklärte in seinem Vortrag, dass er nun nicht ein Patentrezept liefern mag, mit dem erreicht wird, dass das Kind isst, sondern er will erklären, warum das Kind nicht isst. Zunächst einmal gibt es drei Gründe, warum ein Kind nicht isst: es gibt nichts zu essen, das Kind hat keinen Hunger oder das Kind ist krank. Der erste Grund ist in unserer Gesellschaft meist auszuschliessen. Ein gesundes Kind isst in der Regel wenn es hungrig ist, allerdings nicht immer das, was die Mutter möchte und schon gar nicht so viel wie es nach den Vorstellungen der Mutter essen müsste. Verwunderlich ist dabei, dass die Kinder noch nicht verhungert sind, obwohl sie laut Aussage der Mütter „nichts" essen. Gestillte Babys lehnen oft feste Nahrung über einen langen Zeitraum ab, nicht selten bis zum Alter von acht Monaten oder gar einem Jahr. Die Mutter verzweifelt und das Kind leidet, weil ständig versucht wird, es zum Essen zu überreden oder gar zu zwingen. Wie kommt es nun dazu, dass (anscheinend) immer mehr Kinder die Nahrungsaufnahme verweigern? Und ist es notwendig ein Kind zum Essen zu zwingen? Dr. Gonzales vergleicht, wie sich die Empfehlungen, wann das Baby feste Nahrung erhalten beziehungsweise wie lange es ausschliesslich gestillt werden sollte, im Verlaufe der letzten 100 Jahre verändert haben. Dann hat er das „Phänomen" der nicht essenden Kinder sowie die Sorge der Mütter, dass Ihre Kinder nicht essen, anhand der diesbezüglich in Kinderpflegebüchern auftretenden Ratschläge beleuchtet und einen erstaunlichen (oder vielleicht doch nicht erstaunlichen) Zusammenhang gefunden: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in spanischen Büchern zur Säuglingspflege eine Zeit von zwölf Monaten mit ausschliesslicher Muttermilchernährung empfohlen. Gleichzeitig findet sich nirgends ein Hinweis in diesen Büchern, wie mit einem Kind zu verfahren sei, das nicht essen will. Je weiter das Jahrhundert fortschreitet, um so jünger sollen die Kinder laut den Empfehlungen der diesbezüglichen Bücher sein und: um so mehr Ratschlage gibt es, was mit einem Kind zu tun sei, das nicht essen will. Wird zu Beginn der dreissiger Jahre noch nur ganz kurz auf dieses Thema eingegangen, so sind 30 Jahre später schon seitenweise Abhandlungen zu finden, was mit einem die Beikost (im Alter von drei bis sechs Monaten) verweigernden Kind zu tun sei und die Seitenzahlen zu diesem Thema werden von Jahr zu Jahr mehr. Wie viel Nahrung braucht ein Kind? Der Nahrungsbedarf eines Kindes hängt ab von seiner Körpergrösse, seiner Aktivität und vom Wachstum des Kindes. Allerdings ist es nicht so, dass das Kind wächst, wenn es isst, sondern umgekehrt, das Kind isst, wenn es wächst. Der Nahrungsbedarf des Kindes lässt sich daher nicht pauschal bestimmen. Am ehesten gelingt dies, wenn das Kind sich in einer Wachstumsphase befindet, dann lässt sich eine Relation zwischen Gewicht des Kindes und erforderlicher Nahrungsmenge herstellen. Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt etwa 1000 bis 1100 kcal pro Tag (das entspricht etwa 102 kcal pro Tag und kg Körpergewicht). Nun gibt Dr. Gonzales an, was ein „nicht essendes Kind" täglich nebenbei zu sich nimmt: 1/2 l Milch (335 kcal), einen Becher Joghurt mit Früchten (141 kcal), einen Schokoriegel (275 kcal) und 150 ml Apfelsaft (85 kcal). Zusammen ergibt das bereits eine Kalorienaufnahme von 836 kcal. Wie soll das Kind dann noch zwei komplette weitere Mahlzeiten essen können, wenn es seinen Kalorienbedarf bereits zu gut 80 Prozent quasi „nebenbei" gedeckt hat? Wie lange kann ein Baby ausschliesslich mit Muttermilch ernährt werden? Die derzeit verbreiteste Empfehlung lautet, dass ein Baby mit sechs Monaten zusätzliche Beikost ergänzend zur Muttermilch benötigt. Nun gibt es aber bekanntermassen viele gestillte Kinder, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Beikost akzeptieren. Dr. Gonzales hat deshalb eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiss: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Ohnehin sind die Empfehlungen dazu, wie viel ein Baby benötigt meist zu hoch. Die Empfehlungen beruhen beispielsweise darauf, dass untersucht wird, welche Mengen gesunde, reif geborene Babys im Durchschnitt essen. Daraus werden Richtwerte berechnet, die sich immer an den Höchstmengen orientieren und zusätzlich noch Sicherheitszuschläge enthalten. Babys benötigen auch weniger Eisen, als meist angegeben wird. Dabei lässt sich beobachten, dass die meisten Kinder instinktiv das essen, was bei einem Mehrbedarf an Eisen sinnvoll ist. Babys sind Skeptiker, wenn sie neue Lebensmittel essen sollen. Dieses Misstrauen ist ein Schutzmechanismus, der das Kind davor bewahren soll, etwas zu essen, was ihm nicht bekommt. Bevorzugt isst ein Baby das, was auch seine Mutter isst, denn dieser Geschmack ist ihm durch die Muttermilch vertraut. Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass ein Baby gekochte Karotten ablehnt, wenn die Mutter nie gekochte Karotten isst. Die meisten Babys mögen kein Gemüse, aber sie essen gerne Bananen, Nudeln und Süssigkeiten. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer grösseren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Daraus lässt sich ein Zusammenhang zwischen Unterernährung und Nicht Stillen erklären: da der Magen des Babys klein ist, benötigt es hochkalorische Kost. Gemüse kann nicht in so grossen Mengen gegessen werden, wie es notwendig wäre, um das Kind mit genügend Kalorien zu versorgen. Laut Dr. Gonzales weiss das Kind ganz genau, was und wann es essen muss. Deshalb lautete sein Schlusssatz, den er den Zuhörern mit nach Hause gab: Zwingen Sie ein Kind niemals zum Essen. NIEMALS!

von Biggi Welter am 27.09.2008



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Eisen

Hallo, ich habe eine frage wegen meinem Eisenmangel. Mein Sohn ist knapp 3 Wochen alt und nach der Geburt wurde bei mir ein Eisenmangel festgestellt. Ich habe Tabletten mit 100mg Eisen bekommen. Die zwei ersten Nächte mit den Tabletten, die ich morgens genommen hatte, hatte der kleine Bauchweh. Habe die Tabletten dann weggelassen weil Wochenende...


Bauchweh durch Eisen?

Liebes Stillteam, ich habe begonnen, morgens ein Nahrungsergänzungspräparat (mit 100Mikrogramm Jod, 600 Mikrogramm Folsäure, 10mg Eisen) von Doppelherz zu nehmen. Nun kommt es mir irgendwie so vor, als habe mein Kleiner (jetzt 5 Monate) immer wenn ich es nehme Bauchweh. Kann das sein? Hab es mal testweise wieder weg gelassen und die Bauschmerzen...


Wie lange voll stillen bei wenig Eisen

Liebes Stillberatungsteam, Meine Maus ist jetzt gut 20 Wochen alt. Nun hat die Kinderärztin empfohlen, recht zügig mit Beikost anzufangen, da die Kleine blass im Gesicht und in den Lippen aussieht. Vor allem Fleisch soll recht schnell dabei sein wegen des Eisengehalts. Ich selber wirke auch oft blass und hatte schon oft schlechte Eisenwerte. Eig...


Stillen, Beikost, Eisen....

Mein Sohn wird demnächst 7Monate alt. Nach den zweiten Anlauf, klappte es mit dem Mittagsbrei ganz gut. Möhren-Kartoffeln. Den Abendbrei ist er super gerne,. Kürzlich haben wir noch Rindfleisch zum Mittagsbrei hinzugefügt und zwei Std später kam alles wieder raus. Der Arme hat drei mal schwallartig gespuckt. Das ist allerdings bereits das ...


Eisen und Zink bei Beikostverweigerung

Liebe Stillberaterinnen Mein Sohn ist 14 Monate alt. Als er 6 Monate alt war, haben wir angefangen, Beikost anzubieten (Fingerfood und Brei). Er zeigt sich durchaus interessiert, betrachtet Nahrung aber vor allem als Spielzeug. Nach wie vor findet wenig davon den Weg in seinen Mund bzw. seinen Magen. Ich stille ihn deshalb immer noch fast voll. ...


Wieviel Eisen in der Stillzeit

Hallo, Ich hab eine Frage und zwar hab ich einen Eisenmangel.Ende September lag der Ferritinwert bei 16 und jetzt am 03.01 war er erst bei 26. Allerdings nehmen ich seit September jeden Tag 1x Ferro Sanol Duodenal 100. Jetzt ist meine Frage kann ich davon am Tag auch 200 nehmen, macht das meinem Baby etwas. Bin frustriert das der Wert nicht weiter...


Hilft Zufuhr von Eisen bei der Mutter, bei Eisenmangel von gestilltem Baby?

Hallo! Ich war heute bei der Kinderärtzin und die meinte, dass unser Sohn (4,5 Monate, voll gestillt) sehr blass sei und sie hat daher ein Blutbild bestimmt. Dort meinte sie, noch sei alles im "grünen Bereich", allerdings sehe man an der Größe der Erythrozyten und an anderen Werten, dass die "Eisen-Reserven" abwärts gingen. Sie hat daher empfohl...


Zuviel Eisen schädlich?

Meine Blutwerte nach der Geburt waren 'nur knapp unter der Grenze', Eisen muss ich nicht unbedingt nehmen. Ca. 2 Wochen nach der Geburt hatte ich aber wieder eingerissene Mundwinkel, unruhige Beine usw. Wenn ich Eisen nehme, ist der Stuhlgang des Kleinen (jetzt 9 Wochen alt) aber immer dunkelgrün. Ist es schädlich wenn sein Körper das Zuviel an ...


Eisen Muttermilch

Hallo liebes Team, Meine Tochter ist jetzt etwas über 6 Monate alt. Mit Beikost haben wir begonnen, aber sie isst nur kleine Mengen. Ich stille sie somit noch sehr viel, was auch völlig ok ist. Ich mache mir nur etwas Gedanken, ob sie genug Eisen bekommt. Ich wurde nämlich darauf hingewiesen, dass das Risiko für einen Eisenmangel steigt, wenn d...


Eisen und VitB12

Hallo Biggi, bei mir wurde in der Schwangerschaft ein Mangel von Vitamin B12 und Eisen festgestellt. Ich habe entsprechende Präparate empfohlen bekommen, habe die Einnahme aber leider etwas schleifen lassen. Nun fühle ich mich wieder sehr kraftlos, ausgelaugt, depressiv, teils auch sehr aufbrausend und vermute, dass ich wieder einen Mangel haben...