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Geschrieben von Tonic2108 am 25.11.2015, 8:38 Uhr

Interessanter Artikel zum Thema Terrorismus/Gewalt

Hallo zusammen,
heute habe ich in der Zeitung einen super interessanten Artikel gelesen, ein Interview mit Jörg da Baberowski, ein Historiker an der Humboldt Universität in Berlin. Leider gibt es keinen Link, vielleicht kann ich den morgen noch nachreichen, die Zeitung ist von heute.

Ich möchte ein paar Stellen zitieren, weil ich finde, dass er die momentane Terror-Situation und unsere Politik sehr sehr gut beurteilt.

Frage: Sie schreiben in Ihrem Buch, das es die westlichen Gesellschaften nicht mehr gewöhnt sind, mit solche Art von Gewalt umzugehen. Merkt man das auch an den Reaktionen auf die jüngsten Attentate?

Baberowski: Ich fand es fatal, dass Frau Merkel zu den Franzosen gesagt hat: "wir weinen mit Ihnen". Wer so reagiert, wird von den Terroristen als Schwächling verachtet. Wir wissen nicht mehr was absolute Gewalt ist und welches Macht-Gefühl sie vermitteln kann. Sich hin zu stellen und zu sagen, man könne Terror nicht bekämpfen und sei völlig machtlos, wie das etwa der Außenminister getan hat, ist eine offene Kapitulationserklärung.

Frage: Und wie bekämpft man Gewalt und Terror effektiv: Auge um Auge,Zahn um Zahn?

Baberowski: ja. Wir müssen laut und deutlich erklären: die Werte der Aufklärung, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die Trennung von Kirche und Staat, die freie Meinungsäußerung- all das ist uns heilig. Wir verteidigen diese Werte mit aller Macht, und wer sie mit Füßen tritt, wird außer Landes gebracht....
Wir müssen laut und deutlich sagen, dass wir Leute, die die Werte der Aufklärung ablehnen, hier nicht haben wollen...
Europa ist eine Erfolgsgeschichte, und wir sind dabei, das zu verspielen. Die Gegner dieser Werte verachten uns dafür, dass wir inzwischen Verständnis für alles und jeden haben.

Frage: sind wir uns diese Freiheitswerte überhaupt noch bewusst oder haben wir deren Ausverkauf nicht viel zu lange zugelassen?

Baberowski: viele sind gleichgültig, weil ihnen diese Werte selbstverständlich scheinen. Wenn Männer sich weigern, Frauen die Hand zu geben, nur weil sie Frauen sind, oder wenn sie erklären dass unsere Rechtsordnung sie einen Dreck interessiert, müssen wir ihnen sagen dass wir das hier nicht akzeptieren. Doch das tun wir nicht. Solange es den Menschen gut geht und sie in ihren Nischen ihren Latte Macchiato trinken können, interessieren Sie sich nicht für die Grundlagen unserer Ordnung...

Frage: Sie haben die Bundesregierung hat kritisiert für ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik. Was werfen Sie der Kanzlerin konkret vor?

Baberowski: zum einen werfe ich ihr vor, dass sie die Grenzen geöffnet hat ohne das Parlament zu fragen. Und ich werfe ihr vor, dass sie erklärt hat, es gäbe keine Obergrenze und jeder könnte kommen, weiß ich das gar nicht verhindern lassen. Das ist dummes Zeug. Jedes Land kann seine Grenzen sichern, und die anderen Länder in Europa tun das auch. Was unsere Bundesregierung tut, ist eine Naivität sondergleichen. Natürlich muss man sich um die Flüchtlinge kümmern, die nach Europa kommen. Aber solange wir erklären, alle seien bei uns willkommen, haben die anderen europäischen Länder leichtes Spiel, sich diesem Problem gar nicht zu stellen.
Eine europäische Lösung kriegt Frau Merkel nur hin, wenn Sie die Grenzen schließt, weil dann das Problem so groß wird, dass die anderen europäischen Länder mitmachen müssen. Wir hören immer nur, unsere Regierung könne nichts tun. Das Problem wird bisher nur technisch gelöst. Dafür gibt es einen Beamtenstab. Ich brauche keine Regierung, die nichts kann. Die Politik hat diese Aufgabe grundsätzlich zu lösen, im Augenblick wird sie nicht gelöst. Mit dem Kampf gegen den Terror ist es genauso: man erklärt, dagegen könne man nichts tun, und weint zusammen. Das Versagen der deutschen Politik ist dramatisch.

Ausschnitt aus dem Interview der Esslinger Zeitung vom 25. November.

Endlich mal jemand, der die Lage richtig erfasst.

Tonic

 
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