Forum Aktuell

Aktuelles und Neuigkeiten

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von Hase67 am 29.12.2019, 14:25 Uhr

Ich muss mich schon über die Eindimensionalität (oder keine Ahnung, wie ich das ...

Kleine, persönliche Ergänzung von meiner Seite:

Ich habe mich als Teenager mit meinem Vater überworfen, der als Elektroingenieur bei Thyssen Henschel war. Ich habe mich mit ihm überworfen, weil er Präzisionsfernrohre und Roboterarme für die Rüstungsindustrie konstruiert hat. Ich war wie viele in den 80er Jahren friedensbewegt, habe an Demos gegen die Startbahn West und gegen Atomkraft teilgenommen, war für erneuerbare Energien.

Mein Vater war persönlich beleidigt wegen meiner Kritik und meinte, ich könne ja ausziehen und zusehen, von welchem Geld ich mein Essen bezahle, wenn ihm das Geld, das er in dieser Firma verdiene, nicht "sauber" genug sei. So ähnlich ist die Kritik heute an FfF auch. Die Jugendlichen werden mundtot gemacht, weil sie ja keine Ahnung hätten, nur die Vorteile abschöpfen würden, aber die "größeren Zusammenhänge" nicht kapieren würden.

Das Problem ist nur: Die Jugendlichen haben trotzdem Recht. Und ich hatte auch Recht mit meiner Kritik. Sie war nur unangenehm und hat meinen Vater persönlich getroffen. Mein Vater hätte das damals zum Anlass nehmen können, selbst seine Position zu reflektieren und sich mit mir richtig auseinanderzusetzen. Nicht, indem er sofort seinen Job kündigt, sondern indem er mir erklärt, wie es dazu gekommen ist. Oder erklärt, für welche Bereiche diese Technologie, die er entwickelt, auch noch gebraucht wird. Oder mir klarzumachen, dass es mit seiner Spezialisierung schwierig ist, in einem anderen Bereich Fuß zu fassen. Dann hätte ein konstruktives Gespräch stattgefunden, und vielleicht hätte er sich auch mit sich selbst und seiner eigenen Haltung dazu auseinandergesetzt - und möglicherweise auch Alternativen angedacht. Und selbst wenn er sie nicht angedacht hätte, so wäre doch unser gegenseitiger Respekt für die Position des anderen gewachsen.

So, wie es gelaufen ist, bin ich heute noch der Meinung: Mein Vater war beleidigt, fühlte sich in seinem persönlichen Lebensentwurf kritisiert und hat womöglich damals, als er den Job übernommen hat, gar nicht so weit gedacht. Und wollte mich gern auf der Position des kleinen Mädchens, das bewundernd zu ihm aufschaut und lieber nicht nachfragt, belassen. Statt sich mit einem erwachsen werdenden Menschen auf Augenhöhe auseinanderzusetzen. Dabei verlieren beide. Ich habe meinen Vater dann damit in Ruhe gelassen, ihn aber für seine Haltung verachtet. Und er fand mich "frech und unverschämt" und hat mir das später heimgezahlt, indem er meinte, ich müsste ja auch gar nicht studieren, das würde mir sowieso nur Flausen in den Kopf setzen. Und hat mir dementsprechend die Ausbildungsunterstützung gekürzt.

Ganz ähnlich läuft doch auch die Debatte zwischen Großeltern- oder Elterngeneration und den ums Klima besorgten Jugendlichen doch auch oft ab. Was die Großeltern- und Elterngeneration dabei aber ausblendet: Wenn in den nächsten zehn Jahren nicht massive Änderungen vorgenommen werden (also wenn alle mitmachen UND die Politik sofort die Weichen dafür stellt), wird die Lebensperspektive schon für die Generation unserer Kinder eine ganz andere sein. Und wer glaubt, 2015 sei die "große Flüchtlingskatastrophe" gewesen, die den Wohlstand bedroht, auf den nur wir hier in Mitteleuropa ein Anrecht haben, der kann sich ja schon mal überlegen, mit welchen Mitteln er die Klimaflüchtlinge aufhalten möchte, deren Heimat unbewohnbar geworden ist. Ich kann schon mal verraten, dass die EU-Außengrenze mit Passkontrollen da keine praktikable Lösung sein wird.

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge

Anzeige

Erfurt

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.