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Geschrieben von Butterflocke am 11.08.2011, 18:40 Uhr

großer Supersuper-Gau m. Schwiegerfamilie (erbitte Meinungen)

Hauptsächlich dient mein Beitrag dazu, dass ich es mir von der Seele schreibe....*schnauf*
(dennoch mit einer Frage verbunden....)

Ich predige ja immer, dass ein Urlaub NICHT bei den Schwiegereltern (Türkei) stattfinden sollte, sondern - wenn schon MIT Familie - zumindest auf neutralem Boden (Ferienhaus).
Leider ging das diesmal nicht, weil ich nicht jedes Jahr bereit bin, für mindestens 8 Personen ein großes Haus zu bezahlen (ganz egal, ob finanziell in der Lage oder nicht!). Also wurde gemeinsam entschieden, bei den Schwiegereltern zu verweilen.

Normalerweise wäre ich auch nicht abgeneigt, einmal woanders zu urlauben, möchte aber weder meinem Mann die Möglichkeit nehmen, seine Familie regelmäßig zu sehen (er hat nur sehr wenig Jahresurlaub) noch möchte ich meinen Kindern die Möglichkeit nehmen, diese andere Kultur und Lebensweise kennenzulernen, auch, wenn ich mit vielen Dingen nicht klar komme bzw. (ganz offen ausgesprochen und auch kindgerecht erklärt) andere Ansichten vertrete...
Es kann nur ihren Horizont erweitern, was sicherlich nicht schädlich ist. Zumindest dann nicht, wenn ihnen zu Hause das vorgelebt wird, was mein Mann und ich für wertvoll, gut und richtig halten.
Ausserdem lernen sie die Sprache und erfahren eine - wenn auch "etwas andere" - großelterliche Liebe!
Für mich ist dieses Handeln einfach die logische (bisher nicht erzwungene!) Konsequenz meiner Entscheidung, einen türkischen Mann geheiratet und mit ihm Kinder bekommen zu haben. Einen Mann, mit dem ich mich, was bestimmte evtl. "kritische Lebensbereiche" betrifft, sehr gut arrangiert habe.

Mittlerweile habe ich aber starke Zweifel und weiß nicht mehr, wie ich mich in Zukunft dieser Familie gegenüber verhalten soll und ob ich einen regelmäßigen Kontakt weiterhin ermöglichen kannn.

Folgendes (ich versuche eine Kurzfassung):
Die erwachsene! Schwester meines Mannes hat sich (wir wussten vor Antritt des Urlaubs nichts davon) genau zu der Zeit, in der wir dort zu Besuch waren, im ca. 350 km entfernten Ankara einer....sagen wir "Schönheitsoperation" (nicht medizinisch notwendig und auch nicht schlimm) unterzogen, weshalb die Eltern natürlich um ihr Wohlergehen besorgt waren.
Wir haben also angeboten, dass sie sie besuchen, was jedoch abgelehnt wurde. Sie entschlossen sich, sie lediglich nach Entlassung zusammen abzuholen, um sie im Anschluss zu Hause "gesund" zu pflegen.
Gesagt getan! Leider fiel das Abholdatum auf unseren Hochzeitstag, an dem wir einen Ausflug geplant und daher darum gebeten hatten, dass sie die Kinder betreuen.
Aber kein Problem, so etwas kann man auch einen oder zwei Tage später machen.
Die Eltern fuhren also los und sagten uns, dass sie am selben Tag(!) wieder kommen würden. Aus freien Stücken...
Wir betreuten also auch die 2 noch verbliebenen minderjährigen Kinder (unsere sowieso;-)), fuhren mit ihnen ans Meer, gingen ins Kino...usw.
Für den Folgetag reservierten wir eine "kleine Unternehmung" für uns (siehe Hochzeitstag), da wir davon ausgingen, dass sie dann tatsächlich wieder da sind.

Am Abend (gegen Mitternacht) kam dann ein Anruf aus Ankara, dass sie noch ein oder zwei Tage länger bleiben würden.
Ich war enttäuscht und verärgert, weil ich es schlichtweg unhöflich finde, den Sohn, der nur einmal im Jahr für max. 2 Wochen dort ist, alleine zu lassen bzw. ihn den Rest der Familie versorgen zu lassen. Meiner Schwägerin ging es prächtig, die Op war gut überstanden, sie ist 29 Jahre alt.
Hintergrund ist der: die Familie meines Mannes ist sehr sehr arm und könnte sich eine solche Op niemals leisten. Der einflussreiche und vermögende Onkel (Anwalt) aus Ankara hat diese Op jedoch durch seine Beziehungen ermöglicht. Also wurde ein ausführlicher Höflichkeits(Dankes)besuch abgestattet.
Nun denn....ich könnte mir auch keine Schönheits OP leisten....

In der Zeit, in der wir alleine waren, habe ich mich wirklich geärgert. Ich bin dort, weil ich die Familie zusammenbringen und zusammenhalten möchte, auch, wenn ich mich dort nicht immer wohl fühle: andere Kultur, andere Sitten, andere (große und mir völlig fremde!) Erwartungen, ein Haus ohne Dach, ohne warmes Wasser, ohne Heizung.... in einem völlig abgelegenen und streng gläubigen Dorf in der Umgebung Istanbuls!
Das Gebetsgejaule aus der naheliegenden Moschee ruft in mir zu jeder Tages- und Nachtzeit ein schrecklich unwohles, fast beängstigendes Gefühl hervor....
Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen.
Man kann die Situation und das Leben dort nicht annähernd mit einem Urlaub in Bodrum oder Antalya vergleichen.

Nun gut....
Mein Mann war übrigens ebenso verärgert, hat es aber NIE gelernt und auch noch nie "versucht", seinen Eltern gegenüber Kritik (auch nur ansatzweise) zu üben. So etwas GEHT schlichtweg nicht in der Türkei. Vielleicht auch nur in dieser Familie....(?).
Ältere Personen, insbesondere Verwandte sind BLIND zu respektieren, was bedeutet, dass man alles in Kauf nimmt, was sie wünschen und entscheiden.
Mein Mann hat hier zwar schon geschickte Mittelwege gefunden (grundsätzlich sind es auch keine schlechten Menschen!), aber offene Kritik bzw. Mißgefallen am Verhalten des Vaters (die Mutter ist nur schmückendes Beiwerk und trifft in der Regel keine Entscheidungen) wurde noch NIE geäußert.

Nun aber war mein Mann so verärgert, dass er genau DAS tat.
Er sprach nach Anfunft mit seinem Vater vernünftig und ruhig über seine Gefühle und seine Enttäuschungen, auch, weil in der Vergangenheit immer wieder Dinge vorgefallen sind, die man HIER für unhöflich halten würde. Es würde jetzt zu weit führen, alles zu erklären.
Eigentlich war das aber nur die Spitze eines kleinen Eisberges....

Ergebnis war eine zu erwartende, aber dennoch ungeahnt groß ausgefallene Eskalation, die uns dazu bewog, den Heimflug umzubuchen, so dass wir nun eine Woche früher als geplant zurückflogen.

Die Argumente des Vaters schockierten mich so sehr, dass ich nun nicht mehr weiß, ob ich diesen Menschen jemals wieder begegnen möchte.
Ansich habe ich mir immer eingebildet, dass ICH aufgrund meines Horizonts verpflichtet bin, die Kultur zu respektieren. Einfach, weil ich eher dazu in der Lage bin.
Folgende Vorwürfe kamen also vom Vater:

1. Eigentlich hätte mein Mann seine Schwester mit uns allen besuchen müssen (er hatte auch angeboten, seine Eltern zu fahren, allerdings ohne mich und die Kinder, da wir einfach fanden, dass die Schwester nicht schwer krank ist und wir unseren Kindern diese Strapaze nicht zumuten wollten!)

2. Eigentlich hätten wir auch nicht mit unseren Kindern ans Meer fahren, ins Kino oder aufs Volksfest gehen dürfen, da es respektlos ist, dies zu tun, wenn ein Familienmitglied im Krankenhaus ist. Das Argument meines Mannes, dass er nur 20 Tage Urlaub von einer das ganze Jahr über durchschnittlichen 45 bis 50 Stunden-Woche hat und diesen auch entsprechend "erholsam" verbringen möchte, fand er arrogant und egoistisch. (Da die Schwester aber nicht KRANK und die Op auch gut verlaufen war, fanden wir es durchaus ok, den Eltern lediglich den Begleitservice meines Mannes anzubieten.)

3. Eigentlich hätten wir jedes Jahr anbieten müssen, bei der im August stattfindenden Nussbaum-Ernte (äußerst kräftezehrend) mitzuhelfen, statt einfach Urlaub zu machen.

4. Eigentlich hätten wir jedes Jahr sämtliche Verwandtschaft besuchen müssen, um ihnen unseren Respekt zu zeigen. Mein Mann hat sich dagegen aber immer ausdrücklich gewehrt, da zu all diesen entfernten 150.000 Verwandten sowieso kein Kontakt besteht und unsere gesamte Urlaubszeit damit hinüber wäre.

5. Eigentlich müssten wir viel mehr finanzielle Hilfe gewähren (kam nur als Andeutung, aber dennoch). Wir tun das zwar, allerdings nicht in dem Maße, wie die noch unverheiratete und kinderlose Schwester meines Mannes, die die Hälfte ihres Gehaltes abgibt.
Mein Mann hilft immer in Notsituationen (wir schicken dann Geld), ist aber der Ansicht, dass er ansonsten für UNS und die Zukunft SEINER Kinder schuftet!

6. Wir sind keine "Gäste", sondern Sohn und Tochter und müssen ihm Respekt zollen, statt selbigen zu fordern. Mein Mann erklärte ihm dann, dass er sich mit ihm auf Augenhöhe befindet und durchaus ebensolchen Respekt von ihm erwartet.

ICH wurde dann auch noch "versteckt" angegriffen und meinem Mann wurde vorgeworfen, seine Kultur vergessen zu haben, woraufhin ER antwortete, dass sich lediglich sein Horizont um wertvolle Lebenserfahrung und Ansichten erweitert habe!
ICH konnte mir durch den versteckten Angriff auf mich dann aber auch nicht verkneifen, meinen sowieso schon sehr aufgebrachten Mann dazu zu nötigen, dem Vater mitzuteilen, dass ich keineswegs gewillt bin, in meinem Urlaub die männlichen Familienmitglieder oder Nachbarn zu bedienen, so wie es die Mehrheit der Haussklavinnen in der Türkei tun müssen.
Herrje....das war dann zuviel: der Familienrat wurde einberufen und das Ende einer zwar mit Anstand, aber dennoch sehr emotional geführten Diskussion war ein Nervenzusammenbruch meiner Schwiegermutter, die sich hysterisch brüllend auf den Boden warf und dann sogar mit dem Notarzt ins Krankenhaus gebracht werden musste, weil ihr Blutdruck gefährlich hoch war.
Nun war unsere "Schuld" selbstverständlich perfekt...........

Ich könnte noch weiter erzählen, auch von den Hintergründen meines Handelns und meiner Gründe, dort immer wieder hinzufahren, aber ich bin schon jedem dankbar, der es überhaupt bis hier her geschafft hat.........

Was soll ich nun tun?
Mein Mann ist natürlich am Boden, macht sich Sorgen um seine Mutter (die mittlerweile aber wieder zu Hause ist) und ist noch immer verärgert über seinen Vater, der aber aufgrund seines Alters keineswegs mehr bekehrt werden kann.
Sein Horozont wird sich nicht mehr erweitern, das kann man nicht erwarten.
Andererseits ist es uns (MIR) unmöglich, nach diesen Vorkommnissen weiterhin dort Urlaub zu machen. Ohne uns möchte mein Mann dort aber auch nicht mehr hinfahren. So tun, als wäre nichts gewesen, entspricht zwar durchaus der Mentalität meiner Schwiegerfamilie, wäre aber für mich nicht machbar.........

LG

 
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