Zusammenhang Stillen und Aufwachen?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Zusammenhang Stillen und Aufwachen?

Liebe Frau Welter, gerne würde ich wissen, ob Sie einen Zusammenhang zwischen nächtlichem Stillen und Aufwachen sehen oder sich dieser eher in der noch nicht entwickelten Reife unseres Sohnes (18 Monate) findet. Eine weitere Überlegung ist, ihn in seinem Bodenbett im eigenen Zimmer schlafen zu lassen und nicht wie bisher, im Familienbett. Evtl. riecht er die Milch dann nicht und findet ohne Brust zurück in den Schlaf? Bislang hält mich dies ab, da ich eigentlich meine, dass er weiterhin aufwachen wird, ich dann aber aufstehen muss, um ihn wieder in den Schlaf zu begleiten. Eine letzte Frage wäre... beenden die meisten Kinder tatsächlich irgendwann im dritten Lebensjahr die Stillbeziehung? Ich würde eigentlich gerne auf diesen Zeitpunkt warten wollen... Ich stille sehr gerne, nachts ist es aber doch manchmal sehr, sehr anstrengend. Seit 2 Tagen zB möchte unser Sohn 1,5 stündlich gestillt werden und lehnt den zuvor zumindest manchmal akzeptierten Schnuller zum Weiterschlafen ab. Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung vorab! 🙂

von Smileya am 17.04.2024, 07:46



Antwort auf: Zusammenhang Stillen und Aufwachen?

Liebe Smileya, ich kann mich noch so gut an diese wirklich unheimlich anstrengende Zeit erinnern und wie sehr ich mich damals danach gesehnt habe, nur einmal ausgeschlafen zu sein….. Ich kann dir versichern, dass du nichts falsch gemacht hast, du deinem Kind auch nichts „angewöhnt“ hast und dein Kind eigentlich ganz normal reagiert. Dein Baby erlebt die Welt sehr intensiv und all das wird in der Nacht verarbeitet. Am Abend und in der Nacht werden all diese Eindrücke verarbeitet und dein Baby findet an der Brust nicht nur Nahrung, sondern viel Nähe und Geborgenheit. Das Saugen beruhigt dein Kind sofort und es kann sofort weiterschlafen. Trotzdem ist es für dich natürlich sehr anstrengend und in diesem Alter kann dein Kind auch langsam Regeln lernen. Wenn du dich nicht mehr wohl fühlst, dann ist es dein gutes Recht etwas zu ändern. Stillen ist eine ZWEIERbeziehung und du musst dich nicht zwingen.
 Vielleicht versuchst du es damit, die Stillzeiten immer weiter zu verkürzen. Damit meine ich, du stillst dein Kind eine bestimmte Zeit und dann nimmst du es sanft von der Brust und streichelst es, kuschelst mit ihm, bietest ihm zusätzlich ein Kuscheltier oder eine Schmusedecke an usw. Im Laufe der Zeit verkürzt du die Zeit an der Brust immer mehr.

 Eine Möglichkeit wäre es auch, dass du mit deinem Kind darüber sprichst, dass du das viele Stillen als unangenehm empfindest und dass du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. 

 So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren.
 Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. 

 Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht.
 Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und du deinem Kind klar erklärst und sagst, was du willst und was du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung.

 Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch Weinen oder Schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann.

 Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und es nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.

 Kinder brauchen liebevolle Führung und Anleitung und ein beständiges Eingehen auf ihre Bedürfnisse. Das heißt keineswegs "laisser faire" wie es Kritiker behaupten, sondern liebevolle und verständnisvolle Konsequenz, die sich langfristig auszahlt. 

 Lieben Gruß, ich wünsche euch von Herzen alles Gute!
 Biggi      

von Biggi Welter am 17.04.2024



Antwort auf: Zusammenhang Stillen und Aufwachen?

Liebe Biggi, vielen Dank für die ausfürliche Nachricht. "Liebevolle Konsequenz"- ja, ich denke, ich muss zunächst selbst dahinter stehen... ich glaube, ich habe Sorge davor, dass einer "abgestillten Nacht", bald auch der Abend und der Morgen folgen...von ihm aus... und komplett aufs Stillen verzichten möchte ich noch nicht und unser Sohn auch nicht, glaube ich. Nochmal kurz die Frage: bei möglichem nächtlichen Weinen (kenne ich sonst eben so gar nicht), möchte ich ihm auch Kuscheln etc eigentlich nichts anbieten. Herumtragen ist keine Option. Wasser- oder Pre ebenfalls nicht. Bin etwas ratlos, da die Brust IMMER und bei ALLEM geholfen hat. Gibts noch was? Was, wenn er sich in Rage weint? Und...steht nächtliches Stillen in Zusammenhang mit dem Aufwachen?   Herzliche Grüße!   .

von Smileya am 17.04.2024, 17:53



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