Über 18 ...

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Geschrieben von Bonnie am 24.10.2023, 10:19 Uhr

Risikomanagement - originelles Wort!

Ja, wir Eltern managen gern unermüdlich. Übersetzt heißt das Ganze wohl eher Teenie-Überwachung, nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Für mich ganz klar ein Helikopter-Symptom, auch das mit dem „Standort-Teilen in Ausnahmesituationen“. OMG. Irgendwann muss es auch mal gut sein mit der totalen Überwachung. Manche Eltern würden ihren Teen am liebsten chippen lassen…

Ich finde einige der Vorschläge im Blog wirklich unsinnig. Ich sehe mich schon, wie ich jungen Gästen bei der Begrüßung sage: „Grüß euch, kommt rein! Wir haben übrigens Kondome im Badezimmerschrank. Bedient euch ruhig.“ Äh… das halte ich für Fiktion. Lustig ist’s aber immerhin.

Die Taxi-App haben wir auch, die finde ich vernünftig. Genutzt wurde sie noch nicht, wir holen unseren Sohn (18) meistens ab, auch mitten in der Nacht. Abwechselnd mit anderen Eltern, manchmal fährt auch ein Kumpel von ihm, der nicht trinkt und zuverlässig ist.

Bei meiner Tochter (24) haben wir das Ganze auch so gemacht, sie hatte allerdings früher Führerschein (und ein gebrauchtes Auto von der Oma bekommen) und hat nicht getrunken, wenn sie gefahren ist.

Bei den anderen Blog-Vorschlägen muss ich sagen: Ich finde den Versuch verständlich, sein Kind beschützen zu wollen („Notfall-Signal“ usw.). Aber das Leben hat leider die Angewohnheit, nicht genau das passieren zu lassen, was man befürchtet. Sondern die riskanten Situationen entstehen meist spontan, und es sind nicht unbedingt Dinge, die man auf dem Schirm hatte als Eltern.

Zweites Problem: Wenn Eltern ängstlich sind und schon vorausschauend alles absichern wollen, treiben sie einen Teen unbewusst oft erst dazu, einfach mal ein bisschen Freiheit zu genießen und etwas zu riskieren. Das passiert viel schneller als Eltern glauben. Ich selbst habe auch hier und da ein paar gefährliche Dinge erlebt und gemacht, und zwar gerade weil meine Eltern sehr ängstlich waren und mich ständig gewarnt haben. (Und das, obwohl ich mich schon damals als eher vernünftig eingeschätzt hätte.) Trotzdem, solche Dinge passieren einem dann unbewusst und fast von selbst.

Ich finde deshalb einen Mittelweg gut: ein bisschen warnen, ein bisschen von der eigenen Jugend erzählen, verstehen, was die Teens antreibt, miteinander im Gespräch bleiben. Sicherheit anbieten (abholen), aber nicht aufzwingen. Und dem Leben vertrauen. Die totale Sicherheit gibt es nicht, in keinem Alter. Und ich habe auch keine Lust, meinen Kindern mit einem Kontrollzwang eine Angststörung mit auf den Weg zu geben.

Das ist einer Freundin von mir passiert. Sie hat immer schon viel Angst um die Kinder, hat sie immer gewarnt und behütet. Das Ergebnis ist leider nicht ein Mehr an Sicherheit. Sondern dass eine Tochter eine schwere Angststörung mit somatoformer Komponente (ständiger Harndrang) hat. Sie hat ihr Studium abbrechen müssen, ist nicht arbeitsfähig und kann oft das Haus nicht verlassen.

Wir müssen die Kids auch mal raus ins Leben lassen. Und vor allem verstehen, dass unsere Ängste UNSER Problem sind, nicht ihres. Ein bisschen zu helfen oder Vernunft zu vermitteln, ist sicher richtig und wichtig. Aber mit Augenmaß und Vertrauen. Den Rest müssen wir dem Leben überlassen. Und darauf vertrauen, dass unsere Erziehung Früchte trägt. Dass unsere Teens Nein sagen können, wenn es darauf ankommt, und dass sie uns um Hilfe bitten, wenn sie sie brauchen.

LG

 
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