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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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von jamelek  am 26.09.2013, 18:28 Uhr

Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Komme gerade von der U5 und unser Kinderarzt ist wohl kein Stillfan.
Musste ich vor wenigen Wochen schon ums Folgerezept für die Milchpumpe streiten (seine Ausage, was das Breiverweigernde Kinde denn dann essen solle, lautete, es gäbe keinen Grund nach dem 6. Monat nicht auf Industriemilch umzusteigen).

So Stillen klappt wieder besser und die Milchpumpe hab ich nun auch noch hier zu stehen. Kind ist jetzt 6 1/2 Monate und mag Brei überhaupt nicht, lutscht aber ab und an ein wenig gedünstete Möhre, Dinkelstange usw..

Naja, der Arzt war mittelfristig entsetzt und wollte das Kind sofort an eine Ernährungsberatung weiter überweisen, damit er Breischlucken lernt, weil ja nur Mumi jetzt zu einem Eisenmangel führen würde.

Kennt jemand gute Seiten, wo ich mich zum Thema Nährstoffmangel bei Vollstillen/Led Weaning informieren kann, damit ich dem Arzt bei dem nächsten Termin in 4 Wochen besser argumentieren kann.

Würdet ihr den Arzt wechseln? Hatte schon beim Thema Industriemilch überlegt zu wechseln. Ansonsten ist er nett, kurze Wartezeiten, nette Schwestern und vorallem Fußläufig erreichbar. Habe auch einen anderen wohl sehr guten Kinderarzt empfohlen bekommen, aber der wäre 30 Minuten Autofahrt weg.

LG Jamelek

 
11 Antworten:

Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von Ottilie2 am 26.09.2013, 19:19 Uhr

Ich würde schon zu einem Arztwechsel raten... Oder zweigleisig fahren: Wenn es schnell gehen muss und nicht schlimm ist: Zu dem blöden Arzt. Sonst zu dem anderen. Ist aber immer doof mit den U-Untersuchungen...
Nährstoffmäßig brauchst du dir absolut NULL Gedanken machen. Ich suche dir eine schöne Seite zum Eisen... sehr ausführlich, hoffentlich finde ich die.

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von Ottilie2 am 26.09.2013, 19:22 Uhr

No. 1:
http://www.drfischeronline.com/220/baby-beikost-die-wahrheit-uber-eisenmangel-bei-stillkindern/
No. 2:
http://www.drfischeronline.com/218/gestillten-babys-droht-kein-eisenmangel/

Dieses Thema kannst du getrost abhaken.

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von Lian am 26.09.2013, 19:44 Uhr

Hallo,

ich darf durchaus anderer Meinung sein, als mein Arzt. Ich höre mir an, was er sagt und wenn ich das Gefühl habe, ich bin besser informiert oder habe shclicht eine andere Meinung, dann ist das so. Der einfache Weg ist, ihm dann einfach nicht mehr zu sagen, dass Du stillst. Der ehrliche Weg ist: Das diskutiere ich nicht.

Mein Kinderarzt ist zwar Stillbefürworter und hat mich da häufig beruhigt, andererseits vertrat er die Meinung, dass ich schon beim wenigen alten Kind nur alle 4 Stunden stillen sollte, damit das Kind "ein Gefühl dafür bekommt, was Hunger ist" und so keine Essstörung entwickelt.


Mittlerweile ist das Kind 2,5 Jahre alt, ich weigere mich auch bei diesem Kind aus dem Blauen heraus einfach mal so den Cholesterinwert bestimmen zu lassen und wir kommen trotz unterschiedlicher Meinung wunderbar miteinander aus, weil ich ihn in Kinderheilkunde für ausreichend fachkundig und engagiert halte.

Also, nicht Dein Kinderarzt entscheidet, sondern Du.

Liebe Grüße
Lian

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von niccolleen am 26.09.2013, 21:25 Uhr

Ja so aehnlich sehe ich das auch. Wenn du mit dem Arzt nicht zufrieden bist, sofort wechseln. Wenn du im Grunde genommen sehr zufrieden bist und er in der Naehe ist und alle Patientenunterlagen an einem Ort liegen sollen, etc. dann wuerde ich bei dem bleiben. Zwingen kann er dich zu nichts, nur kontrollieren und Empfehlungen geben. Du kannst dir alles anhoeren und sagen, du wirst es dir ueberlegen.

lg
niki

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von MamaundMini86 am 26.09.2013, 21:35 Uhr

Das habe ich von Biggi als Antwort mal bekommen:

„Was Du stillst noch?“ Stillen des „älteren“ Säuglings

Elizabeth Hormann, IBCLC

Vortrag, gehalten am Berlin Brandenburgischen Stillseminar, Berlin, 25. Oktober 1997

Wenn wir die Abstillkurven von 64 Gesellschaften (nicht USA und Europa) vergleichen, zu einer Zeit, als wenig kommerzielle und westliche Einflüsse das traditionelle Ernährungsmuster störten, so machen wir interessante Feststellungen: So gut wie keine dieser Gesellschaften hat ihre Kinder vor einem Jahr abgestillt. Bis 2 Jahre war es ein relativ kleiner Prozentsatz der Kinder, der keine Muttermilch mehr bekam. Dies stieg im nächsten halben Jahr rapid an. Bis zum dritten Geburtstag wurden immer noch über ein Viertel der Kleinkinder gestillt; die Restlichen stillten sich zum größten Teil im nächsten Jahr ab; einige wenige haben erst im fünften Lebensjahr die Stillbeziehung ganz beendet.
Auch in den USA gab es immer langzeit gestillte Kinder, aber die Proportionen sind ganz anders. Die überwiegende Mehrheit ist in den frühen Lebensmonaten ganz abgestillt worden; bis zum ersten Geburtstag gingen 90% nicht mehr an die Mutterbrust.
Die Beantwortung der Frage, wie es dazu gekommen ist, dass Kinder in Industrieländern im Vergleich zu denen in anderen Länder auf der Welt und im Vergleich zu den meisten Kindern im Laufe der Geschichte der Menschheit so früh abgestillt werden, würde den Rahmen dieses Referats sprengen. Sie besteht aus einer Kombination von geschichtlichen, kulturellen und kommerziellen Faktoren.
Was ich hier darlegen möchte, sind die wissenschaftlichen Begründungen für die Fortsetzung des Stillens nach den ersten Lebensmonaten, in denen die Vorteile des Stillens mehr oder weniger unbestritten sind.

Die ersten 6 Monate
Muttermilch hat alles, was ein Baby braucht, um sich optimal körperlich und geistig zu entwickeln. Es geht vor allem um die Entwicklung des Gehirns und nicht darum, das möglichst größte Baby in kürzester Zeit zu produzieren.
Der niedrige Eiweissgehalt der Muttermilch ist unter anderem dafür ein Vorteil. Aus der Erfahrung mit künstlicher Babynahrung mit hohem Eiweissgehalt wurde festgestellt, dass solche Nahrung nicht nur zum schnellen Körperwachstum das erstrebte Ziel führte, sondern auch zu hohen Aminosäurewerten im Blut, die eine permanent negative Auswirkung auf das Zentralnervensystem haben könnten (Cunningham 253).
DHA (Docosa Hexanoic Acid), eine langkettige Aminosäure, einzigartig in der Muttermilch, sammelt sich im Gehirn (und in der Retina) und ist für deren strukturelle Entwicklung wichtig (Cunningham 254).
Diese und sämtliche anderen wissenschaftlichen Entdeckungen sind die Theorie, aber wie sieht es in der Praxis aus?
Stillende Mütter haben immer geglaubt, dass ihre Kinder deswegen klüger seien als die Nachbarskinder, die künstliche Babynahrung bekamen. Jetzt gibt es Forschungen, die diese Behauptung zu bestätigen scheinen. Frühgeborene, die in den ersten Lebenswochen die Milch der eigenen Mutter durch Sonde bekommen hatten, hatten nach 8 Jahren durchschnittlich 10 Punkte mehr auf der 10 Skala als die Kinder die künstlich ernährt worden waren (Cunningham 254). Weil diese Studie nur die Muttermilchernährung ohne das Stillen an der Brust erfasst hat, hat sie effektiv die Interaktionen zwischen Mutter und Kind als Faktor in der intellektuellen Entwicklung ausgeklammert und dabei die Vermutung bestätigt, dass Muttermilch per se das Wachstum des Gehirns und Zentralnervensystems positiv beeinflusst.

Das gestillte Kind hat nicht nur ein ganz anderes Gehirn und Zentralnervensystem; auch seine Körperentwicklung verläuft anders. Gestillte Kinder haben eine Tendenz, etwas weniger zu wiegen als künstlich ernährte Kinder. Das Fettpolster ist anders aufgebaut und durch den natürlichen Sättigungsmechanismus lernen sie, ihren Appetit zu steuern.
Haut und Muskulatur fühlen sich bei Stillkindern anders an (Stuart Macadam 20). Unterschiede im Blutbild und in der Darmflora sind messbar.
Nicht nur dank den nutritiven Komponenten, sondern auch wegen der bioaktiven Zusammensetzung Immunfaktoren, Enzyme, Wachstumsfaktoren und Hormonen, die in der Muttermilch einzigartig sind hat das Stillkind lebenslänglich einen anderen Körper als seine nicht gestillte Kohorte, also flaschenernährte Kinder.
Um nur einen Faktor unter die Lupe zu nehmen: Die Rolle der Immunfaktoren ist auch in Industrieländern nicht unerheblich. Kurzfristig und langfristig stimuliert das Stillen den Aufbau und die Steuerung des Immunsystems des Kindes und bietet Schutz gegen die Entwicklung sowohl von Autoimmun und Herzkranzarterienkrankheiten als auch vor Allergien.
All dies sind mehr als genug Gründe, ein Kind 6 Monate voll zu stillen. Aber welche Vorteile hat es, das Stillen danach fortzusetzen?

Stillen bis ca. ein Jahr
Ab Mitte des ersten Lebensjahrs zeigt das Kind großes Interesse an dem, was seine Mitmenschen essen. Wird es ihm nicht angeboten, drückt es sein Missfallen ganz deutlich aus ein intellektueller Sprung, aber auch eine Reaktion auf Körpersignale, dass die Zeit gekommen ist, seinen gastronomischen Horizont etwas zu erweitern. Das heißt aber nicht, dass Muttermilch plötzlich nicht mehr wertvoll ist. Sie bleibt während dem ersten Lebensjahr und oft darüber hinaus das wichtigste Nahrungsmittel, nach wie vor eine Quelle von hochwertigen Kalorien, Eiweiss, Vitaminen und Mineralien. Die nächsten sechs Monate oder länger sind eine Kennenlernzeit, in der feste Nahrung Muttermilch ergänzt, aber nicht ersetzt.
Auch der Immunschutz und die Entwicklung des Zentralnervensystems wird im zweiten Halbjahr fortgesetzt. Hier gilt das Prinzip von dosisbezogener Auswirkung. Bei der o.g. Studie mit Frühgeborenen war ein Verhältnis ganz eindeutig. Je mehr Muttermilch, desto höher der IQ Wert (Stuart Macadam 18).
Die Verbindung zwischen Muttermilchdosis und der Wahrscheinlichkeit der Entwicklung bestimmter Krankheitsbilder ist noch klarer.

• Allergien Kinder, die 6 Monate oder länger gestillt wurden, haben weniger Allergien (5%) als die, die weniger als 6 Monate gestillt wurden (36%) (Strimas JH, Chi OS, 1988).
• Haemophilus Influenza Typ B Stillen länger als sechs Monate schützt gegen diese Krankheit (Takala, AK et al 1989).
• Otitis media Stillen länger als sechs Monate reduziert Otitis media drei bis fünffach bis zum Alter von 27 Monaten (Teei, DW, Klein, JO, Rosner, B, 1980).
• Malocclusion Als die Stilldauer von 12 auf 3 Monate reduziert wurde, stieg die Prävalenz von Malocclusion von 3% auf 16% (Labbok, MH und Hendershot, GE, 1987).
• Lymphoma in der Kindheit Für Kinder unter 15 Jahren ist das Risiko fünf bis achtfach höher, wenn sie weniger als 6 Monate (oder gar nicht) gestillt wurden (Davis MK, Savitz, DA und Graubord, BI, 1988).
• Diabetes Wenn Kinder 12 Monate oder länger gestillt wurden, ist die odds ratio für die Entwicklung dieser Krankheit 0.54 im Vergleich zu nicht gestillten Kindern.
• Multiple Sklerose Ein zwei bis dreifach erhöhtes Risiko für Multiple Sklerose entsteht, wenn ein Kind weniger als 7 Monate oder gar nicht gestillt wurde.



Stillen im zweiten Lebensjahr und danach
Was spricht für das weitere Stillen nach dem ersten Geburtstag? Überraschend viel: Ernährung, z. B.:
Zwischen dem 6. und 24. Lebensmonat beträgt die Muttermilchmenge rund 500 ml täglich. Sie kann also einen großen Teil der Kalorien, die ein Kind in diesem Alter braucht, liefern. Im Notfall kann die Milchmenge gesteigert werden und auch ein Kind, das normalerweise Beikost isst, kann wieder ausschließlich mit Muttermilch ernährt werden.
Muttermilch liefert 70 Kilokalorien pro 100 ml zweimal die Energiedichte eines Abstillbreis. Kinder im zweiten Lebensjahr können ihren Energiebedarf zu 31% durch Muttermilch decken. Stillkinder im Alter von 13 18 Monaten erhalten bei gleicher Nahrungsmenge 25% mehr Energie als nicht gestillte; ältere Kinder erhalten 17% mehr. Je nach Studie gibt es auch Hinweise darauf, dass Muttermilch noch mehr Energie im zweiten Lebensjahr liefern könnte. Eine Studie aus Uganda machte deutlich, dass dort die Energiebedürfnisse in dieser Lebensphase durch Muttermilch zu 53% gedeckt wurden. Wenn man daran denkt. wie wenig viele Kinder im zweiten Lebensjahr essen sie haben einfach keine Zeit; die Welt ist dafür viel zu interessant sind diese Ergebnisse nur logisch. Wenn ein Kind vor dem zweiten Geburtstag abgestillt wird, braucht es selbstverständlich viel mehr feste Nahrung als vorher laut einer Studie wurden die anderen Nahrungsmittel um 60% erhöht und auch das reicht nicht immer aus. Unter Umständen kann ein abgestilltes Kind unter einem Energiedefizit leiden einem 28%igen Defizit laut einer Studie von 1982.
Eine andere Studie zeigte, daß nicht gestillte Kinder nur 84% der vorgeschlagenen Kalorieneinnahme hatten, während noch gestillte Kinder 108% der optimalen täglichen Kalorien zu sich nahmen.

Bioverfügbarkeit, Vitamine und Mineralien
Die Kalorien der Muttermilch sind keine leeren Kalorien. „Muttermilch bleibt auch die wichtigste Quelle an hochqualitativem Eiweiss, Vitaminen und anderen Nährstoffen" (Helsing und King, 1982). Hochqualitativ und gut bioverfügbar. Wieviel eines Nährstoffes in der Milch ist, ist nicht die interessante Frage. Wir müssen danach fragen, wie bioverfügbar er ist. Es nutzt also nichts, wenn der Nährstoff nur da ist und das Kind nicht darüber verfügen kann.

• Eiweiss wird in der Muttermilch besonders gut absorbiert. Im zweiten Lebensjahr deckt Muttermilch die Eiweissbedürfnisse zu 38%.
Und die Ergebnisse bei den Vitaminen und Mineralien sind noch eindrücklicher:
• Vitamin A wird im zweiten Lebensjahr 100%ig durch Muttermilch gedeckt. In Entwicklungsländern kann dies besonders wichtig sein. Es wurde da festgestellt, dass nicht gestillte Kinder einem sechs bis achtfach höheren Risiko an Xerophthalmie (einer Vitamin A MangelErkrankung des Auges) zu erkranken ausgesetzt sind als gestillte Kinder. Der Schutz bleibt auch nach dem Abstillen erhalten.
• Eine tägliche Einnahme von 500 ml Muttermilch liefert 19 mg Vitamin C, 95% der Menge, die Kinder im zweiten Lebensjahr brauchen (Armstrong, 1987). Gegen Ende des ersten Lebensjahres ist die Vitamin CKonzentration der Muttermilch 3,3 mal höher als im Blutplasma der Mutter. Selbst wenn die Mutter erniedrigte Vitamin C Werte hat, wird es in der Milch bis zu 6 12fach angereichert. Stillkinder erhalten so höhere Konzentrationen an Vitamin C als Kinder, die mit Vitamin C angereicherter künstlicher Babynahrung, Gemüse und Früchten ernährt werden.
• Eisen ist zu 50% in der Muttermilch im zweiten Lebensjahr erhalten, Kalzium zu 44%, Niacin zu 41 %, Folsäurezu 26% und Riboflavin zu 21%.


Eisen ist eines der wichtigen Beispiele der Bioverfügbarkeit. Es ist zwar niedriger in der Muttermilch als in der Kuhmilch, nur wird es aus der Muttermilch zu rund 70% absorbiert (vgl. 10% in Kuhmilch), so dass ein Stillkind besser mit Eisen versorgt ist als ein nichtgestilltes Kind.
Immunfaktoren
Immunfaktoren sind auch noch wichtig. Früher wurde angenommen, dass nur im Kolostrum sehr hohe Anteile bereitstünden, die sich im Verlauf der Laktation zurückbildeten und nach sechs Monaten nur noch von geringer Bedeutung seien. Heute ist bekannt, dass die Immunglobulinmengen nach dem sechsten Monat steigen, offensichtlich als Reaktion auf die absinkende Milchmenge. Mit 20 Monaten entspricht der Spiegel von IgA und IgG der Höhe, die nach einer Laktationsdauer von zwei Wochen gemessen wurde. Wenn wir darüber nachdenken, ist es auch ganz logisch, dass einige Schutzfaktoren in dieser Zeit steigen, weil Kinder ab sechs Monaten sehr mobil werden; sie kommen überall hin und stecken die unmöglichsten Dinge in den Mund. Sie brauchen viel Schutz. Dieser Schutz erfolgt durch verschiedene Immunfaktoren in der Muttermilch, darunter: Lysozym, ein unspezifischer antimikrobieller Faktor wird in Muttermilch angereichert und erreicht in einigen Fällen nach 12 Monaten die gleiche Menge wie im Kolostrum. Nach neueren Untersuchungen weiss man, dass es bis zum 25. Lebensmonat des Kindes'
ansteigt und erst dann abfällt. 1 ml Muttermilch enthält rund 4000 lebende Zellen (überwiegend Lymphozyten und Makrophagen) , die das Wachstum von Bakterien, Viren, Pilzen und Parasiten hemmen.
Der Bifidusfaktor in der Muttermilch fördert nach wie vor das Wachstum des Lactobazillus bifidus im kindlichen Darm, so dass sich Staphylokokken gar nicht erst ausbreiten können. Interferon, ein antiviraler Faktor, und Laktoferrin, das durch seine Eisenbindung ein Wachstum von E. coli, Staphylokokkus aureus und einigen Candidapilzen verhindert, sind ebenfalls in der Muttermilch enthalten. Laktoferrin zeigt kontinuierlich ansteigende Werte.
Wie wichtig ist dieser immunologische Aspekt für das ältere Stillkind? Diesbezüglich ist die Studie von Chandra aus Kanada sehr interessant, weil seine Studienobjekte gesunde Kinder der Mittelklasse in einem gut entwickelten Industrieland waren. 60 Kinder wurden über einen Zeitraum von 24 Monaten untersucht. Im Hinblick auf drei übliche Erkrankungen fand er erhebliche Unterschiede bei deren Auftreten bei gestillten und künstlich ernährten Kindern :
Atemwegserkrankungen auf 10 gestillte Kinder kommen 23 Flaschenkinder
Durchfall auf 10 gestillte Kinder kommen 35 Flaschenkinder
Mittelohrentzündungen auf 10 gestillte Kinder kommen 95 Flaschenkinder
Nach der Einführung fester Nahrung, sind Stillkinder besonders in Entwicklungsländern für Durchfall anfällig. In Bangladesch wurden noch gestillte Kinder und nichtgestillte Kinder zwischen 6 und 35 Monaten bezüglich Durchfallerkrankung verglichen. Die Energieaufnahme bei nicht gestillten Kindern fiel um 40%; bei gestillten Kindern blieb sie fast unverändert. Die Stillkinder bekamen auch 2,5 mal soviel Eiweiss wie die nicht gestillten. Bei Durchfall ist ein Appetitverlust häufig auch in Industrieländern. Doch viele Stillkinder trinken sehr gerne, auch wenn sie sonst keinen Appetit haben. Es wird vermutet, dass das hochqualitative Eiweiss in der Muttermilch dazu führt, dass ein krankes Kind wieder Appetit auf Kohlenhydrate hat, die für die Gewichtszunahme so wichtig sind (Armstrong, 1987) und dies ist bei unseren Kindern auch nicht unwichtig.

Das „natürliche" Abstillalter
Aus dem bisher Gesagten ist klar geworden, dass Muttermilch ihre Nahrungs und immunologischen Werte behält, so lange sie produziert wird. Trotzdem muss die Stillbeziehung irgendwann zur Ende kommen aber wann?
Die Anthropologin Katherina Dettwyler hat versucht, durch kulturvergleichende Studien und durch Vergleiche der Säugetiere untereinander diese Frage in etwa zu beantworten. Ich werde hier auf die Vergleiche der Säugetiere verzichten obwohl sie hoch interessant und überzeugend sind, und nur kulturenvergleichende Studien berücksichtigen. Auf ihrer Suche nach einem "hominiden Entwurf" (hominide blueprint) für das „natürliche" Abstillalter hat sie verschiedene Kriterien angeschaut:

• Alter, in dem das Kind das Geburtsgewicht vervierfacht hat
• Alter, in dem das Kind ein Drittel des durchschnittlichen Erwachsenengewichts erreicht hat
• Bezug auf das Gewicht einer erwachsenen Frau (Abstillalter in Tagen = 2,71 mal das Gewicht einer erwachsenen Frau in Gramm)
• Vergleich zu Schwangerschaftswochen (6 x Schwangerschaftswochen auf vergleichenden Primatendaten basiert.
• Alter beim Durchbrechen der ersten Backenzähne.
Nach keinem der Kriterien würde ein Kind unter 2,3 Jahren abgestillt und die Grenzen reichen bis 6 Jahre für Mädchen und 7 Jahre für Jungen. Sechs Jahre übrigens ist der Zeitpunkt, wann das eigene Immunsystem des Kindes reif und eigenständig wird. Bis zu diesem Punkt, schreibt Dr. Dettwyler, können die Lymphokine in der Muttermilch die aktive Immunantwort sowohl im Serum als auch sekretorisch steigern (Dettwyler, 56).
Ist die Idee, dass Muttermilch eine positive Auswirkung auf das Immunsystem des Kindes bis zu 6 Jahren haben könnte, so weit hergeholt? Ganz und gar nicht. Gespendete Muttermilch als Behandlung für verschiedene Krankheitsbilder ist mittlerweile weit verbreitet:
• Marinkovich (1988) behandelt IgA lnsuffizienz mit 100ml frischer Frauenmilch täglich
• Asquith berichtet über den Einsatz von Frauenmilch bei der Therapie für Leukämie oder Knochenmarktransplantation
• Erichson (1990) berichtet, dass verbrannte Kinder Frauenmilch besser vertragen als die übliche hypermolekulare Nahrung und
• Wright benutzt mit Erfolg frische Frauenmilch für Erwachsene in den ersten Tagen nach Lebertransplantation (Springer, persönliche Kommunikation, 1996).


Ist es so schwierig zu glauben, dass die Milch der eigenen Mutter lange Zeit. bis ins Schulkindalter als effektiver Stimulus für das kindeseigene Immunsystem dienen kann?
Sollten wir unsere Abstillvorschläge so hoch setzen? Nicht unbedingt. Die Vorschläge bleiben nach wie vor die Gleichen: „Im Idealfall wird die Still beziehung fortgesetzt, bis das Kind ihr entwachsen ist" (Grundsatz 6, La Leche Liga).

Das eine Kind wächst aus seinem Stillbedürfnis früher, das andere später hinaus. Weil das Stillen eine Partnerschaft ist, spielen auch die Bedürfnisse der Mutter eine Rolle. Wir möchten hier keine neue Vorschriften erstellen, sondern durch das Anschauen der wissenschaftlichen und anthropologischen Daten einen erweiterten Blick für das „normale" Abstillalter und eine grössere Toleranz für die Mütter, deren Stillpraktiken von der kulturellen Norm abweichen schaffen.
Ich hoffte, mit diesem Referat dazu beigetragen zu haben.

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von MamaundMini86 am 26.09.2013, 21:38 Uhr

Ich habe 12 Monate vollgestillt, weil mein Kleiner (17 Monate) nichts essen wollte. Auch jetzt stillt er noch ganz viel! Von einem Mangel keine Spur.
Meine Kinderärztin weiß nicht, dass er kaum isst und ist immer begeistert wie fit usw er ist!

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von Kimmy07 am 26.09.2013, 22:52 Uhr

Mein Sohn ist 16 Monate alt, war immer Brei-Verweigerer und wird nach BLW ernährt. Wir stillen noch recht viel. Er hat tatsächlich eine schwere Eisenmangelanämie und ist immer sehr blass. Nun habe ich schweren Herzens mit den Eisentropfen angegefangen die er in jeder Form verweigert. Macht mir echt Sorgen im Moment.

Die Moral von der Geschichte: jeder hat ein bisschen Recht.

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Ich persönlich würde...

Antwort von huehnchen69 am 27.09.2013, 1:03 Uhr

...vermutlich den Arzt wechseln, oder zumindest, so wie es eine Vorschreiberin anregte, für die vorgeplanten Termine. Bei Notfällen, wo's schnell gehen muss, dann eben auch mal den anderen.

Mein Grund dafür ist die Frage, mit wie viel Vertrauen ich jeweils seinem ärztlichen Rat folgen kann.

Klar entscheide ich allein, welcher Empfehlung ich folge, und welcher nicht.
Aber die medizinischen Themenbereiche, bei denen ich mich auskenne, sind relativ beschränkt. Ich habe zwar eine dezidierte Meinung zum Stillen, zum Impfen, zu Homöopathie und zu Antibiotika. Bei Impfungen unterscheidet die sich von der des Arztes, ich kann seine Meinung akzeptieren, und er meine.

Aber wenn ich schon bei einem oder mehreren Themen den Eindruck gehabt hätte, dass er ja wirklich null Plan hat (aber dann trotzdem im Brustton der Überzeugung irgendwelche "Weisheiten" von sich gibt), wie kann ich mir dann sicher sein, dass das AB, das er verordnet, wirklich sinnvoll ist? Oder wie ist es mit Logopädie, orthopädischen Einlagen, KH-Aufenthalt bei Pseudokrupp-Anfall oder sonstigen Themen, die einem noch begegnen können? Ich persönlich würde das Risiko nicht eingehen wollen, dass das jetzt mal wieder etwas ist, wo der KiA 20 Jahre Fortbildung verpasst oder sich eine völlig verschrobene Meinung gebildet hat.

Wegen Eisenmangels würde ich vielleicht irgendwann anfangen, einen Blick drauf zu haben (bei meinem Kleinen, der erst ab 8,5 Monate Beikost nahm, fand ich das noch nicht nötig), denn Eisenmangel verursacht auch Appetitlosigkeit. Wenn das Kind also nicht mehr gut gedeihen würde, blass, müde o.ä. wäre, würde ich das kontrollieren lassen. IdR dürfte das aber erst so ab 12 Monate ein Thema sein, und auch dann noch nicht zwangsläufig.

Liebe Grüße,
Sabine

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Ich würde...

Antwort von Andrea6 am 27.09.2013, 12:24 Uhr

..nicht den (ansonsten netten, gut erreichbaren) Kinderarzt wechseln, sondern mit ihm einfach nicht mehr über Ernährung sprechen. Du wirst seine Meinung kaum ändern können, also sag ihm was er hören möchte ("das Kind wird altersgerecht ernährt" - wird es ja auch *gg*). Dein Baby wird Dich nicht verpetzen, und es gibt wichtigere Dinge im Leben, über die man sich aufregen kann...

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Re: Ich würde...

Antwort von AnMa234? am 27.09.2013, 13:24 Uhr

Ich sehe es genau so wie Andrea.

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Re: Nährstoffmangel bei Vollstillen nach dem 6. Monat???

Antwort von niccolleen am 27.09.2013, 21:16 Uhr

Vielleicht solltest du lieber selber die Eisentropfen nehmen? Kann es sein, dass du einen sehr niedrigen Eisenwert hast?

lg
niki

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