jetzt muß ich mal blöd fragen....betr. bildzeitung

Es war 2007. Ein normaler Feierabend und ich stand an der Haltestelle meiner Straßenbahn. Dort hatte man im Laufe des Tages eine Vermisstenanzeige aufgehängt. Ein 14 Jahre altes Mädchen wurde zuletzt in der Linie gesehen, mit der ich täglich fahre. Die Überwachungskamera zeigten sie, wie sie nur drei Haltestellen später ausstieg und war dann verschwunden. In der Bahn hingen ebenfalls die Anzeigen. Als Tochter-Mutter hat man gleich dieses üble Gefühl in der Magengegend. Relativ schnell stelte sich heraus, dass es sich nicht um ein problematisches Elternhaus handelte und kein klassisches Ausbüchsen war. Mit jedem Tag stieg die Gewissheit, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste.

Das Mädchen wurde fünf Tage später nur 150 m vom Elternhaus entfernt aufgefunden, vergewaltigt und brutalst ermordet. Die Such-Plakate waren plötzlich verschunden und ich weiß noch, dass ich damals einfach nur weinte. Es war so nah, jeden Tag die Suchanzeige vor Augen und mit einem Schlag die Hoffnung vernichtet.

Dann konnte man die Schlagzeilen dieses Käseblattes lesen, an jeder Haltestellte stehen die Zeitunskästen und man kann sich nur schwer den Schlagzeilen entziehen. Die hatten neben Vermutungen alles mögliche parat, sowohl Zeugen und auch schon Täter, während die seriösen Zeitungen sich bedeckt hielten. Die Polizei hatte seinerzeit die Medien mehrfach aufgefordert, sich zurück zu halten, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
Doch Bild musste immer weiter berichten. Meine Wut ist mit jeder effekthaschenden Schlagezeile gestiegen. Die hätten sich nach erfolgreichem Abschluss darüber auslassen können bis zum Abwinken, aber die haben massiv die Ermittlungen gefährdet nur um die Auflage zu steigern.
Der Täter konnte gefasst werden, aber dieses Schmutzblatt darf man mir nicht mal in den Briefkasten stecken, wenn die kostenlos verteilt werden.
Ich empfinde tiefste Verachtung für diese Form von Journalismus.