1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Maja30 am 24.09.2022, 10:54 Uhr

Umgang mit Wut

Guten Morgen!
Ich bin am verzweifeln und brauche eure Hilfe bzw ernst gemeinte Ratschläge.

Meine fast 7 jährige Tochter Sophie hat Probleme mit ihrer Wut umzugehen. Sie ist im Vergleich zu ihrer älteren Schwester Karla schnell aufbrausend und lässt es denn in Form von Schreien, Hauen, etc an andere aus. Ich habe schon Ratschläge gegeben wie sie soll in ihr Zimmer gehen und erstmal runterfahren. Manchmal klappt es zwar gut, nachdem die Tür zugeschlagen wurde, aber sehr oft dann halt nicht, vor allem woanders.

Eine Situation zum Bespiel:
Wir waren auf einen Geburtstag mit vielen Familien mit Kindern. Wir hatten Sophies Pferdeleine mit, womit sie auch nicht immer spielte. Sie lag halt die meiste Zeit rum. Ihre grosse Schwester kam mit einem anderen Mädchen, mit dem Sophie auch zur Schule geht, und haben sich die Pferdeleine genommen. Plötzlich interessierte sich natürlich Sophie für die Leine und wollte sie haben. Sie schrie mich vor allen an wie es sein kann, dass die anderen IHRE Leine haben ohne zu fragen. Sie war so wütend, ging dann tatsächlich auch kurz hinter ein Gebüsch (ich denke um kurz durchzuatmen), kam dann leider wieder wutentbrannt raus und zog an der Leine, die die kleine Freundin umhatte, und haute ihre Schwester. Sie ließ sich erst beruhigen, nachdem sie ihre Leine wieder hatte.

Zu Hause tat es ihr auch Leid, wir haben dann auch geredet, aber ich brauche unbedingt Hilfe, wie ich ihr helfen kann, nicht so auszurasten.
Sie ist öfters so und ich hatte schon zu Hause zu ihr gesagt, dass sie sich nicht um die Leine streiten sollen (hatte es mir irgendwie schon gedacht, dass sowas passiert und bereue es, sie überhaupt mitgenommen zu haben).

Sie ist jetzt auch in die Schule gekommen und habe natürlich Angst, dass es dort auch mal passiert und vielleicht keiner mehr mit ihr spielen möchte, weil sie so explodiert.
Ich habe auch Angst ihren Kindergeburtstag zu feiern, weil sie ausrasten könnte, wenn ihr irgendwas nicht passt. Es war das letzte Jahr auch so. Jetzt werden aber durch die Schule viele neue Kinder dabei sein.

Bitte gibt mir Ratschläge wie ich ihr helfen kann mit ihrer Wut umzugehen.
Vielleicht gibt es auch gute Bücher

 
8 Antworten:

Dem Kind Wörter schenken für Gefühle

Antwort von Hexhex am 24.09.2022, 16:00 Uhr

Huhu,

ich verstehe dich gut, es ist anstrengend, wenn ein Kind erst wenig Impulskontrolle hat.

Ich möchte noch kurz etwas zu der Pferdeleine sagen. Wenn Sie deiner Tochter gehört, muss sie sie nicht abgeben, wenn sie das nicht möchte. Du solltest sie auch nicht dazu drängen, wenn sie schon gezeigt hat, dass sie das nicht will.

Denn für dich ist die Leine zwar unwichtig, für sie ist sie aber wichtig und ihr Eigentum. Stell dir vor, eine Freundin von dir würde sich einfach deine Handtasche nehmen, sie sich umhängen und sagen: „Die gefällt mir gut, ich geh damit jetzt mal in die Stadt.“ Und zwar, ohne deine Erlaubnis abzuwarten. Fändest du das nicht total daneben…?

Was du generell machen kannst: Gib deiner Tochter Wörter für ihre Gefühle. Kinder, die ihre Gefühle aussprechen und ausdrücken können, müssen sie nicht mehr durch Wutgeschrei oder Gewalt ausagieren. Bei meinen Kindern half das auch sehr.

Und das geht so: Benenne mehrmals am Tag die Gefühle deiner Tochter. Ganz beiläufig. Z. B.: „Ich sehe, du bist gerade richtig fröhlich. So geht es mir auch.“ Oder: „Du siehst wütend aus. Ist es, weil …?“ „Ich sehe, du bist traurig. Ich kann das verstehen. Hm. Was könntest du jetzt tun, um das zu lösen?“ Hierbei geht es nicht um fertige Strategien - wie ins Zimmer gehen oder weggehen. Sondern darum, wie das Kind die frustrierende Situation wirklich lösen kann.

Wichtig ist dabei, keinen Rat zu geben. Sondern zuerst die Gefühle des Kindes zu spiegeln („Ich sehe, du bist wütend“), und dieses Gefühl auch zu erlauben und es im Raum stehen zu lassen. Nach einigen Augenblicken fragt man das Kind dann, was es jetzt tun könnte, um die Sache zu lösen. Kinder sind hier sehr kreativ, wenn sie Gelegenheit dazu bekommen. So wird deine Tochter kompetent im Umgang mit schwierigen Situationen. Sie lernt, sie aktiv zu lösen, ohne schreien zu müssen.

Das dauert etwas, und am Anfang ist das Kind noch verwirrt, dass Mama nicht mit einer fertigen Lösung aufwartet. Aber nach einiger Zeit kommen erste Ideen. Und nach ein paar Monaten klappt es meist schon richtig gut, du wirst sehen, das war bei uns auch so.

LG

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Re: Dem Kind Wörter schenken für Gefühle

Antwort von Maja30 am 24.09.2022, 16:11 Uhr

Vielen lieben Dank für deine tolle Antwort. Ich werde versuchen es umzusetzen.
Vielen lieben Dank

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Re: Umgang mit Wut

Antwort von Jomol am 26.09.2022, 7:25 Uhr

Für weitere Unterstützung kannst Du Dich auch an die Erziehungsberatung wenden. Gehört als eigenständiges Ding zum Jugendamt. Freunde von uns waren mit der Beratung echt glücklich. Da ging es um ein Kind, das mit 11 noch ständig mit passenden und unpassenden Gründen in Tränen ausbrach, also auch jetzt nichts von wegen schwer erziehbar oder ganz dramatisch, aber eine Vorlage zum Hänseln ist es natürlich doch.
Grüße,
Jomol

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Re: Umgang mit Wut

Antwort von Fantasielos am 26.09.2022, 9:22 Uhr

Ich kann deine Tochter da voll verstehen, auch wenn ihre Reaktion natürlich "falsch" war.

Es ist ihre Leine! Und wenn sie da fünfmal rumliegt, gehört es sich, dass andere fragen bevor sie sie nehmen. Ich hätte da die Schwester schon beim Nehmen angesprochen, ob sie ihre Schwester gefragt hat, ob sie die Leine haben darf.

Wenn sie dann zu dir kommt und ihre Gefühle äußert, nimmst du sie überhaupt nicht ernst und sagst ihr, sie soll sich nicht so haben.
Damit befeuerst du ihre Wut doch nur noch und "entwertest" ihre Gefühle. Sie fühlt sich dadurch noch machtloser, weil Mama ihr nicht hilft, und dann schlägt sie halt um sich. Das machen sich unverstanden fühlende Menschen so, die sich nicht besser zu helfen wissen.

Besser wäre es zu sagen: "Ich sehe du bist wütend, weil du nicht möchtest, dass jemand anderes mit deiner Leine spielt. Komm wir gehen hin und fragen, ob du sie wieder haben kannst."

Spricht vorher ab, was für solch ein Spielzeug gilt. Bei uns ist die Regel: Sachen, die mitgebracht werden und rumliegen, dürfen von anderen bespielt werden. Ansonsten müssen die Sachen halt weggepackt werden, dass die anderen sie nicht mehr sehen, oder bleiben gleich zu Hause

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Re: Umgang mit Wut

Antwort von Maja30 am 26.09.2022, 10:43 Uhr

Vielen Dank für deine Antwort.
Dass ich sie überhaupt nicht ernst nehme und sie sich nicht so haben soll, habe ich nicht gesagt.
Ich konnte absolut nachvollziehen, dass sie wütend war. Sie war wütend, weil jemand ungefragt ihre Leine genommen hat. Wütend darf man sein, ist man selbst ja auch mal.
Es geht mir darum WIE man damit umgeht. Sie kam an und SCHRIE mich sofort an und zerrte an der Leine, die jemand ja um hatte und haute ihre Schwester. Das ist für mich kein richtiges Verhalten.
Sie darf äussern, dass sie wütend ist, na klar, aber hätte es mit den beiden, auch gerne mit mir, auf ruhiger Weise klären sollen. Aber sie war soooo wütend, dass es nicht möglich war, ruhig mit ihr zu reden.
Sie bereut ihr Verhalten ja meist auch hinterher.
Ich möchte ihr helfen, dass, wenn sie so wütend ist, sie nicht gleich so tobt, dass keiner erstmal Zugang zu ihr hat, sondern sie einen Weg findet, ihre Wut in Zaum zu halten und man alles in Ruhe klärt.

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Re: Umgang mit Wut

Antwort von Spirit am 27.09.2022, 13:17 Uhr

Ich kann deine Tochter durchaus verstehen.
Es ist halt einfach ihre Leine und die anderen Kinder haben sich ungefragt daran vergriffen. Das würde mich auch wütend machen.

Versetz dich in diesem Beispiel mal in ihre Lage. Wie würdest du es finden wenn eines deiner Töchter z.B teueren Schmuck von dir nimmt oder teures MakeUp? Vermutlich wärst du sauer, aber DU bist erwachsen und vermutlich kein Opfer deiner eigenen Gefühle mehr, weil du im Laufe deines Lebens damit gelernt hast umzugehen.

Deine Tochter hat dies noch nicht gelernt.
Ich finde es immer schwierig wütende Kinder zum sich selbst beruhigen wegzuschicken. Das wird ggf. negativ verknüpft, ala "ich bin wütend, dieses Gefühl darf man nicht haben und deshalb muss ich weg/in meinen Zimmer gehen/alleine damit sein"

Sprich das nächste mal mit ihr, verbalisiere ihre Wut z.b. "du bist jetzt sauer, weil die einfach deine Leine genommen haben ohne zu fragen. Das verstehe ich:" Nutze hier auch nicht das Wort ABER. Das entwertet nämlich sofort dein Verständnis. Du kannst sie fragen ob sie vielleicht eine Lösung hat und wenn nicht dann hilf ihr. Biete an die Leine gemeinsam zu holen und mit den anderen Kindern zu sprechen. Sei bei ihr und unterstütze sie. Zeige ihr, dass es in Ordnung ist wütend zu sein und lebe ihr vor wie man mit diesem Gefühl richtig umgeht. Du musst sie hier verständnisvoll an die Hand nehmen und bleibe dabei selbst ganz ruhig

Es gibt auch ein tolles Buch dazu. Vielleicht ist es zu kindlich, aber meinem damals 4jährigen hat es sehr gefallen und auch geholfen. Ich musste es oft vorlesen. Es heißt "Wohin mit meiner Wu?t"

Jedes Gefühl muss gesehen werden, sonst wird man über kurz oder lang zum Opfer seiner eigenen Gefühle.

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Re: Umgang mit Wut

Antwort von alba75 am 27.09.2022, 14:10 Uhr

Für uns wirkt das mit der Leine natürlich wie eine Kleinigkeit, aber für sie ist es wohl gleichbedeutend damit, dass deine erwachsene Schwester in deine Wohnung kommt, an deinen Schrank geht und sich eines deiner Lieblingsshirts ungefragt rausnimmt, mit dem Gedanken: "Das benutzt sie ja im Moment nicht, kann ich also nehmen."

Vielleicht macht die Schwester solche Dinge öfters und es war nie ein Thema, dass dies der Jüngeren nicht recht sein könnte? Sie soll das nächste Mal fragen. Sprich mit beiden, bevor Spielzeug der anderen genommen wird, wird gefragt, das gilt für beide Seiten. Und ein "Nein" wird akzeptiert.

Manche Kinder reagieren impulsiv. "Griffel weg von meinen Sachen." Manche sind statt dessen traurig und sagen nichts obwohl es sie genauso stört und später, wenn sie groß sind, sagen sie dann, dass Bruder oder Schwester diesbezüglich übergiffig waren.

Auch unter Schulkameraden finde ich es nicht in Ordnung, wenn sich z.B. eine einfach, ohne zu fragen, einen Stift aus dem Mäppchen der anderen nimmt. Wir würde uns auch nicht ungefragt den Lippenstift aus der Handtasche nehmen lassen. Der Unterschied zwischen dein und mein sollte im Schulalter schon klar sein.

Das mit dem "nicht um die Leine streiten" hätte an beide adressiert werden sollen.

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Re: Umgang mit Wut

Antwort von Fantasielos am 30.09.2022, 22:28 Uhr

Danke für deine Antwort! Entschuldige bitte meinen sehr harschen und natürlich übertriebenen Beitrag.

Du hast da irgendetwas in mir getriggert und es war falsch, meine Erfahrungen auf dein Problem zu projezieren.
Also nochmals: Entschuldigung!

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