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Stillen - Tipps, Erfahrungen und Austausch für stillende Mütter

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Geschrieben von sileick am 15.05.2015, 23:14 Uhr

Stillen und Flasche anbieten?

Liebe Butterblume,

diese Sorgen machen wir uns alle, gerade beim ersten Kind und wenn wir ggf. etwas allein mit unseren Sorgen bleiben. Das kann ich gut verstehen. Man ist so unsicher!

Ein paar hilfreiche Sachhinweise sind hier sicher nützlich. Klar, dass Du dennoch immer eng mit Hebamme, Stillberaterin und Arzt zusammenarbeiten solltest!

1. Viele Babys stillen vor allem in der ersten Zeit nur an einer Brust auf einmal. Beim nächsten Stillen legt man sie dann an der anderen Brust an. Stillen ist für die Kleinen, die auch dazu erst einmal die Muskulatur anlegen und das üben müssen, wie Leichtathletiktraining für uns, wenn wir komplett unfit sind: Es ist anstrengend! Sie schlafen nicht nur darum schnell beim Stillen ein. Wenn sie wieder aufwachen, wollen sie oft gleich wieder gestillt werden, und das ist richtig so.
2. Der Magen von so einem Winzling ist winzig klein. Da passen einfach auch keine großen Mengen hinein. Insofern muss häufig gestillt werden, aber nicht unbedingt viel auf einmal. Deswegen ist die Brust in Zusammenarbeit mit dem Kind eine phantastische Sache: Je mehr Milch das Kind anfordert, indem es oft stillt und effektiv saugt, desto mehr Milch wird hergestellt. Das heißt, wenn das Kind wächst und damit häufiger stillt, um den erhöhten Bedarf zu signalisieren, stellt die Brust innerhalb ca. 1-2 Tagen auch entsprechend mehr Milch her, vorausgesetzt, wir Frauen hören auf unser Kind und stillen ggf. "bis der Arzt kommt", wenn das Kind es so anfordert. Hat sich die Milchproduktion auf den gestiegenen Bedarf eingestellt, verlängern sich die zeitweise extrem kurzen Abstände (bei uns sinerzeit bis zu 20 Minuten kurz) bald wieder.
3. Wenn das Kind nach dem Stillen die Flasche erhält, trinkt es auch deswegen noch etwas, weil die Milch einfach fließt, es wird quasi überflutet und hat nicht zwangsläufig damit zu tun, dass es noch Hunger hätte. Aber wenn das Kind durch die Flasche satter wird, wird es auch weniger Bedarf an der Brust anmelden, und dann geht die Milchproduktion zurück, mit dem Erfolg, dass möglicherweise bald die Milch wirklich "zu wenig" wird, die vorher ausreichend da war. Das ist ein Grund, weshalb die Flasche so fatal sein kann.
4. Trinkt das Kind an der Flasche, kommt die Milch dort einfach so heraus. Das Kind, das sich an der Brust mühen muss, um Milch zu erhalten (und Geduld lernen, weil es bis zum nächsten Milchspendereflex vielleicht auch mal ein bisschen dauert), erhält hier ohne Mühe die Milch so und lernt dadurch in so jungen Lebenstagen die richtige Trinktechnik gar nicht erst, bzw. es verlernt sie oder lernt, dass es ja auch schneller und einfacher gehen könnte. Das führt dann oft dazu, dass das Kind die Brust verweigert, unruhig dort wird und nicht mehr an der Brust trinken will. Das ist der zweite Grund, warum die Flasche problematisch sein kann.
5. Nach der Geburt sagt man, darf das Kind (reif geboren und fit) bis zu 10% seines Geburtsgewichts verlieren. Bis zu 15% ist möglich, sollte aber dann genau beobachtet werden, Kinderarzt, Stillberaterin und Hebamme sollten eng dabei bleiben. Dann sollte es bald schnell zunehmen. Problematisch, das festzustellen, ist, wenn man ausschließlich wiegt: Im KH war eine andere Waage. Schon kleine Messunterschiede der Waagen, die verwendet werden, können zu großen Schwankungen führen. Auch kann es sein, dass bei der einen Messung gerade vorher Stuhl und/oder Urin abgegangen ist, bei der nächsten aber kurz danach. Schon ist die Messung wieder verfälscht. Darum würde ich bei einem Wert nicht gleich in Panik verfallen. ;-)
6. Biggi und Kristina, die Du gern noch mal fragen solltest (Expertenforum Stillen) weisen immer darauf hin, dass geschaut werden sollte, wie schwer die Windeln im Laufe des Tages sind und wie oft sie nass sind. Man sagt 5-6 einigermaßen schwere Windeln sollten es wenigstens sein. Dazu sollte das Kind einen wachen, fitten Eindruck machen und über die normal angesetzten Messungen gut genug zunehmen.
7. Nimmt das Kind nur knapp zu, hat man mehrere Möglichkeiten:
Wenn körperliche Ursachen ausgeschlossen sind, häufiger stillen, also ganze Stilltage einlegen, in denen das Kind quasi permanent stillen kann, viel Hautkontakt unterstützt das noch sehr, also Haut auf Haut, geht sogar im Tragetuch.
Solche Kinder darf man auch zum Stillen aufwecken, wenn sie zu lange Schlafphasen haben (wir haben das, als unser Kind zu schlecht zunahm, alle 3-4 Stunden gemacht).
Biggi und Kristina empfehlen auch noch, Muttermilchsahne herzustellen und täglich möglichst oft zu verabreichen. Kannst Du mal im Expertenforum googlen.
Falls zugefüttert werden muss, nicht die Flasche nehmen, sondern per Becher oder Fingerfeeding, bzw. ggf. das Brusternährungsset dazu wählen, damit es nicht zu einer Saugverwirrung kommt. Auf jeden Fall ist es dann der beste Weg, Milch abzupumpen und diese zuzufüttern, anstatt auf Pulvermilch umzusteigen, zum Einen, weil so gewährleistet wird, dass Deine Milchproduktion auch weiterhin adequat angeregt wird, zum Anderen weil Muttermilch gesünder für das Kind ist.

Mein Kind kam zart, aber kerngesund und voll ausgereift zur Welt. Sie wog knapp 2700g bei 48cm, und das Stillen klappte von Anfang an gut. Dann glaubte ich, ich müsse Stillabstände einhalten bzw. etablieren und auch die Stillzeiten notieren. Mit dem Erfolg, dass mein schnell gut zunehmendes Kind dann zu wenig zunahm und mit 2-3 Monaten einen Wachstums- und Zunahmeknick in der Kurve zeigte, der völlig unnötig war. Zum Glück konnten mich Stillberaterin und Kinderarzt beruhigen, das Kind war wach, fit und agil, es war zwar knapp, aber noch nicht dramatisch. Ich stillte daraufhin gefühlt wochenlang den ganzen Tag, wir weckten sie nachts auf zum Stillen. Schon nach zwei Wochen war der Spuk vorbei, Kind sah viel moppeliger aus und hatte bald sogar einen überdurchschnittlichen BMI. Sie brauchte aber sehr lange diese kurzen Abstände von 30 Minuten bis zu maximal 3 Stunden, letzteres war selten. Meist waren es 1-2h dazwischen, und sie stillte lange. In der ersten Zeit stillte sie nur an einer Brust, später reichte ihr das nicht mehr, und bald nutzte sie beide Brüste permanent.

So, nun hab ich alles geschrieben, was mir einfiel, auch darum so ausführlich, weil ich so gut weiß, wie es sich anfühlt, wenn man so unsicher ist. Ich kann Dir nur raten, Dir eine Stillberaterin zu suchen (www.AFS-Stillen.de, LaLecheLiga oder IBCLC), die mal zu Euch kommt und Dich und Dein Kind anschaut. Mir hat das damals so viel Sicherheit gegeben, und das, obwohl ich eine tolle Hebamme hatte! Alle drei Seiten der Stillberaterverbände haben eine Suchfunktion nach Postleitzahlen, wo Du schauen kannst, wer in Deiner Nähe ist. Also ziemlich einfach!

Euch alles Liebe und Gute! Deinem Kind einen wunderbaren Start ins hoffentlich spannende, gut beschützte und schöne Leben!

Viele Grüße
Sileick

 
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