Frage: Zurück zum Stillen nach 7 Wochen

Liebe Frau Welter, mein Sohn kam Ende Februar als spätes Frühchen 3,5 Wochen zu früh auf die Welt. Er hatte am Anfang Probleme mit der Gewichtszunahme und eine leichte Gelbsucht, die recht lange anhielt. Ich selbst hatte leider erst nach 7 Tagen den Milcheinschuss. Er kam per sekundärer Sectio, geplant war eigentlich eine Sectio 10 Tage später, vorher war aber die Fruchtblase geplatzt und innerhalb von 1,5 Stunden war der Muttermund komplett offen. Die Sectio wurde dann schnell durchgeführt aufgrund von mehreren Risiken. Da die Geburt aber von selbst losging, dachte ich wäre der Milcheinschuss und Stillstart nicht so ein heikles Thema, leider war es dann aber doch alles problematisch. Ich hatte von Anfang an starke Schmerzen beim Stillen und sofort wunde Brustwarzen. Im Krankenhaus wurde mir nicht gezeigt, wie ich ihn korrekt anlege und es wurden sofort Stillhütchen gegeben. Zu Hause habe ich mir dann Hilfe gesucht, aber das Anlegen ohne Stillhütchen ist immer noch schwierig. Am Anfang hatte ich auch mit Hütchen Schmerzen bis ich gemerkt habe, dass es die falsche Größe war, ich habe mir inzwischen größere gekauft und damit endlich fast keine Schmerzen mehr. Ich habe meinen Sohn jetzt aber einige Wochen nur noch mit abgepumpter Muttermilch und Pre gefüttert, inzwischen ist zum Glück auch seine Gewichtszunahme wieder ausreichend, Geburtsgewicht hatte er erst nach drei Wochen wieder erreicht und zwischenzeitlich sehr viel abgenommen. Jetzt zu meinen derzeitigen Problemen und Fragen: ich komme am Tag nur selten zum Pumpen und auch unterwegs ist es natürlich unpraktisch. Am Stillhütchen trinkt mein Sohn soweit ganz gut, ohne hat es nur selten geklappt ihn anzulegen. Ist es überhaupt möglich, nach den ganzen Wochen die Milchbildung noch soweit anzuregen, dass ich ihn anständig stillen kann? Sollte ich noch zusätzlich abpumpen oder nur noch so oft wie möglich anlegen? Meine Tochter war vor 3,5 Jahren ein Frühchen und war am Anfang auf der Neo, dort wurde sie komplett mit Flasche gefüttert und ich hatte nur abgepumpt. Nach 3,5 Monaten habe ich dann aufgegeben, weil ich auf keine brauchbare Menge gekommen bin (10 ml pro Pumpsitzung). Das ganze war damals ein sehr großer Stress und ich habe Angst, jetzt wieder so viel Kraft zu investieren und am Ende bringt es gar nichts. Zumal ich inzwischen ja zwei Kinder habe, die meine Zeit benötigen. Ich bin langsam etwas ratlos und weiß auch nicht mehr so richtig, wo ich noch hinwill oder was ich überhaupt erreichen kann. Wenn Sie hier einen Ratschlag oder eine Einschätzung der Situation hätten, wäre ich Ihnen sehr dankbar! 

von jbfl22 am 17.04.2024, 12:44



Antwort auf: Zurück zum Stillen nach 7 Wochen

Liebe jbfl22, man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Du brauchst jetzt dringend eine kompetente Stillberatung vor Ort, gemeinsam könnt ihr das schaffen! Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 17.04.2024



Antwort auf: Zurück zum Stillen nach 7 Wochen

Hallo, Du hast meinem Verständnis nach ja immer zumindest etwas abgepumpt - iund es hört isch si an, als hättest Du auch mit Stillhütchen gestill und nur etwas zugefüttert - Du schreibst nicht, wieviel. Ich finde es gut, dass Du trotz schwierigem Start soweit bist, dass Dein Sohn mit Stillhütchen an der Brust trinken kann. Und es ist doch toll, wenn er mit Stillhütchen "soweit ganz gut" trinkt. Es spricht ja nichts dagegen, mit Stillhütchen zu stillen - wenn er auch viel aus der Flasche getrunken hat (abgepumpte Milch) ist es vielleicht verständlich, dass ihm das mit dem Stillhütchen besser gefällt. Wenn Du das Stillhütchen irgendwann mal loswerden willst, gibt es hier im Forum einige Tipps, von währen einer kurzen Stillpause wegnehmen bis zu nach und nach kleiner schneiden, wenn ich mich richtig erinnere. Aber wichtig ist ja erstmal, ob das Stillen reicht, oder wie Du es mit dem Abpumpen handhaben willst, oder? Ich hatte Zwillingsfrühchen, die 6 Wochen zu früh gekommen sind. Da waren wir erstmal mit Magensonde dabei... dann Abpumpen, Stillversuche, z.T. auch mit Stillhüchen, aber mit 2 gleichzeitig fang ich Stillhütchen tatsächlich etwas unpraktisch;-), dann haben wir ein Brusternährungsset ausprobiert, und - ich weiß nicht, ob es daran lag: ungefähr zum errechnetnm Termin waren wir bei nur Stillen - es geht also. Es hilft natürlich, wenn Du Dir Zeit nehmen kannst, aber vielleicht kannst Du mal ein paar Tage lang versuchen, immer, wenn Dein Sohn hungrig ist, zu stillen? Ohne Abpumpen vorher - ich weiß, das frisst viel Zeit... wenn Du meinst, dass Du Pre zufüttern musst, vielleicht über ein Brusternährungsset? Ich hatte meins damals von der Hebamme ausgeliehen.   Stillen ist wohl ein viel besserer Stimulus für die Brust als Abpumpen. Übrigens habe ich gelesen damals, dass nachts Stillen die Milchbildung noch besser stimuliert als tagsüber stillen - wenn Du mehr Milch haben willst, also vielleicht nicht nachts per Flasche:-). Aber im Wesentlichen ist natrlich ok, was für Dich am besten ist. Alles Gute!    

von zweizwerge am 18.04.2024, 16:51